„Problem der Museumswächter“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
0g1o2i3k4e5n6 (Diskussion | Beiträge)
AZ: Die Seite wurde neu angelegt: .
 
0g1o2i3k4e5n6 (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Bilder werden „in einem Wisch“ hochgeladen, wenn ich alle zusammen habe. im Wesentlichen geht ihr
.
Inhalt auch aus den vorhandenen Beschreibungen / Fließtext hervor
<gallery class="float-right" perrow="2">
datei:dhm.jpg|Grundriss eines Teils des [[deutsches Historisches Museum|deutschen historischen Museums]].
datei:dhm1.svg|Schematisierung des Grundrisses. Rot eingezeichnet sind 9 Wächterpunkte, die das gesamte Museum bewachen.
</gallery>
Das '''Problem der Museumswächter''' ([[englische Sprache|en]]: ''Art gallery problem'') ist eine Fragestellung der [[algorithmische Geometrie|Algorithmischen Geometrie]]. Dabei wird folgende Situation untersucht:

{{zitat|Gegeben sei eine [[polygon]]ale Fläche <math>G</math> mit Rand <math>\partial G</math>, interpretiert als Grundriss eines Museums. Wähle nun möglichst wenige Punkte <math>p_1,p_2\dots p_k</math> („Wächter“) im Innern des Polygons, sodass jeder Punkt im Innern des Polygons durch eine Gerade, die ganz in <math>G</math> einschließlich Rand liegt, mit einem Wächter verbunden werden kann.}}

In der Praxis tritt das Problem in der [[Robotik]] auf, wenn bei „[[künstliche Intelligenz]]en“ die eine Bewegungsmuster in Abhängigkeit zu ihren Umgebungen ausführen sollen.<ref>{{Cite book
| publisher = Storming Media
| last = Nilsson
| first = N. J
| title = A mobile automaton: An application of artificial intelligence techniques
| date = 1969
}}</ref> Manche Fragestellungen der digitalen [[Bildbearbeitung]] lassen sich auf Wächterprobleme zurückführen.<ref>{{Cite journal
| last = Davis
| first = L. S.
| coauthors = M. L. Benedikt
| title = Computational models of space: Isovists and isovist fields
| date = 1979
}}</ref> Auch Beleuchtungsprobleme einer Bühne und das Problem bei der Beobachtung von Tierpopulationen in großen Gebieten können als Wächterproblem modelliert werden. Eine weitere Anwenungen ist die Aufstellung der Infrastruktur für die Wetterbeobachtung oder zur Warnung vor Naturkatastrophen.

Das Problem fällt in die Klasse der [[Approximationsalgorithmus|APX]]-Probleme, das heißt, dass wahrscheinlich<ref group="A">Bewiesen wurde die Zugehörigkeit unter der Vorraussetzung <math>\mathcal{P}\neq\mathcal{NP}</math>. Viele Mathematiker gehen davon aus, der Beweis hat sich in den jüngeren Jahrzehnten jedoch als genuin schwierig herausgestellt. (Siehe [[P-NP-Problem]])</ref> kein Algorithmus existiert, der es für allgemeine Polygone [[effizienter Algorithmus|effizient]] und korrekt löst. Andererseits hat man für das Problem und seine Varianten [[obere Schranke]]n an die Zahl der Wächter gefunden und beweisen können, dass diese auch scharf sind. Das heißt, sie können nicht weiter verbessert werden, ohne dass man sich auf spezielle Polygonklassen einschränkt.
== Elementare Beispiele ==
Betrachte zunächst die „einfache“ Version des Problems mit stationären Wächtern. Überlege dir für eine vorgegebene kleine Kantenzahl <math>n</math> ein Polygon, das möglichst viele Wächter benötigt. Bei einem Dreieck und einem Viereck hat man wenig Möglichkeiten, weil offensichtlich stets ein Wächter ausreicht. Bei einem Fünfeck ist das weiterhin richtig, wobei diese Einsicht nicht mehr ganz so offensichtlich ist:
<gallery class="float centered" perrow="4" caption="Spezialfall 5-seitiger Polygone">
datei:art-gallery-51.svg|Abbildung 1
datei:art-gallery-52.svg|Abbildung 2
datei:art-gallery-53.svg|Abbildung 3
datei:art-gallery-54.svg|Abbildung 4
</gallery>
Die ersten drei Abbildungen zeigen Stereotypen aller möglichen Fünfecke: jedes Fünfeck kann entweder keine, eine oder zwei [[konkav]]e Ecken besitzen, also Ecken die einen Innenwinkel von mehr als 180° beziehungsweise im [[Bogenmaß]] <math>\pi</math> haben. Das folgt aus der Tatsache, dass in jedem <math>n</math>-Eck die Summe der Innenwinkel gleich <math>\pi(n-2)</math> ist, also im Fall <math>n=5</math> ist diese Summe <math>3\pi</math>. Sie lässt also höchstens zwei konkave Ecken zu.
Für das 4. Beispiel bräuchte man zwei Wächter: Einen auf einem der Berührungspunkte der Dreiecke und einen Weiteren im jeweils verbleibenden Dreieck. Allerdings würde man dort monieren, dass das Polygon „eigentlich“ 9 Seiten hat, wenn man Überschneidungen verbieten möchte. Für Gewöhnlich tut man das auch. Von nun an werden nur noch solche ''schneidungsfreien'' Polygone betrachtet.
<gallery class="float centered" perrow="4" caption="Weitere „kritische Graphen“ für kleine Kantenzahlen">
datei:art-gallery-60.svg|Abbildung 5
datei:art-gallery-61.svg|Abbildung 6
datei:art-gallery-90.svg|Abbildung 7
datei:art-gallery-12.svg|Abbildung 8
</gallery>Im Fall <math>n=6</math> (Abbildungen 5 und 6) tritt der Fall ein, dass Polygone existieren, die nicht von einem Wächter allein bewacht werden können. Allerdings reichen zwei Wächter auch stets hin. Setzt man solche Überlegungen etwas weiter fort, kann man beobachten, dass jeweils, nachdem drei weitere Kanten erlaubt wurden, ein weiterer Wächter nötig werden kann. Ein Polygon, das zu einer Kantenzahl eine maximale Wächterzahl benötigt, nennt man in dem Zusammenhang des Problems ein ''kritisches Polygon''.

== Satz von Chvátal ==
Der Beweis dafür, dass die oberen Beispiele tatsächlich kritische Polygone, also dass für neun- beziehungsweise zwölfkantige Polygone stets drei respektive vier Wächter zum Bewachen ausreichen, ist ein Spazialfall von folgendem Satz.

