„Lea Wohl von Haselberg“ – Versionsunterschied

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'''Lea Wohl von Haselberg''', auch ''Lea Wohl'', (geboren [[1984]]) ist eine deutsche [[Filmwissenschaftler|Film-]] und [[Medienwissenschaftlerin]], Publizistin und Herausgeberin. Sie nimmt in ihrer Forschung die Inszenierung des Jüdischen in der (west-)deutschen Film- und Fernsehgeschichte nach 1945 in den Blick.
'''Lea Wohl von Haselberg''' (geboren [[1984]] bei [[Darmstadt]] als ''Lea Wohl'') ist eine deutsche [[Filmwissenschaftler|Film-]] und [[Medienwissenschaftlerin]], Publizistin und Herausgeberin. Sie nimmt in ihrer Forschung die Inszenierung des Jüdischen in der (west-)deutschen Film- und Fernsehgeschichte nach 1945 in den Blick.


== Leben ==
== Leben ==
Lea Wohl von Haselberg wuchs mit einer älteren Schwester in einem [[Südhessen|südhessischen]] Dorf bei [[Darmstadt]] auf.<ref>[https://www.deutschlandfunkkultur.de/zwischen-den-kulturen.1079.de.html?dram:article_id=228085 Igal Avidan: ''Zwischen den Kulturen. „Vater-Juden“ auf der Suche nach ihrer Identität'', Deutschlandfunk Kultur, 16. November 2012]</ref> An der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main]] studierte sie [[Theaterwissenschaft|Theater-]], Film- und Medienwissenschaften. Sie schrieb ihre [[Magisterarbeit]] zum Thema [[Authentizität]] und Darstellbarkeit bzw. Nicht-Darstellbarkeit des [[Holocaust]] im Film.<ref>[https://www.rcmc-hamburg.de/graduate_school/alumni-phd/lea-wohl-von-haselberg/ ''Wohl von Haselberg, Lea'', Research Center Media and Communication (RCMC), Universität Hamburg, 7. Mai 2010]</ref> Im Jahr 2011 war sie Gastforscherin am [[Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society]] in [[Haifa]]. Sie promovierte 2015 an der [[Universität Hamburg]] im Studiengang [[Medienkultur]] als Stipendiatin der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]].<ref>Lea Wohl von Haselberg, Juliane Sucker (Hrsg.): ''Bilder des Jüdischen. Selbst- und Fremdzuschreibungen im 20. und 21. Jahrhundert'', mit , De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-027645-9. Über die Autorinnen und Autoren: S. 388</ref> Für ihre Dissertation über jüdische Spielfilmfiguren im Film und Fernsehen nach 1945 in [[Westdeutschland]] und im wiedervereinigten Deutschland wurde sie von der Universität Hamburg mit dem [[Joseph Carlebach#Joseph-Carlebach-Preis|Joseph-Carlebach-Preis]] ausgezeichnet.<ref name="hsozkult">[https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-24781 ''L. Wohl von Haselberg: Und nach dem Holocaust?'' Rezensiert für H-Soz-Kult von Anna-Dorothea Ludewig, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ), Potsdam. 21. März 2017]</ref>
Lea Wohl von Haselberg wuchs mit einer älteren Schwester in einem [[Südhessen|südhessischen]] Dorf bei [[Darmstadt]] auf.<ref>[https://www.deutschlandfunkkultur.de/zwischen-den-kulturen.1079.de.html?dram:article_id=228085 Igal Avidan: ''Zwischen den Kulturen. „Vater-Juden“ auf der Suche nach ihrer Identität'', Deutschlandfunk Kultur, 16. November 2012]</ref> An der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main]] studierte sie [[Theaterwissenschaft|Theater-]], Film- und Medienwissenschaft sowie Kinder- und Jugendliteratur und Psychologie.<ref>{{Internetquelle |url=https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=nid%3D1081668113 |titel=Katalog der Deutschen Nationalbibliothek |abruf=2022-09-06}}</ref> Sie schrieb ihre [[Magisterarbeit]] zum Thema [[Authentizität]] und Darstellbarkeit bzw. Nicht-Darstellbarkeit des [[Holocaust]] im Film.<ref>[https://www.rcmc-hamburg.de/graduate_school/alumni-phd/lea-wohl-von-haselberg/ ''Wohl von Haselberg, Lea'', Research Center Media and Communication (RCMC), Universität Hamburg, 7. Mai 2010]</ref> Im Jahr 2011 war sie Gastforscherin am [[Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society]] in [[Haifa]]. Sie promovierte 2015 an der [[Universität Hamburg]] im Studiengang [[Medienkultur]] als Stipendiatin der [[Friedrich-Ebert-Stiftung]].<ref>Lea Wohl von Haselberg, Juliane Sucker (Hrsg.): ''Bilder des Jüdischen. Selbst- und Fremdzuschreibungen im 20. und 21. Jahrhundert'', mit , De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-027645-9. Über die Autorinnen und Autoren: S. 388</ref> Für ihre Dissertation über jüdische Spielfilmfiguren im Film und Fernsehen nach 1945 in [[Westdeutschland]] und im wiedervereinigten Deutschland wurde sie von der Universität Hamburg mit dem [[Joseph Carlebach#Joseph-Carlebach-Preis|Joseph-Carlebach-Preis]] ausgezeichnet.<ref name="hsozkult">[https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-24781 ''L. Wohl von Haselberg: Und nach dem Holocaust?'' Rezensiert für H-Soz-Kult von Anna-Dorothea Ludewig, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ), Potsdam. 21. März 2017]</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.uni-hamburg.de/newsletter/mai-2015/auszeichnungen.html |titel=Auszeichnungen : Mai 2015, Nr. 74 : Archiv : Newsletter : Universität Hamburg |abruf=2022-09-06}}</ref>


