„Resistência Nacional Moçambicana“ – Versionsunterschied

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Die '''Resistência Nacional Moçambicana''' (kurz '''Renamo''', {{ptS}} für ''Nationaler Widerstand Mosambiks'') ist eine [[Konservatismus|konservative]] politische Partei in [[Mosambik]].
Die '''Resistência Nacional Moçambicana''' (kurz '''Renamo''', {{ptS}} für ''Nationaler Widerstand Mosambiks'') ist eine [[Konservatismus|konservative]] politische Partei in [[Mosambik]]. Während des [[Kalter Krieg|Ost-West Konflikts]] war die Renamo als aufständische Bewegung gegen die sozialistisch orientierte Regierung der [[Frente de Libertação de Moçambique|Frelimo]] aktiv.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Sie wurde erst nach der Unabhängigkeit Mosambiks 1975 mit Hilfe der weißen Minderheitsregierung [[Südrhodesien|Rhodesiens]] als paramilitärischer Verband gegründet, um im Rahmen sogenannter Pseudooperationen gegen die sozialistisch orientierten Befreiungsbewegungen der afrikanischen Mehrheitsbevölkerung vorzugehen. Pseudooperationen waren eine vor allem im kolonialen Kontext verwendete Militärstrategie, die von Kolonialmächten und Minderheitenregimen zur Bekämpfung der einheimischen Unabhängigkeitsbewegungen genutzt wurden. Bei solchen völkerrechtswidrigen Einsätzen tarnten sich die unter der Kontrolle der Kolonialmacht stehenden Einheiten in den Uniformen der aufständischen Befreiungsbewegungen und nahmen sich deren Guerillataktiken an, um so verdeckte Operationen gegen die echten Befreiungsbewegungen durchzuführen. Dabei setzten Siedlerregime wie Rhodesien auf die Rekrutierung einheimischer Kräfte, da diese aufgrund Ihres Phänotyps und der Beherrschung der lokalen Sprachen die perfekte Tarnung besaßen, um in den von den Befreiungsbewegungen kontrollierten Gebieten nicht sofort aufzufallen. Die Rekrutierung erfolgte dabei häufig unter Zwang, oft handelte es sich um gefangene Kämpfer der Befreiungsbewegungen, die von der Geheimpolizei Rhodesiens unter schwerer Folter und Morddrohungen zur Kollaboration genötigt wurden. Einige dieser Pseudooperationen mündeten in Massakern von Geflüchteten und Angehörigen der Befreiungsbewegungen, zu deren abgelegenen Lagern sich die Pseudoguerillas aufgrund Ihrer effektiven Tarnung zunächst unerkannt Zutritt verschaffen konnten, oftmals gefolgt von regulären rhodesischen Streitkräften, die in einer zweiten Angriffswelle.<ref>{{Literatur |Titel=Rhodesia Accused of Attack on Refugees |Sammelwerk=The New York Times |Datum=1976-08-21 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/1976/08/21/archives/rhodesia-accused-of-attack-on-refugees.html |Abruf=2021-11-23}}</ref>
Sie wurde erst nach der Unabhängigkeit Mosambiks 1975 mit Hilfe der weißen Minderheitsregierung [[Südrhodesien|Rhodesiens]] als [[Antikommunismus|antikommunistische]] [[Widerstandsbewegung]] gegründet, als die sie das [[kommunistisch]] ausgerichtete, von der [[Sowjetunion]] unterstützte, [[Einparteiensystem]] der [[Frelimo]] in Mosambik bekämpfen wollte. In ihren ersten Jahren bestand die Renamo hauptsächlich aus Frelimo-Dissidenten und Soldaten, die zur Kolonialzeit noch für [[Portugal]] gekämpft hatten.


