„Pafolacianin“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
neu
(kein Unterschied)

Version vom 15. März 2022, 00:46 Uhr

Strukturformel
Strukturformel von Pafolacianin
Allgemeines
Freiname Pafolacianin[1]
Andere Namen
  • 2-{(E)-2-[(3E)-2-(4-{2-[(4-{[(2-Amino-4-oxo-3,4-dihydro-6-pteridinyl)methyl]amino}benzoyl)amino]-2-carboxyethyl}phenoxy)-3-{(2E)-2-[3,3-dimethyl-5-sulfo-1-(4-sulfobutyl)-1,3-dihydro-2H-indol-2-yliden] ethyliden}-1-cyclohexen-1-yl]vinyl}-3,3-dimethyl-1-(4-sulfobutyl)-3H-indolium-5-sulfonat (IUPAC)
  • (2E,43E,8S)-142-Amino-8-carboxy-43-{(2E)-2-[3,3-dimethyl-5-sulfo-1-(4-sulfobutyl)-1,3-dihydro-2H-indol-2-ylidene]ethyliden}-13,13-dimethyl-10,144-dioxo-11-(4-sulfobutyl)-143,144-dihydro-13H-5-oxa-9,12-diaza-14(6)-pteridina-1(2)-indola-6,11(1,4)-dibenzena-4(1,2)-cyclohexanatetradecaphan-2,41-dien-11-ium-15-sulfonat (WHO)
  • OTL-0038
  • OTL38
Summenformel C61H67N9O17S4
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1628423-76-6
PubChem 90479076
ChemSpider 34990487
DrugBank DB15413
Wikidata Q27277759
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Diagnostikum

Wirkmechanismus

Bindung an Folatrezeptor-expremiernden Krebsläsionen

Eigenschaften
Molare Masse 1326,50 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung

H- und P-Sätze H: ?
EUH: ?
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Pafolacianin ist ein Arzneistoff zur Sichtbarmachung von bösartigem Gewebe (Krebsgewebe) während einer Krebsoperation. Unter dem Namen Cytalux (Hersteller: On Target Laboratories) wurde es im November 2021 in den USA als optisches Bildgebungsmittel für die intraoperative Identifizierung von bösartigen Läsionen bei Patientinnen mit Ovarialkarzinom (Eierstockkrebs) zugelassen.

Eigenschaften

Pafolacianin gehört zur chemischen Gruppe der Kumulene. Pharmazeutisch wird die Substanz als Tetranatriumsalz[2] (als Hydrat) eingesetzt. Gelöst im wässrigen Injektionsmedium entsteht eine dunkelblaugrüne, klare Flüssigkeit.[3]

Pafolacianin ist eine fluoreszierende Substanz, die auf den Folatrezeptor (FR) abzielt, der bei Eierstockkrebs überexprimiert wird. Es bindet mit einer Affinität von circa 1 nM an FR-exprimierende Krebszellen, wird durch rezeptorvermittelte Endozytose internalisiert und konzentriert sich in FR-positiven Krebsgeweben. Pafolacianin absorbiert Licht im nahen Infrarotbereich (NIR) im Bereich von 760 nm bis 785 nm mit einer Spitzenabsorption von 776 nm und emittiert Fluoreszenz im Bereich von 790 nm bis 815 nm mit einer Spitzenemission von 796 nm. Zur Detektion wird ein NIR-Fluoreszenz-Bildgebungssystem eingesetzt, das von der FDA für die Pafolacianin-spezifische Verwendung zugelassen ist.[3]

Medizinische Verwendung

Eine Einzeldosis des Mittels wird vor der Operation als intravenöse Infusion verabreicht und ermöglicht dem Chirurgen, zusätzliches bösartiges Gewebe während der Operation mithilfe eines NIR-Bildgebungssystem zu identifizieren.[3]

