„Systematische Übersichtsarbeit“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Arten von Review + Beduetung von Rapid Reviews bei Corona Pandemie Inkl. Belege ergänzt
K Beleg ergänzt
Zeile 8: Zeile 8:
* Des Weiteren dienen Review-Artikel auch dazu, Wissenslücken oder Mängel in den bisherigen Datenbeständen zu beschreiben. Im selben Atemzug werden auch neue Forschungsansätze vorgeschlagen.
* Des Weiteren dienen Review-Artikel auch dazu, Wissenslücken oder Mängel in den bisherigen Datenbeständen zu beschreiben. Im selben Atemzug werden auch neue Forschungsansätze vorgeschlagen.


Systematische Übersichtsarbeiten weisen die höchste Beweiskraft aller wissenschaftlichen Arbeiten auf, da die Verfasser zu den ursprünglichen Artikeln keinen persönlichen Bezug haben ([[Interessenkonflikt]]). Außerdem liegt der Zweck eines Reviews gerade darin, ältere Facharbeiten kritisch zu würdigen.
Systematische Übersichtsarbeiten weisen die höchste Beweiskraft aller wissenschaftlichen Arbeiten auf (siehe [[Evidenzgrad|Evidenzgrad)]]<ref>{{Literatur |Autor=Khalid S. Khan, Regina Kunz |Titel=Systematische Übersichten und Meta-Analysen ein Handbuch für Ärzte in Klinik und Praxis sowie Experten im Gesundheitswesen |Ort=Berlin |Datum=2004 |ISBN=978-3-540-43936-3 |Online=https://www.worldcat.org/oclc/76712091 |Abruf=2023-02-12}}</ref>, da die Verfasser zu den ursprünglichen Artikeln keinen persönlichen Bezug haben ([[Interessenkonflikt]]). Außerdem liegt der Zweck eines Reviews gerade darin, ältere Facharbeiten kritisch zu würdigen.


== Vorgehensweise ==
== Vorgehensweise ==

Version vom 13. Februar 2023, 00:52 Uhr

Eine systematische Übersichtsarbeit, auch englisch systematic review oder schlicht (der, die oder das) Review, ist eine wissenschaftliche Arbeit in Form einer Literaturübersicht, die zu einem bestimmten Thema durch geeignete Methoden versucht, alles verfügbare Wissen zu sammeln, zusammenzufassen und kritisch zu bewerten. Grundlage jeder Übersichtsarbeit ist die bereits publizierte Fachliteratur.

Grundsätzlich kann zwischen unsystematischen (narrative) und Systematisches Literatur-Review's unterschieden werden[1]. Innerhalb der Systematisches Literatur-Review's existieren eine Vielzahl Arten von Übersichtsarbeiten. Die häufigsten sind: Rapid systematic Review, Scoping Review, Umbrella Review[2][3]. Im Zuge der COVID-19-Pandemie kommen Rapid Reviews eine neue Bedeutung zu. Diese liegt dadrinnen, dass im Vergleich zu Systematischen Literatur-Review'sReviews schnelle verfügbare Evidenz für gesundheitsrelevante Fragestellungen zur Verfügung steht[4].

Reviews können insbesondere bei quantitativen Angaben durch eine Meta-Analyse ergänzt werden. Reviews verfolgen verschiedene Absichten, unter anderem:

  • Dem Leser soll eine aktuelle Übersicht über ein bestimmtes wissenschaftliches Thema geboten werden. Reviews erscheinen häufiger als Fachbücher zum selben Thema, auch ist der Aufwand zur Erstellung der Übersichtsarbeit geringer. Schließlich sind manche Themen derart spezialisiert, dass sich die Herausgabe eines Buches gar nicht lohnen würde.
  • Das Review-Format erlaubt es, auch kleinere, wenig beachtete und wenig aussagekräftige Studien in einen Kontext zu setzen. Dies ist insbesondere in der Medizin gebräuchlich, wo zu seltenen Erkrankungen und Komplikationen oft nur einzelne Fallberichte existieren, die dann alle paar Jahre im Licht neuerer Erkenntnisse zusammengefasst und kritisch gewürdigt werden.
  • Des Weiteren dienen Review-Artikel auch dazu, Wissenslücken oder Mängel in den bisherigen Datenbeständen zu beschreiben. Im selben Atemzug werden auch neue Forschungsansätze vorgeschlagen.

Systematische Übersichtsarbeiten weisen die höchste Beweiskraft aller wissenschaftlichen Arbeiten auf (siehe Evidenzgrad)[5], da die Verfasser zu den ursprünglichen Artikeln keinen persönlichen Bezug haben (Interessenkonflikt). Außerdem liegt der Zweck eines Reviews gerade darin, ältere Facharbeiten kritisch zu würdigen.

Vorgehensweise

Durch den technischen Fortschritt wurde es deutlich erleichtert, systematische Übersichtsarbeiten zu erstellen. Dies liegt vor allem an den Datenbanken, in welchen veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten registriert und über Suchbegriffe aufzufinden sind. Früher mussten von Hand verschiedene Kataloge durchgesehen werden:

Für Übersichtsarbeiten wesentlich ist eine klare Definition der Thematik, und die Erstellung von Relevanzkriterien für die Fachartikel. Daraus folgt eine Auswahl der zu benutzenden Datenbanken und Kataloge (Web of Science, Embase, Google Scholar, Scopus, PubMed, …), und gegebenenfalls eine nachvollziehbare Beschränkung auf bestimmte Jahrgänge (z. B. „Literatur der letzten 20 Jahre“). Es ist zu klären, inwiefern sogenannte graue Literatur (Diplomarbeiten, sonstige unveröffentlichte Arbeiten auf Hochschulniveau) einzubeziehen ist.