Seit Oktober 2017 leitet sie an der [[Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf]] in [[Potsdam]] das Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus“, seit 2020 außerdem die Nachwuchsforschungsgruppe „Was ist jüdischer Film?“. Ihr Projekt wird durch das Programm „Kleine Fächer – Große Potenziale“ des [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|Bundesministeriums für Bildung und Forschung]] gefördert. Als assoziiertes Mitglied lehrt sie am [[Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg]].<ref>[https://www.filmuniversitaet.de/portrait/person/lea-wohl-von-haselberg Porträt auf der Website der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, 2021]</ref>
Seit Oktober 2017 leitet Wohl von Haselberg an der [[Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf]] in [[Potsdam]] das Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus“, seit 2020 zudem die Nachwuchsforschungsgruppe „Was ist jüdischer Film?“. Ihr Projekt wird durch das Programm „Kleine Fächer – Große Potenziale“ des [[Bundesministerium für Bildung und Forschung|Bundesministeriums für Bildung und Forschung]] gefördert. Als assoziiertes Mitglied lehrt sie am [[Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg]].<ref>[https://www.filmuniversitaet.de/portrait/person/lea-wohl-von-haselberg Porträt auf der Website der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, 2021]</ref>


Sie ist Mitgründerin und Co-Herausgeberin der Zeitschrift ''[[Jalta (Magazin)|Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart]]''.<ref>[https://www.hagalil.com/2017/05/jalta/ ''Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart.'' Rezension und Interview] von [[Ruth Zeifert]]. In: haGalil, 8. Mai 2017</ref>
Wohl von Haselberg ist Mitgründerin und Co-Herausgeberin der Zeitschrift ''[[Jalta (Magazin)|Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart]]''.<ref>[https://www.hagalil.com/2017/05/jalta/ ''Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart.'' Rezension und Interview] von [[Ruth Zeifert]]. In: haGalil, 8. Mai 2017</ref> Zur Eröffnung der [[Woche der Brüderlichkeit]] 2021 hielt sie im [[Landtag Brandenburg]] in Potsdam die Festrede.<ref>[https://www.landtag.brandenburg.de/de/aktuelles/veranstaltungen/eroeffnung_der_woche_der_bruederlichkeit_2021_im_land_brandenburg_am_26.05.2021/993809 ''Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit 2021 im Land Brandenburg'', Landtag Brandenburg]</ref>


Wohl von Haselberg ist mit dem Sinologen Clemens von Haselberg verheiratet.<ref>{{Literatur |Autor=Clemens von Haselberg |Titel=Erzählen von China. Genrespezifische Identitätskonstruktionen im Wuxia-Film |Auflage=1. |Verlag=Metzler/Springer |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 |ISBN=978-3-658-24857-4 |Seiten=VI}}</ref>
Zur Eröffnung der [[Woche der Brüderlichkeit]] 2021 hielt Lea Wohl von Haselberg im [[Landtag Brandenburg]] in Potsdam die Festrede.<ref>[https://www.landtag.brandenburg.de/de/aktuelles/veranstaltungen/eroeffnung_der_woche_der_bruederlichkeit_2021_im_land_brandenburg_am_26.05.2021/993809 ''Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit 2021 im Land Brandenburg'', Landtag Brandenburg]</ref>


== Forschung ==
== Forschung ==
Ihre Forschung ist an der Schnittstelle Medienwissenschaften und [[Jüdische Studien]] angesiedelt.
Wohl von Haselbergs Forschung ist an der Schnittstelle Medienwissenschaft und [[Jüdische Studien]] angesiedelt.


