„Rappenlochschlucht“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Steganlage unter der Rappenlochbrücke 3.jpg|mini|Die neuen Steganlagen zur Begehung der Rappenlochschlucht und die Behelfsbrücke (April 2014)]]
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Die '''Rappenlochschlucht''' liegt etwa fünf Kilometer südöstlich des [[Dornbirn]]er Stadtzentrums im [[österreich]]ischen Bundesland [[Vorarlberg]]. Sie ist eine der größten [[Schlucht]]en [[Mitteleuropa]]s, entstand durch den Durchbruch der Ebniter- bzw. [[Dornbirner Ach]]e durch die Kalk-Mergelberge des [[Bregenzerwaldgebirge]]s und liegt am Zugang zur [[Walser]]siedlung [[Ebnit]], etwas oberhalb der alten Industrieansiedlung [[Gütle (Dornbirn)|Gütle]].
Die '''Rappenlochschlucht''' ist eine ca. 500 m lange [[Klamm]] in [[Dornbirn]] im [[österreich]]ischen Bundesland [[Vorarlberg]]. Sie ist durch Wanderwege und Stege erschlossen und kann so vollständig durchlaufen werden.


== Lage und Umgebung==
Ursprünglich seit Anfang des 20. Jahrhunderts durch Stege erschlossen, konnte die Schlucht aufgrund eines gewaltigen Felssturzes, der auch die Rappenloch-Brücke mit in die Tiefe riss (diese überquerte vorher als Bogenbrücke die Schlucht an ihrer markantesten Stelle), vom 10. Mai 2011 bis 24. August 2013 nicht mehr durchgängig begangen werden. Es wurden neue, spektakuläre Wege zum Durchgehen der Schlucht gebaut und zunächst eine Behelfsbrücke im Zuge der Gütlestraße errichtet. Auch diese Behelfsbrücke über die Schlucht wurde schließlich nach einem zweiten Felssturz im März 2020 abgetragen, sodass aktuell keine Straßenverbindung mehr über die Rappenlochschlucht führt.
Die Klamm liegt etwa fünf Kilometer südöstlich des [[Dornbirn]]er Stadtzentrums am Zugang zur [[Walser]]siedlung [[Ebnit]] und am Fuße von [[Karren (Berg)|Karren]] und [[Staufen (Bregenzerwaldgebirge)|Staufen.]]


Vom Dornbirn und dem nordalpinen [[Flysch]] aus kommend führt die Schlucht flussauf durch das erste feste Gesteinsmassiv der Alpen.<ref name="Oberhauser">{{Literatur |Autor= |Titel=Der geologische Aufbau Österreichs |Hrsg=R. Oberhauser |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer |Ort=Wien |Datum=1980 |ISBN=978-3-7091-3744-4 |Seiten=}}, zitiert nach {{Literatur |Autor=M. Walter; U. Schwaderer; M. Joswig |Titel=Seismic monitoring of precursory fracture signals from a destructive rockfall in the Vorarlberg Alps, Austria |Hrsg= |Sammelwerk=Natural Hazards and Earth System Sciences |Band= |Nummer=12 |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=2012-11-29 |Sprache=en |ISBN= |Seiten= |Online=https://nhess.copernicus.org/articles/12/3545/2012/nhess-12-3545-2012.pdf}}</ref> Ihr Eingang liegt etwas oberhalb der alten Industrieansiedlung [[Gütle (Dornbirn)|Gütle]] mit dem [[Rolls-Royce Museum]] und dem mittlerweile stillgelegten ehemals höchsten Springbrunnen Europas, der 1869 errichtet und mit Überschusswasser aus der Druckrohrleitung gespeist wurde.
== Geschichte ==
Am Ausgang der Rappenlochschlucht befindet sich der [[Staufensee-Stausee|Staufensee]] mit dem über 100 Jahre alten [[Wasserkraftwerk]] [[Kraftwerk Ebensand|Ebensand]], dessen Energie die Spinnmaschinen in der Textilfabrik Hämmerle in Gütle betrieb sowie zum Betrieb der [[Elektrische Bahn Dornbirn–Lustenau|Elektrischen Bahn Dornbirn–Lustenau]], einer der ersten voll elektrifizierten Bahnstrecken Mitteleuropas, verwendet wurde. Heute wird der im Kraftwerk Ebensand erzeugte Strom ins [[Vorarlberger Energienetze|Vorarlberger Stromnetz]] eingespeist.


