Bergverein Tsingtau

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Bergverein Tsingtau
Gründung 1899
Sitz Tsingtau (heute Qingdao), China[1]
Auflösung um 1914
Zweck Förderung des Bergwanderns in Kiautschou
Vorsitz Oberstabsarzt Friedrich Lerche (1902)[1]
Mitglieder 171 (1. Januar 1906)[2]

Der Bergverein Tsingtau war ein Verein im deutschen Pachtgebiet Kiautschou sowie eine Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DuOeAV).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

farbige Ansichtskarte mit einem Gebäude und dem Reichsadler rechts oben
Das Vereinslokal: Hotel Prinz Heinrich in Tsingtau (1912).
Eine europäische Wandergruppe rastet inmitten chinesischer Steinhäuser.
Aufstieg zur Einweihung der zweiten Irenebaude (1903).

Der Verein wurde im Frühjahr 1899 gegründet. Nach einigen Monaten trat er dem DuOeAV bei. Zu den 60 Gründungsmitgliedern des Vereins gehörten Irene von Hessen-Darmstadt und ihr Mann Prinz Heinrich, der Bruder des deutschen Kaisers. Prinz Heinrich befand sich als Seeoffizier in Ostasien und besuchte mehrmals Tsingtau. Im Gründungsjahr begleitete ihn seine Frau.

Der Vereinszweck bestand darin, die Erschließung des Lao-Shan-Gebirges für Bergwanderungen zu fördern. Zu den Vereinsaktivitäten zählten der Bau sowie die Markierung und Pflege von Bergwegen innerhalb bzw. am Rande des Pachtgebietes. Den Wegen wurden zuerst Farben und später Ziffern zugeordnet.[3] Mit den Irenebauden besaß der Verein auch zwei Berghütten. Zudem mietete er weitere Rasthäuser und Unterkünfte in daoistischen Tempelanlagen. Im Erholungsheim Mecklenburghaus konnten die Mitglieder zu ermäßigten Preisen logieren.[4]

Sowohl Europäer als auch Einheimische konnten dem Verein auf Lebenszeit beitreten. Das Vereinslokal befand sich im Hotel Prinz Heinrich in Tsingtau.[1] Da in Tsingtau ein Marinestützpunkt lag, waren Offiziere und Verwaltungsbeamte stark vertreten, die aber aufgrund von Personalwechsel nicht alle im Pachtgebiet lebten. Die Mitgliederzahl stieg auf über 100 Personen an, ehe sich der Verein nach der Einnahme durch Japan kriegsbedingt auflöste. Laut einem Reiseführer aus den 1920er-Jahren waren die Markierungen und Wanderwege in der Zwischenkriegszeit bereits in schlechtem Zustand.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol (Hrsg.): Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen. Digitale Originalausgabe, Böhlau, Köln/Wien 2016, ISBN 978-3-412-50645-2, S. 252 ff.
  • Richard Bergemann: Wegweiser durch den Lauschan. Veröffentlicht auf Veranlassung des Bergverein Tsingtau, Haupt, Tsingtau 1912.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Adressbuch des deutschen Kiautschou-Gebiets. Otto Rose, Tsingtau 1902 (PDF).
  2. Deutsche Kolonialgesellschaft (Hrsg.): Deutsche Kolonialzeitung. Jahrgang 23, Ausgabe Nr. 15 vom 14. April 1906, S. 150 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main).
  3. Wilhelm Matzat: Alltagsleben im Schutzgebiet: Zivilisten und Militärs, Chinesen und Deutsche. In: Hans-Martin Hinz, Christoph Lind (Hrsg.): Tsingtau. Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897–1914. Deutsches Historisches Museum, Berlin 1998, ISBN 3-86102-100-5, S. 106–120, hier: S. 120 (Online auf den Seiten des Deutschen Historischen Museum).
  4. Andreas Jüttemann: Unterkunftshäuser. In: Kiautschou (Tsingtau). Abgerufen am 8. April 2022.
  5. Adolf Haupt: Führer durch Tsingtau und Umgebung. Tsingtau 1927.