Mit ihrer Monografie ''Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945'' widmete sie sich einem bislang vernachlässigten Aspekt der Filmgeschichte und löste damit ein, worauf [[Matthias N. Lorenz]] 2008 hinwies, dass in den letzten Jahren zwar eine zunehmende literaturwissenschaftliche Debatte zu beobachten gewesen sei, hingegen „die Erforschung der Judendarstellung im Film ein [[Desiderat]]“ bleibe.<ref name="hsozkult" />
Mit ihrer Monografie ''Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945'' widmete sie sich einem bislang vernachlässigten Aspekt der Filmgeschichte und löste damit ein, worauf [[Matthias N. Lorenz]] 2008 hinwies, dass in den letzten Jahren zwar eine zunehmende literaturwissenschaftliche Debatte zu beobachten gewesen sei, hingegen „die Erforschung der Judendarstellung im Film ein [[Desiderat]]“ bleibe.<ref name="hsozkult" />
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Lea Wohl von Haselberg beobachte treffend, so die Kulturwissenschaftlerin Sarah J. Ablett, dass „die Auseinandersetzung der nicht-jüdischen Bevölkerung mit jüdischem Leben in Deutschland in erster Linie medial vermittelt stattfindet. Darstellungen von Jüdinnen und Juden im deutschen Film und Fernsehen fungierten somit als ‚Türöffner’ zu einer im deutschen Alltag kaum gelebten Begegnung“. Der Anhang mit filmografischen Daten und [[Synopse]]n von Produktionen aus siebzig Jahren deutscher Filmgeschichte, die Repräsentationen jüdischen Lebens beinhalten, mache die Monografie zu einem wichtigen Referenzwerk für zukünftige Forschungen.<ref>Sarah Ablett: ''Lea Wohl von Haselberg: Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945.'' Rezension in: Zeitschrift ''Medienwissenschaft'', Nr. 2–3 (2018), Philipps-Universität Marburg, [[doi:10.17192/ep2018.2-3.7906]]</ref>
Lea Wohl von Haselberg beobachte treffend, so die Kulturwissenschaftlerin Sarah J. Ablett, dass „die Auseinandersetzung der nicht-jüdischen Bevölkerung mit jüdischem Leben in Deutschland in erster Linie medial vermittelt stattfindet. Darstellungen von Jüdinnen und Juden im deutschen Film und Fernsehen fungierten somit als ‚Türöffner’ zu einer im deutschen Alltag kaum gelebten Begegnung“. Der Anhang mit filmografischen Daten und [[Synopse]]n von Produktionen aus siebzig Jahren deutscher Filmgeschichte, die Repräsentationen jüdischen Lebens beinhalten, mache die Monografie zu einem wichtigen Referenzwerk für zukünftige Forschungen.<ref>Sarah Ablett: ''Lea Wohl von Haselberg: Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945.'' Rezension in: Zeitschrift ''Medienwissenschaft'', Nr. 2–3 (2018), Philipps-Universität Marburg, [[doi:10.17192/ep2018.2-3.7906]]</ref>


In ihrem Projekt an der Filmuniversität Babelsberg analysiert Lea Wohl von Haselberg anhand exemplarischer Arbeits-Biografien Selbstverständnis und Erfahrung jüdischer Filmschaffender, die in Westdeutschland zwischen 1949 und 1990 gearbeitet haben.<ref>[https://www.geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de/de/Interview-Forschungsprojekt-Zwischen-Erinnerungskultur-und-Antisemitismus-1747.html Interview: ''Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus“. Selbstbeschreibung und Erfahrung jüdischer Filmschaffender (ZEuA_SuEjF)'', Bundesministerium für Bildung und Forschung, 25. Oktober 2019]</ref>
In ihrem Projekt an der Filmuniversität Babelsberg analysiert Wohl von Haselberg anhand exemplarischer Arbeitsbiografien Selbstverständnis und Erfahrung jüdischer Filmschaffender, die in Westdeutschland zwischen 1949 und 1990 gearbeitet haben.<ref>[https://www.geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de/de/Interview-Forschungsprojekt-Zwischen-Erinnerungskultur-und-Antisemitismus-1747.html Interview: ''Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus“. Selbstbeschreibung und Erfahrung jüdischer Filmschaffender (ZEuA_SuEjF)'', Bundesministerium für Bildung und Forschung, 25. Oktober 2019]</ref>


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Version vom 6. September 2022, 11:32 Uhr

Lea Wohl von Haselberg (geboren 1984 bei Darmstadt als Lea Wohl) ist eine deutsche Film- und Medienwissenschaftlerin, Publizistin und Herausgeberin. Sie nimmt in ihrer Forschung die Inszenierung des Jüdischen in der (west-)deutschen Film- und Fernsehgeschichte nach 1945 in den Blick.

Leben

Lea Wohl von Haselberg wuchs mit einer älteren Schwester in einem südhessischen Dorf bei Darmstadt auf.[1] An der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main studierte sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Kinder- und Jugendliteratur und Psychologie.[2] Sie schrieb ihre Magisterarbeit zum Thema Authentizität und Darstellbarkeit bzw. Nicht-Darstellbarkeit des Holocaust im Film.[3] Im Jahr 2011 war sie Gastforscherin am Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society in Haifa. Sie promovierte 2015 an der Universität Hamburg im Studiengang Medienkultur als Stipendiatin der Friedrich-Ebert-Stiftung.[4] Für ihre Dissertation über jüdische Spielfilmfiguren im Film und Fernsehen nach 1945 in Westdeutschland und im wiedervereinigten Deutschland wurde sie von der Universität Hamburg mit dem Joseph-Carlebach-Preis ausgezeichnet.[5][6]

Seit Oktober 2017 leitet Wohl von Haselberg an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam das Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus“, seit 2020 zudem die Nachwuchsforschungsgruppe „Was ist jüdischer Film?“. Ihr Projekt wird durch das Programm „Kleine Fächer – Große Potenziale“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Als assoziiertes Mitglied lehrt sie am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg.[7]

Wohl von Haselberg ist Mitgründerin und Co-Herausgeberin der Zeitschrift Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart.[8] Zur Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit 2021 hielt sie im Landtag Brandenburg in Potsdam die Festrede.[9]

Wohl von Haselberg ist mit dem Sinologen Clemens von Haselberg verheiratet.[10]

Forschung

Wohl von Haselbergs Forschung ist an der Schnittstelle Medienwissenschaft und Jüdische Studien angesiedelt.

Mit ihrer Monografie Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945 widmete sie sich einem bislang vernachlässigten Aspekt der Filmgeschichte und löste damit ein, worauf Matthias N. Lorenz 2008 hinwies, dass in den letzten Jahren zwar eine zunehmende literaturwissenschaftliche Debatte zu beobachten gewesen sei, hingegen „die Erforschung der Judendarstellung im Film ein Desiderat“ bleibe.[5]

Ihre Untersuchung beruht auf 150 Spielfilmen und TV-Serien wie Lindenstraße und Folgen des Tatorts. Dabei legt sie den Fokus auf Handlungen, die ausschließlich nach 1945 angesiedelt sind. Sie beginnt mit einer theoretischen Auseinandersetzung mit stereotypen filmischen Darstellungen von Juden und Judentum im Film, dem sich ein Vergleich mit US-amerikanischen Produktionen anschließt. Der Hauptteil der Arbeit umfasst mit rund 170 Seiten eine „Typologie jüdischer Filmfiguren“.