Sie verläuft entlang der [[Dornbirner Ach]] unter der ehemaligen Rappenlochbrücke hindurch und endet an der Rappenlochschluchtsperre, die den [[Staufensee-Stausee|Staufensee]] aufstaut.
Ein zweites Turbinenhaus wurde im Gütle selbst errichtet, dessen Turbinen durch Wasser aus einer genieteten Druckrohrleitung, die direkt durch die Rappenlochschlucht geführt wurde, angetrieben wurde. Da diese Druckrohrleitung inspiziert und gewartet werden musste, entstanden die ersten Stege und Steige durch die Schlucht. Vor allem der Textilfabrikant [[Franz Martin Hämmerle]], der Inhaber der gleichnamigen, heute stillgelegten Spinnerei in Gütle, machte sich um den Ausbau der Klammwege verdient. 1902 wurde schließlich die Begehung der Schlucht dem allgemeinen Publikum möglich gemacht.


Am Staufensee befindet sich das 1891 errichtete [[Wasserkraftwerk]] [[Kraftwerk Ebensand|Ebensand]]. Unmittelbar dahinter beginnt die [[Alplochschlucht]].
Die Namensherleitung ist unklar und umstritten. Möglicherweise geht der Name auf den [[Waldrapp]] zurück, einer im späten Mittelalter in den Alpengebieten ausgestorbenen [[Ibisse|Ibisart]], die in solch engen Felsschluchten ihre letzten Kolonien hatte.


Die beeindruckende Kulisse der Schlucht wird auch immer wieder für diverse Events und Kunstaktionen genutzt. Besonderes Aufsehen erregte dabei eine Aktion des aus Dornbirn stammenden Künstlers [[Martin E. Greil]], der am Eingang der Schlucht eine Drahtskulptur in Form eines Riesen[[penis]] aufstellen ließ.
Die beeindruckende Kulisse der Schlucht wird auch immer wieder für diverse Events und Kunstaktionen genutzt. Besonderes Aufsehen erregte dabei eine Aktion des aus Dornbirn stammenden Künstlers [[Martin E. Greil]], der am Eingang der Schlucht eine Drahtskulptur in Form eines Riesen[[penis]] aufstellen ließ.


== Namensherkunft ==
Am Eingang der Schlucht befindet sich die Parzelle Gütle mit dem [[Rolls-Royce Museum]] und dem mittlerweile stillgelegten ehemals höchsten Springbrunnen Europas, der mit Überschusswasser aus der Druckrohrleitung gespeist wurde. Der Brunnenbetrieb führte zu [[Schimmelpilz#Schimmel in Gebäuden|Pilz]]<nowiki />entwicklung in den umliegenden Wohnhäusern, weshalb er zu einem normalen Springbrunnen degradiert wurde. Am anderen Ende der Rappenlochschlucht ist noch die [[Alplochschlucht]] zu erwähnen, die durchaus sehenswert ist. Kehrt man dann zur Rappenlochschlucht zurück, bietet sich die Gelegenheit, als Bergwanderer zu Fuß auf den [[Karren (Berg)|Karren]] zu steigen.
Die Namensherleitung ist unklar. Möglicherweise geht der Name auf [[Rabenvögel|Raben]] oder den [[Waldrapp]] zurück, einer im späten Mittelalter in den Alpengebieten ausgestorbenen [[Ibisse|Ibisart]], die in solch engen Felsschluchten ihre letzten Kolonien hatte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.rappenloch.at/geschichte |titel=Rappenloch Dornbirn: Geschichte |abruf=2020-08-24 |sprache=de}}</ref>

