Benutzer:Torana/Raketenapparat

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Rettung Schiffbrüchiger mittels Raketenapparat und Rettungsboot um 1886

Als Raketenapparat (engl.: rocket apparatus) wurden Leinenschussgeräte bezeichnet, die im 19. und 20. Jahrhundert zur Seenotrettung vom Festland aus eingesetzt wurden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im Jahr 1784 hatte der Kolberger Tuchmacher Ehrgott Friedrich Schäfer eine Vorrichtung erfunden, mit der durch ein Geschoss, an dem eine Leine befestigt war, vom Strand aus eine Verbindung zu den gestrandeten oder havarierten Schiffen hergestellt werden sollte. Er wandte sich zur Begutachtung seiner Erfindung an die Artillerieoffiziere Friedrichs des Großen. Diese erklärten jedoch, dass diese Efindung „bey der Strandung derer Schiffe gar nicht practicabel“ sei. Schäfer erhielt lediglich eine Anerkennung.[1][2]

Der Einsatz von Rettungsbooten bei Sturm und schwerer See war auch für die Retter gefährlich. Allein in Großbritannien kamen im 19. Jahrhundert mehr als 110 Männer ums Leben. Selbstaufrichtende Boote gab es seit den 1850ern, sie waren jedoch noch nicht in allgemeiner Verwendung. Neben den Rettungsbooten waren Leinenschussapparat und Hosenboje lange die einzige Möglichkeit der (küstennahen) Seenotrettung.

Bis zur Einführung von Leinenschussapparaten waren Rettungsboote lange die einzige Möglichkeit der (küstennahen) Seenotrettung.

In Großbritannien wurden zunächst Mörser nach dem System von George William Manby (Manby mortar) beziehungsweise David Lyle (Lyle gun) verwendet. Leinenmörser System Manby wurden auch von der DGzRS eingesetzt, bevor sie bis spätestens 1870 durch Raketenapparate ersetzt wurden. In den Vereinigten Staaten kamen sie noch bis in die 1950er Jahre zum Einsatz. Gegenüber Mörsern hatte der Raketenapparat eine deutlich höhere Reichweite.

Die Idee, Raketen statt eines Geschützes einzusetzen, stammt von Henry Trengrouse (1772–1854). Im Jahr 1807 veröffentlichte er eine Schrift „“.

John Dennett (* 25. September 1780) erhielt schließlich ein Patent auf einen Raketenapparat und führte im Januar 1826 Versuche im Auftrag der Royal Navy durch.

1832 wurden Raketen erstmals erfolgreich bei einem Schiffsunglück eingesetzt. Von der Seenotrettungsstation Atherfield auf der Isle of Wight auch konnten 19 Besatzungsmitglieder der Bainbridge gerettet werden. Zuvor waren wegen der zu großen Entfernung vier Versuche mit einem Manby-Mörser fehlgeschlagen.

“four attempts were made with Captain Manby’s apparatus to throw a line over the ship, without success, owing principally to the great distance she lay from shore.”

William Miller, Master / Joseph Irwin, Mate / Atherfield, Oct 10, 1832

Erster Hersteller von Seenotrettungs-Raketen in Deutschland war das Königlich Preussische Feuerwerkslaboratorium in Spandau.

Der Lotsenvormann Stephan Jantzen legte einen Bericht vom Einsatz eines solchen Raketenapparates am 16. Dezember 1873 beim Heiligendamm ab. Jantzen hatte laut seinem Bericht fünf Raketen bei sich und musste seinen Sohn zurückschicken, um Ersatz zu beschaffen.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Raketenapparat samt Zubehör (zusätzliche Raketen, Tauwerk) wurde auf zwei pferde­gezogenen Wagen transportiert. Verwendet wurden Schwarzpulverraketen.

Nach Art einer Seilbahn.

Der Havarist musste das Tau bei sich möglichst hochliegend befestigen. Dann konnten die Personen an Bord mittels einer Hosenboje einzeln gerettet werden.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raketenapparate spielten auch eine bedeutende Rolle für die Entwicklung der Raumfahrt. Die ersten Raketenflugzeuge, Lippisch-Ente und Opel-Sander RAK.1, verwendeten Feststoffraketen von Friedrich Wilhelm Sander, der sonst Raketen für die Seenotrettung herstellte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Maria Feldhaus: Rettung aus Seenot1. In: Ruhmesblätter der Technik von den Urerfindungen bis zur Gegenwart. F. Brandstetter, Leipzig 1910, S. 387 (Textarchiv – Internet Archive).
  2. Dieter Naumann: Seenotrettung anno dunnemals. In: Das Blättchen. 19. Jahrgang, Nr. 17, 15. August 2016 ([1]).