Bahnstrecke Laurila–Kandalakscha

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Kemi–Kandalakscha
Bahnhof Kelloselkä
Bahnhof Kelloselkä
Strecke der Bahnstrecke Laurila–Kandalakscha
Streckenlänge:449 km
Spurweite:Russischer Abschnitt: 1520 mm
Finnischer Abschnitt: 1524 mm
Stromsystem:Kemi–Rovaniemi 25kV ~
von Murmansk
Kandalakscha (Кандалакша)
0 Rutschji-Karelskije (Ручьи-Карельские)
nach St. Petersburg
70 Njamosero (Нямозеро)
41 Nischni Werman
97 Alakurtti (Алакуртти)
148 Kairaly (Кайралы)
162 Kuolajarwi (Куолаярви)
172 Russland / Finnland
180
269,3
Kelloselkä
255,6 Salla
229,3 Kursu
217,2 Joutsijärvi
Anschluss Lappi Timber (ca. 3km)
197,0 Isokylä
193,1 Kemijoki
190,6 Kemijärvi
155,4 Misi
105,9 Rovaniemi
82,7 Muurola
34,7 Tervola
0,8 von Tornio
0,0 Laurila
Kemi
nach Oulu

Die Bahnstrecke Kemi–Kandalakscha war eine grenzüberschreitende Eisenbahnstrecke zwischen Finnland und der Sowjetunion, die das finnische Eisenbahnnetz und die Murmanbahn (Murmanskbahn) verband.

Vorgeschichte

Eine Festlegung des Friedensvertrags von Moskau vom 13. März 1940, der den Winterkrieg zwischen Finnland und der Sowjetunion beendete, verpflichtete Finnland, eine Bahnstrecke zwischen seinem nordöstlichen Netzendpunkt Kemijärvi und der gemeinsamen Grenze zu errichten, um dort an einem entgegenkommenden Streckenprojekt von Kandalakscha anzuschließen. Diese sowjetische Friedensbedingung zielte darauf ab, nördlich des Polarkreises eine militärstrategische Einfallsroute in Richtung Westen zu erhalten.

Bau

Die Sowjetunion hatte deshalb schon im Februar 1941 ihren Streckenabschnitt fertiggestellt. Die finnische Seite dagegen ging das Projekt sehr zögerlich an. Die Querung des bei Kemijärvi sehr breiten Kemijoki erwies sich als schwierig. Im Winter 1940/41 wurde deshalb ein provisorisches Gleis über den zugefrorenen Fluss verlegt und das erforderliche Material und die für einen Weiterbau am Ostufer erforderlichen Fahrzeuge hinüber gefahren. So konnte der Anschluss an das sowjetische Netz im Mai 1941 hergestellt werden, obwohl die Kemijoki-Brücke noch nicht existierte.

Ab dem 22. Juni 1941 beteiligte sich Finnland an der Seite des Deutschen Reiches am Zweiten Weltkrieg und dem Feldzug gegen die Sowjetunion, dem sogenannten Fortsetzungskrieg. Sofort stellten Pioniere eine provisorische Brücke über den Kemijoki her, die es ab dem 3. Juli 1941 erlaubte, Soldaten und Material der Wehrmacht in Richtung Osten zu transportieren, auch wenn die Strecke noch zahlreiche Provisorien aufwies und erst im September 1944 fertiggestellt werden konnte. Der Volksmund spottet, die Strecke sei zuerst eröffnet und danach gebaut worden.

Betrieb

Bereits im selben Monat September 1944 endete der Krieg in Finnland, und der grenzüberschreitende Bahnverkehr wurde eingestellt. Der anschließende Kalte Krieg verhinderte die durchgehende zivile Nutzung der Strecke. Jeder der beiden Staaten nutzte die Strecke zunächst ausschließlich bis zum eigenen Grenzbahnhof. Heute nutzt die russische Seite die Strecke für den Güterverkehr bis Alakurtti, wo sich ein bedeutender Militärstützpunkt befindet. Die Einfahrt von der Murmanbahn in die Strecke ist als Gleisdreieck gestaltet, so dass sowohl aus nördlicher als auch aus südlicher Richtung die Züge ohne Fahrtrichtungswechsel in die Strecke einfahren können. Auf finnischer Seite wird die Strecke noch bis Kemijärvi befahren. Der Betrieb zwischen Isokylä und Kelloselkä wurde Ende Juli 2010 eingestellt. Zuvor war dieser ca. 80 km lange Streckenabschnitt noch von rund 100 Holzzügen pro Jahr befahren worden. Nach einer Umstellung der Tarifstruktur der finnischen Eisenbahn rechnete sich das aber für die Forstbetriebe nicht mehr, und die Transporte wurden durch ca. 1200 Lkw-Fahrten auf der Straße ersetzt.

Zukunft

Die finnische Seite hat Interesse gezeigt, den grenzüberschreitenden Verkehr wieder aufzunehmen, die russische Seite jedoch nicht. Es bestehen Pläne, eine Phosphatgrube bei Sokli, ca. 100 km nördlich von Kelloselkä, über die Bahn anzuschließen. Deshalb wurden die 2010 stillgelegten Bahnanlagen zunächst nicht beseitigt.

Galerie

Literatur

  • Das Ende der „Stalinbahn“ in Finnland. In: Eisenbahn-Revue International 1 (2011), S. 41.

Weblinks

Commons: Bahnstrecke Kemi–Kandalakscha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien