„Reichskultursenat“ – Versionsunterschied

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Der '''Reichskultursenat''' war ein dem Präsidium der [[Reichskulturkammer]] unmittelbar unterstelltes Gremium,<ref>vgl. [http://www.johanneum-lueneburg.de/expo/jonatur/geistesw/zwischen/entartet/geschich/aufbauka.htm ''Organisation und Aufgaben der Reichskulturkammer.''] Organigramm. Abgerufen am 23. Januar 2023.</ref> das von Kammerpräsident und [[Reichspropagandaminister]] [[Joseph Goebbels]] am 15. November 1935 errichtet wurde. Als deren Mitglieder durften „hervorragende, um Volk und Kultur verdiente Persönlichkeiten berufen werden.“<ref>§ 12 der ''Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes'' vom 1. November 1933. RGBl. 1933 I S. 797. [https://www.verfassungen.de/de33-45/kulturkammer33-v1.htm verfassungen.de], abgerufen am 23. Januar 2023.</ref> Der Reichskultursenat diente zwei Jahre nach der [[Machtergreifung]] und Gründung der Reichskulturkammer der weiteren [[Gleichschaltung]] des Kulturlebens.<ref>[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=wbw-002:1936:23::845 ''Deutscher „Reichskultursenat.“''] In: ''Das Werk: Architektur und Kunst = L'oeuvre: architecture et art'' 1936, S. XX f.</ref>
Der '''Reichskultursenat''' war ein dem Präsidium der [[Reichskulturkammer]] unmittelbar unterstelltes Gremium,<ref>vgl. [http://www.johanneum-lueneburg.de/expo/jonatur/geistesw/zwischen/entartet/geschich/aufbauka.htm ''Organisation und Aufgaben der Reichskulturkammer.''] Organigramm. Abgerufen am 23. Januar 2023.</ref> das von Kammerpräsident und [[Reichspropagandaminister]] [[Joseph Goebbels]] am 15. November 1935 errichtet wurde. Als deren Mitglieder durften „hervorragende, um Volk und Kultur verdiente Persönlichkeiten berufen werden.“<ref>§ 12 der ''Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes'' vom 1. November 1933. RGBl. 1933 I S. 797. [https://www.verfassungen.de/de33-45/kulturkammer33-v1.htm verfassungen.de], abgerufen am 23. Januar 2023.</ref> Der Reichskultursenat diente zwei Jahre nach der [[Machtergreifung]] und Gründung der Reichskulturkammer der weiteren [[Gleichschaltung]] des Kulturlebens.<ref>[https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=wbw-002:1936:23::845 ''Deutscher „Reichskultursenat.“''] In: ''Das Werk: Architektur und Kunst = L'oeuvre: architecture et art'' 1936, S. XX f.</ref>


Qua Amt waren alle Präsidenten der Einzelkammern, die jeweiligen Präsidialräte, die Vizepräsidenten und die Geschäftsführer der Reichskulturkammer Mitglieder. Der Titel „Reichskulturwalter“ für die obersten vier Mitglieder durfte bis 1938 getragen werden.<ref>Bundesarchiv, R 56-I: ''Reichskulturkammer/Zentrale — Bestandsbeschreibung'' [https://www.archivportal-d.de/item/BHDUGTC6T2IEOH4NUG5XSYHCB6DPSVZJ].</ref> Dazu wurden prominente Künstler im Sinne des [[Nationalsozialismus]] zu Kultursenatoren ernannt. Die von Goebbels ausgewählten Mitglieder sollten ''„für die planvolle Entwicklung des [...] Kulturlebens die letzte Verantwortung“'' tragen.<ref>''Klare Ordnung im Kulturleben.'' In: [[Der Freiheitskampf]] vom 16. November 1935, S. 2.</ref>
Qua Amt waren alle Präsidenten der Einzelkammern, die jeweiligen Präsidialräte, die Vizepräsidenten und die Geschäftsführer der Reichskulturkammer Mitglieder. Der Titel „Reichskulturwalter“ für die obersten vier Mitglieder durfte bis 1938 getragen werden.<ref>Bundesarchiv, R 56-I: ''Reichskulturkammer/Zentrale — Bestandsbeschreibung'' [https://www.archivportal-d.de/item/BHDUGTC6T2IEOH4NUG5XSYHCB6DPSVZJ].</ref> Dazu wurden prominente Künstler im Sinne des [[Nationalsozialismus]] zu „Kultursenatoren“ ernannt. Die von Goebbels ausgewählten Mitglieder sollten ''„für die planvolle Entwicklung des [...] Kulturlebens die letzte Verantwortung“'' tragen.<ref>''Klare Ordnung im Kulturleben.'' In: [[Der Freiheitskampf]] vom 16. November 1935, S. 2.</ref> Es gab 150 Kultursenatoren.<ref>Sabine Busch: ''Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2001, ISBN 978-3-476-45288-7, S. 241, Anm. 612, ({{DOI|10.1007/978-3-476-02833-4}})</ref>