== Geschichte ==
In der [[Kreidezeit]] bildeten sich vor ca. 100 bis 130 Millionen Jahren am Standort der heutigen Klamm zahlreiche Schichten von [[Mergel]] und [[Kalkstein]].<ref name=WSJ2012">{{Internetquelle |url=https://www.rappenloch.at/sehenswertes/geologie |titel=Rappenloch Dornbirn: Geologie |abruf=2020-08-24 |sprache=de}}</ref><ref name="WSJ2012">{{Literatur |Autor=M. Walter; U. Schwaderer; M. Joswig |Titel=Seismic monitoring of precursory fracture signals from a destructive rockfall in the Vorarlberg Alps, Austria |Hrsg= |Sammelwerk=Natural Hazards and Earth System Sciences |Band= |Nummer=12 |Auflage= |Verlag= |Ort=Stuttgart |Datum=2012-11-29 |Sprache=en |ISBN= |Seiten= |Online=https://nhess.copernicus.org/articles/12/3545/2012/nhess-12-3545-2012.pdf}}</ref> Die Klamm entstand am Ende der [[Würm-Kaltzeit]] vor knapp 12000 Jahren durch den Durchbruch eines Vorläufers der Ebniter- bzw. [[Dornbirner Ach]]e durch die Kalk-Mergelberge des [[Bregenzerwaldgebirge]]s.<ref name="Oberhauser"/>

1791 wurde die erste Brücke über die Schlucht als gewölbte Brücke aus Holz gebaut (Rappenlochbrücke). 1845 fiel die Brücke einem Feuer zum Opfer.<ref name="Lex">{{Internetquelle |url=https://lexikon.dornbirn.at/startseite/strassen-bauten-und-umwelt/bauwerke/infrastruktur/oeffentliche-wasserversorgung/bruecken/rappenlochbruecke/ |titel=Lexikon Dornbirn - Rappenlochbrücke |abruf=2020-08-24}}</ref> Sie wurde durch einen überdachten Neubau ersetzt, ebenfalls aus Holz.

1829 wurde die von [[Alois Negrelli von Moldelbe|Franz Alois Negrelli]] in seiner Zeit als Vorarlberger Kreiswasserbauadjunkt geplante Rappenlochschluchtsperre. Sie ist eine der ältesten [[Talsperre|Gewölbebogensperren]] in Vorarlberg, wurde 1862 erhöht und in den Jahren 1989 bis 1991 erweitert.

1891 wurde am Staufensee das Kraftwerk Ebensand errichtet. Ein zweites Turbinenhaus wurde im Gütle selbst errichtet, dessen Turbinen durch Wasser aus einer genieteten Druckrohrleitung angetrieben wurde, die direkt durch die Rappenlochschlucht geführt wurde. Da diese Druckrohrleitung inspiziert und gewartet werden musste, entstanden die ersten Stege und Steige durch die Schlucht. Vor allem der Textilfabrikant [[Franz Martin Hämmerle]], der Inhaber der gleichnamigen, heute stillgelegten Spinnerei in Gütle, machte sich um den Ausbau der Klammwege verdient.

1902 wurde schließlich die Begehung der Schlucht dem allgemeinen Publikum möglich gemacht und ist seither ein beliebtes Ausflugsziel.

