„Schütteltrauma“ – Versionsunterschied

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Der rechtsmedizinische Fachbegriff ''' Schütteltrauma''' (engl.: ''shaken baby syndrome'' bzw. ''abusive head trauma'') bezeichnet eine Folge einer [[Kindesmisshandlung]], zumeist begangen von den Aufsichtspersonen wie z. B. den eigenen Eltern, Großeltern oder Babysittern am [[Schreibaby]] oder Kleinkind.
Der rechtsmedizinische Fachbegriff ''' Schütteltrauma''' (engl.: ''shaken baby syndrome'' bzw. ''abusive head trauma'') bezeichnet eine Folge einer [[Kindesmisshandlung]], zumeist begangen von den Aufsichtspersonen wie z. B. den eigenen Eltern, Großeltern oder Babysittern am [[Schreibaby]] oder Kleinkind.


Der Begriff kann in anderem Zusammenhang auch für das Ergebnis einer speziellen Form der [[weiße Folter|weißen Folter]] stehen.
Der Begriff kann in anderem Zusammenhang auch für das Ergebnis einer speziellen Form der [[weiße Folter|weißen Folter]] stehen.

== Klinisches Bild und Symptome ==
Das klinische Bild ist variabel und von Dauer und Intensität des Schüttelns, dem Alter des Kindes und eventuellen Begleitverletzungen abhängig.

Typisch ist eine schwere neurologische [[Symptom|Symptomatik]] ohne (schwere) äußere Verletzungen. Die betroffenen Säuglinge zeigen unter anderem einen reduzierten Allgemeinzustand mit Trinkschwäche, Nahrungsverweigerung, Erbrechen und Irritabilität, muskuläre Hypotonie, zerebralen Krampfanfälle, Apnoen und Bradykardien. Die Schwere des klinischen Bildes reicht von [[Somnolenz]] hin zu [[Koma]] und [[Letalität|Exitus letalis]].

An Untersuchungsbefunden können retinale Blutungen, Schädelfrakturen (bei zusätzlichem Aufprallen des Kopfes), Rippenfrakturen und ggf. weitere Frakturen nachzuweisen sein.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=B. Herrmann, R. Dettmeyer, S. Banaschak, U. Thyen |Titel=Misshandlungsbedingte Kopfverletzungen und Schütteltrauma-Syndrom |Hrsg= |Sammelwerk=Kindesmisshandlung |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Berlin Heidelberg |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2016 |Seiten=39–62 |ISBN=9783662488430 |DOI=10.1007/978-3-662-48844-7_3}}</ref>

== Diagnostik ==
Als Primärdiagnostik erfolgt aufgrund der schnellen Verfügbarkeit meist eine kranielle [[Computertomographie|CT]]. Hierbei lassen sich die typischen [[Hirnblutung|subduralen Hämatome]] sowie postraumatische Hygrome nachweisen. Zur weiteren Diagnostik und zur Verlaufskontrolle wird eine [[Magnetresonanzangiographie|MRT]] eingesetzt. Zur Diagnostik der retinalen Blutungen erfolgt eine Fundoskopie.<ref name=":0" />

Zum Ausschluss von Differentialdiagnosen (unter anderem Gerinnungserkrankungen und Stoffwechselerkrankungen) erfolgt eine Blut- und Urinuntersuchung.


