„Transitive Hülle (Menge)“ – Versionsunterschied

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Die '''transitive Hülle''' einer Menge <math>x</math> (oft mit <math>TC(x)</math> für ''transitive closure'' bezeichnet) ist die kleinste Obermenge von <math>x</math>, die [[Transitive Menge|transitiv]] ist. Die Existenz und Eindeutigkeit lassen sich in [[Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre|ZF]] (das [[Auswahlaxiom]] ist dafür nicht notwendig) beweisen. Maßgeblich gehen dabei das [[Ersetzungsaxiom|Ersetzungsschema]] und [[Unendlichkeitsaxiom]] ein. Da <math>TC(x)</math> die kleinste transitive Obermenge von <math>x</math> ist, gilt <math>TC(x)=x</math> genau dann, wenn <math>x</math> transitiv ist.
Die '''transitive Hülle''' einer Menge <math>X</math> (oft mit <math>TC(X)</math> für ''transitive closure'' bezeichnet) ist die kleinste Obermenge von <math>X</math>, die [[Transitive Menge|transitiv]] ist. Die Existenz und Eindeutigkeit lassen sich in [[Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre|ZF]] (das [[Auswahlaxiom]] ist dafür nicht notwendig) beweisen. Maßgeblich gehen dabei das [[Ersetzungsaxiom|Ersetzungsschema]] und [[Unendlichkeitsaxiom]] ein. Da <math>TC(X)</math> die kleinste transitive Obermenge von <math>X</math> ist, gilt <math>TC(X)=X</math> genau dann, wenn <math>X</math> transitiv ist.


==Konstruktion==
==Konstruktion==
Durch Induktion über <math>\mathbb{N}</math> lässt sich zeigen, dass eine Funktion <math>f</math> mit <math>\operatorname{dom}(f)=\mathbb{N}</math> existiert, die
Durch Induktion über <math>\mathbb{N}</math> lässt sich zeigen, dass für jede Menge <math>X</math> eine Funktion <math>f_X</math><ref name=adhoc><math>f_X, M_X</math> snd ad-hoc-Bezeichnungen</ref> mit <math>\operatorname{dom}(f_X)=\mathbb{N}_0</math> existiert, die
*<math>f(0)=x</math>
*<math>f_X(0)=X</math>
*<math>\forall n\in\mathbb{N}: f(n+1)=\bigcup f(n)</math>
*<math>\forall n\in\mathbb{N}_0: f_X(n+1)=\bigcup f_X(n)</math>
erfüllt. Das Ersetzungsschema sichert nun die Existenz der Menge
erfüllt. Das Ersetzungsschema sichert nun die Existenz der Menge
:<math>M:=\{f(n)|n\in\mathbb{N}\}</math>
:<math>M_X:=\{f_X(n)|n\in\mathbb{N}_0\}</math><ref name=adhoc />
und aufgrund des [[Vereinigungsaxiom]]s<ref group="A">Das Vereinigungsaxiom wurde natürlich schon vorher zum Existenzbeweis der Funktion <math>f</math> benötigt.</ref> existiert
und aufgrund des [[Vereinigungsaxiom]]s<ref group="A">Das Vereinigungsaxiom wurde natürlich schon vorher zum Existenzbeweis der Funktion <math>f_X</math> benötigt.</ref> existiert
:<math>\bigcup M</math>,
:<math>\bigcup M_X</math>,
welchem man schnell die von <math>TC(x)</math> geforderten Eigenschaften nachweist. Es gilt also
welchem man schnell die von <math>TC(X)</math> geforderten Eigenschaften nachweist. Es gilt also
:<math>TC(x)=\bigcup_{n\in\mathbb{N}} f(n)</math>.
:<math>TC(X)=\bigcup_{n\in\mathbb{N}_0} f_X(n)</math>.

