Atlantiker

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Hybrid aus Europaflagge und Sternenbanner

Als Atlantiker werden Personen bezeichnet, die sich in ihrer Identitätsfindung nicht an einem einzelnen europäischen oder nordamerikanischen Nationalstaat orientieren, sondern stattdessen eine Definition über bestimmte Werte in den Vordergrund stellen. Dazu zählen Wertschätzung für freie Marktwirtschaft, Liberalismus und Demokratie sowie eine Identifikation mit den diese Werte repräsentierenden Staaten, insbesondere die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Deutschland und andere Staaten in (West-)Europa.

Allgemeines

Der Begriff leitet sich ab von den transatlantischen Beziehungen zwischen Westeuropa und den USA. Diese Beziehungen waren prägend für die Entwicklung Westeuropas während des Kalten Krieges, als die enge Kooperation dieser Staaten existenzielle Bedeutung hatte für die wirtschaftliche Entwicklung (Marshall-Plan) und den militärischen Schutz (NATO) Europas und insbesondere Westdeutschlands.

Ein Kernelement und eine historische Grundlage dieser Kooperation bilden die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten, die während des Zweiten Weltkriegs ihre gemeinsamen außenpolitischen Grundsätze in der Atlantik-Charta formulierten. Auch heute treten Atlantiker für eine enge Kooperation zwischen Europa und den USA ein, insbesondere in Fragen der Außen- und Verteidigungspolitik um gemeinsame langfristige Interessen zu wahren.

Atlantiker befürworten daher in der Regel transnationale wirtschaftliche Verflechtungen und treten für eine freie Marktwirtschaft ein, da diese – aus ihrer Sicht – zur verbesserten internationalen Zusammenarbeit beiträgt. Sie sind Gegner einer protektionistischen Wirtschaftspolitik, die sich auf einen einzelnen Staat beschränkt.

Atlantiker distanzieren sich von nationalistischen, kommunistischen/sozialistischen und isolationistischen Bewegungen. Sie sind häufig im wertkonservativen und wirtschaftsliberalen Spektrum zu finden.

Neben dem politischen Atlantizismus gibt es auch einen wirtschaftlichen Atlantizismus, so gehörten in den 1970er Jahren in Deutschland Hoechst, Krupp, Thyssen, Dresdner Bank und AEG zum atlantisch-orientierten Teil der deutschen Industrie.[1] In Politik und Presse galten Ludwig Erhard, Gerhard Schröder (CDU) und Kai-Uwe von Hassel, Der Spiegel, der Stern, Die Zeit, das Sonntagsblatt und Christ und Welt als atlantische Größen. Die Welt und die Bild legen ihren Mitarbeitern als Bestandteil der Axel Springer SE sogar ein Bekenntnis zu deren Grundsätzen auf, darunter die „Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika.“[2]

Literatur

  • Franz Eibl: Politik der Bewegung - Gerhard Schröder als Außenminister 1961-1966, Oldenbourg Verlag, München 2001, ISBN 3486565508
  • Tim Geiger: Atlantiker gegen Gaullisten: Außenpolitischer Konflikt und innerparteilicher Machtkampf in der CDU/CSU 1958-1969, Oldenbourg Verlag, München 2008, ISBN 348658586X
  • Kees Van Der Pijl: The Making of the Atlantic Ruling Class, Verso, London 1984, ISBN 0860910938 Hier online lesbar.

Aufsätze

  • Henk Overbeek: Atlanticism and Europeanism in British Foreign Policy, in: Henk Overbeek (Hg.): Restructuring Hegemony in the Global Political Economy, Routledge, London/New York 2002, ISBN 0203411862
  • Manlio Graziano: The Rise and Fall of ‘Mediterranean Atlanticism’ in Italian Foreign Policy: The Case of the Near East, in: Modern Italy, 2007, 12:3, S. 287-308.
  • Sotiris Rizas: Atlanticism and Europeanism in Greek foreign and security policy in the 1970s, in: Southeast European and Black Sea Studies, 2008, 8:1, S. 51-66.
  • Hans Mouritzen: Denmark's super Atlanticism, in: Journal of Transatlantic Studies, 2008, 5:2, S. 155-167.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. David X. Noack: Kapitalfraktionen in Deutschland II – Atlantiker und Gaullisten (1944-1987), in: Heartland-Blog, 1. Oktober 2011. Hier abrufbar.
  2. Axel Springer SE#Grundsätze