Agnes Neuhaus

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Agnes Neuhaus

Agnes Neuhaus, geb. Morsbach, (* 24. März 1854 in Dortmund; † 20. November 1944 in Soest) war eine deutsche Politikerin des Zentrums und Gründerin des "Verein vom Guten Hirten", des heutigen "Sozialdienst katholischer Frauen".

Leben und soziales Werk

Agnes Neuhaus studierte zunächst Musik in Berlin. Sie heiratete jedoch noch vor Abschluss der Examen den Gerichtsassessor Adolf Neuhaus und bekam drei Kinder. Ihr Gatte, seit 1890 Amtsrichter in Dortmund, verstarb im Jahr 1905. Seit 1899 war sie stark in der Armenfürsorge in Dortmund engagiert. In diesem Jahr gründete sie dort den ersten Verein vom „Guten Hirten“, der sich darum kümmerte, Mädchen und junge Frauen aus der Prostitution zu befreien. 1903 fasste sie die 12 bis dahin in ganz Westfalen gegründeten Vereine zum Gesamtverband des „Vereins vom Guten Hirten“ zusammen. Der Verein gründete im selben Jahr mit dem Dortmunder „Vincenzheim“ ein erstes Haus, in dem den Frauen eine Zufluchtsstätte gegeben wurde. Neben ehemaligen Prostituierten wurden dort auch ledige Mütter und Schwangere aufgenommen. Angegliedert an das Vincenzheim und später auch an weitere vom „Guten Hirten“ gegründete Häuser war eine staatlich anerkannte Säuglingspflegeschule. Neuhaus verstand aufgrund ihrer tiefen Religiosität ihr Engagement stets als christlichen Dienst, um die „gefallenen Mädchen“ in den „Schoß Gottes“ zurückzugeleiten. Der „Verein zum guten Hirten“ wurde zum Jahreswechsel 1901/1902 in "Katholischen Fürsorgeverein für Mädchen, Frauen und Kinder" umbenannt (seit 1968: Der heutige Sozialdienst katholischer Frauen). Agnes Neuhaus betätigte sich auch führend im Zentralverband der katholischen Fürsorgevereine, den sie bis 1944 leitete. Darüber hinaus war sie Mitglied im Zentralvorstand des Deutschen Caritasverbands, im Zentralvorstand des Katholischen Deutschen Frauenbunds oder auch Mitglied der Reichskommission des Allgemeinen Fürsorge-Erziehungstags. 1916 gründete Neuhaus eine Fürsorgerinnenschule, das heutige Anna-Zillken-Berufskolleg. 1943 zog sie von Dortmund nach Cappenberg bei Lünen um, später dann nach Soest.

Nach Agnes Neuhaus wurden u.a. die staatlich anerkannte Privatschule Agnes-Neuhaus-Schule im Johannesstift in Wiesbaden sowie die Agnes-Neuhaus-Schule in Gießen, eine Förderschule – Sprachheilschule und Schule für Kranke benannt. Nach Agnes Neuhaus benannte Straßen gibt es in Dortmund (NRW), München (Bayern) und Graben-Neudorf (Baden-Württemberg).

Abgeordnete

Agnes Neuhaus war 1919/1920 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung für den Wahlkreis 18 (Arnsberg) und zeitweilig Mitglied des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung.[1] Von 1920 bis 1930 vertrat sie im Reichstag den Wahlkreis Westfalen-Süd als Abgeordnete der Zentrumspartei.[2] Sie engagierte sich im Parlament insbesondere für die Verabschiedung des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes, zu dessen Zustandekommen sie 1924 maßgeblich beitrug. Sie sprach sich dabei insbesondere für die konfessionelle Jugendhilfe aus, der sie eine höhere Effizienz zusprach als der staatlichen Fürsorge. Der Staat solle lediglich die Aufsicht führen.

Seit 1919 war sie Vorstandsmitglied der westfälischen Zentrumspartei, seit 1925 Vorstandsmitglied der Zentrumspartei auf Reichsebene. 1939 wurde sie von der Gestapo überwacht.

Agnes-Neuhaus-Medaille

Der Sozialdienst katholischer Frauen ehrt langjährige und verdiente Mitarbeiterinnen heute mit der Agnes-Neuhaus-Medaille.[3]

Veröffentlichungen

  • Aus der Geschichte des Kath. Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder. Dortmund 1925.
  • Politische Frauentätigkeit. In: Die Christliche Frau. Jahrgang 1929, S. 67–68.

Literatur

  • Zentrale des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder (Hg.): Katholische Fürsorgearbeit im 50. Jahre des Werkes von Frau Agnes Neuhaus. Erbe, Aufgabe und Quellgrund 50jähriger Arbeit des Katholischen Fürsorgevereins für Mädchen, Frauen und Kinder, dargestellt in den Vorträgen und Arbeitsergebnissen der Jubiläumstagung vom 13. - 16. Sept. 1950 in Dortmund. Dortmund 1950.
  • Bernd Haunfelder: Reichstagsabgeordnete der Deutschen Zentrumspartei 1871–1933. Biographisches Handbuch und historische Photographien (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 4). Droste, Düsseldorf 1999, S. 2338–2339, ISBN 3-7700-5223-4.
  • Maria Victoria Hopmann: Agnes Neuhaus. Leben und Werk. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1949.
    • von Heinz Neuhaus überarbeitete und erweiterte Neuausgabe: Meinwerk-Verlag, Salzkotten 1977.
  • Hugo Maier, Ilona Winkelhausen (Hg.): Agnes Neuhaus. Schriften und Reden. Echter, Würzburg 2000. ISBN 3-429-02188-X.
  • Monika Pankoke-Schenk: Neuhaus, Agnes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 123 f. (Digitalisat).

Fußnoten

  1. Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten: Agnes Neuhaus
  2. Biographien deutscher Parlamentarier 1848 bis heute (BIOPARL): Datenblatt NEUHAUS, Agnes.
  3. Jahresbericht 2008 des SkF Osnabrück

Weblinks