Im Rahmen solcher Operationen war der designierte Hauptgegner der Renamo die seit 1975 im benachbarten Mosambik regierende, sozialistisch orientierte Frelimo, sowie die von Ihr beherbergten simbabwischen Befreiungsbewegungen, die von mosambikanischen Boden aus gegen Rhodesien kämpften. Mosambik gehörte zu den blockfreien Staaten, erhielt aber wesentliche entwicklungs- und verteidigungspolitische Unterstützung von Staaten des Ostblocks, insbesondere aus der DDR und der Sowjetunion, sowie von Kuba. Darüber hinaus war u.a. Schweden ein wichtiger entwicklungspolitischer Partner. Zu den westlichen Staaten unterhielt die Frelimo neutrale, keinesfalls feindselige Beziehungen. In ihren ersten Jahren bestand die Renamo hauptsächlich aus ehemaligen Angehörigen der Frelimo und einheimischen Soldaten, die zuvor noch auf Seiten der Kolonialmacht [[Portugal]] gekämpft hatten und in weiten Teilen der mosambikanischen Bevölkerung daher Kollaborateure galten.
Als Ende der 1970er Jahre die Guerillakämpfe die rhodesische Regierung schließlich zum Rücktritt zwangen, bot das nun unabhängige [[Simbabwe]] den Renamo-Kämpfern keinen sicheren Unterschlupf mehr und auch keine politische Basis. Die meisten von ihnen zogen nach [[Südafrika]], um im Rahmen der Außen- und Sicherheitspolitik des dortigen [[Apartheid]]regimes ihre militärischen Ambitionen gegen Mosambik fortsetzen zu können.

Ende der 1970er Jahre war das rhodesische Minderheitsregime durch den Druck der internationalen Gemeinschaft, welche ein weitgehendes wirtschaftliches und militärisches Embargo gegen Rhodesien initiiert hatte, gezwungen, Verhandlungen mit den führenden Vertretern der Mehrheitsbevölkerung aufzunehmen. Nach dem [[Lancaster-House-Abkommen|Lancaster-House Abkommen]] wurde Rhodesien am 18. April 1980 schließlich als Simbabwe unabhängig. Damit fiel der Sponsor der Renamo weg, die zuvor von rhodesischem Gebiet, mit von Rhodesien bereitgestelltem Kriegsmaterial aus agierte und innerhalb von Mosambik keine politische Basis besaß. Gemeinsam mit vielen ehemaligen rhodesischen Militärs und Angehörigen anderer Sicherheitskräfte, die an der Unterdrückung von Einheimischen und Dissidenten involviert waren, wanderten die führenden Kräfte der Renamo nach Südafrika aus. Dort wurden Sie unter der Führung des südafrikanischen Militärgeheimdienstes neu konstituiert, um zukünftig den regionalen militärischen Zielen des Apartheidstaates dienlich zu sein.


1984 unterzeichneten der Staatspräsident Südafrikas, [[Pieter Willem Botha]], und die Frelimo-Regierung unter starkem Druck das [[Nkomati-Abkommen]], in dem vereinbart wurde, dass Mosambik keine Guerillaaktivitäten des [[African National Congress]] bzw. des [[Umkhonto we Sizwe|MK]] von Mosambik aus zulasse und Südafrika im Gegenzug die Unterstützung der Renamo unterlässt. Während sich Mosambik weitgehend an das Abkommen hielt, verstieß Südafrika wiederholt dagegen und erklärte es 1985 aufgrund „mehrerer Verstöße“ offiziell für nichtig.
1984 unterzeichneten der Staatspräsident Südafrikas, [[Pieter Willem Botha]], und die Frelimo-Regierung unter starkem Druck das [[Nkomati-Abkommen]], in dem vereinbart wurde, dass Mosambik keine Guerillaaktivitäten des [[African National Congress]] bzw. des [[Umkhonto we Sizwe|MK]] von Mosambik aus zulasse und Südafrika im Gegenzug die Unterstützung der Renamo unterlässt. Während sich Mosambik weitgehend an das Abkommen hielt, verstieß Südafrika wiederholt dagegen und erklärte es 1985 aufgrund „mehrerer Verstöße“ offiziell für nichtig.


