„Candilis-Josic-Woods“ – Versionsunterschied

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Version vom 16. Februar 2022, 13:24 Uhr

Candilis-Josic-Woods war ein französisches Architekturbüro, das von 1955 bis 1973 bestand und vor allem in Frankreich und Deutschland tätig war.

Geschichte

Gegründet wurde das Architekturbüro 1955 von ehemaligen Mitarbeitern des Architekten Le Corbusier. Georges Candilis (1913–1995) und Shadrach Woods (1923–1973) hatten bereits 1951 bis 1955 Wohnbauten in Casablanca geplant und ausgeführt. 1955 kam Alexis Josic (1921–2011) hinzu. 1965 eröffnete Josic ein eigenes Büro, war aber noch an den Planungen von Candilis-Josic-Woods beteiligt. 1973 starb Shadrach Woods; sowohl Candilis als auch Josic arbeiteten danach separat als selbständige Architekten. Während der Arbeit an den Berliner Projekten in Dahlem und im Märkischen Viertel hatte das Büro Candilis-Josic-Woods eine Zweigstelle in Berlin. Hier arbeiteten unter anderem Manfred Schiedhelm und Myra Warhaftig. Da Manfred Schiedhelm der Projektleiter für den Bau der philologischen Institute der Freien Universität Berlin war, wird an manchen Stellen die Architektengemeinschaft auch als Candilis-Josic-Woods-Schiedhelm bezeichnet.[1]

Werk

Das Werk von Candilis-Josic-Woods ist eng verbunden dem Team 10 (oder Team Ten, Team X) des CIAM. Die Entwürfe von Candilis-Josic-Woods berücksichtigten die Ideen, die das Team Ten im Rahmen des CIAM entwickelte. Ihnen ging es vor allem um die Erweiterung der Planungsideale der klassischen Moderne. Sie betrachteten Architektur und Städtebau als komplexe Strukturen – anders als die auf möglichst große Klarheit ausgerichtete klassische Moderne. Inspiriert von den Ideen Strukturalismus versuchten Candilis-Josic-Woods universelle Elemente der Architektur zu finden, die je nach den Anforderungen der jeweiligen Bauaufgabe zu komplexe Strukturen zusammengesetzt werden konnten.

1962 beteiligten sie sich beim Wettbewerb zum Bau der Ruhr-Universität in Bochum mit einem Entwurf für eine Teppichbebauung. Der Beitrag von Candilis-Josic-Woods wurde nicht zur Ausführung ausgewählt. 1963 entwarfen sie im Rahmen des Wettbewerbs für die Bebauung des Römerbergs in Frankfurt am Main ebenfalls eine Teppichbebauung, die ebenfalls nicht ausgeführt wurde. Beim Wettbewerb für die philologischen Institute der Freien Universität Berlin entwarfen sie erneute eine komplexe Struktur von miteinander verbundenen Flachbauten, diesmal wurden sie auch mit der Ausführung beauftragt. Das Gebäude ist heute als Rostlaube bekannt und gilt als bedeutendes Werk des Architektonischen Strukturalismus.

Eine weitere bedeutende Planung von Candilis-Josic-Woods ist die Stadterweiterung Le Mirail in Toulouse. Während die Architekten an dem Plan für die Stadterweiterung arbeiteten, entschied sich die Stadt Toulouse, eine Universität mit in den Umfang der Planung aufzunehmen. Candilis-Josic-Woods änderten darauf hin ihren Entwurf entsprechend.[2] Die dortige Université Toulouse–Jean Jaurès hatte lange Zeit den Namen Toulouse-Le Mirail. Im Laufe der 1960er und 1970er Jahre wurde die Stadterweiterung zwar nicht exakt nach den Plänen von Candilis-Josic-Woods ausgeführt, jedoch verwirklichte das Büro eine große Anzahl von Hochbauten in dem Gebiet, sowohl für die Universität als auch Wohnbauten. In seiner Autobiografie äußerte sich Candilis enttäuscht darüber, dass der ursprüngliche Stadtplanungsentwurf im Nachhinein so stark verändert wurde.

Ausgeführte Bauten und Planungen (Auswahl)

Literatur

  • Jürgen Joedicke: Candilis, Josic, Woods – Ein Jahrzehnt Architektur und Stadtplanung. Stuttgart: Karl Krämer 1968.
  • Georges Candilis: Bauen ist Leben – Ein Architekten-Report. Archpaper, Edition Krämer, Stuttgart: Karl Krämer 1978, ISBN 3-7828-0452-X.
  • Tom Avermaete: Another Modern – The Post-war Architecture and Urbanism of Candilis-Josic-Woods, Rotterdam, Nai, 2005, ISBN 9789056624736.
  • Karl Kiem: Die Freie Universität Berlin (1967-73) – Hochschulbau, Team-X-ideale und tektonische Phantasie/The Free University Berlin (1967-73) Campus design, Team X ideals and tectonic invention, Weimar, VDG, 2008, ISBN 978-3-89739-575-6.

Einzelnachweise

  1. Institutsbauten der Freien Universität Berlin - DETAIL inspiration. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  2. Georges Candilis: Bauen ist Leben – Ein Architekten-Report. Karl Krämer, Stuttgart 1978, ISBN 3-7828-0452-X, S. 201.
  3. Dietmar Brandenburger, Gert Kähler: Architektour – Bauen in Hamburg seit 1900. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 1988, ISBN 978-3-528-08722-7, S. 171.
  4. Hamburgisches Architekturarchiv - Startseite. Abgerufen am 13. Februar 2022.