„Tetrabenazin“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Pharmakodynamik: Korrektur des Links "VMAT"
K Linkfix, Bibdaten
Zeile 27: Zeile 27:
| Löslichkeit = * nahezu unlöslich in kaltem Wasser <small>(Tetrabenazin·Hydrochlorid)</small><ref name="sigma" />
| Löslichkeit = * nahezu unlöslich in kaltem Wasser <small>(Tetrabenazin·Hydrochlorid)</small><ref name="sigma" />
* löslich in [[DMSO]]<ref name="sigma" />
* löslich in [[DMSO]]<ref name="sigma" />
* löslich in heißem Wasser, unlöslich in Aceton <small>(Tetrabenazin)</small><ref>Orphan: [http://www.orphan.com.au/file_upload/Tetrabenazine_PI.pdf Tetrabenazine Tablets] (PDF-Datei; 111&nbsp;kB).</ref>
* löslich in heißem Wasser, unlöslich in Aceton <small>(Tetrabenazin)</small><ref>Orphan: {{Webarchiv |url=http://www.orphan.com.au/file_upload/Tetrabenazine_PI.pdf |wayback=20140125000446 |text=Tetrabenazine Tablets}} (PDF-Datei; 111&nbsp;kB).</ref>
* löslich in [[Ethanol]], [[Chloroform]], [[tert-Butylmethylether]] und [[Diethylether]].<ref>MHRA: [http://www.mhra.gov.uk/home/groups/par/documents/websiteresources/con093923.pdf Public Assessment Report] (PDF-Datei; 541&nbsp;kB).</ref>
* löslich in [[Ethanol]], [[Chloroform]], [[tert-Butylmethylether]] und [[Diethylether]].<ref>MHRA: [http://www.mhra.gov.uk/home/groups/par/documents/websiteresources/con093923.pdf Public Assessment Report] (PDF-Datei; 541&nbsp;kB).</ref>
| Quelle GHS-Kz = <ref name="sigma">{{Sigma-Aldrich|SIGMA|T2952|Datum=23. Oktober 2016|Name=Tetrabenazine}}</ref>
| Quelle GHS-Kz = <ref name="sigma">{{Sigma-Aldrich|SIGMA|T2952|Datum=23. Oktober 2016|Name=Tetrabenazine}}</ref>
Zeile 42: Zeile 42:


== Klinische Wirkung ==
== Klinische Wirkung ==
Tetrabenazin wird eingesetzt, um [[Hyperkinese]]n (insbesondere [[Chorea (Medizin)|Chorea]] und [[Dystonie]]) zu reduzieren.<ref>PMID 16466307.</ref> Hier sind vor allem zu nennen:
Tetrabenazin wird eingesetzt, um [[Hyperkinese]]n (insbesondere [[Chorea (Medizin)|Chorea]] und [[Dystonie]]) zu reduzieren.<ref>{{Literatur |Autor=C. Kenney, J. Jankovic |Titel=Tetrabenazine in the treatment of hyperkinetic movement disorders |Sammelwerk=Expert Review of Neurotherapeutics |Band=6 |Nummer=1 |Datum=2006 |Seiten=7–17 |DOI=10.1586/14737175.6.1.7 |PMID=16466307}}</ref> Hier sind vor allem zu nennen:
* Chorea Huntington
* Chorea Huntington
* [[Tourette-Syndrom]]
* [[Tourette-Syndrom]]
Zeile 52: Zeile 52:
== Pharmakologie ==
== Pharmakologie ==
=== Pharmakodynamik ===
=== Pharmakodynamik ===
Tetrabenazin (Kürzel TBZ) wirkt als [[Potenz (Pharmakologie)|potenter]] [[Vesikulärer Monoamintransporter|VMAT]]-Hemmer.<!--vorwiegend Typ2--><ref name="GZ 2006">Guangrong Zheng et al. (2006): ''Vesicular Monoamine Transporter 2: Role as a Novel Target for Drug Development'', AAPSJ. [http://www.aapsj.org/view.asp?art=aapsj080478 Volltext].</ref> Von klinischer Bedeutung ist seine Eigenschaft, die [[Dopamin]]-Ressourcen im [[Zentralnervensystem|ZNS]] zu verarmen und damit dessen Verfügbarkeit als [[Neurotransmitter]] im synaptischen Spalt zu reduzieren. In seiner VMAT inhibitierenden Eigenschaft ähnelt TBZ dem [[Reserpin]], wenngleich der Wirkmechanismus im Detail<!-- unterschiedliche Andockstellen am VMAT--> nicht identisch zu sein scheint.<ref name="GZ 2006" /> Die stärkste VMAT-Affinität hat das [[Stereoisomer]] mit (3''R'',11b''R'')-[[Konfiguration (Chemie)|Konfiguration]]. Zusätzlich wirkt TBZ als [[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonist]] von [[Dopamin-Rezeptor]]en.<ref name="GZ 2006" /> [[Kohlenstoff#Isotope|<sup>11</sup>C]]-<!--Methoxygruppe-->markiertes TBZ kann als [[Positronen-Emissions-Tomographie|PET]]-[[Radioligand]] verwendet werden.<!--GZ 2006-->
Tetrabenazin (Kürzel TBZ) wirkt als [[Potenz (Pharmakologie)|potenter]] [[Vesikulärer Monoamintransporter|VMAT]]-Hemmer.<!--vorwiegend Typ2--><ref name="GZ 2006">{{Literatur |Autor=Guangrong Zheng, Linda P. Dwoskin, Peter A. Crooks |Titel=Vesicular monoamine transporter 2: Role as a novel target for drug development |Sammelwerk=AAPS Journal |Band=8 |Nummer=4 |Datum=2006 |Seiten=E682–E692 |DOI=10.1208/aapsj080478 |PMC=2751365 |PMID=17233532}}</ref> Von klinischer Bedeutung ist seine Eigenschaft, die [[Dopamin]]-Ressourcen im [[Zentralnervensystem|ZNS]] zu verarmen und damit dessen Verfügbarkeit als [[Neurotransmitter]] im synaptischen Spalt zu reduzieren. In seiner VMAT inhibitierenden Eigenschaft ähnelt TBZ dem [[Reserpin]], wenngleich der Wirkmechanismus im Detail<!-- unterschiedliche Andockstellen am VMAT--> nicht identisch zu sein scheint.<ref name="GZ 2006" /> Die stärkste VMAT-Affinität hat das [[Stereoisomer]] mit (3''R'',11b''R'')-[[Konfiguration (Chemie)|Konfiguration]]. Zusätzlich wirkt TBZ als [[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonist]] von [[Dopamin-Rezeptor]]en.<ref name="GZ 2006" /> [[Kohlenstoff#Isotope|<sup>11</sup>C]]-<!--Methoxygruppe-->markiertes TBZ kann als [[Positronen-Emissions-Tomographie|PET]]-[[Radioligand]] verwendet werden.<!--GZ 2006-->