== Entwicklung des medizinischen Fachbegriffs ==
== Entwicklung des medizinischen Fachbegriffs ==
[[Datei:Trauma subdural arrow.jpg|mini|[[Computertomographie|CT-Bild]] einer durch Schütteln verursachten [[Hirnblutung]] (Pfeil) zwischen [[Hirnhaut]] und [[Gehirn]].]]
[[Datei:Trauma subdural arrow.jpg|mini|[[Computertomographie|CT-Bild]] einer durch Schütteln verursachten [[Hirnblutung]] (Pfeil) zwischen [[Hirnhaut]] und [[Gehirn]].]]
Der Neurochirurg Norman Guthkelch<ref>siehe auch [[:en:Norman Guthkelch|englische Wikipedia]]</ref> wies 1971 erstmals darauf hin, dass das heftige Schütteln von Säuglingen zu [[Subduralblutung|subduralen Blutungen]] und somit zu schweren (Hirn-)Schädigungen führen kann. Guthkelch nahm an, dass das Schütteln von Säuglingen in der Gesellschaft als eine mildere und sozial eher akzeptierte Form der Strafe als das Schlagen angesehen wird.<ref>Guthkelch A.N.: ''Infantile subdural haematoma and its relationship to whiplash injuries''. In: ''British medical journal.'' Band 2, Nummer 5759, Mai 1971, S.&nbsp;430–431, PMID 5576003, {{PMC|1796151}}.</ref> Erst 1974 wurde das Krankheitsbild in [[rechtsmedizin]]ischer Hinsicht wissenschaftlich ''vollständig beschrieben''. Zuvor wurden die gestorbenen kindlichen Opfer diagnostisch und statistisch meist unter der unzutreffenden Rubrik ''[[Plötzlicher Kindstod]]'' eingeordnet und nicht weiter untersucht, die Verursacher somit nicht zur Rechenschaft gezogen. Da die inneren Blutungen, Gewebs- und Knochen-Verletzungen zumeist nicht äußerlich sichtbar sind, besteht noch heute ein großes [[Dunkelfeld]]. Bleibende Verdienste erwarb sich auf diesem Gebiet die Düsseldorfer Rechtsmedizinerin und Professorin [[Elisabeth Trube-Becker]], die mit ihren Forschungen und Aufklärungskampagnen bei Kinderärzten, Klinik-Medizinern und Medien-Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisierte. [[Symptom]]e eines Schütteltraumas bei einem Kleinkind sind beispielsweise Schlappheit, Schläfrigkeit, Erbrechen, Krampfanfälle oder Atemaussetzer.
Der Neurochirurg Norman Guthkelch<ref>siehe auch [[:en:Norman Guthkelch|englische Wikipedia]]</ref> wies 1971 erstmals darauf hin, dass das heftige Schütteln von Säuglingen zu [[Subduralblutung|subduralen Blutungen]] und somit zu schweren (Hirn-)Schädigungen führen kann. Guthkelch nahm an, dass das Schütteln von Säuglingen in der Gesellschaft als eine mildere und sozial eher akzeptierte Form der Strafe als das Schlagen angesehen wird.<ref>Guthkelch A.N.: ''Infantile subdural haematoma and its relationship to whiplash injuries''. In: ''British medical journal.'' Band 2, Nummer 5759, Mai 1971, S.&nbsp;430–431, PMID 5576003, {{PMC|1796151}}.</ref> Erst 1974 wurde das Krankheitsbild in [[rechtsmedizin]]ischer Hinsicht wissenschaftlich ''vollständig beschrieben''. Zuvor wurden die gestorbenen kindlichen Opfer diagnostisch und statistisch meist unter der unzutreffenden Rubrik ''[[Plötzlicher Kindstod]]'' eingeordnet und nicht weiter untersucht, die Verursacher somit nicht zur Rechenschaft gezogen. Da die inneren Blutungen, Gewebs- und Knochen-Verletzungen zumeist nicht äußerlich sichtbar sind, besteht noch heute ein großes [[Dunkelfeld]]. Bleibende Verdienste erwarb sich auf diesem Gebiet die Düsseldorfer Rechtsmedizinerin und Professorin [[Elisabeth Trube-Becker]], die mit ihren Forschungen und Aufklärungskampagnen bei Kinderärzten, Klinik-Medizinern und Medien-Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisierte.