{{zitat|Zur Bewachung eines jeden schneidungsfreien, geschlossenen und planaren Polygons mit <math>n</math> Seiten sind <math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math><ref group="A">Die Symbole <math>\lfloor\dots\rfloor</math> sind die [[Gaußklammer]]n. Sie runden den eingeschlossenen Ausdruck ab. Beispiel: <math>\lfloor\frac{11}{3}\rfloor=\lfloor\pi\rfloor=3</math></ref> Wächterpunkte stets ausreichend und manchmal notwendig.|[[Vašek Chvátal]] (1975)|<ref name="chvátal">{{Cite journal
| volume = 18
| issue = 39-41
| pages = 32
| last = Chvatal
| first = V.
| title = A combinatorial theorem in plane geometry
| journal = J. Combin. Theory Ser. B
| date = 1975
}}</ref>}}
Als Beweis gibt es im Wesentlichen zwei Versionen: Eine geometrische Variante, wie sie Chvátal zunächst angab, und eine [[graphentheoretisch]]e, die von S. Fisk angegeben wurde.<ref>{{Cite journal
| volume = 24
| issue = 3
| pages = 374
| last = Fisk
| first = S.
| title = A short proof of Chvátals watchman theorem
| journal = J. Combin. Theory Ser. B
| date = 1978
}}</ref> Sein Beweis benutzt einige wohlbekannte Resultate aus der Graphentheorie, sodass der Beweis vergleichsweise kurz ist und als etwas ästhetischer gilt. Andererseits lässt er im Gegensatz zu Chvátal einige Verallgemeinerungen nicht zu.
;Beweis: (Nach Fisk) Zu einem geschlossenen planaren und schneidungsfreien Polygon lassen sich geeignete Sehnen zwischen seinen Ecken ziehen, sodass das Polygon in, bis auf die Sehnen, paarweise [[disjunkt]]e Dreiecke zerfällt. So eine Zerlegung heißt (naheliegenderwise) [[Triangulation_(Punktemenge)|Triangulation]] und ihre Existenz ist unter den gegebenen Voraussetzungen allgemein bewiesen. Weiterhin ist bekannt, dass sich die Ecken eines triangulierten Polygons so [[Färbungsproblem|färben]] lassen, dass benachbarte Ecken verschiedene Farben haben, unter Verwendung von nur drei Farben.<ref>Für Die Existenzbeweise von Triangulationen und der Färbung kann man [[#O' Rourke|O' Rourke (1987)]] studieren</ref> Jede Farbklasse ist dann offensichtlich eine gültige Wächtermenge; Insbesondere ist das für die kleinste Farbklasse wahr, die gerade <math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math> Ecken enthält.

Bereits bevor der Satz bewiesen wurde war bekannt, dass diese [[obere Schranke]], falls sie sich als gültig herausstellen sollte, nicht weiter verschärft werden könnte. Dazu betrachtet man folgende Folge von Graphen <math>G_n</math> mit <math>3n</math> Kanten. Jedes solche Polygon benötigt <math>n</math> Wächter.
[[datei:art-gallery-counterexample.svg|thumb|center]]

Anlehnend an Fisks Konstruktionsbeweis entwickelten [[David Avis|Avis]] und [[Godfried Toussaint|Toussaint]] einen Algorithmus, der eine Wächtermenge der Größe <math>\lfloor \frac{n}{3}\rfloor</math> konstruiert.<ref>{{Cite journal
| volume = 13
| issue = 6
| pages = 395-398
| last = Avis
| url = http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.67.8231&rep=rep1&type=pdf
| format = pdf
| first = D.
| coauthors = G. T. Toussaint
| title = An efficient algorithm for decomposing a polygon into star-shaped polygons
| journal = Pattern Recognition
| date = 1981
}}</ref> Seine Laufzeit hängt im Wesentlichen davon ab, wie effizient eine Triangulation gefunden werden kann. Einige einfache Methoden realisieren das in quadratischer Zeit. in ihrem Papier schlagen sie eine Version in <math>\mathcal{O}(n\log n)</math> vor.<ref group="A">Zur <math>\mathcal{O}()</math>-Notation siehe [[Landau-Symbol]]</ref> 1990 hat [[Bernard Chazelle|Chazelle]] einen Algorithmus mit Laufzeit <math>\mathcal{O}(n)</math> vorgestellt.

Die Färbung ist dann relativ leicht konstruierbar, wenn man annimmt, dass die Triangulation eine [[Datenstruktur]] übergibt, die alle [[Adjazenz]]informationen enthält. Im Allgemeinen kann das nicht gesichert werden. Die Leistung von Toussaint und Avis war es, eine Färbung in Linearzeit zu finden, allein unter der Benutzung einer Liste von Sehnenkanten der Triangulation.
== Varianten und Verallgemeinerungen ==
=== Orthogonale Polygone ===
Ein wesentlicher Spezialfall des Wächterproblems ist die Einschränkung auf ''orthogonale Polygone''.<ref group="A">Andere gebrauchte Bezeichnungen dafür sind ''rektilinear'', ''isothetisch'' und ''rektanguloid''.</ref> Darunter versteht man Polygone, die ausschließlich die Innenwinkel <math>\frac{\pi}{2}</math> und <math>\frac{3\pi}{2}</math>, das sind 90° beziehungsweise 270°, annehmen. Solche Polygone betrachtet man in geometrischen Anwendungen, die stark an das [[kartesische Koordinaten]]system gebunden sind: darunter fallen Designprobleme [[Integrierte Schaltung|hochintegrierter Schaltungen]], Architektur und einige Algorithmen auf [[Rastergraphik]]en.<ref>[[#O' Rourke|O' Rourke]]: S. 31</ref>
Die zunächst naheliegende Vermutung, dass man mit dieser Einschränkung eine bessere Schranke an die Zahl der nötigen Wächter würde beweisen können, wurde 1980 durch einen Satz von [[Maria Klawe|Klawe]] und [[Daniel_Kleitman|Kleitman]] bestätigt.<ref>{{Cite journal
| volume = 4
| pages = 194
| last = Kahn
| first = J.
| doi = 10.1137/0604020
| coauthors = M. Klawe, D. Kleitman
| title = Traditional galleries require fewer watchmen
| journal = SIAM Journal on Algebraic and Discrete Methods
| date = 1983
}}</ref> Sie zeigten, die Existenz so genannter „''konvexen [[Quadrilateration]]en''“:<ref group="A">[[#O' Rouke|O' Rouke]] gebraucht den Begriff ''Quadrilateralization''.</ref> Das sind, analog zur Triangulation, Zerlegungen eines Polygons in konvexe Vierecke, indem Sehnen zwischen gewissen Ecken gezogen werden, die ganz im Polygon liegen. Ihr Beweis dazu ist sehr allgemein gehalten hält auch für eine entsprechende Aussage über Polygonen mit (endlich vielen) „Löchern“ oder „Überlappungen“.<ref group="A">Um Überlappungen zu Modellieren untersucht man Polygone als orthogonale, geschlossene [[Jordan-Kurve]]n auf einer [[riemannsche Fläche|Riemannschen Fläche]].</ref> Es lässt sich vergleichsweise leicht zeigen, dass der [[Dualgraph]] einer konvexen Quadrilateration keinen der Kuratowskiminoren, also die Graphen [[vollständiger Graph|<math>K_5</math>]] und [[bipartiter Graph|<math>K_{3,3}</math>]], enthalten kann. Nach dem [[Satz von Kuratowski]] ist der Graph dann [[planarer Graph|planar]] und nach dem [[Vierfarbentheorem]] vierfärbbar. Daraus folgt der Satz:

{{zitat|Zur Bewachung eines jeden schneidungs- und lochfreien sowie planaren und orthogonalen Polygons mit <math>n</math> Seiten sind <math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor</math> Wächterpunkte stets ausreichend und manchmal notwendig.|Satz von Klawe und Kleitman (1983)}}
Dass <math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor</math> Wächter manchmal notwendig sind, folgt in Analogie zum Beispiel des allgemeinen Falls, dem „orthogonalen Kamm“:

[[datei:kamm.svg|center|thumb]]
Um die Existenz der konvexen Quadrilaterationen zu zeigen nutzt der Beweis folgende aufeinander ausbauende Konzepte.

Eine „rechte“ und eine „linke“ Kante <math>R</math> und <math>L</math> eines Polygons <math>G</math> heißen ''benachbart'', falls
# Das Innere von <math>G</math> „links“ von <math>R</math> und rechts von <math>L</math> liegt.
# <math>R</math> und <math>L</math> „sehen“ einander (Das heißt es existieren Punkte <math>r\in R</math> und <math>l\in L</math>, sodass die Verbindung <math>rl</math> ganz in <math>G</math> enthalten ist.)
# Der Abstand zwischen <math> R</math> und <math>L</math> zueinander ist unter den Bedingungen (1) und (2) minimal.
Daraus folgt sofort, dass zu einer Kante keine Nachbarin existieren muss, falls aber eine existiert so kann [[oBdA]] davon ausgegangen werden, dass diese eindeutig ist.<ref group="A">Man kann zu jedem orthogonalen Polygon <math>G</math> ein „beliebig nahes“ Polygon <math>G'</math> mit zu <math>G</math> identischer Quadrilateration finden, dessen Ecken paarweise verschiedene Koordinaten haben.</ref> Sind zwei benachbarte Kanten durch eine vertikale Kante miteinander verbunden, nennt man die drei Kanten zusammen ein ''Ohr''. Für „obere“ und „untere“ Kanten definiert man die Nachbarschafts- und Ohreigenschaft ganz analog.

In gegebenen Polygonen solche Ohren zu finden, ist deshalb interessant, weil man relativ leicht beweisen kann, dass jede konvexe Quadrilateration jedes Ohr enthalten muss. Allerdings muss man um die Aussage des Wächtertheorems zu erhalten das Konzept etwas allgemeiner fassen, denn nicht jedes Polygon muss ein Ohr enthalten.

Außerdem gibt es solche (Ohrenthaltenden) Polygone, die es gestatten, ein Polygon durch Abspaltung eines konvexen Vierecks auf ein oder mehrere kleinere, das heißt mit wenigstens einem Loch oder einer Kante weniger, zurückzuführen und solche, die so eine Reduktion nicht getestatten. Diese nennt man ''reduzibel'' respektive ''irreduzibel''. Klawe und Kleitmann konnten zeigen, dass orthogonale Polygone
* <u>entweder</u> in diesem Sinne reduzibel sind
* oder ein Ohrenpaar (zwei Ohren, sodass die Verbindungskanten der benachbarten Kanten einander sehen) enthalten,
* oder zwei benachbarte Kanten enthalten, die kein Ohr bilden,
* oder unendlich viele Ecken haben müssen.

Für den Fall des Ohrenpaars und der benachbarten Kanten konnten sie auch eine Reduktion auf ein kleineres Polygon angeben und so [[induktionsbeweis|induktiv]] die Existenz der vorgeschlagenen Quadrilaterationen für endliche Polygone begründen.
<gallery class="float centered" perrow="2" caption="Beispiele zu konvexen Quadrilaterationen" widths="500%">
datei:quad1.svg|Konvexe Quadrilaterationen von orthogonalen Polygonen sind im Allgemeinen nicht Eindeutig. Dieses Polygon hat kein Ohr.
datei:quad2.svg|Das Viereck <math>\{6,7,8,9\}</math> ist ein Ohr. <math>\{2,3,4,5\}</math> ist ''kein'' Ohr, weil <math>\{2,3\}</math> mit <math>\{6,7\}</math> benachbart ist. Die in diesem Fall eindeutige konvexe Quadrilateration (eingezeichnet) kann nicht aus einer allgemeinen Triangulation konstruiert werden. (könnte das Dreieck <math>\{2,6,9\}</math> enthalten)
</gallery>
==== Algorithmen ====
Einen Versuch der Umsetzung des eben vorgestellten Beweises stellt [[Jörg-Rüdiger Wolfgang Sack|Sack]] in seiner Promotionsschrift von 1984 vor.<ref>{{Cite paper
| last = Sack
| first = Jörg-Rüdiger Wolfgang
| title = Rectilinear computational geometry
| accessdate = 2010-03-11
| url = http://portal.acm.org/citation.cfm?id=911535
| date = 1984
}}
*{{Cite conference
| pages = 21-30
| last = Sack
| first = J. R.
| coauthors = G. Toussaint
| title = A linear-time algorithm for decomposing rectilinear star-shaped polygons into convex quadrilaterals
| booktitle = Proceedings 19th Conference on Communications, Control, and Computing
| date = 1981
}}</ref>