=== Pharmakokinetik ===
=== Pharmakokinetik ===
TBZ unterliegt einem starken [[First-Pass-Effekt]]. Der aktive Haupt[[metabolit]] ist das Hydroxy-Analogon Dihydrotetrabenazin (DTBZ).<ref>Vergl. [[Biochem Pharmacol]]. 1966;15:645–655.</ref>
TBZ unterliegt einem starken [[First-Pass-Effekt]]. Der aktive Haupt[[metabolit]] ist das Hydroxy-Analogon Dihydrotetrabenazin (DTBZ).<ref>{{Literatur |Autor=D. E.Schwartz, H. Bruderer, J. Rieder, A. Brossi |Titel=Metabolic studies of tetrabenazine, a psychotropic drug in animals and man |Sammelwerk=[[Biochemical Pharmacology]] |Band=15 |Nummer=5 |Datum=1966 |Seiten=645–655 |DOI=10.1016/0006-2952(66)90031-1}}</ref>


== Derivate ==
== Derivate ==
Im März 2017 wurde von der [[FDA]] deuteriertes Tetrabenazin ([[Deutetrabenazin]]) der Firma [[Teva Pharmaceutical Industries|Teva]] zugelassen. Dieses hat bis auf eine verlängerte Wirksamkeit dieselben Eigenschaften.<ref>{{Literatur|Titel=[http://blogs.sciencemag.org/pipeline/archives/2017/04/04/the-first-deuterated-drug-arrives The First Deuterated Drug Arrives]|Autor=Derek Lowe|Sammelwerk=In the Pipeline (Science)|Datum=2017-04-04}}</ref>
Im März 2017 wurde von der [[FDA]] deuteriertes Tetrabenazin ([[Deutetrabenazin]]) der Firma [[Teva Pharmaceutical Industries|Teva]] zugelassen. Dieses hat bis auf eine verlängerte Wirksamkeit dieselben Eigenschaften.<ref>{{Literatur |Autor=Derek Lowe |Titel=The First Deuterated Drug Arrives |Sammelwerk=In the Pipeline (Science) |Datum=2017-04-04 |Online=[http://blogs.sciencemag.org/pipeline/archives/2017/04/04/the-first-deuterated-drug-arrives online]}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Salsolin]]


== Handelsnamen ==
== Handelsnamen ==

Version vom 23. Dezember 2017, 08:28 Uhr

Strukturformel
Strukturformel von Tetrabenazin
(R,R)-Isomer (oben) und (S,S)-Isomer (unten)
Allgemeines
Freiname Tetrabenazin
Andere Namen

