„Aufforstung“ – Versionsunterschied

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Zwei kanadische Wissenschaftler publizierten 2011 eine Studie über die Effekte von Wiederaufforstung auf den CO<sub>2</sub>-Gehalt der Atmosphäre.<ref>Vivek Arora von der Universität Victoria in Kanada und sein Kollege Alvaro Montenegro berechneten, wie sich die Temperatur zwischen 2081 und 2100 entwickelt, wenn in den nächsten Jahrzehnten landwirtschaftliche Flächen in Wald umgewandelt werden. Im weltweiten Durchschnitt wäre der Temperaturanstieg um 0,25 Grad geringer, wenn die Hälfte aller Äcker und Wiesen aufgeforstet würde, berichten sie in 'Nature Geoscience'. [http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2011-06/aufforsten-klima/komplettansicht zeit.de]</ref>
Zwei kanadische Wissenschaftler publizierten 2011 eine Studie über die Effekte von Wiederaufforstung auf den CO<sub>2</sub>-Gehalt der Atmosphäre.<ref>Vivek Arora von der Universität Victoria in Kanada und sein Kollege Alvaro Montenegro berechneten, wie sich die Temperatur zwischen 2081 und 2100 entwickelt, wenn in den nächsten Jahrzehnten landwirtschaftliche Flächen in Wald umgewandelt werden. Im weltweiten Durchschnitt wäre der Temperaturanstieg um 0,25 Grad geringer, wenn die Hälfte aller Äcker und Wiesen aufgeforstet würde, berichten sie in 'Nature Geoscience'. [http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2011-06/aufforsten-klima/komplettansicht zeit.de]</ref>

== Aufforstung und Klimawandel ==
Laut einer 2019 veröffentlichte Studie der [[ETH Zürich]] könne die Erde Wälder mit 4,4 Milliarden Hektar Kronenfläche hervorbringen, somit 1,6 Milliarden Hektar mehr, als heute existieren. Wenn man davon ausgehe, dass 0,7 Milliarden Hektar für die zusätzliche Entwicklung von Städten und landwirtschaftlichen Flächen benötigt werden, sei daher weltweit eine Neubepflanzung von zusätzlichen 900 Millionen Hektar möglich.<ref name=scinexx-2019-07-05">{{Internetquelle|autor=Nadja Podbregar|url=https://www.scinexx.de/news/geowissen/neue-waelder-als-klimaretter/|titel=Neue Wälder als Klimaretter? Aufforstung von 900 Millionen Hektar Wald könnte zwei Drittel der CO2-Emissionen schlucken|werk=scinexx|datum=2019-07-05|zugriff=2019-07-05}}</ref> Die zusätzlichen Flächen seien vorrangig in Russland (151 Mio. Hektar), den USA (103 Mio. Hektar) und Kanada (78 Mio. Hektar), Australien (58 Mio. Hektar), Brasilien (50 Mio. Hektar) und China (40 Mio. Hektar). Bäume könnten 205 Milliarden Tonnen CO<sub>2</sub> speichern, was zwei Dritteln der seit der industriellen Revolution von Menschen verursachten 300 Milliarden Tonnen CO<sub>2</sub> entspreche. Eine Aufforstung könne die [[globale Erwärmung]] daher effektiver bekämpfen als bislang vermutet. Je nach Waldtyp wären hierfür 30 bis 60 Jahre nötig, und teils noch mehr.<ref>{{Internetquelle|autor=Thorsten Dambeck|url=https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/waelder-koennten-zwei-drittel-aller-co2-emissionen-ausgleichen-a-1275799.html|titel= Wälder könnten zwei Drittel aller CO2-Emissionen ausgleichen|werk=Spiegel online|datum=2019-07-04|zugriff=2019-07-05}}</ref> Zur Zeit gehe der Trend jedoch in die umgekehrte Richtung: Von den vorhandenen 3040 Milliarden Bäumen (auf 1,6 Milliarden Hektar) gingen jährliche zehn Milliarden Bäume verloren, vor allem im brasilianischen Amazonas-Regenwald und in Südostasien.<ref name=scinexx-2019-07-05"/><ref>{{Literatur|Autor=Jean-Francois Bastin, Yelena Finegold, Claude Garcia, Danilo Mollicone, Marcelo Rezende, Devin Routh, Constantin M. Zohner, Thomas W. Crowther|Titel=The global tree restoration potential|Sammelwerk=Science|Band=365|Nummer=6448|Seiten=76–79|DOI=10.1126/science.aax0848|Datum=2019-07-05}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 5. Juli 2019, 09:20 Uhr

Aufforstung in den USA
Wiederaufforstung in der Nähe von Saint-Omer, Nord-Frankreich
In Kanada
Aufforstung im Senegal

Aufforstung bedeutet in der Forstwirtschaft das Anpflanzen von Bäumen oder die Aussaat von Samen mit dem Ziel einer Bewaldung, oft als Wiederherstellung einer früheren, durch Abholzung oder Sturmschäden verschwundenen Bewaldung. War die aufzuforstende Fläche bereits vorher mit Wald bestockt, spricht man von einer Wiederaufforstung, ansonsten von einer Erstaufforstung.