== Prävention ==
== Prävention ==
Ansätze einer umfassenden [[Krankheitsprävention|Prävention]] ergeben sich nach Ansicht von Ärzten des Klinikums Kassel „beispielsweise in Form von Etablierung von häuslichen Besuchs- und Beratungsprogrammen für Risikofamilien, der pädiatrischen Identifizierung von [[Exzessives Schreien im Säuglingsalter|Schreikindern]] und ihrer Behandlung in so genannten [[Schreiambulanz]]en, als auch der Integration von aufklärenden Inhalten und Broschüren in das bestehende Vorsorgekonzept als auch öffentliche Kampagnen, wie sie vor allem in den USA verbreitet sind“.<ref name="klinikum-kassel">{{Internetquelle|url=http://www.kindesmisshandlung.de/mediapool/32/328527/data/SBS-KMV-2005-nichtmed.pdf|titel=Das Shaken Baby Syndrom – Konzepte und forensische Kontroversen|zugriff=22. Dezember 2008|format=PDF; 487&nbsp;kB}} Auch veröffentlicht in: Zeitschrift der DGgKV Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Jahrgang 8, 2005, S. 4–17</ref> Familien mit älteren Säuglingen (mehr als 6 Monate) kann durch [[Schlaftraining]] effizient geholfen werden. Auch die Erkennung und rasche Behandlung geschüttelter Kinder ist wichtig, um die betroffenen Kinder vor erneuter Misshandlung zu schützen und um gegebenenfalls bei Geschwisterkindern vorbeugend einzugreifen.<ref name="klinikum-kassel" />
Ansätze einer umfassenden [[Krankheitsprävention|Prävention]] ergeben sich nach Ansicht von Ärzten des Klinikums Kassel „beispielsweise in Form von Etablierung von häuslichen Besuchs- und Beratungsprogrammen für Risikofamilien, der pädiatrischen Identifizierung von [[Exzessives Schreien im Säuglingsalter|Schreikindern]] und ihrer Behandlung in so genannten [[Schreiambulanz]]en, als auch der Integration von aufklärenden Inhalten und Broschüren in das bestehende Vorsorgekonzept als auch öffentliche Kampagnen, wie sie vor allem in den USA verbreitet sind“.<ref name="klinikum-kassel">{{Internetquelle|url=http://www.kindesmisshandlung.de/mediapool/32/328527/data/SBS-KMV-2005-nichtmed.pdf|titel=Das Shaken Baby Syndrom – Konzepte und forensische Kontroversen|zugriff=22. Dezember 2008|format=PDF; 487&nbsp;kB}} Auch veröffentlicht in: Zeitschrift der DGgKV Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Jahrgang 8, 2005, S. 4–17</ref> Familien mit älteren Säuglingen (mehr als 6 Monate) kann durch [[Schlaftraining]] effizient geholfen werden. Auch die Erkennung und rasche Behandlung geschüttelter Kinder ist wichtig, um die betroffenen Kinder vor erneuter Misshandlung zu schützen und um gegebenenfalls bei Geschwisterkindern vorbeugend einzugreifen.<ref name="klinikum-kassel" />
Hierbei kann auch das Jugendamt hilfreich tätig werden. Betroffene Eltern sollen sich nicht scheuen, ihre Überforderung zuzugeben und Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine Kindeswohlgefährdung zu vermeiden, bevor sie die Kontrolle über sich und ihr Handeln verlieren.
Hierbei kann auch das Jugendamt hilfreich tätig werden.
Betroffene Eltern sollen sich nicht scheuen, ihre Überforderung zuzugeben und Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine Kindeswohlgefährdung zu vermeiden, bevor sie die Kontrolle über sich und ihr Handeln verlieren.


Eine 2011 veröffentlichte Studie zeigte für die USA, verglichen mit unmittelbar vorangehenden Jahren, für die Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs im Zeitraum von Dezember 2007 bis Juni 2009 einen deutlichen Anstieg der Zahl der mit Schütteltrauma in eine Klinik eingelieferten Kinder auf. Die Autoren der Studie zogen daraus den Schluss, dass Präventionsbemühungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu verstärken seien.<ref>Rachel P. Berger u.&nbsp;a.: ''[http://pediatrics.aappublications.org/content/early/2011/09/15/peds.2010-2185.abstract?sid=f3628e87-2b4f-43f3-be92-2f455e8f95c3 Abusive Head Trauma During a Time of Increased Unemployment: A Multicenter Analysis]'', Pediatrics, American Academy of Pediatrics, 19. Sept. 2011</ref>
Eine 2011 veröffentlichte Studie zeigte für die USA, verglichen mit unmittelbar vorangehenden Jahren, für die Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs im Zeitraum von Dezember 2007 bis Juni 2009 einen deutlichen Anstieg der Zahl der mit Schütteltrauma in eine Klinik eingelieferten Kinder auf. Die Autoren der Studie zogen daraus den Schluss, dass Präventionsbemühungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu verstärken seien.<ref>Rachel P. Berger u.&nbsp;a.: ''[http://pediatrics.aappublications.org/content/early/2011/09/15/peds.2010-2185.abstract?sid=f3628e87-2b4f-43f3-be92-2f455e8f95c3 Abusive Head Trauma During a Time of Increased Unemployment: A Multicenter Analysis]'', Pediatrics, American Academy of Pediatrics, 19. Sept. 2011</ref>

Version vom 24. Juli 2018, 19:43 Uhr

Der rechtsmedizinische Fachbegriff Schütteltrauma (engl.: shaken baby syndrome bzw. abusive head trauma) bezeichnet eine Folge einer Kindesmisshandlung, zumeist begangen von den Aufsichtspersonen wie z. B. den eigenen Eltern, Großeltern oder Babysittern am Schreibaby oder Kleinkind.