1987 mobilisierten die US-Senatoren [[Jesse Helms]] und [[Bob Dole]] die Unterstützung der USA für die Befreiungsarmee Renamo. Unterstützung bekam die Renamo nicht zuletzt auch aus rechtskonservativen und geheimdienstlichen Kreisen in der damaligen BRD. Die Bundesrepublik stellte eines der wichtigsten Drehkreuze für Renamo-Unterstützer dar.<ref>Matthias Voß (Hrsg.): ''Wir haben Spuren hinterlassen! Die DDR in Mosambik. Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten''. Lit-Verlag, Münster-Hamburg 2005, ISBN 3-8258-8321-3, S. 309. Siehe auch [http://books.google.de/books?id=3WL_nCEcDuEC&pg=PA311&lpg=PA311&dq=Unango&source=bl&ots=WU7t7EwmLV&sig=2oRsTDPTzUgHigtH79-l4BlJKCY&hl=de&ei=GkTMS4iDB9L4OYjQoaAG&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CCAQ6AEwBw#v=onepage&q&f=false Google Books].</ref> Im Dezember 1988 deckte ein Rechercheteam des WDR auf, dass der zweite Mann in der Renamohierarchie, Arturo Jareira da F., seit Jahren unbehelligt von Heidelberg aus als eine Art inoffizieller Botschafter und Verbindungsmann operierte. Noch im März 1989 konnte die Renamo in Bonn eine Pressekonferenz abhalten. Aus dieser Zeit sind Kontakte zum damaligen Bundesnachrichtendienst belegt, welche auch finanzielle Zuwendungen für die Renamo beinhalteten. Als die Heidelberger Justizbehörde auf Drängen engagierter Heidelbergerinnen hin im Sommer 1989 schließlich Ermittlungen gegen F. aufnahm, tauchte dieser plötzlich ab und war fortan nicht mehr auffindbar.<ref>{{Literatur |Autor=Sigfried Pater |Titel=Erst Massaker, dann Bundeshilfe |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=1988-01-26 |ISSN=0931-9085 |Seiten=3 |Online=https://taz.de/!1854322/ |Abruf=2021-11-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://dserver.bundestag.de/btd/11/049/1104925.pdf |titel=Kleine Anfrage der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN Aktivitäten der „Resistencia Nacional Mocambicana" (RENAMO) in der Bundesrepublik Deutschland |hrsg=Deutscher Bundestag |datum=1989-07-06 |sprache=de |abruf=2021-11-23}}</ref> Besondere Unterstützung genoss die Renamo seitens politischer und nachrichtendienstlicher Netzwerke rund um den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Als weitere Mitglieder im bundesdeutschen Unterstützernetzwerk der Renamo gelten u.a. der Jurist Andre Thomashausen und der Politikwissenschaftler Werner Kaltefleiter. Die Unterstützung durch das bundesdeutsche Netzwerk nahm zeitweise ein derart umfangreiches Ausmaß an, dass sich schließlich die US-Behörden gezwungen sahen zu intervenieren, da die unverhohlene Unterstützung der Renamo durch den westdeutschen nachrichtendienstlichen Partner außenpolitischen Zielen der US-Administration, u.a. Aufrechterhaltung bilateraler Kontakte zur Frelimo geführten Regierung, abträglich erschien.<ref>{{Literatur |Autor=Hennie Van Vuuren |Titel=Apartheid Guns and Money: A Tale of Profit |Verlag=Oxford University Press |Datum=2018 |ISBN=978-1-78738-097-4 |Seiten=343 - 384 |Online=https://books.google.de/books?redir_esc=y&hl=de&id=-A3LuQEACAAJ&q=thomashausen#v=snippet&q=renamo&f=false |Abruf=2021-11-23}}</ref><ref>Alex Vines: Renamo - Terrorism in Mozambique. Centre for Southern African Studies, University of York in association with James Currey, London 1991, ISBN 0-85255-354-4, S. 41 (worldcat.org [abgerufen am 23. November 2021</ref><ref>{{Literatur |Autor=Claudius Wenzel |Titel=Südafrika-Politik der Bundesrepublik Deutschland 1982 – 1992: Politik gegen Apartheid? |Verlag=Springer-Verlag |Datum=2013-11-21 |ISBN=978-3-663-14541-7 |Seiten=130 |Online=https://books.google.de/books?id=vOvLBgAAQBAJ&pg=PA130&lpg=PA130&dq=renamo+franz+josef+strau%C3%9F&source=bl&ots=JpW5ngBR8z&sig=ACfU3U34Q6QIKpoVnbkzuZO92Asd3UMDgg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj8wvrQuq70AhVKQ_EDHdZ2DvE4ChDoAXoECBMQAw#v=onepage&q=renamo%20franz%20josef%20strau%C3%9F&f=false |Abruf=2021-11-23}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Margaret Hall, Tom Young |Titel=Confronting Leviathan: Mozambique Since Independence |Verlag=Hurst |Datum=1997 |ISBN=978-1-85065-115-4 |Seiten=133 - 135 |Online=https://books.google.de/books?id=zug8jlH9lowC&pg=PA134&lpg=PA134&dq=renamo+franz+josef+strau%C3%9F&source=bl&ots=cdFj_jPEA7&sig=ACfU3U0bF__pJ8EYpAzfhL3A7zLtOlF80A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj8wvrQuq70AhVKQ_EDHdZ2DvE4ChDoAXoECBQQAw#v=onepage&q=renamo%20franz%20josef%20strau%C3%9F&f=false |Abruf=2021-11-23}}</ref>
1987 mobilisierten die US-Senatoren [[Jesse Helms]] und [[Bob Dole]] die Unterstützung der USA für die Befreiungsarmee Renamo. Unterstützung bekam die Renamo vor allem auch aus Westdeutschland. So befand sich in der [[BRD]] das wichtigste Drehkreuz für Renamo-Unterstützer.<ref>Matthias Voß (Hrsg.): ''Wir haben Spuren hinterlassen! Die DDR in Mosambik. Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten''. Lit-Verlag, Münster-Hamburg 2005, ISBN 3-8258-8321-3, S. 309. Siehe auch [http://books.google.de/books?id=3WL_nCEcDuEC&pg=PA311&lpg=PA311&dq=Unango&source=bl&ots=WU7t7EwmLV&sig=2oRsTDPTzUgHigtH79-l4BlJKCY&hl=de&ei=GkTMS4iDB9L4OYjQoaAG&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=8&ved=0CCAQ6AEwBw#v=onepage&q&f=false Google Books].</ref><ref>http://www.infopartisan.net/trend/trd0901/t150901.html</ref>


