„Johann Georg von Soldner“ – Versionsunterschied

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'''Johann Georg von Soldner''' (* [[16. Juli]] [[1776]] Georgenhof bei [[Feuchtwangen]]; † [[13. Mai]] [[1833]] in [[Bogenhausen|München-Bogenhausen]]) war ein deutscher [[Physiker]], [[Mathematiker]], [[Astronom]] und [[Geodät]].
'''Johann Georg von Soldner''' (* [[16. Juli]] [[1776]] Georgenhof bei [[Feuchtwangen]]; † [[13. Mai]] [[1833]] in [[Bogenhausen|München-Bogenhausen]]) war ein deutscher [[Physiker]], [[Mathematiker]], [[Astronom]] und [[Geodät]].


==Leben==
Er wurde am 16. Juli 1776 auf dem Georgenhof bei [[Feuchtwangen]] im mittelfränkischen
Er wurde am 16. Juli 1776 auf dem Georgenhof bei [[Feuchtwangen]] im mittelfränkischen
Landkreis [[Ansbach]] als Sohn des Bauern Johann Andreas Soldner geboren. Er erhielt
Landkreis [[Ansbach]] als Sohn des Bauern Johann Andreas Soldner geboren. Er erhielt
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mehr voll gerecht werden. Daher führte sein junger Assistent [[Johann von Lamont]] (1805−1879)
mehr voll gerecht werden. Daher führte sein junger Assistent [[Johann von Lamont]] (1805−1879)
unter seiner Aufsicht die Geschäfte der Sternwarte. Soldner starb am 13. Mai 1833 in Bogenhausen
unter seiner Aufsicht die Geschäfte der Sternwarte. Soldner starb am 13. Mai 1833 in Bogenhausen
und wurde auf dem Bogenhauser Friedhof an der Westseite der [[St. Georg (Bogenhausen)|Kirche St. Georg]] bestattet.
und wurde auf dem Bogenhauser Friedhof an der Westseite der [[St. Georg (Bogenhausen)|Kirche St. Georg]] bestattet.<ref>{{ADB|34|557|563|Soldner, Johann Georg von|Carl Maximilian von Bauernfeind}}</ref>


==Werk==
Auf ihn geht u. a. das [[Soldner-Koordinatensystem]] zurück, das in weiten Teilen Deutschlands noch bis ins 20. Jahrhundert benutzt wurde. 1803 wurde eine Arbeit von ihm veröffentlicht, in der er aufgrund der [[Isaac Newton|Newton]]schen [[Korpuskeltheorie]] des Lichtes folgerte, dass Licht durch Himmelskörper abgelenkt werden würde.
Auf ihn geht u. a. das [[Soldner-Koordinatensystem]] zurück, das in weiten Teilen Deutschlands noch bis ins 20. Jahrhundert benutzt wurde. Mathematisch hat sich mit dem [[Integrallogarithmus]] beschäftigt und dazu 1809 das Werk ''Théorie et tables d'une nouvelle fonction transcendante'' verfasst. Soldner war der erste, der nach [[Lorenzo Mascheroni]] (1790) die [[Eulersche Konstante]] γ = 0,57721... auf 22 richtige Dezimalen berechnet hat (1809).


;Kontroverse um die Lichtablenkung
Mathematisch hat sich mit dem [[Integrallogarithmus]] beschäftigt und dazu 1809 das Werk ''Théorie et tables d'une nouvelle fonction transcendante'' verfasst.
1804 (geschrieben 1801) wurde eine Arbeit von ihm veröffentlicht, in der er aufgrund der [[Isaac Newton|Newton]]schen [[Korpuskeltheorie]] des Lichtes folgerte, dass Licht durch Himmelskörper abgelenkt werden würde, wobei er im Rahmen des [[Newtonsches Gravitationsgesetz|newtonschen Gravitationsgesetzes]] den Wert von 0,84 Bogensekunden erhielt. Soldner schrieb:<ref>{{Cite journal
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== Werke ==