Aufforstung und Naturverjüngung sind wesentliche Kerngedanken der forstlichen Nachhaltigkeit. Die verschiedenen Aufforstungstechniken sind Gegenstand der forstwissenschaftlichen Waldbau­lehre.

Umsetzung und Auswirkungen

Bei einer ökologischen Aufforstung wird zwischen den Methoden der Waldsaat und der Waldpflanzung unterschieden. Während bei einer Waldsaat die Sämlinge von Anfang an meist gut durchwurzelt sind, kommt es bei einer mit groben technischen Hilfsmitteln durchgeführten Waldpflanzung oft zu Beschädigungen und Deformierungen des Wurzelwerks, die dem Baum weniger Halt verleihen und auch das Wachstum beeinträchtigen. Zwölf Jahre Wurzelforschung der Bayrischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) zeigten, dass nur 19 % aller untersuchten Pflanzbäume keine Wurzeldeformationen aufwiesen, während die verjüngten und gesäten Bäume zu 69 % ein perfektes Wurzelwerk besaßen. Auch Pflanzschocks, die aus Unterschieden der Bodenbeschaffenheit der Baumschule und des Auspflanzungsgebietes resultieren, können einen kleinen Baum oder Steckling schließlich eingehen lassen. Bekannte Pflanzdichten liegen zwischen 400 Bäumen pro Hektar für einen Baumgarten und 1.000 Bäumen pro Hektar für einen Nutzforst. In den Kiefernforsten der DDR waren auch Pflanzdichten von 10.000 Bäumen pro Hektar üblich.

Bambusforste in Monokultur bilden oft für größere Lebewesen undurchdringliche Mauern und bieten dementsprechend wenig Lebensraum für Flora und Fauna. Zweckmäßig ist, von Anfang an Feuerschneisen zur Brand- und Schädlingsbekämpfung anzulegen. Diese Schneisen dienen auch der Bewässerung bei Trockenheit oder als Transportweg bei der Holzernte.

In Trockengebieten wird das Anschwemmen der Jungbäume nicht nur mit der Gießkanne, sondern auch mit komplexen Schlauchbewässerungssystemen oder alternativ dem Einsatz von Gelwürsten durchgeführt. Diese Würste bestehen zu 98 % aus Wasser, das mit Hilfe von Cellulose und Aluminiumsulfat in eine an der Oberfläche trockene Gelkonsistenz überführt wird und eine kontrollierte, verdunstungsarme Bewässerung der Jungbäume ermöglicht, wobei dem in Bodenbakterien vorkommenden Enzym Cellulase bei der Zersetzung der Trockenwasser-Gelwurst eine Schlüsselrolle zukommt.

Schnell wachsende Bäume haben einen höheren Wasserbedarf als langsam wachsende, und so kann es passieren, dass ein neu gepflanzter Wald mit durstigen Bäumen umgrenzendes Ackerland einfach trockenlegt. Durch eine geschickte Baumauswahl und gegebenenfalls eine reduzierte Pflanzdichte lässt sich dieses gravierende Problem jedoch mildern oder sogar vermeiden.

Die am Primärwald orientierte Aufforstung von tropischen Regenwäldern geschieht praktischerweise durch eine Rekombination von in gesammeltem Tierkot vorgefundenen Baum- und Strauchsamen. Besonders gefragt sind hierbei der Kot von Affen und Fledermäusen, da sie für ihren intensiven Konsum an Waldfrüchten allgemein bekannt sind.