Nebenwirkungen und Anwendungsbeschränkungen

Als häufigste Nebenwirkungen traten infusionsbedingte Reaktionen, einschließlich Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Hitzewallungen, Dyspepsie, Brustbeschwerden, Juckreiz und Überempfindlichkeit auf.[3]

Nicht fluoreszierendes Gewebe im Operationsfeld schließt das Vorhandensein eines Tumors nicht aus. Umgekehrt kann Fluoreszenz auch in nicht krebsartigem Gewebe auftreten. Aufgrund des Wirkungsmechanismus besteht ein Risiko für Fetotoxizität.[3]

Klinische Prüfung

Die Wirksamkeit wurde in einer einarmigen, multizentrischen, offenen Studie[4] mit 178 Frauen untersucht, bei denen Eierstockkrebs diagnostiziert worden war oder bei denen ein hoher klinischer Verdacht auf Eierstockkrebs bestand, und die sich einer primären chirurgischen Zytoreduktion, intervallweisen partiellen Tumorreduktion oder einer Operation eines Rezidivs unterziehen sollten. Alle Patientinnen erhielten Pafolacianin. 134 Patientinnen erhielten eine Fluoreszenzbildgebung zusätzlich zur Standarduntersuchung, die präoperative Bildgebung, intraoperative Palpation und normale Lichtbewertung von Läsionen umfasste. Bei 36 (26,9 %) dieser Patientinnen wurde mindestens eine auswertbare Ovarialkarzinomläsion gefunden, die mit Pafolacianin entdeckt wurde und die nicht durch routinemäßige visuelle oder taktile Untersuchung beobachtet wurde. Beim Nachweis von pathologisch bestätigten Eierstockkrebsläsionen betrug die falsch-positive Rate von Pafolacianin auf Patientenebene unter Verwendung von NIR-Fluoreszenzlicht 20,2 %.[3]

Sonstiges

Die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hatte Pafolacianin hatte einen Orphan-Drug-, Priority- und Fast-Track-Status erteilt.[5]

Pafolacianin wird ferner zur Diagnostik in anderen Anwendungsgbieten untersucht (Hypophysenadenom,[6][7][8] Thoraxchirurgie[9]).

Einzelnachweise

  1. INN Recommended List 86, World Health Organisation (WHO), 2. September 2021.
  2. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Pafolacianin-Natrium: CAS-Nummer: 1628858-03-6, PubChem: 135564971.
  3. a b c d e f Cytalux prescribing information, On Target Laboratories, November 2021.
  4. Klinische Studie (Phase 3): OTL38 for Intra-operative Imaging of Folate Receptor Positive Ovarian Cancer bei Clinicaltrials.gov der NIH
  5. FDA approves pafolacianine for identifying malignant ovarian cancer lesions, FDA, 1. Dezember 2021.
  6. S.S. Cho, J.Y.K. Lee: Intraoperative Fluorescent Visualization of Pituitary Adenomas. In: Neurosurgery Clinics of North America. Band 30, Nr. 4, 2019, doi:10.1016/j.nec.2019.05.002.
  7. N. Lakomkin, J.J. Van Gompel, K.D. Post, S.S. Cho, J.Y.K. Lee, C.G. Hadjipanayis: Fluorescence guided surgery for pituitary adenomas. In: Journal of Neuro-Oncology. Band 151, Nr. 3, 2021, doi:10.1007/s11060-020-03420-z.
  8. S.W. Chang, D.A. Donoho, G. Zada: Use of optical fluorescence agents during surgery for pituitary adenomas: current state of the field. In: Journal of Neuro-Oncology. Band 141, Nr. 3, 2018, doi:10.1007/s11060-018-03062-2.
  9. A.D. Newton, J.D. Predina, S. Nie, P.S. Low, S. Singhal: Intraoperative fluorescence imaging in thoracic surgery. In: Journal of Surgical Oncology. Band 118, Nr. 2, 2018, doi:10.1002/jso.25149.