Der Begriff kann in anderem Zusammenhang auch für das Ergebnis einer speziellen Form der weißen Folter stehen.

Klinisches Bild und Symptome

Das klinische Bild ist variabel und von Dauer und Intensität des Schüttelns, dem Alter des Kindes und eventuellen Begleitverletzungen abhängig.

Typisch ist eine schwere neurologische Symptomatik ohne (schwere) äußere Verletzungen. Die betroffenen Säuglinge zeigen unter anderem einen reduzierten Allgemeinzustand mit Trinkschwäche, Nahrungsverweigerung, Erbrechen und Irritabilität, muskuläre Hypotonie, zerebralen Krampfanfälle, Apnoen und Bradykardien. Die Schwere des klinischen Bildes reicht von Somnolenz hin zu Koma und Exitus letalis.

An Untersuchungsbefunden können retinale Blutungen, Schädelfrakturen (bei zusätzlichem Aufprallen des Kopfes), Rippenfrakturen und ggf. weitere Frakturen nachzuweisen sein.[1]

Diagnostik

Als Primärdiagnostik erfolgt aufgrund der schnellen Verfügbarkeit meist eine kranielle CT. Hierbei lassen sich die typischen subduralen Hämatome sowie postraumatische Hygrome nachweisen. Zur weiteren Diagnostik und zur Verlaufskontrolle wird eine MRT eingesetzt. Zur Diagnostik der retinalen Blutungen erfolgt eine Fundoskopie.[1]

Zum Ausschluss von Differentialdiagnosen (unter anderem Gerinnungserkrankungen und Stoffwechselerkrankungen) erfolgt eine Blut- und Urinuntersuchung.

Entwicklung des medizinischen Fachbegriffs

CT-Bild einer durch Schütteln verursachten Hirnblutung (Pfeil) zwischen Hirnhaut und Gehirn.

Der Neurochirurg Norman Guthkelch[2] wies 1971 erstmals darauf hin, dass das heftige Schütteln von Säuglingen zu subduralen Blutungen und somit zu schweren (Hirn-)Schädigungen führen kann. Guthkelch nahm an, dass das Schütteln von Säuglingen in der Gesellschaft als eine mildere und sozial eher akzeptierte Form der Strafe als das Schlagen angesehen wird.[3] Erst 1974 wurde das Krankheitsbild in rechtsmedizinischer Hinsicht wissenschaftlich vollständig beschrieben. Zuvor wurden die gestorbenen kindlichen Opfer diagnostisch und statistisch meist unter der unzutreffenden Rubrik Plötzlicher Kindstod eingeordnet und nicht weiter untersucht, die Verursacher somit nicht zur Rechenschaft gezogen. Da die inneren Blutungen, Gewebs- und Knochen-Verletzungen zumeist nicht äußerlich sichtbar sind, besteht noch heute ein großes Dunkelfeld. Bleibende Verdienste erwarb sich auf diesem Gebiet die Düsseldorfer Rechtsmedizinerin und Professorin Elisabeth Trube-Becker, die mit ihren Forschungen und Aufklärungskampagnen bei Kinderärzten, Klinik-Medizinern und Medien-Öffentlichkeit für dieses Thema sensibilisierte.

Prävention

Ansätze einer umfassenden Prävention ergeben sich nach Ansicht von Ärzten des Klinikums Kassel „beispielsweise in Form von Etablierung von häuslichen Besuchs- und Beratungsprogrammen für Risikofamilien, der pädiatrischen Identifizierung von Schreikindern und ihrer Behandlung in so genannten Schreiambulanzen, als auch der Integration von aufklärenden Inhalten und Broschüren in das bestehende Vorsorgekonzept als auch öffentliche Kampagnen, wie sie vor allem in den USA verbreitet sind“.[4] Familien mit älteren Säuglingen (mehr als 6 Monate) kann durch Schlaftraining effizient geholfen werden. Auch die Erkennung und rasche Behandlung geschüttelter Kinder ist wichtig, um die betroffenen Kinder vor erneuter Misshandlung zu schützen und um gegebenenfalls bei Geschwisterkindern vorbeugend einzugreifen.[4] Hierbei kann auch das Jugendamt hilfreich tätig werden.