Der Reichskultursenat war ein Prestigegremium,<ref>Nina Okrassa: ''Peter Raabe – Dirigent, Musikschriftsteller und Präsident der Reichsmusikkammer (1872–1945).'' Böhlau, Köln 2004, ISBN 978-3-41209304-4, S. 275.</ref> das die Kulturpolitik Goebbels' gegenüber der innerparteilichen Konkurrenz durch [[Alfred Rosenberg]] aufwerten sollte.<ref>Reinhard Bollmus, [[Stephan Lehnstaedt]]: ''Das Amt Rosenberg und seine Gegner: Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem.'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, S. 80.</ref> Rosenberg war seit Januar 1934 ''Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der [[NSDAP]].''<ref>Reinhard Bollmus: [https://www.deutsche-biographie.de/sfz108145.html ''Rosenberg, Alfred Ernst.''] [[Neue Deutsche Biographie]] 2005, S. 59–61.</ref>
Der Reichskultursenat war ein Prestigegremium,<ref>Nina Okrassa: ''Peter Raabe – Dirigent, Musikschriftsteller und Präsident der Reichsmusikkammer (1872–1945).'' Böhlau, Köln 2004, ISBN 978-3-41209304-4, S. 275.</ref> das die Kulturpolitik Goebbels' gegenüber der innerparteilichen Konkurrenz durch [[Alfred Rosenberg]] aufwerten sollte.<ref>Reinhard Bollmus, [[Stephan Lehnstaedt]]: ''Das Amt Rosenberg und seine Gegner: Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem.'' Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, S. 80.</ref> Rosenberg war seit Januar 1934 ''Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der [[NSDAP]].''<ref>Reinhard Bollmus: [https://www.deutsche-biographie.de/sfz108145.html ''Rosenberg, Alfred Ernst.''] [[Neue Deutsche Biographie]] 2005, S. 59–61.</ref>
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== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Klare Ordnung im Kulturleben.'' In: [[Der Freiheitskampf]] vom 16. November 1935, S. 1–2.
* ''Klare Ordnung im Kulturleben.'' In: [[Der Freiheitskampf]] vom 16. November 1935, S. 1–2.
* ''Die Mitglieder des Reichskultursenats. Die Geschäftsführer der Reichskulturkammer künftig Reichskulturwalter.'' [[Berliner Lokal-Anzeiger]] vom 15. Juni 1935 (Abendausgabe).<ref>Sabine Busch: ''Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2001, ISBN 978-3-476-45288-7, S. 242, Anm. 613, DOI: https://doi-org.wikipedialibrary.idm.oclc.org/10.1007/978-3-476-02833-4.</ref>
* ''Die Mitglieder des Reichskultursenats. Die Geschäftsführer der Reichskulturkammer künftig Reichskulturwalter.'' [[Berliner Lokal-Anzeiger]] vom 15. Juni 1935 (Abendausgabe).<ref>Sabine Busch: ''Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus.'' Springer, Berlin/Heidelberg 2001, ISBN 978-3-476-45288-7, S. 242, Anm. 613, ({{DOI|10.1007/978-3-476-02833-4}})</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 24. Januar 2023, 12:54 Uhr

Der Reichskultursenat war ein dem Präsidium der Reichskulturkammer unmittelbar unterstelltes Gremium,[1] das von Kammerpräsident und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels am 15. November 1935 errichtet wurde. Als deren Mitglieder durften „hervorragende, um Volk und Kultur verdiente Persönlichkeiten berufen werden.“[2] Der Reichskultursenat diente zwei Jahre nach der Machtergreifung und Gründung der Reichskulturkammer der weiteren Gleichschaltung des Kulturlebens.[3]

Qua Amt waren alle Präsidenten der Einzelkammern, die jeweiligen Präsidialräte, die Vizepräsidenten und die Geschäftsführer der Reichskulturkammer Mitglieder. Der Titel „Reichskulturwalter“ für die obersten vier Mitglieder durfte bis 1938 getragen werden.[4] Dazu wurden prominente Künstler im Sinne des Nationalsozialismus zu „Kultursenatoren“ ernannt. Die von Goebbels ausgewählten Mitglieder sollten „für die planvolle Entwicklung des [...] Kulturlebens die letzte Verantwortung“ tragen.[5] Es gab 150 Kultursenatoren.[6]

Der Reichskultursenat war ein Prestigegremium,[7] das die Kulturpolitik Goebbels' gegenüber der innerparteilichen Konkurrenz durch Alfred Rosenberg aufwerten sollte.[8] Rosenberg war seit Januar 1934 Beauftragter des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP.[9]

Reichskulturwalter

  • Staatssekretär Walther Funk (1890–1960), Vizepräsident der Reichskulturkammer
  • Ministerialrat Hans Schmidt-Leonhardt (1886–1945), Geschäftsführer der Reichskulturkammer
  • SA-Oberführer Franz Moraller (1903–1986), Geschäftsführer der Reichskulturkammer
  • Reichstagsabgeordneter Hans Hinkel (1901–1960), Geschäftsführer der Reichskulturkammer

Mitglieder aus der Reichsschrifttumkammer (Auswahl)

Dichter

Mitglieder aus der Reichsmusikkammer

Musiker

Mitglieder aus der Reichspressekammer

  • Max Amann (1891–1957), Präsident, Reichsleiter und Direktor des Zentralparteiverlages
  • Otto Dietrich (1897−1952), Vizepräsident, Reichspressechef der NSDAP
  • Ildephons Richter, Geschäftsführer

Schriftsteller, Journalisten und Presse- bzw. Verlagsvertreter

Literatur

  • Klare Ordnung im Kulturleben. In: Der Freiheitskampf vom 16. November 1935, S. 1–2.
  • Die Mitglieder des Reichskultursenats. Die Geschäftsführer der Reichskulturkammer künftig Reichskulturwalter. Berliner Lokal-Anzeiger vom 15. Juni 1935 (Abendausgabe).[10]

Einzelnachweise

  1. vgl. Organisation und Aufgaben der Reichskulturkammer. Organigramm. Abgerufen am 23. Januar 2023.
  2. § 12 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933. RGBl. 1933 I S. 797. verfassungen.de, abgerufen am 23. Januar 2023.
  3. Deutscher „Reichskultursenat.“ In: Das Werk: Architektur und Kunst = L'oeuvre: architecture et art 1936, S. XX f.
  4. Bundesarchiv, R 56-I: Reichskulturkammer/Zentrale — Bestandsbeschreibung [1].
  5. Klare Ordnung im Kulturleben. In: Der Freiheitskampf vom 16. November 1935, S. 2.
  6. Sabine Busch: Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus. Springer, Berlin/Heidelberg 2001, ISBN 978-3-476-45288-7, S. 241, Anm. 612, (doi:10.1007/978-3-476-02833-4)
  7. Nina Okrassa: Peter Raabe – Dirigent, Musikschriftsteller und Präsident der Reichsmusikkammer (1872–1945). Böhlau, Köln 2004, ISBN 978-3-41209304-4, S. 275.
  8. Reinhard Bollmus, Stephan Lehnstaedt: Das Amt Rosenberg und seine Gegner: Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, S. 80.
  9. Reinhard Bollmus: Rosenberg, Alfred Ernst. Neue Deutsche Biographie 2005, S. 59–61.
  10. Sabine Busch: Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus. Springer, Berlin/Heidelberg 2001, ISBN 978-3-476-45288-7, S. 242, Anm. 613, (doi:10.1007/978-3-476-02833-4)