Benutzer:Lorenz kerscher/Barfüßigkeit

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Barfußlaufen in der Natur.

Barfüßigkeit bedeutet ohne Fußbekleidung, also ohne Schuhe und Strümpfe zu sein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zivilisation und Rückgang der Barfüßigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Laufe der Entwicklung der menschlichen Zivilisation setzte sich mehr und mehr das Tragen von Schuhen durch, da ihre Schutzfunktion und Bequemlichkeit meist erwünscht ist. Wegen hohen Herstellaufwands in vor- und frühindustrieller Zeit war ihre Benutzung einerseits ein Privileg der Reichen und der Amtsträger, ansonsten für Tätigkeiten und Situationen vorbehalten, in denen sie entscheidende Vorteile boten.

Für Leute aus dem Volk war Barfußgehen ein übliches Mittel, um Geld zu sparen. Bewohner ländlicher Regionen des deutschsprachigen Raums berichten, dass bis in die 1960er Jahre die Kinder zumindest in den Monaten ohne "R" (Mai bis August), wenn nicht gar in der ganzen schneefreien Zeit barfuß gehen mussten.

Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts wurde es möglich, Schuhe industriell so kostengünstig zu produzieren, dass heute Geldersparnis kein Motiv mehr zum Barfußlaufen ist. Selbst die einfachen Leute in armen Ländern besitzen in der Regel einfaches Schuhwerk wie z.B. Zehenstegsandalen.

Die heutige Barfußbewegung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zehenringe an nackten Füssen

Unter dem Eindruck der Hippie-Kultur gingen in den 1970er und 1980er Jahren viele junge Menschen auch in der Öffentlichkeit barfuß. In der Folgezeit verblasste diese Erinnerung, während Marken- und Konsumtrends an Gewicht gewannen. Dennoch gibt es weiterhin Menschen, die gerne mit nackten Füßen den Untergrund spüren, das Gefühl der freien Bewegung erleben und ganz einfach barfuß wandern, einkaufen, reisen oder Sport treiben wollen.

Als "Barfußbewegung" wurden die Anhänger dieser Aktivitäten vor allem durch das Internet sichtbar, mit dessen Hilfe sie sich zu Diskussionsgruppen und gemeinsamen Aktionen zusammenfanden und auch Werbung für ihr Anliegen machten. Diese Personenkreis legt ausdrücklich Wert auf die Feststellung, dass diese Aktivitäten nicht erotisch motiviert sind, und grenzt sich dadurch ganz bewußt von den Anhängern des Fußfetischismus ab.

Mit der Gründung des ersten Barfußpfads bei Bad Sobernheim wurde ein Freizeittrend eingeleitet, der inzwischen breite Bevölkerungskreise anspricht und auch zur Förderung des Fremdenverkehrs beiträgt. Zum Stand Mai 2006 gibt es im deutschsprachigen Raum über 30 vergleichbare Einrichtungen, die teilweise mehr als hunderttausend Besucher pro Jahr anlocken (Quelle: Weblink Barfußparkführer). Die meist positive Berichterstattung der Medien über diese Möglichkeiten unproblematischen Barfußgehens gibt der Barfußbewegung zusätzlichen Rückhalt.

Barfußlaufen als Naturheilmethode[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wassertretbecken am Barfußpfad des "Hexenwassers" bei Söll in Tirol.

Indikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Lebensreformer -- der populärste war Sebastian Kneipp -- haben das Barfußlaufen als wichtiges Element der Gesundheitsvorsorge empfohlen. Kneipp begründete das vor allem mit einem durchblutungsfördernden Abhärtungseffekt. Dadurch wird der Kreislauf gestärkt und vermehrt Körperwärme freigesetzt. In der Kneipptherapie wird Barfußgehen auf nassen Böden, im Wasser (Wassertreten), auf taufrischen Wiesen (Tautreten) oder Schnee (Schneegehen) u.a. als Mittel gegen Erkältungskrankheiten eingesetzt.

Ärzte und Physiotherapeuten stellen immer wieder klar, dass Kinder möglichst viel barfuß laufen sollen, um ihre Fußmuskulatur zu kräftigen und ihre korrekte Zehenstellung lebenslang zu behalten. Das verringert das Risiko von Fußschäden wie zum Beispiel Senkfüßen, Senkfüßen, Plattfüßen oder dem als Spätschaden gefürchtenen Hallux valgus, der auch durch die Damenschuhmode begünstigt wird und oftmals nur operativ korrigiert werden kann.