(RR,SS)-1,3,4,6,7,11b-Hexahydro-9,10-dimethoxy-3-(2-methylpropyl)-2H-benzo[a]chinolin

Summenformel
  • C19H27NO3 (Tetrabenazin)
  • C19H27NO3·HCl (Tetrabenazin·Hydrochlorid)
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 58-46-8 (Tetrabenazin)
  • 2105-47-7 (Tetrabenazin·Hydrochlorid)
PubChem 6018
Wikidata Q413050
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N07XX06

Eigenschaften
Molare Masse 317,43 g·mol−1 (Tetrabenazin)
Schmelzpunkt
  • 125–126 °C (Tetrabenazin) [1]
  • 208–210 °C (Tetrabenazin·Hydrochlorid) [1]
Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Achtung

H- und P-Sätze H: 302
P: keine P-Sätze[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Tetrabenazin ist ein Arzneistoff, der in Deutschland seit 2007 und in Österreich seit 2010 für die Behandlung der Chorea Huntington und von mittelschweren bis schweren Spätdyskinesien zugelassen ist, und bereits davor als so genanntes Orphan-Arzneimittel für die Behandlung dieser und einiger weiterer seltener Bewegungsstörungen verordnet wurde bzw. wird. In Deutschland, Dänemark und Kanada wird es unter dem Markennamen Nitoman, in der Schweiz Xenazine, vertrieben. Entwickelt wurde es in den 1950er Jahren. Seine Wirkung entfaltet es über die Förderung des frühen Stoffwechselabbaus des Neurotransmitters Dopamin. Genauer formuliert leert es die präsynaptischen Dopaminspeicher.

Klinische Wirkung

Tetrabenazin wird eingesetzt, um Hyperkinesen (insbesondere Chorea und Dystonie) zu reduzieren.[5] Hier sind vor allem zu nennen:

Die Dosiseinstellung sollte langsam einschleichend erfolgen. Die gleichzeitige Einnahme von MAO-Hemmern ist kontraindiziert.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Tetrabenazin (Kürzel TBZ) wirkt als potenter VMAT-Hemmer.[6] Von klinischer Bedeutung ist seine Eigenschaft, die Dopamin-Ressourcen im ZNS zu verarmen und damit dessen Verfügbarkeit als Neurotransmitter im synaptischen Spalt zu reduzieren. In seiner VMAT inhibitierenden Eigenschaft ähnelt TBZ dem Reserpin, wenngleich der Wirkmechanismus im Detail nicht identisch zu sein scheint.[6] Die stärkste VMAT-Affinität hat das Stereoisomer mit (3R,11bR)-Konfiguration. Zusätzlich wirkt TBZ als Antagonist von Dopamin-Rezeptoren.[6] 11C-markiertes TBZ kann als PET-Radioligand verwendet werden.

Pharmakokinetik

TBZ unterliegt einem starken First-Pass-Effekt. Der aktive Hauptmetabolit ist das Hydroxy-Analogon Dihydrotetrabenazin (DTBZ).[7]

Derivate

Im März 2017 wurde von der FDA deuteriertes Tetrabenazin (Deutetrabenazin) der Firma Teva zugelassen. Dieses hat bis auf eine verlängerte Wirksamkeit dieselben Eigenschaften.[8]

Handelsnamen

Monopräparate

Nitoman (D), Xenazine (CH), Tetmodis (A)

Einzelnachweise

  1. a b The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1580, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. a b c d Datenblatt Tetrabenazine bei Sigma-Aldrich (PDF).Vorlage:Sigma-Aldrich/Abruf nicht angegeben
  3. Orphan: Tetrabenazine Tablets (Memento vom 25. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 111 kB).
  4. MHRA: Public Assessment Report (PDF-Datei; 541 kB).
  5. C. Kenney, J. Jankovic: Tetrabenazine in the treatment of hyperkinetic movement disorders. In: Expert Review of Neurotherapeutics. Band 6, Nr. 1, 2006, S. 7–17, doi:10.1586/14737175.6.1.7, PMID 16466307.
  6. a b c Guangrong Zheng, Linda P. Dwoskin, Peter A. Crooks: Vesicular monoamine transporter 2: Role as a novel target for drug development. In: AAPS Journal. Band 8, Nr. 4, 2006, S. E682–E692, doi:10.1208/aapsj080478, PMID 17233532, PMC 2751365 (freier Volltext).
  7. D. E.Schwartz, H. Bruderer, J. Rieder, A. Brossi: Metabolic studies of tetrabenazine, a psychotropic drug in animals and man. In: Biochemical Pharmacology. Band 15, Nr. 5, 1966, S. 645–655, doi:10.1016/0006-2952(66)90031-1.
  8. Derek Lowe: The First Deuterated Drug Arrives. In: In the Pipeline (Science). 4. April 2017 (online).