Die hölzerne Rappenlochbrücke wurde 1950 durch einen etwa 30 Meter langen Neubau als Steinbogenbrücke ersetzt.<ref name="Lex"/>

Das [[Alpenhochwasser 2005]] führte auch in der Rappenlochschlucht zu Schäden. Bis zu 246 m³ Wasser pro Sekunde durchflossen die Klamm und zerstörten dabei eine kleinere Brücke.<ref name="WSJ2012" />


=== Felssturz 2011 und zweijährige Sperre ===
=== Felssturz 2011 und zweijährige Sperre ===
Am 10. Mai 2011 um 12:48 h kam es zu einem gewaltigen Felssturz, der auch die Rappenlochbrücke mit in die Tiefe riss. Etwa 15.000 m³ Gestein stürzten in die Schlucht.<ref name="WSJ212"/> Zum Zeitpunkt des Einsturzes befanden sich weder Fahrzeuge oder Personen auf der Brücke noch unterhalb der Felssturzmasse in der Schlucht.
Nach dem 10. Mai 2011 konnte die Rappenlochschlucht für über zwei Jahre nicht mehr zu Fuß durchwandert werden. An diesem Tag ereignete sich gegen 13.00 Uhr Ortszeit ein gewaltiger Felssturz, der auch die Rappenlochbrücke, die die Schlucht an ihrer engsten und zugleich spektakulärsten Stelle überquerte, mit in die Tiefe riss. Die Rappenlochbrücke war seit dem Jahr 1955 als Teil der [[Ebniterstraße]] die Hauptverbindung von Dornbirn ins Bergdorf Ebnit und als solche viel befahren. Zum Zeitpunkt des Einsturzes befanden sich weder Fahrzeuge auf der Brücke noch Spaziergänger unterhalb der Felssturzmasse in der Schlucht. Nach dem Felssturz waren die Wege in der Schlucht zum einen verschüttet und wurden zum anderen offiziell wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Ein Zugang vom Gütle her über den Wassermannsteig war zwar bis kurz vor die Einsturzstelle bereits kurz nach dem Einsturz frei begehbar, eine Durchquerung der Schlucht aber zunächst nicht mehr möglich. Es wurde zunächst geplant, dass die provisorische Rappenlochbrücke durch einen Neubau ersetzt werde.<ref>''[https://www.vol.at/rappenloch-in-dornbirn-sanierungsarbeiten-starten/6343423 Rappenloch in Dornbirn: Sanierungsarbeiten starten]'' Artikel auf vol.at vom 8. September 2019.</ref>


Zunächst wurde für den Frühling 2013 die Wiedereröffnung des Weges durch eine neue Brückenkonstruktion an höherer Stelle vorgesehen. Die Dornbirner [[Gemeinderat (Österreich)|Stadtvertretung]] beschloss hierfür am 3. Oktober 2012 die Detailplanung und Ausschreibung für eine entsprechende Steganlage.<ref>''[http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2552821/ Rappenlochschlucht: Steg statt Tunnel]'' Artikel auf vorarlberg.orf.at vom 3. Oktober 2012.</ref>
Nach dem Felssturz waren die Wege in der Schlucht zum einen verschüttet und wurden zum anderen offiziell wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Zunächst wurde für den Frühling 2013 die Wiedereröffnung des Weges durch eine neue Brückenkonstruktion an höherer Stelle vorgesehen. Die Dornbirner [[Gemeinderat (Österreich)|Stadtvertretung]] beschloss hierfür am 3. Oktober 2012 die Detailplanung und Ausschreibung für eine entsprechende Steganlage.<ref>''[http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2552821/ Rappenlochschlucht: Steg statt Tunnel]'' Artikel auf vorarlberg.orf.at vom 3. Oktober 2012.</ref>