Rehakliniken mit orthopädischen und psychsomatischen Schwerpunkten richten häufig Barfußpfade zur Nutzung im Kurbetrieb ein. Die Ärzte und Physiotherapeuten gehen davon aus, dass Barfußgehen auf unterschiedlichen Untergründen die Behandlung von körperlich oder psychisch bedingten Beschwerden des Bewegungsapparats unterstützen kann. Fußgymnastikübungen können das sinnvoll ergänzen.

Dies wird wie folgt erklärt: Beim Gehen stellen Füße und Wirbelsäule eine funktionale Einheit dar. Hierbei wirkt eine durch regelmäßiges Barfußlaufen durchtrainierte Fußmuskulatur als Stoßdämpfer, was den Bandscheiben sehr zugute kommt. In den Feinheiten des Bewegungsablaufs stimmen sich Füße und Wirbelsäule automatisch aufeinander ab. Deshalb können sich durch die intensive Bewegung der Füße beim Barfußgehen auf abwechslungsreichem Boden schmerzhafte (oftmals psychisch bedingte) Wirbelblockaden lösen. Solange die Zehenbeweglichkeit in Schuhen eingeschränkt ist, kann diese Wirkung nicht zum Tragen kommen. Umgekehrt sind Beeinträchtigungen des Körpers (Körperfehlfunktionen, Verspannungen usw.) an der Fußsohle spürbar. Durch Fußreflexzonenmassage oder Barfußlaufen lässt sich die Einschränkung gut therapieren.

Die Betreiber von Barfußparks werben u.a. mit dem Argument, dass auch beim Barfußlaufen auf natürlichen Wegen die Fußreflexzonen aktiviert und dadurch positive Auswirkungen auf die Organe erreicht werden. Durch das Barfußlaufen wird neben der Fußmuskulatur auch die Wadenmuskulatur aufgebaut und gekräftigt. Deshalb werden Barfußspaziergänge in Verbindung mit Kneippanwendungen für die Behandlung von Venenleiden wie zum Beispiel Krampfadern eingesetzt. Der als Ausflugsziel bekannte Barfußpark Dornstetten dient u.a. auch als Therapieeinrichtung für das naheliegende Venensanatorium.

Laufsportler und Sportmediziner wie z.B. Thomas Wessinghage empfehlen Barfußlaufen auch als Trainingsergänzung für den Laufsport (Quelle findet sich im Weblink Barfußwandern). Dieser Vorschlag beruht auf der Erfahrung, dass sich beim Barfußlaufen von alleine eine stoßfreie und gelenkschonende Gangart entwickelt, bei der vor allem der Vorderfuß aktiv ist (der so genannte Ballengang im Gegensatz zum Fersengang). Fersengang in wenig gedämpften Schuhen kann zu Gelenkschäden (Kniegelenk, Hüftgelenk, Rücken) führen.

Hautärzte sagen, dass es bei der Behandlung von Fußpilz wichtig sei, für trockene Haut zu sorgen und Schweißfüße zu vermeiden. Fuß- und Nagelpilze finden nur im feuchtwarmen Klima von geschlossenen Schuhen gute Bedingungen für ihre Ausbreitung, nicht aber am bloßen Fuß. Allerdings sollten am Fußpilz Erkrankte Sorgfalt walten lassen, um nicht zur Ansteckungsquelle für andere zu werden!

Gegenanzeigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Falle von Verletzungen oder schwerwiegenden Erkrankungen des Bewegungsapparats kann Barfußlaufen zu Überlastungsschäden führen. In solchen Fällen sollten barfüßige Aktivitäten nur mit ärztlicher Erlaubnis und unter Betreuung durch einen kundigen Physiotherapeuten zum Einsatz kommen.

Zuckerkranke müssen größte Vorsicht walten lassen. Durch Wahrnehmungs- und Wundheilungsstörungen, die durch Diabetes verursacht werden, entsteht die Gefahr, dass selbst kleine Verletzungen zum Verlust von Gliedmaßen führen können. Im diesem Stadium der Krankheit sollen sie nicht mehr barfuß laufen.

