„Klimapass“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Einleitung: konkretisiert u. korr. (höher gelegene Gebiete werden jedenfalls nicht (direkt) von Überschwemmungen betroffen sein
→‎Einleitung: Absatz zwischen Küstengebieten und von Wüstenbildung bedrohten Gebieten; + Zahlen aus Kulp et al. (2019)
Zeile 1: Zeile 1:
Ein '''Klimapass''' ist ein vorgeschlagener [[Reisepass|Pass]] für Menschen, die aufgrund des [[Globale Erwärmung|Klimawandels]] als [[Klimaflüchtling]]e ihre Heimat verlieren. Der Pass soll [[staatsbürger]]gleiche Rechte in sicheren Staaten ermöglichen.<ref>[https://www.klimareporter.de/gesellschaft/wissenschaftler-fordern-klima-pass ''Wissenschaftler fordern Klima-Pass.''] Bei: ''klimareporter.de'', 31. August 2018</ref>
Ein '''Klimapass''' ist ein vorgeschlagener [[Reisepass|Pass]] für Menschen, die aufgrund des [[Globale Erwärmung|Klimawandels]] als [[Klimaflüchtling]]e ihre Heimat verlieren. Der Pass soll [[staatsbürger]]gleiche Rechte in sicheren Staaten ermöglichen.<ref>[https://www.klimareporter.de/gesellschaft/wissenschaftler-fordern-klima-pass ''Wissenschaftler fordern Klima-Pass.''] Bei: ''klimareporter.de'', 31. August 2018</ref>


Etwa 11 % der Menschen der Erde leben in niedrig gelegenen Küstengebieten, die sich weniger als 10&nbsp;m über den Meeresspiegel erheben (Stand 2010).<ref>{{Literatur |Autor=Michael Oppenheimer, Bruce Glavovic |Titel=Chapter 4: Sea Level Rise and Implications for Low Lying Islands, Coasts and Communities |Hrsg=H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, M. Tignor, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N. Weyer|Sammelwerk=IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate |Datum=2019-10 |Kapitel=4.3.2.2 Settlement Trends |Online=http://report.ipcc.ch/srocc/pdf/SROCC_FinalDraft_Chapter4.pdf |Format=PDF |KBytes=10000}}</ref> Viele dieser Gebieten werden durch den Klimawandel zunehmend von Überschwemmungen betroffen sein, beispielsweise in [[Bangladesch]] oder viele Inselstaaten des [[Pazifik]]s. Aufgrund einer für den Fall ungebremsten [[Kohlenstoffdioxid |CO<sub>2</sub>]]-Ausstoßes erwarteten massiven Zunahme von [[Orkan]]en und [[Hurrikan]]s wird davon ausgegangen, dass die Ostküsten [[Volksrepublik China|Chinas]] bzw. der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], mit Metropolen wie [[New York City|New York]], um das Jahr 2100 zum Teil unbewohnbar sein werden.<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/klimawandel-die-katastrophe-haette-verhindert-werden-koennen-a-1221528.html ''Die Katastrophe hätte verhindert werden können.''] Bei: ''[[Spiegel Online]]'', abgerufen am 23. November 2018</ref> Hinzu kommen Gebiete, etwa in Teilen [[Afrika]]s, die aufgrund von Wüstenbildung nicht mehr als dauerhafte Wohnareale dienen können. Zu erwarten sind somit massive Wanderungsbewegungen in der zweiten Hälfte des 21.&nbsp;Jahrhundert. Doch bereits bis 2050 werden nach Weltbank-Schätzungen 143&nbsp;Millionen Menschen aus Afrika südlich der [[Sahara]], [[Südasien]] und [[Lateinamerika]] durch Klimafolgen innerhalb ihrer Landesgrenzen vertrieben werden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-ein-pass-fuer-klimafluechtlinge-1.4218896 ''Ein Pass für Klimaflüchtlinge.''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 20. November 2018</ref> Den Flüchtlingsbewegungen aus [[Syrien]] im Jahr 2015 ging beispielsweise eine massive Dürre im Jahr 2011 voraus, die hierbei als eine der [[Push-Pull-Modell der Migration#Push-Faktoren|Fluchtursachen]] gilt.
Etwa 11 % der Menschen der Erde leben in Küstengebieten, die sich weniger als 10&nbsp;m über den Meeresspiegel erheben (Stand 2010).<ref>{{Literatur |Autor=Michael Oppenheimer, Bruce Glavovic |Titel=Chapter 4: Sea Level Rise and Implications for Low Lying Islands, Coasts and Communities |Hrsg=H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, M. Tignor, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N. Weyer|Sammelwerk=IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate |Datum=2019-10 |Kapitel=4.3.2.2 Settlement Trends |Online=http://report.ipcc.ch/srocc/pdf/SROCC_FinalDraft_Chapter4.pdf |Format=PDF |KBytes=10000}}</ref> Viele dieser Gebieten werden durch den Klimawandel zunehmend von Überschwemmungen betroffen sein, beispielsweise in [[Bangladesch]] oder viele Inselstaaten des [[Pazifik]]s. Aufgrund einer für den Fall ungebremsten [[Kohlenstoffdioxid |CO<sub>2</sub>]]-Ausstoßes erwarteten massiven Zunahme von [[Orkan]]en und [[Hurrikan]]s wird davon ausgegangen, dass die Ostküsten [[Volksrepublik China|Chinas]] bzw. der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]], mit Metropolen wie [[New York City|New York]], um das Jahr 2100 zum Teil unbewohnbar sein werden.<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/klimawandel-die-katastrophe-haette-verhindert-werden-koennen-a-1221528.html ''Die Katastrophe hätte verhindert werden können.''] Bei: ''[[Spiegel Online]]'', abgerufen am 23. November 2018</ref> (→ [[Meeresspiegelanstieg seit 1850]]). Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2019 könnten, bei einem Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen, der noch annähernd im Einklang mit dem [[Zwei-Grad-Ziel]] steht ([[Repräsentativer Konzentrationspfad |RCP4.5]]), und bei einem als stabil angenommenen [[Antarktischer Eisschild |antarktischen Eisschild]], etwa 360 Mio. Menschen auf Land leben, das mindestens einmal jährlich von einer Überschwemmung bedroht sein würde.<ref>{{Literatur |Autor=Scott A. Kulp, Benjamin H. Strauss |Titel=New elevation data triple estimates of global vulnerability to sea-level rise and coastal flooding |Sammelwerk=Nature Communications |Datum=2019-10 |DOI=10.1038/s41467-019-12808-z}}</ref>
Hinzu kommen Gebiete, etwa in Teilen [[Afrika]]s, die aufgrund von Wüstenbildung nicht mehr als dauerhafte Wohnareale dienen können. Zu erwarten sind somit massive Wanderungsbewegungen in der zweiten Hälfte des 21.&nbsp;Jahrhundert. Doch bereits bis 2050 werden nach Weltbank-Schätzungen 143&nbsp;Millionen Menschen aus Afrika südlich der [[Sahara]], [[Südasien]] und [[Lateinamerika]] durch Klimafolgen innerhalb ihrer Landesgrenzen vertrieben werden.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-ein-pass-fuer-klimafluechtlinge-1.4218896 ''Ein Pass für Klimaflüchtlinge.''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 20. November 2018</ref> Den Flüchtlingsbewegungen aus [[Syrien]] im Jahr 2015 ging beispielsweise eine massive Dürre im Jahr 2011 voraus, die hierbei als eine der [[Push-Pull-Modell der Migration#Push-Faktoren|Fluchtursachen]] gilt.