Forschung

Entwaldete Regionen wieder aufzuforsten kann sich als schwierig erweisen. Teilweise überleben lediglich ein 0,5 % der gesetzten Bäume. Ihnen fehlen Nährstoffe und im Waldboden vorhandene Mikroben. In und auf den Wurzeln wachsende Mykorrhiza versorgen den jungen Baum mit Wasser und Nährstoffen. Verschiedene Bakteriengruppen erweisen sich beim Wachsen der Baumwurzeln als hilfreich, da einige den Wachstumshormonen der Bäume ähnliche Stoffe absondern, sowie Phosphat lösen und Stickstoff fixieren. Diese Umgebung findet ein junger Baum in bestehendem Wald vor. Dünger und Pestizide mit den Mikroben zu kombinieren scheitert, da Phosphatdünger gegen einige Bakterien und Fungizide gegen Mykorrhiza wirken. Ein Versuch die Mikroben an Obstbäumen einzusetzen führte neben schnellerem Wachstum zu einem früheren sowie kleinerem und schmackhafter ausfallendem Fruchtertrag.[1]

Ziele

Wiederaufforstung in Osttimor (2019)

Die durch die Aufforstung erhoffte Wirkung ist regional und zeitlich unterschiedlich. In der Regel sollen durch Aufforstungstätigkeiten alle diese Waldfunktionen erreicht werden.

Zwei kanadische Wissenschaftler publizierten 2011 eine Studie über die Effekte von Wiederaufforstung auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre.[2]

Aufforstung und Klimawandel

Laut einer 2019 veröffentlichte Studie der ETH Zürich könne die Erde Wälder mit 4,4 Milliarden Hektar Kronenfläche hervorbringen, somit 1,6 Milliarden Hektar mehr, als heute existieren. Wenn man davon ausgehe, dass 0,7 Milliarden Hektar für die zusätzliche Entwicklung von Städten und landwirtschaftlichen Flächen benötigt werden, sei daher weltweit eine Neubepflanzung von zusätzlichen 900 Millionen Hektar möglich.[3] Die zusätzlichen Flächen seien vorrangig in Russland (151 Mio. Hektar), den USA (103 Mio. Hektar) und Kanada (78 Mio. Hektar), Australien (58 Mio. Hektar), Brasilien (50 Mio. Hektar) und China (40 Mio. Hektar). Bäume könnten 205 Milliarden Tonnen CO2 speichern, was zwei Dritteln der seit der industriellen Revolution von Menschen verursachten 300 Milliarden Tonnen CO2 entspreche. Eine Aufforstung könne die globale Erwärmung daher effektiver bekämpfen als bislang vermutet. Je nach Waldtyp wären hierfür 30 bis 60 Jahre nötig, und teils noch mehr.[4] Zur Zeit gehe der Trend jedoch in die umgekehrte Richtung: Von den vorhandenen 3040 Milliarden Bäumen (auf 1,6 Milliarden Hektar) gingen jährliche zehn Milliarden Bäume verloren, vor allem im brasilianischen Amazonas-Regenwald und in Südostasien.[3][5]

Geschichte

Maschinelle Aufforstung (1987)

Die erste geschichtlich belegte erfolgreiche Methode zur Aufforstung mit Nadelholz­saaten in großem Stil entwickelte 1368 der Nürnberger Rats- und Handelsherr Peter Stromer (um 1315–1388) im Nürnberger Reichswald. Damit wurde dieses Waldgebiet zum ersten Kunstforst der Welt und Stromer zum „Vater der Forstkultur“. In Deutschland ist die Wiederaufforstung abgeholzter oder geschädigter Waldflächen nach § 11 Bundeswaldgesetz Pflicht.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Aufforstung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Katrin Zöfel: WIEDERAUFFORSTUNG – Erfolg durch Bodenbakterien und Pilze, Deutschlandfunk – „Forschung aktuell“ von 7. März 2014
  2. Vivek Arora von der Universität Victoria in Kanada und sein Kollege Alvaro Montenegro berechneten, wie sich die Temperatur zwischen 2081 und 2100 entwickelt, wenn in den nächsten Jahrzehnten landwirtschaftliche Flächen in Wald umgewandelt werden. Im weltweiten Durchschnitt wäre der Temperaturanstieg um 0,25 Grad geringer, wenn die Hälfte aller Äcker und Wiesen aufgeforstet würde, berichten sie in 'Nature Geoscience'. zeit.de
  3. a b Nadja Podbregar: Neue Wälder als Klimaretter? Aufforstung von 900 Millionen Hektar Wald könnte zwei Drittel der CO2-Emissionen schlucken. In: scinexx. 5. Juli 2019, abgerufen am 5. Juli 2019.
  4. Thorsten Dambeck: Wälder könnten zwei Drittel aller CO2-Emissionen ausgleichen. In: Spiegel online. 4. Juli 2019, abgerufen am 5. Juli 2019.
  5. Jean-Francois Bastin, Yelena Finegold, Claude Garcia, Danilo Mollicone, Marcelo Rezende, Devin Routh, Constantin M. Zohner, Thomas W. Crowther: The global tree restoration potential. In: Science. Band 365, Nr. 6448, 5. Juli 2019, S. 76–79, doi:10.1126/science.aax0848.