Barfüßigkeit als Risiko[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verletzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schnitt- und Stichwunden oder Insektenstiche stellen ein gewissen Risiko beim Barfußgehen dar. Deshalb ist Tetanus-Impfschutz für jeden besonders zu empfehlen, der gerne barfuß läuft. Ggf. sind auch Gegenmaßnahmen gegen Insektengiftallergie zu treffen. In speziellen Biotopen kann es auch in Mitteleuropa Giftschlangen geben. Kinderspielbereiche und Freibäder müssen, damit sie zum Barfußgehen geeignet sind, von Scherben, Nägeln. Dosen u. ähnl. freigehalten werden; zur Vermeidung von Bienenstichen sollten die Wiesen in diesen Bereichen regelmäßig gemäht werden. Auf Barfußpfaden ist ebenfalls eine regelmäßige Wartung unbedingt erforderlich.

Zur Minimierung der genannten Risiken ist Umsicht beim Gehen und eine auf die Bedingungen des Barfußlaufens abgestimmte Fußpflege (die nicht mit kosmetischer Fußpflege identisch ist) zu empfehlen. Detailinformation dazu findet sich z.B. in der unter Weblinks angegebenen Quelle "Gesundes Leben auf freiem Fuß".

Befürworter des Barfußgehens betrachten die bei angemessener Vorsicht seltenen Verletzungen der nackten Füße als Bagatellen. Sie betrachten es als vorteilhaft, stattdessen keine durch Schuhe ausgelösten Bescherden wie Druckstellen, Hühneraugen, Ballenzehen etc- zu bekommen und ganz generell den gesundheitlichen Nutzen des Barfußgehens zu verspüren.

Im allgemeinen ist das Barfußgehen in der Natur weniger gefährlich und gesünder als in der Stadt, wo harte Böden versteckte Glasscherben die Hauptgefahr darstellen - schließlich hat sich der menschliche Fuß in der Evolution optimal an das Barfußgehen in der Natur angepasst.

Verkehrssicherheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Verkehrsgesetzen vieler Länder gibt es keine eindeutigen Regelungen, ob barfuß Auto fahren erlaubt ist. In Deutschland gibt es keinerlei derartige Regelung in der Straßenverkehrsordnung oder im daraus abgeleiteten Bußgeldkatalog. §23 StVO stellt klar, dass der Fahrer die Verantwortung für die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs und seine Bedienung hat, gibt jedoch keinerlei Anhalt für ein Barfußverbot. Damit besteht zunächst keine Rechtsgrundlage für die Verhängung von Geldbußen wegen barfüßigen Autofahrens. Falls tatsächlich ein unfallvermeidendes Bremsmanöver fehlschlägt, hat dies natürlich Auswirkungen auf die Schuldfrage und sich daraus ergebende Bußgelder und Haftpflichten. Deshalb sollte die rechtlich zulässige Möglichkeit, barfuß Auto zu fahren, nur von Leuten genutzt werden, die sich bei der Bedienung der Pedale ganz sicher sind.

Nach §44 der "Unfallverhütungsvorschrift Fahrzeuge" der Berufsgenossenschaften müssen Berufskraftfahrer Schuhe tragen, die den Fuß fest umschließen. Dies ist eine Sicherheitsrichtlinie, deren Einhaltung von den Vorgesetzten eingefordert werden muss. Ebenso müssen Fahrlehrer dieses Barfußverbot auch gegenüber den Fahrschülern aussprechen.

Arbeitssicherheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Tätigkeiten sollten wegen möglicher Gefährdung der Füße nicht barfuß ausgeübt werden. Für solche Arbeiten sind im Beruf Sicherheitsschuhe vorgeschrieben. Sinnvollerweise überträgt man das auch auf Arbeiten im privaten Bereich, z.B. die Pflege von Stalltieren, Bauarbeiten und das Bewegen von Lasten.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cesaria Evora trägt entsprechend der Tradition ihrer Heimat der Kapverdischen Inseln keine Schuhe
  • Peter Jackson geht gerne barfuß, nutzt es aber wohl meist, um in eigener Sache Werbung zu machen.
  • Die Folksängerin Joan Baez kam im Alter von 18 Jahren bei ihrem ersten Auftritt barfuss auf die Bühne. Auch sonst war bzw. ist sie immer wieder in der Öffentlichkeit barfuss zu sehen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktivitäten und Initiativen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie:Nichtsexuelle Nacktheit Kategorie:Wandern Kategorie:Lebensart