Alexander Seitz (Mediziner)

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Geburtsstadt und erste Wirkungsstätte: Marbach am Neckar (Abbildung von 1686)[1]

Alexander Seitz (* um 1473 in Marbach am Neckar; † um 1544) war ein deutscher Mediziner und Dramatiker, der wegen seiner revolutionären Umtriebe ins Exil flüchten musste.

Leben und Wirken

Akademische Prägung

Seitz studierte von 1488 bis 1495 Theologie und Medizin in Tübingen, wo einige gesellschaftskritische Dozenten wirkten.[2] Unter den Tübinger Theologen hatte sich, geprägt durch Professoren wie Gabriel Biel, Konrad Summenhart, Johann von Staupitz oder Paul Scriptoris, der 1501 wegen Häresie seiner Ämter an der Universität und im Franziskanerkonvent enthoben wurde, eine „vorreformatorische“ Schule herausgebildet, die sich kritisch mit Fehlentwicklungen in Kirche und Klöstern, Staat und Wirtschaft auseinandersetzte und auch Martin Luther maßgeblich beeinflusst haben soll.[3] Zeitgleich mit Seitz studierte hier auch Reinhard Gaißer, der später als Grüninger Dekan ebenfalls den „Armen Konrad“ unterstützte. Nach weiteren Studienaufenthalten in Como und Padua ließ sich Seitz in Württemberg als Arzt nieder und wirkte in Wildbad und Marbach am Neckar. 1507 veröffentlichte er eine Abhandlung über die Syphilis.[4]

Rädelsführer des Armen Konrads

Wegen seiner maßgeblichen Beteiligung am Aufstand des „Armen Konrads“ drohte Seitz, der auch den „Marbacher Städtetag“ der rebellischen Bürger im Unterland koordiniert hatte, 1514 die Todesstrafe.[5] Doch Seitz konnte sich rechtzeitig absetzen, floh zunächst in die Schweiz und hielt sich später in mehreren süddeutschen Städten außerhalb Württembergs auf.

Wanderjahre im Exil

Im Exil blieb Seitz seiner revolutionären Gesinnung treu: Seine politischen Aktivitäten und sein Engagement für die Reformation führten immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Oberen. Es folgten daraus mehrere Prozesse und Verbannungen.
1519 bis 1521 war Seitz als Stadtarzt in München tätig. In den folgenden Jahren veröffentlichte er diverse medizinische Abhandlungen.[6] In den 1520er- und frühen 30er-Jahren folgten mehrere Aufenthalte in Basel und Straßburg. Während dieser Zeit lernte Seitz die ehemalige Nonne Margreth vom Grutt kennen, die er später heiratete.

Publikationen

Seitz veröffentlichte zahlreiche Schriften und gesellschaftskritische Dramen.[7] Als herausragend gelten:

  • Tragedi vom grossen Abentmal. Straßburg 1540.
  • Das truncken schwert gottes. 1544.

Rezeption

Im Zuge einer Wanderausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart zum Armen Konrad, die 2015 in Marbach präsentiert wird, werden auch Seitz und Gaißer gewürdigt.

Literatur

Anmerkungen

  1. Bild aus dem Forstlagerbuch von Andreas Kieser.
  2. Immatrikuliert am 19. November 1488 als „Alexander Sytz“ de Marpach. Siehe Heinrich Hermelink: Die theologische Fakultät in Tübingen vor der Reformation 1477-1534, Stuttgart 1906, S. 73. Die Immatrikulation erfolgte in der Regel im Alter von 14 bis 15 Jahren.
  3. Hermann Römer: Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte I. Urgeschichte und Mittelalter. Markgröningen 1933, S. 201f.
  4. Titel: Ein nützlich Regiment wider die bösen Frantzosen mit etlichen clugen Fragstücken. Pforzheim, 4 Blätter, Reprint von Moll, Stuttgart 1852.
  5. Hermann Römer: Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte I. Urgeschichte und Mittelalter. Markgröningen 1933, S. 213ff.
  6. Julius Pagel, Johannes BolteSeitz, Alexander. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 653–655.
  7. Peter Ukena (Hrsg.): Alexander Seitz. Sämtliche Schriften. 3 Bände. de Gruyter, Berlin, New York.

Weblinks