Als der [[Bürgerkrieg]] zwischen Renamo-Rebellen und der Regierung 1990 mit Beginn der Friedensverhandlungen seinem Ende zuging, stand die Renamo vor dem Problem, sich nach Jahren des [[Guerilla]]krieges von einer rein militärischen Organisation mit loser Struktur in eine politische Partei verwandeln zu müssen. Dabei bestand genau das umgekehrte Problem, das afrikanische Parteien normalerweise haben.
Als der [[Bürgerkrieg]] zwischen Renamo-Rebellen und der Regierung 1990 mit Beginn der Friedensverhandlungen seinem Ende zuging, stand die Renamo vor dem Problem, sich nach Jahren des [[Guerilla]]krieges von einer rein militärischen Organisation mit loser Struktur in eine politische Partei verwandeln zu müssen. Dabei bestand genau das umgekehrte Problem, das afrikanische Parteien normalerweise haben.
Während es sich in der Regel um urbane, auf die intellektuelle Elite des Landes konzentrierte Gruppierungen handelte, die vor der Schwierigkeit standen, sich eine Basis unter der ländlichen Bevölkerung zu schaffen, stand die Renamo vor dem Problem, dass ihr eine Verankerung in den städtischen Zentren des Landes fehlte. Ihre politischen Aussagen hatten sich in der Vergangenheit auf anti-[[Marxismus|marxistische]], pro-[[Kapitalismus|kapitalistische]] und pro-[[Demokratie|demokratische]] Aussagen beschränkt und ihre Möglichkeiten, diese Themen ernsthaft zu diskutieren, waren limitiert.
Während es sich in der Regel um urbane, auf die intellektuelle Elite des Landes konzentrierte Gruppierungen handelte, die vor der Schwierigkeit standen, sich eine Basis unter der ländlichen Bevölkerung zu schaffen, stand die Renamo vor dem Problem, dass ihr eine Verankerung in den städtischen Zentren des Landes fehlte. Ihre politischen Aussagen hatten sich in der Vergangenheit auf anti-[[Marxismus|marxistische]], pro-[[Kapitalismus|kapitalistische]] und pro-[[Demokratie|demokratische]] Aussagen beschränkt und ihre Möglichkeiten, diese Themen ernsthaft zu diskutieren, waren limitiert.
Erst nach massiver finanzieller Unterstützung infolge des [[Allgemeines Friedensabkommen von Rom|Allgemeinen Friedensabkommens von Rom]], das 1992 dem Bürgerkrieg ein Ende setzte, schaffte die Renamo den Übergang zu einer politischen Partei.
Erst nach massiver finanzieller Unterstützung infolge des [[Allgemeines Friedensabkommen von Rom|Allgemeinen Friedensabkommens von Rom]], das 1992 dem Bürgerkrieg ein Ende setzte, schaffte die Renamo den Übergang zu einer politischen Partei.

