Bauxit

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Bauxit mit unverwittertem Gesteinskern
Bauxit mit einer Münze zum Größenvergleich
Bauxit-Exponat (Gibbsit und Diaspor), Universität Hamburg

Bauxit ist ein Aluminiumerz, das vorwiegend aus den Aluminiummineralen Gibbsit (Hydrargillit) γ-Al(OH)3, Böhmit γ-AlO(OH), Diaspor α-AlO(OH), ferner den Eisenoxiden Hämatit Fe2O3 und Goethit FeO(OH), dem Tonmineral Kaolinit und geringen Anteilen des Titanoxids Anatas TiO2 besteht. Ein sehr ähnliches Gestein, allerdings mit höherem Gehalt an Hämatit (also Eisen) ist ein Laterit. Seinen Namen verdankt Bauxit seinem ersten Fundort Les Baux-de-Provence in Südfrankreich, wo es 1821 von Pierre Berthier entdeckt wurde.

Entstehung

In den Geowissenschaften werden Lateritbauxite (Silikatbauxite) von den Karstbauxiten (Karbonatbauxite) unterschieden. Die schon früh entdeckten Karbonatbauxite liegen überwiegend in Europa über Karbonatgesteinen (Kalke und Dolomite), wo sie durch lateritische Verwitterung tonreicher Einlagerungen beziehungsweise tonreicher Lösungsrückstände entstanden. Die wirtschaftliche Bedeutung der Karbonatbauxite hat gegenüber den Lateritbauxiten stark abgenommen.

Die Lateritbauxite liegen in zahlreichen Ländern des gesamten Tropengürtels. Sie entstanden durch lateritische Verwitterung ganz unterschiedlicher silikatischer Gesteine wie Granit, Gneis, Basalt, Syenit, Ton und Tonschiefer. Gegenüber eisenreichen Lateritdecken bilden sich Bauxite bei besonders intensiver Verwitterung und erhöhter Drainage, die eine Auflösung von Kaolinit unter Bildung von Gibbsit ermöglicht. Das dabei auftretende Auswaschen von nicht aluminiumhaltigen Verbindungen findet in tropischen Klimazonen besonders effektiv statt, da sich in ihnen lange Regen- und Trockenzeiten abwechseln.[1] In den Lagerstätten liegen die aluminiumreichsten Bereiche häufig unter einer eisenreicheren Oberflächenschicht. Im Gegensatz zu den Karbonatbauxiten tritt als Al-Mineral fast ausschließlich Gibbsit auf.

Vorkommen und Gewinnung

Die bedeutendsten Förderländer sind Australien, China, Brasilien, Guinea, Jamaika und Indien. Kamerun hat mit neu entdeckten großen Vorkommen von 500 bis 700 Mio. t die Möglichkeit aufzuschließen.[2] Weitere Vorkommen befinden sich unter anderem in Russland, Venezuela und Suriname (siehe Tabelle). In Europa finden sich die wichtigsten Abbaustätten in Griechenland, Ungarn und Frankreich. Im Jahre 2007 betrug die Weltförderung rund 190 Millionen Tonnen. Die aus heutiger Sicht wirtschaftlich abbauwürdigen gesicherten Bauxitvorkommen dürften den Bedarf auch bei steigender Produktion langfristig decken. Bauxit wird überwiegend im Tagebau gefördert. Dabei werden im Idealfall die durch den Abbau freigesetzten humushaltigen Erdschichten im Sinne einer nachhaltigen, umweltgerechten Entwicklung zunächst zwischengelagert und später zur Rekultivierung verwendet.

Angaben in Millionen Tonnen (2008)[3]
Land Förderung Reserven
Australien 64,0 5.800
China 32,0 700
Brasilien 24,0 1.900
Guinea 14,0 7.400
Jamaika 14,0 2.000
Indien 13,0 770
Russland 6,0 200
Venezuela 5,5 320
Suriname 5,0 580
Kasachstan 4,9 360
Griechenland 2,4 600
Guyana 2,0 700
andere Länder 6,8 3.400
gesamte Welt 190 25.000

Verarbeitung

Aus etwa 95 % des abgebauten Bauxits wird Aluminium produziert. Geringe Mengen dienen bei günstiger Zusammensetzung der Herstellung von Al-Chemikalien und Schleifmitteln. Eisenarme Varietäten werden als gesinterter Rohstoff in feuerfesten Werkstoffen eingesetzt. Durch den Sinterprozesss entwässert Bauxit vollständig und wird in α-Korund umgewandelt. Ein Nebenprodukt der Aluminiumgewinnung ist Gallium.

Bauxit wird in Druckbehältern bei 150 bis 200 °C in Natronlauge erhitzt, wobei Aluminium als Aluminat in Lösung geht und vom eisenreichen Rückstand (Rotschlamm) abfiltriert wird (Bayer-Verfahren). Aus der Aluminatlauge scheidet sich beim Abkühlen und Zufügung von feinem Aluminiumhydroxid als Kristallisationskeim reiner Gibbsit ab, der durch Glühen in Aluminiumoxid Al2O3 umgewandelt wird. Das Aluminiumoxid wird unter Zusatz von Kryolith als Schmelzmittel bei etwa 1000 °C geschmolzen und in Elektrolysezellen bei hohem Energieeinsatz zu metallischem Aluminium reduziert (Hall-Héroult-Prozess, Schmelzflusselektrolyse). Allein bei dieser Reduktionsreaktion,

die an einer Anode aus Kohlenstoff bei einer Spannung von etwa 5 Volt stattfindet, werden pro kg Aluminium knapp 15 kWh Strom benötigt und rund 1,22 kg CO2 ausgestoßen. Die Wiederaufbereitung von recyceltem Aluminium benötigt nur mehr rund 5 % dieser elektrischen Energie.

Bauxitstein in Les Baux de Provence

Geschichte

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Darstellung auf einer ungarischen Sondermarke von 1964 anlässlich dreißig Jahre Bauxitabbau in Ungarn

1821 entdeckte der französische Geologe Pierre Berthier in der südfranzösischen Ortschaft Les Baux-de-Provence das Gestein Bauxit, welches nach seiner Typlokalität benannt ist. In Österreich wurde über 80 Jahre lang bis zum Jahr 1964 bei Unterlaussa, das im Gebiet des heutigen Nationalparks Kalkalpen liegt, Bauxit abgebaut.

Weitere Vorkommen gab es in Glanegg in Kärnten sowie in Großgmain in Salzburg.[4]

Einzelnachweise

  1. mineralienatlas.de: Bauxit- und Lateritlagerstätten: Residuallagerstätten
  2. ERZMETALL 62/2009 No 6,S.392
  3. U.S. Geological Survey, Mineral Commodity Summaries, January 2008
  4. Bauxitbergbau in Salzburg (PDF; 4,5 MB) abgerufen am 22. Oktober 2010

Literatur

  • Bardossy, G. (1982): Karst Bauxites. Bauxite deposits on carbonate rocks. Elsevier Sci. Publ. 441 S.
  • Bardossy, G. und Aleva G.J.J. (1990): Lateritic Bauxites. Developments in Economic Geology 27, Elsevier Sci. Publ., 624 S. ISBN 0-444-98811-4
  • Valeton, Ida (1991) Bauxite und lateritische Sedimente auf labilen Küstenplattformen. Die Geowissenschaften; 9, 12; 378-384; doi:10.2312/geowissenschaften.1991.9.378.
  • Prasad, Gisela (1985) Das frühtertiäre Bauxit-Ereignis. Geowissenschaften in unserer Zeit; 3, 3; 81-86; doi:10.2312/geowissenschaften.1985.3.81.

Weblinks

Commons: Bauxite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien