„Suzanne Ferrière“ – Versionsunterschied

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=== Familiärer Hintergrund und Ausbildung ===
=== Familiärer Hintergrund und Ausbildung ===
[[Datei:DalcrozeEurhythmics Geneva ByFredericBoissonsas BibliothequeDeGeneveIconographie-ijd-2-1910-1-p-03a.jpg|mini|Ferrière in eine Eurhythmik-Gruppe 1910, fotografiert von [[Fred Boissonnas|Frédéric Boissonnas]]]]
Die Familie Ferrière stammte offenbar aus der [[Normandie]] und zog um 1700 nach [[Besançon]] im Osten von [[Frankreich]], am Fuße des [[Jura (Gebirge)|Juragebirges]] und an der Grenze zur Schweiz.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=http://archives-ferriere.nexgate.ch/genealogie/index.html#surnames |titel=Généalogie Ferrière (de Genève) |werk=http://archives-ferriere.nexgate.ch |sprache=fr |abruf=2021-07-14}}</ref> Von dort siedelte sie rund vierzig Jahre später in die [[Kanton Genf|Republik und den Kanton Genf]] über. Da es in der Familie traditionell viele [[Protestantismus|protestantische]] [[Pastor|Pastoren]] gab, erscheint es plausibel, dass sie vor staatlichen [[Unterdrückung|Repressionen]] flüchtete. Diese verstärkten sich, als [[Ludwig XIV.]] 1685 das [[Edikt von Nantes]] aufhob, das den [[Hugenotten]] seit 1598 [[Toleranz|religiöse Toleranz]] und [[Bürgerrecht|Bürgerrechte]] gewährt hatte. 1781 erhielt die Familie das Genfer [[Schweizer Bürgerrecht|Bürgerrecht]].<ref name=":0" />
Die Familie Ferrière stammte offenbar aus der [[Normandie]] und zog um 1700 nach [[Besançon]] im Osten von [[Frankreich]], am Fuße des [[Jura (Gebirge)|Juragebirges]] und an der Grenze zur Schweiz.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=http://archives-ferriere.nexgate.ch/genealogie/index.html#surnames |titel=Généalogie Ferrière (de Genève) |werk=http://archives-ferriere.nexgate.ch |sprache=fr |abruf=2021-07-14}}</ref> Von dort siedelte sie rund vierzig Jahre später in die [[Kanton Genf|Republik und den Kanton Genf]] über. Da es in der Familie traditionell viele [[Protestantismus|protestantische]] [[Pastor|Pastoren]] gab, erscheint es plausibel, dass sie vor staatlichen [[Unterdrückung|Repressionen]] flüchtete. Diese verstärkten sich, als [[Ludwig XIV.]] 1685 das [[Edikt von Nantes]] aufhob, das den [[Hugenotten]] seit 1598 [[Toleranz|religiöse Toleranz]] und [[Bürgerrecht|Bürgerrechte]] gewährt hatte. 1781 erhielt die Familie das Genfer [[Schweizer Bürgerrecht|Bürgerrecht]].<ref name=":0" />


Suzanne Ferrières Vater Louis (1842–1928) war ebenfalls Pastor. Er unterstützte die philanthropische ''Union nationale évangélique'' und die Bewegung für ein soziales Christentum.<ref name=":0" /> Am 11. September 1883 heiratete er Hedwig Marie Therese Faber (1859–1928), die aus [[Wien]] stammte.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=faber&oc=0&p=hedwige |titel=Family tree of Hedwige _ , Marie, Thérese, C. |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref> Ihre ältere Schwester Adolphine (1853-1932) hatte fünf Jahre zuvor Louis Ferrières jüngerem Bruder, den Arzt [[Frédéric Ferrière]] (1848-1924), geheiratet.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=faber&oc=0&p=adolphine+therese+caroline+katharine |titel=Family tree of Adolphine _ , Thérèse, Caroline, Katharine Faber |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref> Suzanne war das zweitälteste von fünf Kindern. Sie hatte zwei Brüder und zwei Schwestern: Jean Auguste (1884–1968), Louis Emmanuel (1887–1963), Marguerite Louise Hedwige (1890–1984) und Juliette Jeanne Adolphine (1895–1970).<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=ferriere&oc=0&p=anne+suzanne+lili+ferriere |titel=Family tree of Anne _ Suzanne (Lili)_ [ Ferrière ] Ferriere |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref>
Suzanne Ferrières Vater Louis (1842–1928) war ebenfalls Pastor. Er unterstützte die philanthropische ''Union nationale évangélique'' und die Bewegung für ein soziales Christentum.<ref name=":0" /> Am 11. September 1883 heiratete er Hedwig Marie Therese Faber (1859–1928), die aus [[Wien]] stammte.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=faber&oc=0&p=hedwige |titel=Family tree of Hedwige _ , Marie, Thérese, C. |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref> Ihre ältere Schwester Adolphine (1853-1932) hatte fünf Jahre zuvor Louis Ferrières jüngerem Bruder, den Arzt [[Frédéric Ferrière]] (1848-1924), geheiratet.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=faber&oc=0&p=adolphine+therese+caroline+katharine |titel=Family tree of Adolphine _ , Thérèse, Caroline, Katharine Faber |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref> Suzanne war das zweitälteste von fünf Kindern. Sie hatte zwei Brüder und zwei Schwestern: Jean Auguste (1884–1968), Louis Emmanuel (1887–1963), Marguerite Louise Hedwige (1890–1984) und Juliette Jeanne Adolphine (1895–1970).<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=ferriere&oc=0&p=anne+suzanne+lili+ferriere |titel=Family tree of Anne _ Suzanne (Lili)_ [ Ferrière ] Ferriere |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref> Anne Suzanne war offensichtlich nach ihren Großtanten Anna (1803–1890) und Suzanne Ferrière (1806–1883) benannt, die beide Lehrerinnen waren.<ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=ferriere&oc=0&p=anna+ferriere |titel=Family tree of Anna [ Ferrière ] Ferriere |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=François Ferrière |url=https://gw.geneanet.org/ferrieref?lang=en&n=ferriere&oc=0&p=louise+susanne+ferriere |titel=Family tree of Louise _Susanne_[ Ferrière ] Ferriere |werk=Geneanet |sprache=en |abruf=2021-07-14}}</ref> Sie wohnte ihr Leben lang in Florissant-Quartier, das zum wohlhabenden Genfer Stadtteil Champel gehört.<ref name=":1" /> Dort residierte die Familie traditionell auf einem Gelände, das heute den [[Parc Contamines]] bildet.<ref>{{Literatur |Autor=Leila El Wakil |Titel=Bâtir la campagne: Genève 1800–1860 |Ort=Genf |Datum=1989}}</ref>

In den 1900er Jahren studierte Suzanne Ferrière bei dem Schweizer Komponisten [[Émile Jaques-Dalcroze]], der als Theorielehrer für Harmonielehre seit 1892 am Genfer Konservatorium unterrichtete. In seinen dortigen [[Solfège]]-Kursen testete er viele seiner einflussreichen und revolutionary Erziehungsideen. 1910 verließ er jedoch Genf und gründete seine eigene Akademie in [[Hellerau]] bei [[Dresden]], wo es viele herausragende Vertreter*innen des modernen Tanzes des 20. Jahrhunderts hinzog. Suzanne Ferrière war eine von 46 Studierenden, die Jaques-Dalcroze aus Genf dorthin folgten.<ref>{{Literatur |Autor=Johannes-Martin Kamp |Titel=Kinderrepubliken |Verlag=Leske + Budrich |Ort=Opladen |Datum=1995 |ISBN=3-8100-1357-9 |Seiten=332 |Online=https://archive.org/details/J-M.Kamp_Kinderrepubliken |Abruf=2021-07-15}}</ref> 1911 erwarb sie dort ihr Diplom und begann sogleich damit, selber als Lehrerin in der Akademie zu unterrichten.<ref>{{Literatur |Autor=Alfred Berchtold |Titel=Emile Jaques-Dalcroze et son temps |Verlag=L'AGE D'HOMME |Ort=Lausanne |Datum=2000 |Sprache=fr |ISBN=978-2825113547 |Seiten=118, 185}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 15. Juli 2021, 00:15 Uhr

Suzanne Ferrière (* 22. März 1886 als Anne Suzanne Ferrière, bekannt auch als "Lili" Ferrière, in Genf; † 13. März 1970, ebenda) war eine Schweizer Musikpädagogin und humanitäre Aktivistin aus einer prominenten Genfer Familie.

Nach einer Ausbildung zur rhythmischen Erzieherin trat Ferrière in die Dienste des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). 1925 wurde sie in dessen Versammlung gewählt und war damit erst das zweite weibliche Mitglied des IKRK-Leitungsgremiums in dessen Geschichte. Durch ihr Engagement trug sie dazu bei, der Gleichberechtigung der Geschlechter in der Organisation – die ihrerseits historisch eine Pionierin des humanitären Völkerrechts ist – den Weg zu ebnen.[1]

Darüber hinaus spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Gründung des internationalen Save-the-Children-Fonds und des International Migration Service.

Während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft in Deutschland und insbesondere während des Zweiten Weltkrieges wurde Ferrière als Expertin für internierte Zivilisten zu einer wichtigsten Stimmen, die sich innerhalb der IKRK-Führung für eine entschiedene Haltung gegenüber dem NS-Regime und schließlich für eine öffentliche Verurteilung von dessen System der Konzentrations- und Vernichtungslager einsetzten.

Leben

Familiärer Hintergrund und Ausbildung

Ferrière in eine Eurhythmik-Gruppe 1910, fotografiert von Frédéric Boissonnas

Die Familie Ferrière stammte offenbar aus der Normandie und zog um 1700 nach Besançon im Osten von Frankreich, am Fuße des Juragebirges und an der Grenze zur Schweiz.[2] Von dort siedelte sie rund vierzig Jahre später in die Republik und den Kanton Genf über. Da es in der Familie traditionell viele protestantische Pastoren gab, erscheint es plausibel, dass sie vor staatlichen Repressionen flüchtete. Diese verstärkten sich, als Ludwig XIV. 1685 das Edikt von Nantes aufhob, das den Hugenotten seit 1598 religiöse Toleranz und Bürgerrechte gewährt hatte. 1781 erhielt die Familie das Genfer Bürgerrecht.[1]

Suzanne Ferrières Vater Louis (1842–1928) war ebenfalls Pastor. Er unterstützte die philanthropische Union nationale évangélique und die Bewegung für ein soziales Christentum.[1] Am 11. September 1883 heiratete er Hedwig Marie Therese Faber (1859–1928), die aus Wien stammte.[3] Ihre ältere Schwester Adolphine (1853-1932) hatte fünf Jahre zuvor Louis Ferrières jüngerem Bruder, den Arzt Frédéric Ferrière (1848-1924), geheiratet.[4] Suzanne war das zweitälteste von fünf Kindern. Sie hatte zwei Brüder und zwei Schwestern: Jean Auguste (1884–1968), Louis Emmanuel (1887–1963), Marguerite Louise Hedwige (1890–1984) und Juliette Jeanne Adolphine (1895–1970).[5] Anne Suzanne war offensichtlich nach ihren Großtanten Anna (1803–1890) und Suzanne Ferrière (1806–1883) benannt, die beide Lehrerinnen waren.[6][7] Sie wohnte ihr Leben lang in Florissant-Quartier, das zum wohlhabenden Genfer Stadtteil Champel gehört.[5] Dort residierte die Familie traditionell auf einem Gelände, das heute den Parc Contamines bildet.[8]

In den 1900er Jahren studierte Suzanne Ferrière bei dem Schweizer Komponisten Émile Jaques-Dalcroze, der als Theorielehrer für Harmonielehre seit 1892 am Genfer Konservatorium unterrichtete. In seinen dortigen Solfège-Kursen testete er viele seiner einflussreichen und revolutionary Erziehungsideen. 1910 verließ er jedoch Genf und gründete seine eigene Akademie in Hellerau bei Dresden, wo es viele herausragende Vertreter*innen des modernen Tanzes des 20. Jahrhunderts hinzog. Suzanne Ferrière war eine von 46 Studierenden, die Jaques-Dalcroze aus Genf dorthin folgten.[9] 1911 erwarb sie dort ihr Diplom und begann sogleich damit, selber als Lehrerin in der Akademie zu unterrichten.[10]

Weblinks

Commons: Suzanne Ferrière – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Diego Fiscalini: Des élites au service d'une cause humanitaire : le Comité International de la Croix-Rouge. Université de Genève, faculté des lettres, département d'histoire, Genf 1985, S. 24, 160–162 (französisch).
  2. François Ferrière: Généalogie Ferrière (de Genève). In: http://archives-ferriere.nexgate.ch. Abgerufen am 14. Juli 2021 (französisch).
  3. François Ferrière: Family tree of Hedwige _ , Marie, Thérese, C. In: Geneanet. Abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  4. François Ferrière: Family tree of Adolphine _ , Thérèse, Caroline, Katharine Faber. In: Geneanet. Abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  5. a b François Ferrière: Family tree of Anne _ Suzanne (Lili)_ [ Ferrière ] Ferriere. In: Geneanet. Abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  6. François Ferrière: Family tree of Anna [ Ferrière ] Ferriere. In: Geneanet. Abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  7. François Ferrière: Family tree of Louise _Susanne_[ Ferrière ] Ferriere. In: Geneanet. Abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  8. Leila El Wakil: Bâtir la campagne: Genève 1800–1860. Genf 1989.
  9. Johannes-Martin Kamp: Kinderrepubliken. Leske + Budrich, Opladen 1995, ISBN 3-8100-1357-9, S. 332 (archive.org [abgerufen am 15. Juli 2021]).
  10. Alfred Berchtold: Emile Jaques-Dalcroze et son temps. L'AGE D'HOMME, Lausanne 2000, ISBN 978-2-8251-1354-7, S. 118, 185 (französisch).