== Menschenrechtsverletzungen ==
Der führende Afrikabeaufragte des amerikanischen Außenministeriums, Chester Crocker, bezeichnete die Renamo als eine "afrikanische Rote Khmer". 1989 von Wissenschaftlern der Georgetown University durchgeführte Interviews mit ehemaligen Mitgliedern der Renamo zeugen von der Brutalität und Skrupellosigkeit, mit der die Führung der Renamo operierte. So wurden viele der Kombattanten, oft noch minderjährig, zwangsrekrutiert und mussten als Loyalitätsbeweis gegenüber Ihren neuen Vorgesetzten nahestehende Familienangehörige ermorden, auch um so eine Rückkehr in die alte Kommune unmöglich zu machen. Ein Großteil der Operationen habe sich nicht gegen die mosambikanischen Streitkräfte gerichtet, sondern gegen Zivilisten und öffentliche Infrastuktur, oftmals einhergehend mit Massakern und der Verschleppung von jungen Männern, die als körperlich geeignet angesehen wurden, um die Reihen der Renamo zu stärken.


== Politische Aktivität ==
== Politische Aktivität ==

Version vom 23. November 2021, 14:55 Uhr

Parteiflagge der Renamo

Die Resistência Nacional Moçambicana (kurz Renamo, portugiesisch für Nationaler Widerstand Mosambiks) ist eine konservative politische Partei in Mosambik. Während des Ost-West Konflikts war die Renamo als aufständische Bewegung gegen die sozialistisch orientierte Regierung der Frelimo aktiv.

Geschichte

Sie wurde erst nach der Unabhängigkeit Mosambiks 1975 mit Hilfe der weißen Minderheitsregierung Rhodesiens als paramilitärischer Verband gegründet, um im Rahmen sogenannter Pseudooperationen gegen die sozialistisch orientierten Befreiungsbewegungen der afrikanischen Mehrheitsbevölkerung vorzugehen. Pseudooperationen waren eine vor allem im kolonialen Kontext verwendete Militärstrategie, die von Kolonialmächten und Minderheitenregimen zur Bekämpfung der einheimischen Unabhängigkeitsbewegungen genutzt wurden. Bei solchen völkerrechtswidrigen Einsätzen tarnten sich die unter der Kontrolle der Kolonialmacht stehenden Einheiten in den Uniformen der aufständischen Befreiungsbewegungen und nahmen sich deren Guerillataktiken an, um so verdeckte Operationen gegen die echten Befreiungsbewegungen durchzuführen. Dabei setzten Siedlerregime wie Rhodesien auf die Rekrutierung einheimischer Kräfte, da diese aufgrund Ihres Phänotyps und der Beherrschung der lokalen Sprachen die perfekte Tarnung besaßen, um in den von den Befreiungsbewegungen kontrollierten Gebieten nicht sofort aufzufallen. Die Rekrutierung erfolgte dabei häufig unter Zwang, oft handelte es sich um gefangene Kämpfer der Befreiungsbewegungen, die von der Geheimpolizei Rhodesiens unter schwerer Folter und Morddrohungen zur Kollaboration genötigt wurden. Einige dieser Pseudooperationen mündeten in Massakern von Geflüchteten und Angehörigen der Befreiungsbewegungen, zu deren abgelegenen Lagern sich die Pseudoguerillas aufgrund Ihrer effektiven Tarnung zunächst unerkannt Zutritt verschaffen konnten, oftmals gefolgt von regulären rhodesischen Streitkräften, die in einer zweiten Angriffswelle.[1]

Im Rahmen solcher Operationen war der designierte Hauptgegner der Renamo die seit 1975 im benachbarten Mosambik regierende, sozialistisch orientierte Frelimo, sowie die von Ihr beherbergten simbabwischen Befreiungsbewegungen, die von mosambikanischen Boden aus gegen Rhodesien kämpften. Mosambik gehörte zu den blockfreien Staaten, erhielt aber wesentliche entwicklungs- und verteidigungspolitische Unterstützung von Staaten des Ostblocks, insbesondere aus der DDR und der Sowjetunion, sowie von Kuba. Darüber hinaus war u.a. Schweden ein wichtiger entwicklungspolitischer Partner. Zu den westlichen Staaten unterhielt die Frelimo neutrale, keinesfalls feindselige Beziehungen. In ihren ersten Jahren bestand die Renamo hauptsächlich aus ehemaligen Angehörigen der Frelimo und einheimischen Soldaten, die zuvor noch auf Seiten der Kolonialmacht Portugal gekämpft hatten und in weiten Teilen der mosambikanischen Bevölkerung daher Kollaborateure galten.

Ende der 1970er Jahre war das rhodesische Minderheitsregime durch den Druck der internationalen Gemeinschaft, welche ein weitgehendes wirtschaftliches und militärisches Embargo gegen Rhodesien initiiert hatte, gezwungen, Verhandlungen mit den führenden Vertretern der Mehrheitsbevölkerung aufzunehmen. Nach dem Lancaster-House Abkommen wurde Rhodesien am 18. April 1980 schließlich als Simbabwe unabhängig. Damit fiel der Sponsor der Renamo weg, die zuvor von rhodesischem Gebiet, mit von Rhodesien bereitgestelltem Kriegsmaterial aus agierte und innerhalb von Mosambik keine politische Basis besaß. Gemeinsam mit vielen ehemaligen rhodesischen Militärs und Angehörigen anderer Sicherheitskräfte, die an der Unterdrückung von Einheimischen und Dissidenten involviert waren, wanderten die führenden Kräfte der Renamo nach Südafrika aus. Dort wurden Sie unter der Führung des südafrikanischen Militärgeheimdienstes neu konstituiert, um zukünftig den regionalen militärischen Zielen des Apartheidstaates dienlich zu sein.

1984 unterzeichneten der Staatspräsident Südafrikas, Pieter Willem Botha, und die Frelimo-Regierung unter starkem Druck das Nkomati-Abkommen, in dem vereinbart wurde, dass Mosambik keine Guerillaaktivitäten des African National Congress bzw. des MK von Mosambik aus zulasse und Südafrika im Gegenzug die Unterstützung der Renamo unterlässt. Während sich Mosambik weitgehend an das Abkommen hielt, verstieß Südafrika wiederholt dagegen und erklärte es 1985 aufgrund „mehrerer Verstöße“ offiziell für nichtig.

1987 mobilisierten die US-Senatoren Jesse Helms und Bob Dole die Unterstützung der USA für die Befreiungsarmee Renamo. Unterstützung bekam die Renamo nicht zuletzt auch aus rechtskonservativen und geheimdienstlichen Kreisen in der damaligen BRD. Die Bundesrepublik stellte eines der wichtigsten Drehkreuze für Renamo-Unterstützer dar.[2] Im Dezember 1988 deckte ein Rechercheteam des WDR auf, dass der zweite Mann in der Renamohierarchie, Arturo Jareira da F., seit Jahren unbehelligt von Heidelberg aus als eine Art inoffizieller Botschafter und Verbindungsmann operierte. Noch im März 1989 konnte die Renamo in Bonn eine Pressekonferenz abhalten. Aus dieser Zeit sind Kontakte zum damaligen Bundesnachrichtendienst belegt, welche auch finanzielle Zuwendungen für die Renamo beinhalteten. Als die Heidelberger Justizbehörde auf Drängen engagierter Heidelbergerinnen hin im Sommer 1989 schließlich Ermittlungen gegen F. aufnahm, tauchte dieser plötzlich ab und war fortan nicht mehr auffindbar.[3][4] Besondere Unterstützung genoss die Renamo seitens politischer und nachrichtendienstlicher Netzwerke rund um den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Als weitere Mitglieder im bundesdeutschen Unterstützernetzwerk der Renamo gelten u.a. der Jurist Andre Thomashausen und der Politikwissenschaftler Werner Kaltefleiter. Die Unterstützung durch das bundesdeutsche Netzwerk nahm zeitweise ein derart umfangreiches Ausmaß an, dass sich schließlich die US-Behörden gezwungen sahen zu intervenieren, da die unverhohlene Unterstützung der Renamo durch den westdeutschen nachrichtendienstlichen Partner außenpolitischen Zielen der US-Administration, u.a. Aufrechterhaltung bilateraler Kontakte zur Frelimo geführten Regierung, abträglich erschien.[5][6][7][8]