In seinen ersten Arbeiten über die [[Allgemeine Relativitätstheorie]] (1908,1911) erhielt [[Albert Einstein]] praktisch den selben Wert für die Ablenkung. Jedoch erwiesen sich diese Arbeiten mit der Fortentwicklung der Theorie als unzureichend und 1916 gelangte Einstein schließlich zu einer Ablenkung von 1,75", also ca. doppelt so groß wie Soldners Wert. Daraufhin veranlasste 1921 der Einstein- und Relativitätsgegner [[Philipp Lenard]] einen Neuabdruck von Soldners Arbeit in den [[Annalen der Physik]], mit der Absicht, die Priorität Einsteins zu untergraben, eine Alternative zur ART zu präsentieren und auf einen möglichen Plagiat Einsteins hinzuwiesen.<ref>{{Cite journal
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==Quellen==
<references />

== Veröffentlichungen ==
* Johann Georg von Soldner. ''Théorie et tables d'une nouvelle fonction transcendante''. Lindauer, München, 1809.
* Johann Georg von Soldner. ''Théorie et tables d'une nouvelle fonction transcendante''. Lindauer, München, 1809.



Version vom 31. Juli 2008, 20:26 Uhr

J.G. Soldner

Johann Georg von Soldner (* 16. Juli 1776 Georgenhof bei Feuchtwangen; † 13. Mai 1833 in München-Bogenhausen) war ein deutscher Physiker, Mathematiker, Astronom und Geodät.

Leben

Er wurde am 16. Juli 1776 auf dem Georgenhof bei Feuchtwangen im mittelfränkischen Landkreis Ansbach als Sohn des Bauern Johann Andreas Soldner geboren. Er erhielt zwei Jahre Unterricht an der Feuchtwanger Lateinschule. Es zeigte sich bei ihm früh eine mathematische Begabung: mit selbst gebauten Instrumenten hat er die Äcker seines Vaters vermessen und nächtelang studierte er mathematische Lehrbücher und Landkarten. Da er nie ein Gymnasium besucht hatte, begann er 1796 mit Privatstudien von Sprachen und Mathematik in Ansbach. 1797 kam er nach Berlin, wo er bei dem Astronomen Johann Elert Bode (1747−1826) als Geometer angestellt war und betrieb dort astronomische und geodätische Studien. Von 1804−1806 leitete er die Vermessung des damals noch preussischen Fürstentums Ansbach. 1808 wurde er von Joseph von Utzschneider (1763−1840) nach München geholt und als Trigonometer der neu gegründeten Steuervermessungskommission eingestellt. Für seine Verdienste an den theoretischen Grundlagen für die bayerische Landesvermessung wurde ihm später der persönliche Adelstitel verliehen. 1815 wurde er zum Hofastronomen ernannt und Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu München. Nachdem der Astronom und Mathematiker Karl Felix von Seyffer (1762−1822) wegen "astronomischer Untätigkeit" bezüglich der Neueinrichtung der Sternwarte in Bogenhausen bei München 1813 von seinen Aufgaben dispensiert wurde und der Physiker und Mathematiker Anselm Ellinger (1758−1816) zu seinem Vertreter bestellt wurde, übernahm Soldner im November 1815 nach Seyffers Entlassung die Nachfolge und wurde am 1. April 1816 zum Sternwartendirektor ernannt. Von 1816−1818 wurde dann unter Mitwirkung von Utzschneider, Georg Friedrich von Reichenbach (1771−1826) und Joseph von Fraunhofer (1787−1826) die neue Sternwarte auf einer kleinen Anhöhe östlich des Dorfes Bogenhausen errichtet. Ab 1828 konnte Soldner seinen Aufgaben wegen eines Leberleidens nicht mehr voll gerecht werden. Daher führte sein junger Assistent Johann von Lamont (1805−1879) unter seiner Aufsicht die Geschäfte der Sternwarte. Soldner starb am 13. Mai 1833 in Bogenhausen und wurde auf dem Bogenhauser Friedhof an der Westseite der Kirche St. Georg bestattet.[1]

Werk

Auf ihn geht u. a. das Soldner-Koordinatensystem zurück, das in weiten Teilen Deutschlands noch bis ins 20. Jahrhundert benutzt wurde. Mathematisch hat sich mit dem Integrallogarithmus beschäftigt und dazu 1809 das Werk Théorie et tables d'une nouvelle fonction transcendante verfasst. Soldner war der erste, der nach Lorenzo Mascheroni (1790) die Eulersche Konstante γ = 0,57721... auf 22 richtige Dezimalen berechnet hat (1809).