Einen anderen Beweisansatz und einen daraus abgeleiteten Algorithmus hat [[Anna Lubiw|Lubiw]] 1985 entwickelt.<ref>
{{Cite conference
| publisher = ACM
| doi = 10.1145/323233.323247
| isbn = 0-89791-163-6
| pages = 97-106
| last = Lubiw
| first = Anna
| title = Decomposing polygonal regions into convex quadrilaterals
| booktitle = Proceedings of the first annual symposium on Computational geometry
| location = Baltimore, Maryland, United States
| accessdate = 2010-03-13
| date = 1985
| url = http://portal.acm.org/citation.cfm?id=323233.323247
}}</ref>
=== Festungsproblem ===
[[Derick Wood]] und [[Joseph Malkelvitch]] stellten in den 1970ern unabhängg voneinander die Frage nach zwei Verallgemeinerungen des Problems der Museumswächter: Anstelle Punkte zu finden, die das Innere eines Polygons bewachen, fragten sie nach Puknten, die das Äußere bewachen oder beides leisten. Wood Prägte dafür die Namen '''Festungsproblem''' (Für Bewachungsprobleme von äußeren Gebieten) und '''Problem des Gefängishofs'''. (Für Probleme bei denen beides bewacht werden soll) Das festungsproblem ist insofern zufriedenstellend gelöst, alsdass scharfe Aussagen zur benötigten Wächterzhal für ein Polygon in der Eckenzahl bewiesen werden konnten.
[[datei:Argawall.svg|thumb|Dieses orthogonale Polygon nach Argawall benötigt für <math>n=24</math> Ecken <math>7</math> Wächter um den Außenbreich zu bewachen.]]
{{zitat|Zur Lösung des Festungsproblems sind <math>\lceil\frac{n}{2}\rceil</math> Eckenwächter manchmal notwendig und immer ausreichend|{{Cite journal
| doi = 10.1007/BF00146907
| volume = 14
| issue = 3
| pages = 273-283
| last = O'Rourke
| first = Joseph
| title = Galleries need fewer mobile guards: A variation on Chvátal's theorem
| journal = Geometriae Dedicata
| accessdate = 2010-08-01
| date = 1983
| url = http://dx.doi.org/10.1007/BF00146907
}}.}}
Ein Beispiel für die Notwendigkeit ist jedes konvexe Polygon. Dass das hinreicht folgt aus folgender Konstruktion: Zu einem allgemeinen Polygon betrachte die konvexe Hülle. Trianguliere nun den Teil der Ebene, der innerhalb der Konvexen Hülle, jedoch außerhalb des Polygons liegt. Wähle einen künstchen Knoten <math>v_\infty</math> und verbinde Alle Punkte der konvexen Hülle mit ihm. An einem beliebigen Knoten <math>x</math> der konvexen Hülle wird das Polygon nun „geöffnet“: <math>x</math> wird ersetzt durch Knoten <math>x'</math> und <math>x''</math> mit bis Auf je eine Kante, die sie mit ihrem Nachbarn auf der konvexen Hülle verbinden, identischen Inzidenzen wie <math>x</math>. Der resultierende Graph mit <math>n+2</math> Knoten ist ein Triangulationsgraph, also Dreifärbbar. Man rechnet dann elementar aus, dass eine minimale chromatische Klasse, die <math>v_\infty</math> nicht enthält von der Ordnung höchstens <math>\lceil\frac{n}{2}\rceil</math> groß wird. Die Übertragung des Beweises auf den Orthogonalen Fall hat [[#Argawall|Argawall]] durchgeführt und kommt darin zu dem Ergebniss, dass <math>\lceil\frac{n}{4}\rceil+1</math> Eckenwächter stets ausreichend und manchmal notwendig sind. Beide Beweise liefern Linearzeitalgorithmen zur Konstruktion einer entsprechenden Wächtermenge.

[[datei:Festung-freie-wächter.svg|thumb|Für <math>n=13</math> braucht man hier <math>5</math> freie Wächter.]]
Wenn man die Beschränkung aufhebt, dass Wächter ausschließlich an den Ecken platziert werden dürfen, kann man zeigen, dass dafür <math>\lceil\frac{n}{3}\rceil</math> stets ausreichend und manchmal nötig sind. Zum Beweis hat sich eine Idee von [[Thomas C. Shermer|Shermer]] als einsichtig erwiesen. Man konstruiert einen Triangulationsgraphen: Zwei zusätzliche Punkte werden rechts und Links des Polygons hinreichend weit entfernt gewählt. Mit der Konvexen Hülle kann dann ein Graph mit <math>n+2</math> Knoten erklärt werden, zu dem eine Triangulation existiert. In dem Fall, dass die Knotenzahl auf der konvexen Hülle gerade ist, ist dieser Graph dann 3-Färbbar. (Die Zuastzknoten die Farbe Eins. Auf der Hülle dann alternierend Zwei und Drei) Ist sie ungerade, kann man mit einem Trick<ref>vgl. [[#O' Rourke|O' Rourke]] S. 152 ff.</ref> einen weiteren Knoten hinzunehmen und ist im geraden Fall. Eine kleinste chromatische Klasse enthält dann <math>\lfloor\frac{n+2}{3}\rfloor=\lceil\frac{n}{3}\rceil</math> Knoten.