Die neue Weg- und Steganlage in der Rappenlochschlucht wurde schließlich in zwei Etappen errichtet. Im Sommer 2013 wurde der erste Teil des Weges freigegeben. Seit dem 24. August 2013 sind der gesamte Weg und die Steganlage ungehindert begehbar. Die neue Steganlage führt die Wanderer an einer Schluchtwand vorbei, geht oberhalb des Felssturzes fast frei schwebend weiter und führte dann bis zu deren Abtragung 2020 unterhalb der neuen Schluchtbrücke hindurch. Als neuer Höhepunkt des Wegs bietet dieser einen direkten Blick auf den spektakulären Felssturz.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.karren.at/News-Anzeigen.1801.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6664&tx_ttnews%5BbackPid%5D=18007 |wayback=20140521214551 |text=Rappenlochschlucht uneingeschränkt begehbar |archiv-bot=2019-05-09 06:27:10 InternetArchiveBot }}: Karren Dornbirn Online. Artikel vom 22. August 2013. (abgerufen am 29. Oktober 2013)</ref>
Die neue Weg- und Steganlage in der Rappenlochschlucht wurde schließlich in zwei Etappen errichtet. Im Sommer 2013 wurde der erste Teil des Weges freigegeben. Seit dem 24. August 2013 sind der gesamte Weg und die Steganlage ungehindert begehbar. Die neue Steganlage führt die Wanderer an einer Schluchtwand vorbei, geht oberhalb des Felssturzes fast frei schwebend weiter und führte dann bis zu deren Abtragung 2020 unterhalb der neuen Schluchtbrücke hindurch. Als neuer Höhepunkt des Wegs bietet dieser einen direkten Blick auf den spektakulären Felssturz.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.karren.at/News-Anzeigen.1801.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=6664&tx_ttnews%5BbackPid%5D=18007 |wayback=20140521214551 |text=Rappenlochschlucht uneingeschränkt begehbar |archiv-bot=2019-05-09 06:27:10 InternetArchiveBot }}: Karren Dornbirn Online. Artikel vom 22. August 2013. (abgerufen am 29. Oktober 2013)</ref>

Anstelle der eingestürzten Brücke wurde im eine militärischen [[D-Brücke]] als Behelfsbrücke errichtet und am 16. Juni 2011 fertiggestellt.<ref name="WSJ2012" /> Die Rappenlochbrücke war seit dem Jahr 1955 als Teil der [[Ebniterstraße]] die Hauptverbindung von Dornbirn ins Bergdorf Ebnit und als solche viel befahren. Es wurde zunächst geplant, dass die provisorische Rappenlochbrücke durch einen Neubau ersetzt werde.<ref>''[https://www.vol.at/rappenloch-in-dornbirn-sanierungsarbeiten-starten/6343423 Rappenloch in Dornbirn: Sanierungsarbeiten starten]'' Artikel auf vol.at vom 8. September 2019.</ref>


=== Felssturz 2020 und Brückensperre ===
=== Felssturz 2020 und Brückensperre ===
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Für die Fahrt von Dornbirn zur Bergparzelle Ebnit wurde danach zunächst die Umfahrungsstraße über den Ortsteil Kehlegg geöffnet. Im Anschluss wurde die Baustraße am Ostufer des Staufensees in den darauffolgenden Tagen soweit ausgebaut, dass diese als kürzere Verbindung dienen kann. Die Hauptverbindungsstraße ins Ebnit über die [[Ebniterstraße]] führt nunmehr kurz vor der ehemaligen Rappenlochbrücke hinab zum Staufensee, mit einer Brücke über eine Engstelle des Sees und wird dann auf der anderen Seite des Tals wieder zur ursprünglichen Straßenführung hinauf geführt.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.vn.at/vorarlberg/2020/03/26/rappenlochbruecke-ist-geschichte.vn|titel=Rappenlochbrücke ist Geschichte|werk=[[Vorarlberger Nachrichten]] (VN.at)|datum=2020-03-26|abruf=2020-06-28}}</ref>
Für die Fahrt von Dornbirn zur Bergparzelle Ebnit wurde danach zunächst die Umfahrungsstraße über den Ortsteil Kehlegg geöffnet. Im Anschluss wurde die Baustraße am Ostufer des Staufensees in den darauffolgenden Tagen soweit ausgebaut, dass diese als kürzere Verbindung dienen kann. Die Hauptverbindungsstraße ins Ebnit über die [[Ebniterstraße]] führt nunmehr kurz vor der ehemaligen Rappenlochbrücke hinab zum Staufensee, mit einer Brücke über eine Engstelle des Sees und wird dann auf der anderen Seite des Tals wieder zur ursprünglichen Straßenführung hinauf geführt.<ref>{{Internetquelle|url=https://www.vn.at/vorarlberg/2020/03/26/rappenlochbruecke-ist-geschichte.vn|titel=Rappenlochbrücke ist Geschichte|werk=[[Vorarlberger Nachrichten]] (VN.at)|datum=2020-03-26|abruf=2020-06-28}}</ref>