Einen Klimapass brachte als Antwort auf diese zu erwarteten Flüchtlingswellen der Klimaforscher [[Hans Joachim Schellnhuber]] in einer Rede auf der Bundesdelegiertenkonferenz von [[Bündnis 90/Die Grünen]] in [[Berlin]] Ende November 2017 erstmals in die öffentliche Debatte ein. Jeder, der wegen des Klimawandels seine Heimat verlassen müsse, solle in eines der Länder einreisen und sich dort niederlassen dürfen, die den Klimawandel hauptsächlich verursachen.<ref>[[Bernd Matthies]]: [http://www.tagesspiegel.de/politik/matthies-zmeint-bei-einreise-klimapass-vorzeigen/20638356.html ''Bei Einreise Klimapass vorzeigen''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 27. November 2017</ref>
Einen Klimapass brachte als Antwort auf diese zu erwarteten Flüchtlingswellen der Klimaforscher [[Hans Joachim Schellnhuber]] in einer Rede auf der Bundesdelegiertenkonferenz von [[Bündnis 90/Die Grünen]] in [[Berlin]] Ende November 2017 erstmals in die öffentliche Debatte ein. Jeder, der wegen des Klimawandels seine Heimat verlassen müsse, solle in eines der Länder einreisen und sich dort niederlassen dürfen, die den Klimawandel hauptsächlich verursachen.<ref>[[Bernd Matthies]]: [http://www.tagesspiegel.de/politik/matthies-zmeint-bei-einreise-klimapass-vorzeigen/20638356.html ''Bei Einreise Klimapass vorzeigen''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 27. November 2017</ref>