Kontroverse um die Lichtablenkung

1804 (geschrieben 1801) wurde eine Arbeit von ihm veröffentlicht, in der er aufgrund der Newtonschen Korpuskeltheorie des Lichtes folgerte, dass Licht durch Himmelskörper abgelenkt werden würde, wobei er im Rahmen des newtonschen Gravitationsgesetzes den Wert von 0,84 Bogensekunden erhielt. Soldner schrieb:[2]

Wenn man in der Formel für tang ω die Beschleunigung der Schwere auf der Oberfläche der Sonne substituiert, und den Halbmesser dieses Körpers für die Einheit annimmt, so findet man ω=0,84". Wenn man Fixsterne sehr nahe an der Sonne beobachten könnte, so würde man wohl darauf Rücksicht nehmen müssen. Da dies aber bekanntlich nicht geschieht, so ist auch die Perturbation durch die Sonne zu vernachlässigen.

In seinen ersten Arbeiten über die Allgemeine Relativitätstheorie (1908,1911) erhielt Albert Einstein praktisch den selben Wert für die Ablenkung. Jedoch erwiesen sich diese Arbeiten mit der Fortentwicklung der Theorie als unzureichend und 1916 gelangte Einstein schließlich zu einer Ablenkung von 1,75", also ca. doppelt so groß wie Soldners Wert. Daraufhin veranlasste 1921 der Einstein- und Relativitätsgegner Philipp Lenard einen Neuabdruck von Soldners Arbeit in den Annalen der Physik, mit der Absicht, die Priorität Einsteins zu untergraben, eine Alternative zur ART zu präsentieren und auf einen möglichen Plagiat Einsteins hinzuwiesen.[3] Jedoch wurde dies z.B. von Max von Laue und anderen gleich zurückgewiesen, da Soldners Wert einerseits halb so groß war wie Einsteins, und weil die Grundlagen der Theorien völlig verschieden sind, so dass ein Vergleich zwischen ihnen keinen Sinn ergibt. [4] [5] [6] [7] Moderne Messungen bestätigen den einsteinschen Wert.[8]

Quellen

  1. Carl Maximilian von Bauernfeind: Soldner, Johann Georg von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 557–563.
  2. Soldner, J. G. v.: Ueber die Ablenkung eines Lichtstrahls von seiner geradlinigen Bewegung, durch die Attraktion eines Weltkörpers, an welchem er nahe vorbei geht. In: Berliner Astronomisches Jahrbuch. 1804, S. 161–172 (google.com).
  3. Soldern, J. G. v.: Über die Ablenkung eines Lichtstrahls von seiner geradlinigen Bewegung durch die Attraktion eines Weltkörpers, an welchem er nahe vorbeigeht; von J. Soldner, 1801. In: Annalen der Physik. 65. Jahrgang, 1921, S. 593–604.
  4. Laue, M.v.: Erwiderung auf Hrn. Lenards Vorbemerkungen zur Soldnerschen Arbeit von 1801. In: Annalen der Physik. 66. Jahrgang, 1921, S. 283–284.
  5. Jaki, S.L.: Johann Georg von Soldner and the Gravitational Bending of Light, with an English Translation of His Essay on It Published in 1801. In: Foundations of Physics. 8. Jahrgang, 1978, S. 927–950.
  6. Treder, H. J.; Jackisch, G.: On Soldners Value of Newtonian Deflection of Light. In: Astronomische Nachrichten. 302. Jahrgang, 1981, S. 275–277 (harvard.edu).
  7. Will, C.M.: Henry Cavendish, Johann von Soldner, and the deflection of light. In: Am. J.Phys. 56. Jahrgang, 1988, S. 413–415.
  8. Will, C.M.: The Confrontation between General Relativity and Experiment. In: Living Rev. Relativity. 9. Jahrgang, 2006 (livingreviews.org).

Veröffentlichungen

  • Johann Georg von Soldner. Théorie et tables d'une nouvelle fonction transcendante. Lindauer, München, 1809.

Weblinks

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