== Historische Anmerkungen ==
Die wahrscheinlich erste systematische Betrachtung von Sichtbarkeitsfragen regte [[Victor Klee]] im August 1973 auf einer Konferrenz in Stanford an, indem er das Museumsproblem für Punktwächter und eine sich als korrekt herausgestellte Vermutung formullierte.<ref>{{Cite journal
| volume = 84
| last = Honsberger
| first = R.
| title = Mathematical Gems II: The Dolciani Mathematical Expositions
| journal = Mathematical Association of America
| date = 1976
}}</ref> Zwei Jahre später präsentierte Chvátal eine bewiesene Lösung des Problems.<ref name="chvátal"/>
== Resultate der Wächtertheorie im Überblick<ref>[[#O' Rourke|O' Rourke]]: S. 267 </ref> ==
Einklappen fixen
<div class="NavFrame" style="margin:0; border:none; padding:0.1em; background-color:transparent; color:#000; width:100%;"><span style="background-color:transparent; padding:0.1em; text-align:center;"><br/><br/></span>
{| class="float-center" style="text-align:center" width="100%"
! gesichteter Bereich
! Polygonstruktur
! Löcher
! Wächtertyp
! untere Schranke
! obere Schranke
! Diskussion <!-- Reserviert für Verweise auf den Artikelabschnitt bzw Literatur -->
|-
|Innen || allgemein || &nbsp; || Ecken || colspan="2" |<math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math> ||[[#Satz von Chvátal|hier]]
|-
|&nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || colspan="2"| <math>r</math>|| Untere Schranke [[#Beweisbild|hier]], obere Schranke fast trivial<ref>{{Cite journal
| last = Chazelle
| first = B. M
| coauthors = New Haven Yale Univ.
| title = Computational geometry and convexity
| date = 1980
}}</ref>
|-
| &nbsp; || &nbsp; || <math>h</math> || &nbsp; || <math>\lfloor\frac{n+h}{3}\rfloor</math> || <math>\lfloor\frac{n+2h}{3}\rfloor</math> || Untere für kleine <math>h</math> [[#Beweisbild|hier]].<br/>Obere in [[#O' Rourke|O' Rourke]] S.125 ff.
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || diag epts || colspan="2" | <math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor</math> ||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || Kanten || <math>\lfloor\frac{n+1}{4}\rfloor</math> ||<math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math>||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || kanten epts || <math>\lfloor\frac{2}{7}\rfloor</math> || <math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math> ||
|-
| &nbsp; || sternförmig ||&nbsp; || Ecken || colspan="2"| <math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math>|| Einige untere Schranken [[#Weitere kritische Beispiele|hier]]. <br/>Obere Schranken und Rest in [[#O' Rourke|O' Rourke]] S. 116 ff.
|-
| &nbsp; || &nbsp; ||&nbsp; || &nbsp; || colspan="2"| <math>\lfloor \frac{r}{2}\rfloor+1</math>||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || Linie || colspan="2" |<math>1</math>||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || Dialgonale || colspan="2"| <math>2</math>||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || Kanten||<math>\lfloor\frac{n}{5}\rfloor</math>|| <math>\lfloor\frac{n}{3}\rfloor</math> ||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || colspan="2"| <math>\lfloor\frac{r}{2}\rfloor +1</math>||
|-
| &nbsp; || orthogonal || &nbsp; || Ecken || colspan="2"|<math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor = \lfloor\frac{r}{2}\rfloor +1</math>|| [[#Orthogonale Polygone|hier]]
|-
| &nbsp; || &nbsp; || <math>1</math> || &nbsp; ||colspan="2"|<math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor</math>|| Analog zum allgemeinen Fall mit Löchern<br/>[[#O' Rourke|O' Rourke]] S. 140 ff.
|-
| &nbsp; || &nbsp; || <math>2</math> || Punkt ||colspan="2"|<math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor</math>||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || <math>h</math> || Ecken ||<math>\lfloor\frac{n}{4}\rfloor</math>||<math>\lfloor\frac{n+2h}{4}\rfloor</math>||
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || Diagonal ||colspan="2"|<math>\lfloor\frac{3n+4}{16}\rfloor</math>|| [[#O' Rourke|O' Rourke]] S. 108 ff. <br/> Nach [[#Aggarwal|Aggarwal]].
|-
| Außen || allgemein || &nbsp; || Ecken || colspan="2"| <math>\lceil\frac{n}{2}\rceil</math>|| [[#Festungsproblem|hier]]
|-
| &nbsp; || &nbsp; || &nbsp; || Punk || colspan="2"| <math>\lceil\frac{n}{3}\rceil</math>||
|-
| &nbsp; || orthogonal || &nbsp; || Ecken ||colspan="2"| <math>\lceil\frac{n}{4}\rceil+1</math>|| [[#Festungsproblem|hier]]
|-
| Innen und außen || allgemein || &nbsp; || Ecken || colspan="2"|<math>\lceil\frac{n}{2}\rceil</math> || [[#Füredi-Kleitmann|Füredi-Keitmann]]
|-
| &nbsp; || konvex || &nbsp; || &nbsp; || colspan="2"|<math>\lfloor\frac{n}{2}\rfloor</math> || [[#Füredi-Kleitmann|Füredi-Keitmann]]
|-
| &nbsp; || orthogonal || &nbsp; || &nbsp; || <math>\lceil\frac{n}{4}\rceil+1 </math> ||<math>\lfloor\frac{5n}{12}\rfloor+2</math>|| [[#Hoffmann-Kriegel|Hoffmann-Kriegel]]
|-
|colspan="7" style="text-align:left"|
;Legende
*<math>n</math> notiert die Eckenzahl. <small>(Ecken von Löchern werden mitgezählt, falls welche vorhanden sind)</small>
*<math>h</math> notiert die Anzahl der Löcher, falls vorhanden. Kein Eintrag bedeutet <math>h=0</math>.
*<math>r</math> notiert die Anzahl der konkaven Ecken. Eine Ecke heißt konkav, [[genau dann, wenn|gdw]] ihr Innenwinkel größer als <math>\pi=180^\circ</math> ist.
*<math>\lfloor\dots\rfloor</math> und <math>\lceil\dots\rceil</math> sind die [[Gaußklammer|Gauß- bzw. Entierklammern]]. Sie runden den eingeschlossenen Ausdruck ganzzahlig auf bzw. ab.
|}</div>
== Weitere kritische Beispiele ==
<gallery widths="250%" caption="Für sternförmige Polygone" >
datei:n_sternförmig.svg|Beweisidee der unteren Schranke in der Eckenzahl für sternförmige Polygone: Für <math>n=24</math> Ecken braucht man hier <math>8</math> Eckenwächter. (Einen für jeden „Zacken“. Keine Ecke bewacht 2 Zacken oder mehr.)
datei:r_sternförmig.svg|Beweis der unteren Schranke in der Zahl de konkaven Ecken für sternförmige Polygone: Für je zwei Zacken braucht man einen Wächter an deren konkaven Ecken. Keine Ecke mehr als zwei Zacken.

datei:sternförmig_kantenwächter.svg|Beweisidee der unteren Schranke in der Eckenzahl für Sternförmige Polygone: Für <math>n=25</math> braucht man hier <math>5</math> Kantenwächter. Bei der Verallgemeinerung für größere <math>n</math> muss man die Zacken Derart spitz wählen, dass die durch jeden Zacken induzierten Strahlen für jeden Zacken eine andere Kante des „Kreises“ schneiden.

datei:Diagonalenwächter_sternförmig.svg|Beispiel eines sternförmigen Polygons, das zwei Diagonalenwächter benötigt. Zwei der vier möglchen Diagonalen sind eingezeichnet: Keine schneided die grau hervorgehobene Kernregion. Dieses Beispiel wurde von Shermer und Suri entdeck.
</gallery>
{{Anker|Beweisbild}}
<gallery widths="250%" caption="Schranke in der Zahl konkaver Ecken und Polygone mit Löchern." >
datei:konvexe_ecken.svg|Es gibt Polygonklassen, die für jede konkave Ecke einen Wächter benötigen.

datei:hole1.svg|Für <math>n=8</math> Ecken werden <math>3</math> Wächter benötigt. Das linke Polygon geht auf Julian Sidarto zurück. Die beiden Rechten auf [[Tomas Shermer]].

datei:hole2.svg|Hier braucht man <math>4</math> Wächter für <math>n=11</math> Ecken. Das Linke geht auf Shermer zurück; das Rechte auf Arthur Delcher. Diese und die Vorherigen Beispiele mit Löchern wurden in einer Hausaufgabe eines Semminars von O'Rourke gefunden.