Als der Bürgerkrieg zwischen Renamo-Rebellen und der Regierung 1990 mit Beginn der Friedensverhandlungen seinem Ende zuging, stand die Renamo vor dem Problem, sich nach Jahren des Guerillakrieges von einer rein militärischen Organisation mit loser Struktur in eine politische Partei verwandeln zu müssen. Dabei bestand genau das umgekehrte Problem, das afrikanische Parteien normalerweise haben. Während es sich in der Regel um urbane, auf die intellektuelle Elite des Landes konzentrierte Gruppierungen handelte, die vor der Schwierigkeit standen, sich eine Basis unter der ländlichen Bevölkerung zu schaffen, stand die Renamo vor dem Problem, dass ihr eine Verankerung in den städtischen Zentren des Landes fehlte. Ihre politischen Aussagen hatten sich in der Vergangenheit auf anti-marxistische, pro-kapitalistische und pro-demokratische Aussagen beschränkt und ihre Möglichkeiten, diese Themen ernsthaft zu diskutieren, waren limitiert. Erst nach massiver finanzieller Unterstützung infolge des Allgemeinen Friedensabkommens von Rom, das 1992 dem Bürgerkrieg ein Ende setzte, schaffte die Renamo den Übergang zu einer politischen Partei.

Menschenrechtsverletzungen

Der führende Afrikabeaufragte des amerikanischen Außenministeriums, Chester Crocker, bezeichnete die Renamo als eine "afrikanische Rote Khmer". 1989 von Wissenschaftlern der Georgetown University durchgeführte Interviews mit ehemaligen Mitgliedern der Renamo zeugen von der Brutalität und Skrupellosigkeit, mit der die Führung der Renamo operierte. So wurden viele der Kombattanten, oft noch minderjährig, zwangsrekrutiert und mussten als Loyalitätsbeweis gegenüber Ihren neuen Vorgesetzten nahestehende Familienangehörige ermorden, auch um so eine Rückkehr in die alte Kommune unmöglich zu machen. Ein Großteil der Operationen habe sich nicht gegen die mosambikanischen Streitkräfte gerichtet, sondern gegen Zivilisten und öffentliche Infrastuktur, oftmals einhergehend mit Massakern und der Verschleppung von jungen Männern, die als körperlich geeignet angesehen wurden, um die Reihen der Renamo zu stärken.

Politische Aktivität

Bis 2013 hatte Renamo die Waffen niedergelegt und war die größte Oppositionspartei Mosambiks. In den Präsidentschaftswahlen im Dezember 2009 triumphierte der Frelimo-Kandidat Armando Guebuza aber bereits mit 75 % über seinen Herausforderer Afonso Dhlakama, den langjährigen Führer der Renamo, der nur noch 16 % der abgegebenen Stimmen erhielt. Die Ergebnisse der Wahl wurden trotz einiger Unregelmäßigkeiten und obwohl Frelimo ihre Vorteile als Regierungspartei ausnutzte, von internationalen Beobachtern in der Tendenz nicht in Zweifel gezogen. Auch bei den Parlamentswahlen 2009 erlitt Renamo eine vernichtende Niederlage und errang nur noch 16 bzw. 17 % der Stimmen. Dieses Ergebnis ist teilweise mit dem Antreten der neuen Oppositionspartei Movimento Democrático de Moçambique (MDM), die sich als Abspaltung von Renamo aus Protest gegen den autoritären Führungsstil von Dhlakama Anfang 2009 gegründet hatte, zu erklären. Zwar gab es Hinweise auf Wahlbetrug durch die Regierungspartei auch bei dieser Wahl, Beobachter hielten diese Unregelmäßigkeiten jedoch nicht für wahlentscheidend. Im Parlament hält die Renamo derzeit 51 von 250 Sitzen. Im Vorfeld der Kommunalwahlen 2013 erklärte Dhlakama für Renamo den Boykott weiterer Wahlen bis zur Änderung des Wahlgesetzes nach seinen Vorstellungen und es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Ex-Renamo-Guerrilleros und Polizei und Armee. In den von Renamo boykottierten Kommunalwahlen errang die neue Partei MDM landesweit teils erheblich größere Stimmenanteile als Renamo seit 1999 bei irgendeiner landesweiten Wahl erreicht hatte und machte ihr so den Rang als größte Oppositionspartei streitig.