Die Suchergebnisse müssen gefiltert werden, da nicht alle Studien für das gewählte Thema relevant sind. Üblich ist ein mehrstufiges Verfahren:

  1. Durchlesen der Titel aller Artikel
  2. falls in Schritt 1 als relevant empfunden: Abstract durchlesen
  3. falls in Schritt 2 als relevant empfunden: ganze Arbeit durchlesen
  4. Extraktion der relevanten Angaben und Daten

Ist eine Arbeit schließlich als relevant bewertet worden, kann ihr Literaturverzeichnis nach weiterer einschlägiger Literatur durchsucht werden (sogenannte Schneeball-Technik). Je nach Fragestellung kann die als relevant identifizierte Literatur schließlich nach qualitativen Maßstäben gewichtet werden, um methodisch mangelhafte Studien auszuschließen. Im Gesundheitsbereich geschieht dies etwa nach den Richtlinien der GRADE Working Group.[6]

Außerdem muss der Publikationsbias ermittelt werden, da nicht alle Forschungsarbeiten veröffentlicht werden, während aber die Übersichtsarbeit ein vollständiges Bild aller Forschungsarbeiten vermitteln soll.

Übersichtsarbeiten nach Wissenschaftsgebieten (Auswahl)

Hervorzuheben ist hier Annual Reviews, ein Verlag, welcher für mehr als 30 Sachgebiete jährliche Übersichtsarbeiten veröffentlicht.

Chemie

Beispiele für Zeitschriften, die Zusammenfassungen über größere Arbeitsgebiete veröffentlichen sind Accounts of Chemical Research, Angewandte Chemie, Chemical Reviews, Chemical Society Reviews, Synlett, Synthesis, Tetrahedron und Uspechi Chimii / Russian Chemical Reviews.[7] In einigen dieser Zeitschriften erscheinen parallel auch Originalarbeiten.

Medizin

In der evidenzbasierten Medizin werden systematischen Übersichtsarbeiten randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) die höchste Beweiskraft für den Nachweis einer therapeutischen Wirksamkeit zugeschrieben. Der größte Herausgeber systematischer Übersichtsarbeiten in der Medizin ist Cochrane.

Physik

In der Physik gibt es eine Vielzahl von Zeitschriften zur Veröffentlichung von Übersichtsarbeiten. Reviews of Modern Physics ist dabei eine der ältesten und angesehensten Zeitschriften.

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Systematische Literaturanalysen haben erst spät eine weite Verbreitung in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gefunden. Durach et al. haben methodische Schritte vorgestellt, die in diesen Wissenschaften hilfreich bei der Durchführung einer systematischen Literaturanalyse sein können.[8]

Siehe auch

Umbrella Review

Literatur

Einzelnachweise

  1. Lydia Prexl: Mit der Literaturübersicht die Bachelorarbeit meistern für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Konstanz 2017, ISBN 978-3-8252-4549-8 (worldcat.org [abgerufen am 12. Februar 2023]).
  2. Benjamin Barnes, Maike Buchmann, Rebekka Mumm, Enno Nowossadeck, Diana Peitz, Franziska Prütz, Benjamin Wachtler, Antje Wienecke: Evidenzsynthesen in Public Health: ein Überblick. In: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. Band 175, Dezember 2022, S. 17–28, doi:10.1016/j.zefq.2022.09.003, PMID 36335008, PMC 9630138 (freier Volltext) – (elsevier.com [abgerufen am 12. Februar 2023]).
  3. Anthea Sutton, Mark Clowes, Louise Preston, Andrew Booth: Meeting the review family: exploring review types and associated information retrieval requirements. In: Health Information & Libraries Journal. Band 36, Nr. 3, September 2019, ISSN 1471-1834, S. 202–222, doi:10.1111/hir.12276 (wiley.com [abgerufen am 12. Februar 2023]).
  4. Andreas Seidler, Barbara Nußbaumer-Streit, Christian Apfelbacher, Hajo Zeeb, für die Querschnitts-AG Rapid Reviews des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19: Rapid Reviews in Zeiten von COVID-19 – Erfahrungen im Zuge des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 und Vorschlag eines standardisierten Vorgehens. In: Das Gesundheitswesen. Band 83, Nr. 03, März 2021, ISSN 0941-3790, S. 173–179, doi:10.1055/a-1380-0926, PMID 33634462, PMC 8043586 (freier Volltext) – (thieme-connect.de [abgerufen am 12. Februar 2023]).
  5. Khalid S. Khan, Regina Kunz: Systematische Übersichten und Meta-Analysen ein Handbuch für Ärzte in Klinik und Praxis sowie Experten im Gesundheitswesen. Berlin 2004, ISBN 978-3-540-43936-3 (worldcat.org [abgerufen am 12. Februar 2023]).
  6. gradeworkinggroup.org
  7. Heinz G. O. Becker u. a.: Organikum. 23. Auflage. Wiley-VCH Verlag, 2009, ISBN 978-3-527-32292-3, S. 132.
  8. Durach, C.F., Kembro, J. & Wieland, A. (2017). A New Paradigm for Systematic Literature Reviews in Supply Chain Management. Journal of Supply Chain Management, 53 (4), doi:10.1111/jscm.12145