datei:hole1.svg|<math>n=24</math> und drei Löcher brauchen <math>9</math> Eckenwächter.
</gallery>
== Literatur ==
*{{Anker|O' Rourke}}{{Cite book
| publisher = Oxford University Press Oxford
| last = O'Rourke
| first = J.
| url = http://maven.smith.edu/~orourke/books/ArtGalleryTheorems/Art_Gallery_Full_Book.pdf
| format = pdf
| title = Art gallery theorems and algorithms
| date = 1987
}}
*{{Anker|Aggarwal}}{{Cite journal
| last = Aggarwal
| first = A.
| title = The art gallery theorem: its variations, applications and algorithmic aspects
| date = 1984
}}
*{{Anker|Urrutia}}{{Cite journal
| pages = 973-1027
| last = Urrutia
| first = J.
| title = Art gallery and illumination problems
| journal = Handbook of computational geometry
| date = 2000
}}
*{{Anker|Füredi-Kleitmann}}{{Cite journal
| doi = 10.1007/BF01212977
| volume = 14
| issue = 3
| pages = 287-300
| last = Füredi
| first = Zoltán
| coauthors = D. J. Kleitman
| title = The prison yard problem
| journal = Combinatorica
| accessdate = 2010-08-01
| date = 1994
| url = http://dx.doi.org/10.1007/BF01212977
}}
*{{anker|Hoffmann-Kriegel}}{{Cite book
| pages = 78-87
| last = Hoffmann
| first = Frank
| coauthors = Klaus Kriegel
| title = Algorithms and Computation
| chapter = A graph coloring result and its consequences for some guarding problems
| accessdate = 2010-08-01
| date = 1993
| chapterurl = http://dx.doi.org/10.1007/3-540-57568-5_237
}}
== Fußnoten ==
;Anmerkungen
<references group="A"/>
;Einzelnachweise
<references/>

Version vom 3. August 2010, 10:13 Uhr

Bilder werden „in einem Wisch“ hochgeladen, wenn ich alle zusammen habe. im Wesentlichen geht ihr 
Inhalt auch aus den vorhandenen Beschreibungen / Fließtext hervor

Das Problem der Museumswächter (en: Art gallery problem) ist eine Fragestellung der Algorithmischen Geometrie. Dabei wird folgende Situation untersucht:

„Gegeben sei eine polygonale Fläche mit Rand , interpretiert als Grundriss eines Museums. Wähle nun möglichst wenige Punkte („Wächter“) im Innern des Polygons, sodass jeder Punkt im Innern des Polygons durch eine Gerade, die ganz in einschließlich Rand liegt, mit einem Wächter verbunden werden kann.“

In der Praxis tritt das Problem in der Robotik auf, wenn bei „künstliche Intelligenzen“ die eine Bewegungsmuster in Abhängigkeit zu ihren Umgebungen ausführen sollen.[1] Manche Fragestellungen der digitalen Bildbearbeitung lassen sich auf Wächterprobleme zurückführen.[2] Auch Beleuchtungsprobleme einer Bühne und das Problem bei der Beobachtung von Tierpopulationen in großen Gebieten können als Wächterproblem modelliert werden. Eine weitere Anwenungen ist die Aufstellung der Infrastruktur für die Wetterbeobachtung oder zur Warnung vor Naturkatastrophen.

Das Problem fällt in die Klasse der APX-Probleme, das heißt, dass wahrscheinlich[A 1] kein Algorithmus existiert, der es für allgemeine Polygone effizient und korrekt löst. Andererseits hat man für das Problem und seine Varianten obere Schranken an die Zahl der Wächter gefunden und beweisen können, dass diese auch scharf sind. Das heißt, sie können nicht weiter verbessert werden, ohne dass man sich auf spezielle Polygonklassen einschränkt.

Elementare Beispiele

Betrachte zunächst die „einfache“ Version des Problems mit stationären Wächtern. Überlege dir für eine vorgegebene kleine Kantenzahl ein Polygon, das möglichst viele Wächter benötigt. Bei einem Dreieck und einem Viereck hat man wenig Möglichkeiten, weil offensichtlich stets ein Wächter ausreicht. Bei einem Fünfeck ist das weiterhin richtig, wobei diese Einsicht nicht mehr ganz so offensichtlich ist:

Die ersten drei Abbildungen zeigen Stereotypen aller möglichen Fünfecke: jedes Fünfeck kann entweder keine, eine oder zwei konkave Ecken besitzen, also Ecken die einen Innenwinkel von mehr als 180° beziehungsweise im Bogenmaß haben. Das folgt aus der Tatsache, dass in jedem -Eck die Summe der Innenwinkel gleich ist, also im Fall ist diese Summe . Sie lässt also höchstens zwei konkave Ecken zu.

Für das 4. Beispiel bräuchte man zwei Wächter: Einen auf einem der Berührungspunkte der Dreiecke und einen Weiteren im jeweils verbleibenden Dreieck. Allerdings würde man dort monieren, dass das Polygon „eigentlich“ 9 Seiten hat, wenn man Überschneidungen verbieten möchte. Für Gewöhnlich tut man das auch. Von nun an werden nur noch solche schneidungsfreien Polygone betrachtet.

Im Fall (Abbildungen 5 und 6) tritt der Fall ein, dass Polygone existieren, die nicht von einem Wächter allein bewacht werden können. Allerdings reichen zwei Wächter auch stets hin. Setzt man solche Überlegungen etwas weiter fort, kann man beobachten, dass jeweils, nachdem drei weitere Kanten erlaubt wurden, ein weiterer Wächter nötig werden kann. Ein Polygon, das zu einer Kantenzahl eine maximale Wächterzahl benötigt, nennt man in dem Zusammenhang des Problems ein kritisches Polygon.

Satz von Chvátal

Der Beweis dafür, dass die oberen Beispiele tatsächlich kritische Polygone, also dass für neun- beziehungsweise zwölfkantige Polygone stets drei respektive vier Wächter zum Bewachen ausreichen, ist ein Spazialfall von folgendem Satz.

„Zur Bewachung eines jeden schneidungsfreien, geschlossenen und planaren Polygons mit Seiten sind [A 2] Wächterpunkte stets ausreichend und manchmal notwendig.“

Vašek Chvátal (1975): [3]

Als Beweis gibt es im Wesentlichen zwei Versionen: Eine geometrische Variante, wie sie Chvátal zunächst angab, und eine graphentheoretische, die von S. Fisk angegeben wurde.[4] Sein Beweis benutzt einige wohlbekannte Resultate aus der Graphentheorie, sodass der Beweis vergleichsweise kurz ist und als etwas ästhetischer gilt. Andererseits lässt er im Gegensatz zu Chvátal einige Verallgemeinerungen nicht zu.

Beweis
(Nach Fisk) Zu einem geschlossenen planaren und schneidungsfreien Polygon lassen sich geeignete Sehnen zwischen seinen Ecken ziehen, sodass das Polygon in, bis auf die Sehnen, paarweise disjunkte Dreiecke zerfällt. So eine Zerlegung heißt (naheliegenderwise) Triangulation und ihre Existenz ist unter den gegebenen Voraussetzungen allgemein bewiesen. Weiterhin ist bekannt, dass sich die Ecken eines triangulierten Polygons so färben lassen, dass benachbarte Ecken verschiedene Farben haben, unter Verwendung von nur drei Farben.[5] Jede Farbklasse ist dann offensichtlich eine gültige Wächtermenge; Insbesondere ist das für die kleinste Farbklasse wahr, die gerade Ecken enthält.

Bereits bevor der Satz bewiesen wurde war bekannt, dass diese obere Schranke, falls sie sich als gültig herausstellen sollte, nicht weiter verschärft werden könnte. Dazu betrachtet man folgende Folge von Graphen mit Kanten. Jedes solche Polygon benötigt Wächter.