==Bemerkungen==
Es wird hier eine iterierte Megenvereinigung definiert, nämlich
:<math>f_X(n) = {\bigcup}^n X</math>,&nbsp; speziell <math>X=\{x|x \in X\},\ \;\bigcup X = \{x|(\exist y \in X) x \in y\}</math>.
Fasst man die Element-Relation <math>\in</math> als homogene Relation auf, dann steht auf der rechten Seite gerade die ''n''-fache Verkettung von <math>\in</math> mit sich selbst, also deren ''n''. Potenz <math>{\in}^n</math> (siehe [[Relation (Mathematik)#Homogene Relationen|Relation §Homogene Relationen]]: Potenzen).<!-- die Elementketten spielen auch beim [[Fundierungsaxiom]] eine Rolle--> Damit kann weiter vereinfacht werden zu
:<math>f_X(n) = {\bigcup}^n X = \{x|x {\in}^{n+1} X\}</math>, sowie
:<math>M_X = \{ {\bigcup}^n X|n \in \N_0\} = \{ X, \bigcup X, \bigcup \bigcup X, \bigcup \bigcup \bigcup X, \bigcup \bigcup \bigcup \bigcup X, \ldots \}</math>.
Die transitive Hülle wird dann zu
:<math>TC(X) = \bigcup M_X = \bigcup_{n=1}^\infty \{y|y\in^n X\} = \bigcup_{n=0}^\infty {\bigcup}^n X</math>.<ref>Mit <math>\in</math> aufgefasst als homogene Relation und <math>{\in}^+ := \textstyle\bigcup_{n\in{\N}} {\in}^n</math> lässt sich die transitive Hülle auch noch verstehen als
:<math>TC(X) = \{y|y {\in}^+ X\}</math>.
Siehe z.&nbsp;B. G. O'Regan: <math>R^* := \textstyle\bigcup_{n\in{\N_0}} R^n,\ \;R^+ := \textstyle\bigcup_{n\in{\N}} R^n</math> für homogene Relationen <math>R</math>, {{Literatur
|Autor=Gerard O’Regan
|Titel=[http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/9783319445601-c2.pdf?SGWID=0-0-45-1588706-p180199599 Guide to Discrete Mathematics. Sets, Relations and Functions]
|Reihe=Texts in Computer Science (TCS)
|Verlag=Springer International Publishing
|Ort=Schweiz
|Datum=2016
|Seiten=25–51
|Online=
|Format=PDF
|KBytes=1000
|DOI=10.1007/978-3-319-44561-8_2}} Seite 39.</ref>


==Anwendung==
==Anwendung==
In vielen Beweisen in der [[Mengenlehre]] braucht man für ein bestimmtes Argument die Transitivität einer Menge. Kann man zusätzlich zeigen, dass die Aussage für eine Menge <math>x</math> gilt, wenn man eine Obermenge <math>y\supseteq x</math> findet, für die sie gilt, so bietet es sich an, von <math>x</math> zur transitiven Hülle überzugehen.
In vielen Beweisen in der [[Mengenlehre]] braucht man für ein bestimmtes Argument die Transitivität einer Menge. Kann man zusätzlich zeigen, dass die Aussage für eine Menge <math>X</math> gilt, wenn man eine Obermenge <math>Y\supseteq X</math> findet, für die sie gilt, so bietet es sich an, von <math>X</math> zur transitiven Hülle überzugehen.


Eine ähnliche Vorgehensweise findet man zum Beispiel im Beweis des [[Epsilon-Induktion|Epsilon-Induktions-Verfahren]] wieder.
Eine ähnliche Vorgehensweise findet man zum Beispiel im Beweis des [[Epsilon-Induktion|Epsilon-Induktions-Verfahren]] wieder.

Version vom 26. März 2018, 19:37 Uhr

Die transitive Hülle einer Menge (oft mit für transitive closure bezeichnet) ist die kleinste Obermenge von , die transitiv ist. Die Existenz und Eindeutigkeit lassen sich in ZF (das Auswahlaxiom ist dafür nicht notwendig) beweisen. Maßgeblich gehen dabei das Ersetzungsschema und Unendlichkeitsaxiom ein. Da die kleinste transitive Obermenge von ist, gilt genau dann, wenn transitiv ist.

Konstruktion

Durch Induktion über lässt sich zeigen, dass für jede Menge eine Funktion [1] mit existiert, die

erfüllt. Das Ersetzungsschema sichert nun die Existenz der Menge

[1]

und aufgrund des Vereinigungsaxioms[A 1] existiert

,

welchem man schnell die von geforderten Eigenschaften nachweist. Es gilt also

.

Bemerkungen

Es wird hier eine iterierte Megenvereinigung definiert, nämlich

,  speziell .

Fasst man die Element-Relation als homogene Relation auf, dann steht auf der rechten Seite gerade die n-fache Verkettung von mit sich selbst, also deren n. Potenz (siehe Relation §Homogene Relationen: Potenzen). Damit kann weiter vereinfacht werden zu

, sowie
.

Die transitive Hülle wird dann zu

.[2]

Anwendung

In vielen Beweisen in der Mengenlehre braucht man für ein bestimmtes Argument die Transitivität einer Menge. Kann man zusätzlich zeigen, dass die Aussage für eine Menge gilt, wenn man eine Obermenge findet, für die sie gilt, so bietet es sich an, von zur transitiven Hülle überzugehen.

Eine ähnliche Vorgehensweise findet man zum Beispiel im Beweis des Epsilon-Induktions-Verfahren wieder.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Das Vereinigungsaxiom wurde natürlich schon vorher zum Existenzbeweis der Funktion benötigt.
  1. a b snd ad-hoc-Bezeichnungen
  2. Mit aufgefasst als homogene Relation und lässt sich die transitive Hülle auch noch verstehen als
    .
    Siehe z. B. G. O'Regan: für homogene Relationen , Gerard O’Regan: Guide to Discrete Mathematics. Sets, Relations and Functions (= Texts in Computer Science (TCS)). Springer International Publishing, Schweiz 2016, S. 25–51, doi:10.1007/978-3-319-44561-8_2. Seite 39.