Lea Wohl von Haselberg beobachte treffend, so die Kulturwissenschaftlerin Sarah J. Ablett, dass „die Auseinandersetzung der nicht-jüdischen Bevölkerung mit jüdischem Leben in Deutschland in erster Linie medial vermittelt stattfindet. Darstellungen von Jüdinnen und Juden im deutschen Film und Fernsehen fungierten somit als ‚Türöffner’ zu einer im deutschen Alltag kaum gelebten Begegnung“. Der Anhang mit filmografischen Daten und Synopsen von Produktionen aus siebzig Jahren deutscher Filmgeschichte, die Repräsentationen jüdischen Lebens beinhalten, mache die Monografie zu einem wichtigen Referenzwerk für zukünftige Forschungen.[11]

In ihrem Projekt an der Filmuniversität Babelsberg analysiert Wohl von Haselberg anhand exemplarischer Arbeitsbiografien Selbstverständnis und Erfahrung jüdischer Filmschaffender, die in Westdeutschland zwischen 1949 und 1990 gearbeitet haben.[12]

Schriften

Monografien
  • Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945 (=Jüdische Kulturgeschichte in der Moderne; Band 7), Neofelis Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-943414-60-8 (zugl. Dissertation Universität Hamburg)
als Herausgeberin und Autorin
  • Bilder des Jüdischen. Selbst- und Fremdzuschreibungen im 20. und 21. Jahrhundert, mit Juliane Sucker, De Gruyter (=Europäisch-jüdische Studien; Band 6), Berlin 2013, ISBN 978-3-11-027645-9.
  • Hybride jüdische Identitäten. Gemischte Familien und patrilineare Juden (Konferenzschrift), Neofelis Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-943414-52-3.
  • Schlechtes Gedächtnis? Kontrafaktische Darstellungen des Nationalsozialismus in alten und neuen Medien (Aussatzsammlung), mit Johannes Rhein und Julia Schumacher, Neofelis Verlag 2019, ISBN 978-3-95808-210-6.[13]
Buchbeiträge
  • „Er ist ein humorvoller Mann, wir haben sehr gelacht!“ Jüdischer‘ Humor im zeitgenössischen deutschen Film und Fernsehen. In: Der jüdische Witz. Zur unabgegoltenen Problematik einer alten Kategorie, Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2015, ISBN 978-3-7705-5892-6, S. 339–352
  • Between Self and Other. Representations of Mixed Relationships in Contemporary German Film and Televison. In: Claudia Simone Dorchain, Felice Naomi Wonnenberg (Hrsg.): Contemporary Jewish Reality in Germany and Its Reflection in Film (=Band 2 der Reihe Europäisch-jüdische Studien – Beiträge), De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026512-5. S. 85–98.
Artikel

Einzelnachweise

  1. Igal Avidan: Zwischen den Kulturen. „Vater-Juden“ auf der Suche nach ihrer Identität, Deutschlandfunk Kultur, 16. November 2012
  2. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 6. September 2022.
  3. Wohl von Haselberg, Lea, Research Center Media and Communication (RCMC), Universität Hamburg, 7. Mai 2010
  4. Lea Wohl von Haselberg, Juliane Sucker (Hrsg.): Bilder des Jüdischen. Selbst- und Fremdzuschreibungen im 20. und 21. Jahrhundert, mit , De Gruyter, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-027645-9. Über die Autorinnen und Autoren: S. 388
  5. a b L. Wohl von Haselberg: Und nach dem Holocaust? Rezensiert für H-Soz-Kult von Anna-Dorothea Ludewig, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ), Potsdam. 21. März 2017
  6. Auszeichnungen : Mai 2015, Nr. 74 : Archiv : Newsletter : Universität Hamburg. Abgerufen am 6. September 2022.
  7. Porträt auf der Website der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, 2021
  8. Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart. Rezension und Interview von Ruth Zeifert. In: haGalil, 8. Mai 2017
  9. Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit 2021 im Land Brandenburg, Landtag Brandenburg
  10. Clemens von Haselberg: Erzählen von China. Genrespezifische Identitätskonstruktionen im Wuxia-Film. 1. Auflage. Metzler/Springer, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-24857-4, S. VI.
  11. Sarah Ablett: Lea Wohl von Haselberg: Und nach dem Holocaust? Jüdische Spielfilmfiguren im (west-)deutschen Film und Fernsehen nach 1945. Rezension in: Zeitschrift Medienwissenschaft, Nr. 2–3 (2018), Philipps-Universität Marburg, doi:10.17192/ep2018.2-3.7906
  12. Interview: Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus“. Selbstbeschreibung und Erfahrung jüdischer Filmschaffender (ZEuA_SuEjF), Bundesministerium für Bildung und Forschung, 25. Oktober 2019
  13. Rezension von Michael Karpf in: MEDIENwissenschaft: Rezensionen|Reviews 03/2019, E-ISSN: 2196-4270, S. 252–253 (pdf)