Version vom 8. November 2019, 17:07 Uhr

Ein Klimapass ist ein vorgeschlagener Pass für Menschen, die aufgrund des Klimawandels als Klimaflüchtlinge ihre Heimat verlieren. Der Pass soll staatsbürgergleiche Rechte in sicheren Staaten ermöglichen.[1]

Etwa 11 % der Menschen der Erde leben in Küstengebieten, die sich weniger als 10 m über den Meeresspiegel erheben (Stand 2010).[2] Viele dieser Gebieten werden durch den Klimawandel zunehmend von Überschwemmungen betroffen sein, beispielsweise in Bangladesch oder viele Inselstaaten des Pazifiks. Aufgrund einer für den Fall ungebremsten CO2-Ausstoßes erwarteten massiven Zunahme von Orkanen und Hurrikans wird davon ausgegangen, dass die Ostküsten Chinas bzw. der Vereinigten Staaten, mit Metropolen wie New York, um das Jahr 2100 zum Teil unbewohnbar sein werden.[3] (→ Meeresspiegelanstieg seit 1850). Nach einer Schätzung aus dem Jahr 2019 könnten, bei einem Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen, der noch annähernd im Einklang mit dem Zwei-Grad-Ziel steht (RCP4.5), und bei einem als stabil angenommenen antarktischen Eisschild, etwa 360 Mio. Menschen auf Land leben, das mindestens einmal jährlich von einer Überschwemmung bedroht sein würde.[4]

Hinzu kommen Gebiete, etwa in Teilen Afrikas, die aufgrund von Wüstenbildung nicht mehr als dauerhafte Wohnareale dienen können. Zu erwarten sind somit massive Wanderungsbewegungen in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert. Doch bereits bis 2050 werden nach Weltbank-Schätzungen 143 Millionen Menschen aus Afrika südlich der Sahara, Südasien und Lateinamerika durch Klimafolgen innerhalb ihrer Landesgrenzen vertrieben werden.[5] Den Flüchtlingsbewegungen aus Syrien im Jahr 2015 ging beispielsweise eine massive Dürre im Jahr 2011 voraus, die hierbei als eine der Fluchtursachen gilt.

Einen Klimapass brachte als Antwort auf diese zu erwarteten Flüchtlingswellen der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber in einer Rede auf der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin Ende November 2017 erstmals in die öffentliche Debatte ein. Jeder, der wegen des Klimawandels seine Heimat verlassen müsse, solle in eines der Länder einreisen und sich dort niederlassen dürfen, die den Klimawandel hauptsächlich verursachen.[6]

Anfang August 2018 forderte auch die Grüne Jugend von der Europäischen Union ein verbindliches Recht auf Asyl für diejenigen Menschen, deren Heimat durch den Klimawandel unbewohnbar wird.[7]

Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat den Vorschlag eines Klimapasses in einem im August 2018 veröffentlichten Politikpapier ausgebaut.[8]

Der Klimapass orientiert sich dabei am Nansen-Pass, der 1922 nach dem Ersten Weltkrieg vom Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlingsfragen, Fridtjof Nansen, für russische Flüchtlinge entworfen wurde. Nansen wurde dafür und für seine Hilfsaktion in den Hungergebieten der Sowjetunion noch im selben Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Der Nansen-Pass wurde am 5. Juli 1922 eingeführt und zunächst von 31, später von 53 Staaten anerkannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wissenschaftler fordern Klima-Pass. Bei: klimareporter.de, 31. August 2018
  2. Michael Oppenheimer, Bruce Glavovic: Chapter 4: Sea Level Rise and Implications for Low Lying Islands, Coasts and Communities. In: H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, M. Tignor, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N. Weyer (Hrsg.): IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate. Oktober 2019, 4.3.2.2 Settlement Trends (ipcc.ch [PDF; 10,0 MB]).
  3. Die Katastrophe hätte verhindert werden können. Bei: Spiegel Online, abgerufen am 23. November 2018
  4. Scott A. Kulp, Benjamin H. Strauss: New elevation data triple estimates of global vulnerability to sea-level rise and coastal flooding. In: Nature Communications. Oktober 2019, doi:10.1038/s41467-019-12808-z.
  5. Ein Pass für Klimaflüchtlinge. In: Süddeutsche Zeitung, 20. November 2018
  6. Bernd Matthies: Bei Einreise Klimapass vorzeigen. In: Der Tagesspiegel, 27. November 2017
  7. „Es geht um Solidarität“. Bei: zdf.de, 4. August 2018
  8. Politikpapier: Zeit-gerechte Klimapolitik: Vier Initiativen für Fairness. Bei: wbgu.de, abgerufen am 23. November 2018