Archelaos (Archon)

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Archelaos (Ἀρχέλαος) war ein antiker griechischer Politiker und athenischer Archon eponymos wohl im Jahr 211/210 v. Chr.

Das Archontat des Archelaos ist durch zwei Inschriften belegt, die im Bereich der Athener Agora am Nordabhang der Akropolis gefunden wurden. Bei der einen Inschrift handelt es sich um ein Ehren-Dekret für die Prytanen der Leontis. Niedergeschrieben hat den Beschluss Moschos, Sohn des Moschion, aus dem Demos Ankyle als Sekretär der Prytanie Aiantis.[1] In einer zweiten Inschrift wird während seines Archontats beschlossen, dass die bereits zuvor bewilligte Ehrenstatue für Eumaridas aus Kydonia im Heiligtum des Demos und der Chariten aufgestellt werden solle.[2] Der aus Kreta stammende Eumaridas hatte sich um die Freilassung verschleppter Athener verdient gemacht und sich für Athen bei den kretischen Städten eingesetzt.[3] Das erwähnte Heiligtum des Demos und der Chariten wurde nach der Befreiung Athens von makedonischer Kontrolle im Jahr 229 v. Chr. eingerichtet.[4]

Die Einordnung des Archelaos in die bekannten Archontenlisten des späteren 3. Jahrhunderts v. Chr. schwankte zwischen 222/221[5] und 205/204 v. Chr.,[6] stand aber lange Zeit mehr oder minder gesichert für das Jahr 212/211 v. Chr. fest.[7] William Kendrick Pritchett und Benjamin Dean Meritt hingegen datierten das Archontat in das Jahr 222/221 v. Chr.[8] und Forscher wie William Bell Dinsmoor folgten diesem Ansatz.[9] Christian Habicht kehrte zur Datierung 212/211 v. Chr. zurück.[10] Mittlerweile wird verbreitet eine Datierung in das Jahr 211/210 v. Chr. vertreten, die Michael Osborne 2008 vorschlug.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. IG II/III³ 1, 1168 (= SEG LXIV 8 = IG II/III² 848).
  2. IG II³ 1, 1137 (= IG II/III² 844).
  3. Hugo Willrich: Eumaridas 2. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VI,1, Stuttgart 1907, Sp. 1074 f.
  4. Christian Habicht: Studien zur Geschichte Athens in hellenistischer Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, S. 84–93.
  5. William Bell Dinsmoor: The Archonship of Pytharatos. In: Hesperia. Band 23, 1954, S. 284–316, hier S. 316.
  6. William Bell Dinsmoor: The Archons of Athens in the Hellenistic Age. Harvard University Press, Cambridge [Mass.] 1931, S. 55.
  7. Erstmals so datiert von Gaetano De Sanctis: Studi sugli arconti ateniesi del sec. III av. Cr. In: Rivista di filologia e di istruzione classica. Band 28, 1900, S. 43–68, hier S. 68 (Digitalisat); so auch Johannes Kirchner: Archelaos 6. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband I, Stuttgart 1903, Sp. 118. Später etwa Sterling Dow: Prytaneis. A Study of the Inscriptions Honoring the Athenian Councillors (= Hesperia. Supplement 1). American School of Classical Studies at Athens, Athen 1937, S. 81–86, Nr. 36.
  8. William Kendrick Pritchett, Benjamin Dean Meritt: The Chronology of Hellenistic Athens. Harvard University Press, Cambridge [Mass.] 1940, S. 44.
  9. William Bell Dinsmoor: The Archonship of Pytharatos. In: Hesperia. Band 23, 1954, S. 284–316, hier S. 316; so auch noch Benjamin Dean Meritt: Athenian Archons 347/6 – 48/7 BC. In: Historia. Band 26, 1977, S. 161–191, hier S. 177.
  10. Christian Habicht: Studien zur Geschichte Athens in hellenistischer Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1982, S. 159–161, ihm folgte etwa Graham J. Oliver: War, Food, and Politics in Early Hellenistic Athens. Oxford University Press, Oxford 2007, S. 269.
  11. Michael Osborne: The Date of the Athenian Archon Thrasyphon. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 164, 2008, S. 85–89, hier S. 89; siehe etwa IG II³ 1, 1137 auf Attic Inscriptions Online; Eintrag bei den Inscriptiones Graecae der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; demgegenüber setzen Meret Strothmann und Karl-Wilhelm Welwei das Archontat einmal für das Jahr 222/221 v. Chr. und ein weiteres Mal für 209/208 v. Chr., unterstellen also zwei unterschiedliche Personen oder lassen jede Entscheidung hinsichtlich der Datierung offen: Meret Strothmann, Karl-Wilhelm Welwei: Archonten von Athen. In: Walter Eder, Johannes Renger (Hrsg.): Herrscherchronologien der antiken Welt. Namen, Daten, Dynastien (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 1). Metzler, Stuttgart/Weimar 2004, ISBN 3-476-01912-8, S. 145–179, hier: 156–157 (Digitalisat).