Bernhard Degenhart

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Bernhard Degenhart (* 4. Mai 1907 in München; † 3. September 1999 ebenda) war ein deutscher Kunsthistoriker und Experte für Antonio Pisanello und Zeichnungen der Frührenaissance.

Leben

Degenhart studierte Kunstgeschichte in München und begann 1931 eine Dissertation zu den Schülern von Lorenzo di Credi bei August Liebmann Mayer. Nach dem Rücktritt Mayers wegen antisemitischer Ressentiments beendete Degenhart seine Promotion bei Wilhelm Pinder. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Staatsgemäldesammlungen München. 1933 erhielt er ein Stipendium für das Kunsthistorische Institut in Florenz und dann eine Assistentenstelle bei der Bibliotheca Hertziana in Rom. Am Kunsthistorischen Institut lernte Degenhart 1935 seine erste Frau Hilde Lotz-Bauer kennen, die Ehe hielt aber nur bis 1939.

Degenhart spezialisierte sich in der Folgezeit auf die Künstler des Quattrocento. Ab 1941 widmete sich Degenhart intensiv Pisanello. Zwischen 1939 und 1946 war er Registrar an der Albertina in Wien. In Wien traf er die konvertierte Jüdin Adelgunde Krippel, die er 1943 heiratete. Durch sie lernte er wichtige Persönlichkeiten der österreichischen Kunstszene kennen, darunter Kajetan Mühlmann, einen der bedeutendsten Kunsträuber der Nationalsozialisten. Degenhart wurde Mitglied einer Gruppe von Kunsthistorikern unter der Führung Mühlmanns, die an der Beschlagnahmung und Verwertung von Kunstwerken aus jüdischem Besitz in den Niederlanden mitwirkten.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Degenhart Kurator der Staatlichen Graphischen Sammlung München. 1965 wurde er Direktor der Graphischen Sammlung. Mit Annegrit Schmitt publizierte Degenart mehrere umfangreiche Bände zu italienischen Zeichnungen zwischen 1300 und 1450. Seine Co-Autorin Schmitt heiratete er später. 1971 ging Degenhart in Ruhestand.

Ehrungen

Werke

  • Antonio Pisanello. A. Schroll & Co., Wien, 1940
  • Europäische Handzeichnungen: Aus 5 Jahrhunderten. Atlantis-Verlag, Berlin, Zürich, 1943
  • Italienische Zeichnungen des frühen 15. Jahrhunderts. Amerbach-Verlag, Basel, 1949
  • Furtwängler: Arbeitsskizzen eines Bildhauers. Gebr. Mann Verlag, Berlin, 1954
  • Italienische Zeichner der Gegenwart. Gebr. Mann Verlag, Berlin, 1956
  • Marcello Mascherini. Städtische Galerie, München, 1957
  • Mit Peter Halm und Wolfgang Wegner: Hundert Meister-Zeichnungen aus der Staatlichen Graphischen Sammlung München.Prestel, München, 1958
  • Mit Theodor Heuss: Hans von Marées: Die Fresken in Neapel. Prestel, München, 1958
  • Mit Karl-Heinz Hering und Ewald Rathke: Italienische Aquarelle und Zeichnungen der Gegenwart. Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf, 1960
  • Emilio Greco. Kupferberg, Berlin, Mainz, 1960
  • Mit Annegrit Schmitt: Jacopo Bellini: Die Zeichnungen. Prestel, München, 1984, ISBN 3-7913-0669-3.
  • Mit Annegrit Schmitt: Pisanello und Bono da Ferrara. Hirmer, München, 1995, ISBN 3-7774-6580-1.
  • Mit Annegrit Schmitt: Corpus der italienischen Zeichnungen: 1300−1450. Biering & Brinkmann, München

Weblinks

  • Degenhart im Dictionary of Art Historians, abgerufen am 28. Januar 2013
  • Degenhart bei perlentaucher.de, abgerufen am 28. Januar 2013

Einzelnachweise

  1. Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Schellewald: Kunstgeschichte im „Dritten Reich“: Theorien, Methoden, Praktiken. Akademie Verlag, 2008, Berlin, S. 422ff (Google Books)