=== Rappenlochschluchtsperre (Staudamm) ===<!-- Nicht die Sperre des Weges durch die Schlucht -->
Am unteren Ausgang der Schlucht befindet sich eine der ältesten [[Talsperre|Gewölbebogensperren]] in Vorarlberg. Die 1829 von [[Alois Negrelli von Moldelbe|Franz Alois Negrelli]] in seiner Zeit als Vorarlberger Kreiswasserbauadjunkt geplante und gebaute [[Staufensee-Stausee#Technische Daten|Rappenlochschluchtsperre]] wurde 1862 erhöht und in den Jahren 1989 bis 1991 erweitert.


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 24. August 2020, 14:43 Uhr

Verschütteter Teil der Rappenlochschlucht (12. Mai 2011)
Rappenlochschlucht vor dem Brückeneinsturz 2011 (Juli 2010)
Die neuen Steganlagen zur Begehung der Rappenlochschlucht und die Behelfsbrücke (April 2014)

Die Rappenlochschlucht ist eine ca. 500 m lange Klamm in Dornbirn im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Sie ist durch Wanderwege und Stege erschlossen und kann so vollständig durchlaufen werden.

Lage und Umgebung

Die Klamm liegt etwa fünf Kilometer südöstlich des Dornbirner Stadtzentrums am Zugang zur Walsersiedlung Ebnit und am Fuße von Karren und Staufen.

Vom Dornbirn und dem nordalpinen Flysch aus kommend führt die Schlucht flussauf durch das erste feste Gesteinsmassiv der Alpen.[1] Ihr Eingang liegt etwas oberhalb der alten Industrieansiedlung Gütle mit dem Rolls-Royce Museum und dem mittlerweile stillgelegten ehemals höchsten Springbrunnen Europas, der 1869 errichtet und mit Überschusswasser aus der Druckrohrleitung gespeist wurde.

Sie verläuft entlang der Dornbirner Ach unter der ehemaligen Rappenlochbrücke hindurch und endet an der Rappenlochschluchtsperre, die den Staufensee aufstaut.

Am Staufensee befindet sich das 1891 errichtete Wasserkraftwerk Ebensand. Unmittelbar dahinter beginnt die Alplochschlucht.

Die beeindruckende Kulisse der Schlucht wird auch immer wieder für diverse Events und Kunstaktionen genutzt. Besonderes Aufsehen erregte dabei eine Aktion des aus Dornbirn stammenden Künstlers Martin E. Greil, der am Eingang der Schlucht eine Drahtskulptur in Form eines Riesenpenis aufstellen ließ.

Namensherkunft

Die Namensherleitung ist unklar. Möglicherweise geht der Name auf Raben oder den Waldrapp zurück, einer im späten Mittelalter in den Alpengebieten ausgestorbenen Ibisart, die in solch engen Felsschluchten ihre letzten Kolonien hatte.[2]

Geschichte

In der Kreidezeit bildeten sich vor ca. 100 bis 130 Millionen Jahren am Standort der heutigen Klamm zahlreiche Schichten von Mergel und Kalkstein.[3][4] Die Klamm entstand am Ende der Würm-Kaltzeit vor knapp 12000 Jahren durch den Durchbruch eines Vorläufers der Ebniter- bzw. Dornbirner Ache durch die Kalk-Mergelberge des Bregenzerwaldgebirges.[1]

1791 wurde die erste Brücke über die Schlucht als gewölbte Brücke aus Holz gebaut (Rappenlochbrücke). 1845 fiel die Brücke einem Feuer zum Opfer.[5] Sie wurde durch einen überdachten Neubau ersetzt, ebenfalls aus Holz.

1829 wurde die von Franz Alois Negrelli in seiner Zeit als Vorarlberger Kreiswasserbauadjunkt geplante Rappenlochschluchtsperre. Sie ist eine der ältesten Gewölbebogensperren in Vorarlberg, wurde 1862 erhöht und in den Jahren 1989 bis 1991 erweitert.

1891 wurde am Staufensee das Kraftwerk Ebensand errichtet. Ein zweites Turbinenhaus wurde im Gütle selbst errichtet, dessen Turbinen durch Wasser aus einer genieteten Druckrohrleitung angetrieben wurde, die direkt durch die Rappenlochschlucht geführt wurde. Da diese Druckrohrleitung inspiziert und gewartet werden musste, entstanden die ersten Stege und Steige durch die Schlucht. Vor allem der Textilfabrikant Franz Martin Hämmerle, der Inhaber der gleichnamigen, heute stillgelegten Spinnerei in Gütle, machte sich um den Ausbau der Klammwege verdient.

1902 wurde schließlich die Begehung der Schlucht dem allgemeinen Publikum möglich gemacht und ist seither ein beliebtes Ausflugsziel.

Die hölzerne Rappenlochbrücke wurde 1950 durch einen etwa 30 Meter langen Neubau als Steinbogenbrücke ersetzt.[5]

Das Alpenhochwasser 2005 führte auch in der Rappenlochschlucht zu Schäden. Bis zu 246 m³ Wasser pro Sekunde durchflossen die Klamm und zerstörten dabei eine kleinere Brücke.[4]

Felssturz 2011 und zweijährige Sperre

Am 10. Mai 2011 um 12:48 h kam es zu einem gewaltigen Felssturz, der auch die Rappenlochbrücke mit in die Tiefe riss. Etwa 15.000 m³ Gestein stürzten in die Schlucht.[6] Zum Zeitpunkt des Einsturzes befanden sich weder Fahrzeuge oder Personen auf der Brücke noch unterhalb der Felssturzmasse in der Schlucht.

Nach dem Felssturz waren die Wege in der Schlucht zum einen verschüttet und wurden zum anderen offiziell wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Zunächst wurde für den Frühling 2013 die Wiedereröffnung des Weges durch eine neue Brückenkonstruktion an höherer Stelle vorgesehen. Die Dornbirner Stadtvertretung beschloss hierfür am 3. Oktober 2012 die Detailplanung und Ausschreibung für eine entsprechende Steganlage.[7]

Die neue Weg- und Steganlage in der Rappenlochschlucht wurde schließlich in zwei Etappen errichtet. Im Sommer 2013 wurde der erste Teil des Weges freigegeben. Seit dem 24. August 2013 sind der gesamte Weg und die Steganlage ungehindert begehbar. Die neue Steganlage führt die Wanderer an einer Schluchtwand vorbei, geht oberhalb des Felssturzes fast frei schwebend weiter und führte dann bis zu deren Abtragung 2020 unterhalb der neuen Schluchtbrücke hindurch. Als neuer Höhepunkt des Wegs bietet dieser einen direkten Blick auf den spektakulären Felssturz.[8]

Anstelle der eingestürzten Brücke wurde im eine militärischen D-Brücke als Behelfsbrücke errichtet und am 16. Juni 2011 fertiggestellt.[4] Die Rappenlochbrücke war seit dem Jahr 1955 als Teil der Ebniterstraße die Hauptverbindung von Dornbirn ins Bergdorf Ebnit und als solche viel befahren. Es wurde zunächst geplant, dass die provisorische Rappenlochbrücke durch einen Neubau ersetzt werde.[9]

Felssturz 2020 und Brückensperre

In der Nacht auf Donnerstag, den 19. März 2020 lösten sich unterhalb der Behelfsbrücke rund 10.000 Kubikmeter Gestein.[10] Die Wanderwege wurden daraufhin sofort gesperrt und die Bachbetträumung in der Rappenlochschlucht ausgesetzt. Drei Tage vor dem zweiten Felssturz waren die österreichweiten Beschränkungen für Ausgang und Geschäftsöffnung im Zuge der COVID-19-Pandemie in Kraft getreten, weshalb Wanderwege und Straße zu diesem Zeitpunkt deutlich schwächer als sonst frequentiert waren.[10] Die Brücke blieb bestehen, da ihr oberhalb der Abbruchstelle angebrachtes Widerlager tief im Fels geankert war, wurde jedoch vorsorglich gesperrt, da der Felsen durch den Gesteinsausbruch unterhöhlt und labil war. Um ihren Verlust zu vermeiden, bauten von einer Autokranfirma unterstützte Pioniere des Bundesheeres und die Straßenmeisterei Dornbirn die Brücke am 25. März 2020 vorsorglich ab.[11]

Für die Fahrt von Dornbirn zur Bergparzelle Ebnit wurde danach zunächst die Umfahrungsstraße über den Ortsteil Kehlegg geöffnet. Im Anschluss wurde die Baustraße am Ostufer des Staufensees in den darauffolgenden Tagen soweit ausgebaut, dass diese als kürzere Verbindung dienen kann. Die Hauptverbindungsstraße ins Ebnit über die Ebniterstraße führt nunmehr kurz vor der ehemaligen Rappenlochbrücke hinab zum Staufensee, mit einer Brücke über eine Engstelle des Sees und wird dann auf der anderen Seite des Tals wieder zur ursprünglichen Straßenführung hinauf geführt.[12]

Commons: Rappenlochschlucht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 47° 23′ 0″ N, 9° 46′ 45″ O

Einzelnachweise

  1. a b R. Oberhauser (Hrsg.): Der geologische Aufbau Österreichs. Springer, Wien 1980, ISBN 978-3-7091-3744-4., zitiert nach M. Walter; U. Schwaderer; M. Joswig: Seismic monitoring of precursory fracture signals from a destructive rockfall in the Vorarlberg Alps, Austria. In: Natural Hazards and Earth System Sciences. Nr. 12. Stuttgart 29. November 2012 (englisch, copernicus.org [PDF]).
  2. Rappenloch Dornbirn: Geschichte. Abgerufen am 24. August 2020.
  3. Rappenloch Dornbirn: Geologie. Abgerufen am 24. August 2020.
  4. a b c M. Walter; U. Schwaderer; M. Joswig: Seismic monitoring of precursory fracture signals from a destructive rockfall in the Vorarlberg Alps, Austria. In: Natural Hazards and Earth System Sciences. Nr. 12. Stuttgart 29. November 2012 (englisch, copernicus.org [PDF]).
  5. a b Lexikon Dornbirn - Rappenlochbrücke. Abgerufen am 24. August 2020.
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen WSJ212.
  7. Rappenlochschlucht: Steg statt Tunnel Artikel auf vorarlberg.orf.at vom 3. Oktober 2012.
  8. Rappenlochschlucht uneingeschränkt begehbar (Memento des Originals vom 21. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.karren.at: Karren Dornbirn Online. Artikel vom 22. August 2013. (abgerufen am 29. Oktober 2013)
  9. Rappenloch in Dornbirn: Sanierungsarbeiten starten Artikel auf vol.at vom 8. September 2019.
  10. a b Erneuter Felssturz in der Rappenlochschlucht. In: vorarlberg.ORF.at. 19. März 2020, abgerufen am 19. März 2020.
  11. BMLVS-Abteilung Kommunikation- Referat 3: Abbau der Pionierbrücke nach Ebnit. Abgerufen am 28. Juni 2020.
  12. Rappenlochbrücke ist Geschichte. In: Vorarlberger Nachrichten (VN.at). 26. März 2020, abgerufen am 28. Juni 2020.