Anlehnend an Fisks Konstruktionsbeweis entwickelten Avis und Toussaint einen Algorithmus, der eine Wächtermenge der Größe konstruiert.[6] Seine Laufzeit hängt im Wesentlichen davon ab, wie effizient eine Triangulation gefunden werden kann. Einige einfache Methoden realisieren das in quadratischer Zeit. in ihrem Papier schlagen sie eine Version in vor.[A 3] 1990 hat Chazelle einen Algorithmus mit Laufzeit vorgestellt.

Die Färbung ist dann relativ leicht konstruierbar, wenn man annimmt, dass die Triangulation eine Datenstruktur übergibt, die alle Adjazenzinformationen enthält. Im Allgemeinen kann das nicht gesichert werden. Die Leistung von Toussaint und Avis war es, eine Färbung in Linearzeit zu finden, allein unter der Benutzung einer Liste von Sehnenkanten der Triangulation.

Varianten und Verallgemeinerungen

Orthogonale Polygone

Ein wesentlicher Spezialfall des Wächterproblems ist die Einschränkung auf orthogonale Polygone.[A 4] Darunter versteht man Polygone, die ausschließlich die Innenwinkel und , das sind 90° beziehungsweise 270°, annehmen. Solche Polygone betrachtet man in geometrischen Anwendungen, die stark an das kartesische Koordinatensystem gebunden sind: darunter fallen Designprobleme hochintegrierter Schaltungen, Architektur und einige Algorithmen auf Rastergraphiken.[7]

Die zunächst naheliegende Vermutung, dass man mit dieser Einschränkung eine bessere Schranke an die Zahl der nötigen Wächter würde beweisen können, wurde 1980 durch einen Satz von Klawe und Kleitman bestätigt.[8] Sie zeigten, die Existenz so genannter „konvexen Quadrilaterationen“:[A 5] Das sind, analog zur Triangulation, Zerlegungen eines Polygons in konvexe Vierecke, indem Sehnen zwischen gewissen Ecken gezogen werden, die ganz im Polygon liegen. Ihr Beweis dazu ist sehr allgemein gehalten hält auch für eine entsprechende Aussage über Polygonen mit (endlich vielen) „Löchern“ oder „Überlappungen“.[A 6] Es lässt sich vergleichsweise leicht zeigen, dass der Dualgraph einer konvexen Quadrilateration keinen der Kuratowskiminoren, also die Graphen und , enthalten kann. Nach dem Satz von Kuratowski ist der Graph dann planar und nach dem Vierfarbentheorem vierfärbbar. Daraus folgt der Satz:

„Zur Bewachung eines jeden schneidungs- und lochfreien sowie planaren und orthogonalen Polygons mit Seiten sind Wächterpunkte stets ausreichend und manchmal notwendig.“

Satz von Klawe und Kleitman (1983)

Dass Wächter manchmal notwendig sind, folgt in Analogie zum Beispiel des allgemeinen Falls, dem „orthogonalen Kamm“:

Um die Existenz der konvexen Quadrilaterationen zu zeigen nutzt der Beweis folgende aufeinander ausbauende Konzepte.

Eine „rechte“ und eine „linke“ Kante und eines Polygons heißen benachbart, falls

  1. Das Innere von „links“ von und rechts von liegt.
  2. und „sehen“ einander (Das heißt es existieren Punkte und , sodass die Verbindung ganz in enthalten ist.)
  3. Der Abstand zwischen und zueinander ist unter den Bedingungen (1) und (2) minimal.

Daraus folgt sofort, dass zu einer Kante keine Nachbarin existieren muss, falls aber eine existiert so kann oBdA davon ausgegangen werden, dass diese eindeutig ist.[A 7] Sind zwei benachbarte Kanten durch eine vertikale Kante miteinander verbunden, nennt man die drei Kanten zusammen ein Ohr. Für „obere“ und „untere“ Kanten definiert man die Nachbarschafts- und Ohreigenschaft ganz analog.

In gegebenen Polygonen solche Ohren zu finden, ist deshalb interessant, weil man relativ leicht beweisen kann, dass jede konvexe Quadrilateration jedes Ohr enthalten muss. Allerdings muss man um die Aussage des Wächtertheorems zu erhalten das Konzept etwas allgemeiner fassen, denn nicht jedes Polygon muss ein Ohr enthalten.

Außerdem gibt es solche (Ohrenthaltenden) Polygone, die es gestatten, ein Polygon durch Abspaltung eines konvexen Vierecks auf ein oder mehrere kleinere, das heißt mit wenigstens einem Loch oder einer Kante weniger, zurückzuführen und solche, die so eine Reduktion nicht getestatten. Diese nennt man reduzibel respektive irreduzibel. Klawe und Kleitmann konnten zeigen, dass orthogonale Polygone

  • entweder in diesem Sinne reduzibel sind
  • oder ein Ohrenpaar (zwei Ohren, sodass die Verbindungskanten der benachbarten Kanten einander sehen) enthalten,
  • oder zwei benachbarte Kanten enthalten, die kein Ohr bilden,
  • oder unendlich viele Ecken haben müssen.

Für den Fall des Ohrenpaars und der benachbarten Kanten konnten sie auch eine Reduktion auf ein kleineres Polygon angeben und so induktiv die Existenz der vorgeschlagenen Quadrilaterationen für endliche Polygone begründen.

Algorithmen

Einen Versuch der Umsetzung des eben vorgestellten Beweises stellt Sack in seiner Promotionsschrift von 1984 vor.[9]

Einen anderen Beweisansatz und einen daraus abgeleiteten Algorithmus hat Lubiw 1985 entwickelt.[10]

Festungsproblem

Derick Wood und Joseph Malkelvitch stellten in den 1970ern unabhängg voneinander die Frage nach zwei Verallgemeinerungen des Problems der Museumswächter: Anstelle Punkte zu finden, die das Innere eines Polygons bewachen, fragten sie nach Puknten, die das Äußere bewachen oder beides leisten. Wood Prägte dafür die Namen Festungsproblem (Für Bewachungsprobleme von äußeren Gebieten) und Problem des Gefängishofs. (Für Probleme bei denen beides bewacht werden soll) Das festungsproblem ist insofern zufriedenstellend gelöst, alsdass scharfe Aussagen zur benötigten Wächterzhal für ein Polygon in der Eckenzahl bewiesen werden konnten.

Dieses orthogonale Polygon nach Argawall benötigt für Ecken Wächter um den Außenbreich zu bewachen.

„Zur Lösung des Festungsproblems sind Eckenwächter manchmal notwendig und immer ausreichend“

Joseph O'Rourke: Galleries need fewer mobile guards: A variation on Chvátal's theorem. In: Geometriae Dedicata. 14. Jahrgang, Nr. 3, 1983, S. 273–283, doi:10.1007/BF00146907 (doi.org [abgerufen am 1. August 2010])..

Ein Beispiel für die Notwendigkeit ist jedes konvexe Polygon. Dass das hinreicht folgt aus folgender Konstruktion: Zu einem allgemeinen Polygon betrachte die konvexe Hülle. Trianguliere nun den Teil der Ebene, der innerhalb der Konvexen Hülle, jedoch außerhalb des Polygons liegt. Wähle einen künstchen Knoten und verbinde Alle Punkte der konvexen Hülle mit ihm. An einem beliebigen Knoten der konvexen Hülle wird das Polygon nun „geöffnet“: wird ersetzt durch Knoten und mit bis Auf je eine Kante, die sie mit ihrem Nachbarn auf der konvexen Hülle verbinden, identischen Inzidenzen wie . Der resultierende Graph mit Knoten ist ein Triangulationsgraph, also Dreifärbbar. Man rechnet dann elementar aus, dass eine minimale chromatische Klasse, die nicht enthält von der Ordnung höchstens groß wird. Die Übertragung des Beweises auf den Orthogonalen Fall hat Argawall durchgeführt und kommt darin zu dem Ergebniss, dass Eckenwächter stets ausreichend und manchmal notwendig sind. Beide Beweise liefern Linearzeitalgorithmen zur Konstruktion einer entsprechenden Wächtermenge.

Für braucht man hier freie Wächter.

Wenn man die Beschränkung aufhebt, dass Wächter ausschließlich an den Ecken platziert werden dürfen, kann man zeigen, dass dafür stets ausreichend und manchmal nötig sind. Zum Beweis hat sich eine Idee von Shermer als einsichtig erwiesen. Man konstruiert einen Triangulationsgraphen: Zwei zusätzliche Punkte werden rechts und Links des Polygons hinreichend weit entfernt gewählt. Mit der Konvexen Hülle kann dann ein Graph mit Knoten erklärt werden, zu dem eine Triangulation existiert. In dem Fall, dass die Knotenzahl auf der konvexen Hülle gerade ist, ist dieser Graph dann 3-Färbbar. (Die Zuastzknoten die Farbe Eins. Auf der Hülle dann alternierend Zwei und Drei) Ist sie ungerade, kann man mit einem Trick[11] einen weiteren Knoten hinzunehmen und ist im geraden Fall. Eine kleinste chromatische Klasse enthält dann Knoten.

Historische Anmerkungen

Die wahrscheinlich erste systematische Betrachtung von Sichtbarkeitsfragen regte Victor Klee im August 1973 auf einer Konferrenz in Stanford an, indem er das Museumsproblem für Punktwächter und eine sich als korrekt herausgestellte Vermutung formullierte.[12] Zwei Jahre später präsentierte Chvátal eine bewiesene Lösung des Problems.[3]

Resultate der Wächtertheorie im Überblick[13]

Einklappen fixen

Weitere kritische Beispiele

Literatur

  • J. O'Rourke: Art gallery theorems and algorithms. Oxford University Press Oxford, 1987 (smith.edu [PDF]).
  • A. Aggarwal: The art gallery theorem: its variations, applications and algorithmic aspects. 1984.
  • J. Urrutia: Art gallery and illumination problems. In: Handbook of computational geometry. 2000, S. 973–1027.
  • Zoltán Füredi, D. J. Kleitman: The prison yard problem. In: Combinatorica. 14. Jahrgang, Nr. 3, 1994, S. 287–300, doi:10.1007/BF01212977 (doi.org [abgerufen am 1. August 2010]).
  • Frank Hoffmann, Klaus Kriegel: Algorithms and Computation. 1993, A graph coloring result and its consequences for some guarding problems, S. 78–87.

Fußnoten

Anmerkungen
  1. Bewiesen wurde die Zugehörigkeit unter der Vorraussetzung . Viele Mathematiker gehen davon aus, der Beweis hat sich in den jüngeren Jahrzehnten jedoch als genuin schwierig herausgestellt. (Siehe P-NP-Problem)
  2. Die Symbole sind die Gaußklammern. Sie runden den eingeschlossenen Ausdruck ab. Beispiel:
  3. Zur -Notation siehe Landau-Symbol
  4. Andere gebrauchte Bezeichnungen dafür sind rektilinear, isothetisch und rektanguloid.
  5. O' Rouke gebraucht den Begriff Quadrilateralization.
  6. Um Überlappungen zu Modellieren untersucht man Polygone als orthogonale, geschlossene Jordan-Kurven auf einer Riemannschen Fläche.
  7. Man kann zu jedem orthogonalen Polygon ein „beliebig nahes“ Polygon mit zu identischer Quadrilateration finden, dessen Ecken paarweise verschiedene Koordinaten haben.
Einzelnachweise
  1. N. J Nilsson: A mobile automaton: An application of artificial intelligence techniques. Storming Media, 1969.
  2. L. S. Davis, M. L. Benedikt: Computational models of space: Isovists and isovist fields. 1979.
  3. a b V. Chvatal: A combinatorial theorem in plane geometry. In: J. Combin. Theory Ser. B. 18. Jahrgang, Nr. 39-41, 1975, S. 32.
  4. S. Fisk: A short proof of Chvátals watchman theorem. In: J. Combin. Theory Ser. B. 24. Jahrgang, Nr. 3, 1978, S. 374.
  5. Für Die Existenzbeweise von Triangulationen und der Färbung kann man O' Rourke (1987) studieren
  6. D. Avis, G. T. Toussaint: An efficient algorithm for decomposing a polygon into star-shaped polygons. In: Pattern Recognition. 13. Jahrgang, Nr. 6, 1981, S. 395–398 (psu.edu [PDF]).
  7. O' Rourke: S. 31
  8. J. Kahn, M. Klawe, D. Kleitman: Traditional galleries require fewer watchmen. In: SIAM Journal on Algebraic and Discrete Methods. 4. Jahrgang, 1983, S. 194, doi:10.1137/0604020.
  9. Vorlage:Cite paper
    • J. R. Sack: A linear-time algorithm for decomposing rectilinear star-shaped polygons into convex quadrilaterals. 1981, S. 21–30.
  10. Anna Lubiw: Decomposing polygonal regions into convex quadrilaterals. ACM, Baltimore, Maryland, United States 1985, ISBN 0-89791-163-6, S. 97–106, doi:10.1145/323233.323247 (acm.org [abgerufen am 13. März 2010]).
  11. vgl. O' Rourke S. 152 ff.
  12. R. Honsberger: Mathematical Gems II: The Dolciani Mathematical Expositions. In: Mathematical Association of America. 84. Jahrgang, 1976.
  13. O' Rourke: S. 267
  14. B. M Chazelle, New Haven Yale Univ.: Computational geometry and convexity. 1980.