Betroffene Eltern sollen sich nicht scheuen, ihre Überforderung zuzugeben und Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine Kindeswohlgefährdung zu vermeiden, bevor sie die Kontrolle über sich und ihr Handeln verlieren.

Eine 2011 veröffentlichte Studie zeigte für die USA, verglichen mit unmittelbar vorangehenden Jahren, für die Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs im Zeitraum von Dezember 2007 bis Juni 2009 einen deutlichen Anstieg der Zahl der mit Schütteltrauma in eine Klinik eingelieferten Kinder auf. Die Autoren der Studie zogen daraus den Schluss, dass Präventionsbemühungen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu verstärken seien.[5]

Sozialmedizinische Auswirkungen

In den USA, als Shaken baby syndrome (SBS) benannt, gilt das Schütteltrauma als die häufigste Todesursache bei körperlicher Kindesmisshandlung und als Grund für die meisten bleibenden Behinderungen bei (Klein-)Kindern.

Eine kanadische Studie ergab, dass zwei Drittel der überlebenden Kinder schwere Langzeitschäden zeigen. Die Wissenschaftler prüften die Daten von 364 Kleinkindern, die mit Schütteltrauma in elf kanadische Kliniken eingeliefert wurden. 19 Prozent der Kinder starben an den Verletzungen, von den Überlebenden trugen 65 Prozent Sehprobleme davon, 55 Prozent behielten bleibende neurologische Schäden zurück.[6]

In Deutschland sterben nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie jährlich etwa zwischen 100 und 200 Säuglinge an diesem Trauma.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Warkenthin: Die Datenanlage zum kindlichen „Schütteltrauma“ – eine zusammenfassende Literaturbetrachtung. Berlin, Charité, Univ.-Med., Dissertation 2006. Mikrofiche-Ausgabe 2006. 4 Mikrofiches : 24x 342 Blatt : graph. Darstellungen
  • Monika Schneiders und Detlef Schröder: Das Schütteltrauma : eine häufig unbekannte Form der Kindesmisshandlung. In: Kriminalistik. Band 59 (2005), 12, S. 734–737 Kriminalistik-Verl. Hüthig, Heidelberg
  • Matschke, Jakob et al.: Das Schütteltrauma-Syndrom: Eine häufige Form des nicht akzidentellen Schädel-Hirn-Traumas im Säuglings- und Kleinkindesalter. In: Dtsch Arztebl Int. Nr. 106(13), 2009, S. 211–217 (Artikel).
  • Herrmann B., Dettmeyer R., Banaschak S., Thyen U. (2016) Misshandlungsbedingte Kopfverletzungen und Schütteltrauma-Syndrom. In: Kindesmisshandlung. Springer, Berlin, Heidelberg

Einzelnachweise

  1. a b B. Herrmann, R. Dettmeyer, S. Banaschak, U. Thyen: Misshandlungsbedingte Kopfverletzungen und Schütteltrauma-Syndrom. In: Kindesmisshandlung. Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-48843-0, S. 39–62, doi:10.1007/978-3-662-48844-7_3.
  2. siehe auch englische Wikipedia
  3. Guthkelch A.N.: Infantile subdural haematoma and its relationship to whiplash injuries. In: British medical journal. Band 2, Nummer 5759, Mai 1971, S. 430–431, PMID 5576003, PMC 1796151 (freier Volltext).
  4. a b Das Shaken Baby Syndrom – Konzepte und forensische Kontroversen. (PDF; 487 kB) Abgerufen am 22. Dezember 2008. Auch veröffentlicht in: Zeitschrift der DGgKV Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Jahrgang 8, 2005, S. 4–17
  5. Rachel P. Berger u. a.: Abusive Head Trauma During a Time of Increased Unemployment: A Multicenter Analysis, Pediatrics, American Academy of Pediatrics, 19. Sept. 2011
  6. Canadian Paediatric Surveillance Program: Recognizing and Preventing Head Injury Secondary to Suspected Child Maltreatment. Veröffentlicht 2005. Autor: Michelle G. K. Ward, MD
  7. Pressemitteilung der DGKCH vom Juni 2013, abgerufen am 24. Oktober 2014

Weblinks