Wahlergebnisse

Bei den Präsidentschaftswahlen seit 1994 hat sich Renamos Stimmenzahl bis 2009 nahezu halbiert, gegenüber dem besten Ergebnis 1999 sogar auf ein Drittel reduziert. Die Ergebnisse der Parlamentswahlen sind etwa vergleichbar. Die Kommunalwahlen und Provinzwahlen wurden von der Renamo-Führung grob vernachlässigt, mit entsprechend schlechten Ergebnissen. Bei den Kommunalwahlen 2008 errang Renamo keinen Bürgermeisterposten, in 9 von 43 Kommunen reichte es nicht einmal für einen Sitz.

Präsidentschaftswahlen seit 1994 im Vergleich
Jahr der Wahl Partei und Kandidat Anzahl der Stimmen Ergebnis in Prozent
1994 Renamo: Afonso Dhlakama 1.666.965 33,73 %
Frelimo : Joaquim Chissano 2.633.740 53,30 %
1999 Renamo: Afonso Dhlakama 2.133.655 47,71 %
Frelimo : Joaquim Chissano 2.338.333 52,29 %
2004 Renamo: Afonso Dhlakama 998.059 31,74 %
Frelimo : Armando Guebuza 2.004.226 63,74 %
2009 Renamo: Afonso Dhlakama 650 679 16,41 %
Frelimo : Armando Guebuza 2 974 627 75,01 %
MDM: Daviz Simango 340 579 8,59 %

Siehe auch

Quellen

  1. Rhodesia Accused of Attack on Refugees. In: The New York Times. 21. August 1976, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 23. November 2021]).
  2. Matthias Voß (Hrsg.): Wir haben Spuren hinterlassen! Die DDR in Mosambik. Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten. Lit-Verlag, Münster-Hamburg 2005, ISBN 3-8258-8321-3, S. 309. Siehe auch Google Books.
  3. Sigfried Pater: Erst Massaker, dann Bundeshilfe. In: Die Tageszeitung: taz. 26. Januar 1988, ISSN 0931-9085, S. 3 (taz.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  4. Kleine Anfrage der Abgeordneten Frau Eid und der Fraktion DIE GRÜNEN Aktivitäten der „Resistencia Nacional Mocambicana" (RENAMO) in der Bundesrepublik Deutschland. Deutscher Bundestag, 6. Juli 1989, abgerufen am 23. November 2021.
  5. Hennie Van Vuuren: Apartheid Guns and Money: A Tale of Profit. Oxford University Press, 2018, ISBN 978-1-78738-097-4, S. 343 - 384 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  6. Alex Vines: Renamo - Terrorism in Mozambique. Centre for Southern African Studies, University of York in association with James Currey, London 1991, ISBN 0-85255-354-4, S. 41 (worldcat.org [abgerufen am 23. November 2021
  7. Claudius Wenzel: Südafrika-Politik der Bundesrepublik Deutschland 1982 – 1992: Politik gegen Apartheid? Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-663-14541-7, S. 130 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  8. Margaret Hall, Tom Young: Confronting Leviathan: Mozambique Since Independence. Hurst, 1997, ISBN 978-1-85065-115-4, S. 133 - 135 (google.de [abgerufen am 23. November 2021]).