Benutzer:KBok/Anlagenotstand

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Als Anlagenotstand (englisch investment phlight) wird die fehlende bzw. unzureichende Möglichkeit der rentablen, festverzinslichen Geldanlage bezeichnet. Der Begriff wird regelmäßig im Zusammenhang mit der Niedrigzinspolitik der Europäische Zentralbank und der damit verbundenen geringen Verzinsung von Sicht-, Spar- und Termineinlagen verwendet.

Finanzwirtschaftlicher Hintergrund

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Eine Geldanlage findet regelmäßig über Finanzprodukte statt. Das Magische Dreieck der Vermögensanlage besagt, dass Rentabilität; sprich: die Verzinsung der Geldanlage, die Sicherheit, sprich: die Höhe der Wertschwankungen während der Anlagedauer und die Liquidität, also: die jederzeitige Verfügbarkeit des Geldes, miteinander konkurrieren. Wenn der (Privat-)Anleger sich im Rahmen seiner Geldanlage nun für ein Sparbuch, ein Tagesgeld oder ein Festgeld entscheidet, wählt dieser eine sichere, schnell verfügbare Geldanlage, was sich zu demnach zu Lasten der Verzinsung auswirkt. Auch für institutionelle Anleger (wie z.B. Pensionsfonds, Lebensversicherungen) ist die Rendite von festverzinslichen Anlagen wichtig, weil diese die Kundengelder regelmäßig in wenig schwankungsanfällige, bzw. mündelsichere Geldanlagen investieren müssen.

Begriffsverwendung

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In der öffentlichen Diskussion wird der Begriff in der Regel im Zusammenhang mit der niedrigen Nominalverzinsung von verzinzlichen Finanzprodukten verwendet. Der Begriff wird hierbei ausschließlich im Rahmen von Zinsanlagen, meist Spareinlagen [1] verwendet. Der Begriff bekommt eine politische und gesellschaftliche Dimension, weil die Deutschen 2,5 Billionen Euro auf niedrig verzinslichen Sparbüchern, Festgeldern oder Tagesgeldkonten geparkt haben. [2] Regelmäßig fällt der Begriff im Zusammenhang mit der (vermeintlichen) Enteignung der deutschen Sparer. Die buchstäbliche "Not" resultiert dabei daraus, dass es dem "kleinen" Sparer nicht möglich ist, eine ausreichende Verzinsung auf seine (sichere) Geldanlage zu erzielen und ihm somit eine nicht ausreichende bzw. nachteilige Entwicklung seines Vermögens droht. [3] [4] Hierbei wird jedoch in der Diskussion regelmäßig ausgeblendet, dass eine Geldanlage bzw. ein langfristiger Vermögensaufbau in verschiedene Anklageklassen wie z.B. Aktien, Immobilien, Rohstoffe erfolgen kann. [5]

Der Anlagenotstand wird weiterhin im Rahmen der Diskussion bezüglich der langfristigen Zahlungsfähigkeit der deutschen Lebensversicherer gebraucht. [6]

Einzelnachweise

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  1. Tagesspiegel Online, Sparer verlieren – Käufer profieren. Das sind die Auswirkungen von Mario Draghis Zinspolitik, https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/sparer-verlieren-kaeufer-profitieren-das-sind-die-auswirkungen-von-mario-draghis-zinspolitik/25482382.html, abgerufen am 02. Oktober 2020
  2. Capital Online, Was Sie über die niedrigen Zinsen wissen müssen, https://www.capital.de/geld-versicherungen/was-sie-ueber-die-niedrigzinsen-wissen-muessen, abgerufen am 02. Oktober 2020
  3. Focus Online, Finanzprofi Flossbach warnt: "Sparer werden noch schneller enteignet als befürchtet", https://www.focus.de/finanzen/boerse/geldanlage/bert-flossbach-sparer-werden-noch-schneller-enteignet-als-befuerchtet_id_12042464.html, abgerufen am 02. Oktober 2020
  4. Bild Online, Die deutschen Sparer werden enteignet, https://www.bild.de/politik/inland/markus-soeder/die-deutschen-sparer-werden-enteignet-45401438.bild.html, abgerufen am 02. Oktober 2020
  5. Neue Zürcher Zeitung Online, Das Märchen vom Anlagenotstand, https://www.nzz.ch/finanzen/private-finanzen/gerd-kommer-weist-auf-denkfehler-hin-das-maerchen-vom-anlagenotstand-ld.15551, abgerufen am 02. Oktober 2020
  6. FAZ online, Alternativen zum Anlagenotstand, https://www.faz.net/aktuell/finanzen/alternativen-zum-anlagenotstand-11028031.html, abgerufen am 02. Oktober 2020

Kategorie:Geldpolitik