Bildschirmarbeitsplatz

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Ungewöhnlicher Bildschirmarbeitsplatz

Der Bildschirmarbeitsplatz ist eine gebräuchliche Bezeichnung für einen Arbeitsplatz in der elektronischen Datenverarbeitung (EDV). Als IT-Begriff verstanden ist er eine Kombination von Geräten, mit denen die sogenannte „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ implementiert wird, und besteht aus einem Bildschirm, Eingabegeräten wie Tastatur und Zeigegerät und der diese Geräte steuernden Software. Im erweiterten Kontext der Arbeitsphysiologie und der Organisation zählen darüber hinaus auch der Bürostuhl, ein Arbeitstisch, weitere optionale Ablagemöglichkeiten und weitere Geräte wie z. B. das Telefon zum Bildschirmarbeitsplatz.

Bildschirmarbeitsplätze gibt es in allen Büros und Bereichen von Verwaltungen.

Rechtsvorschriften

Beschäftigte, die gewöhnlich bei einem nicht unwesentlichen Teil ihrer normalen Arbeit ein Bildschirmgerät benutzen, sind durch die EG-Richtlinie 90/270/EWG vom 29. Mai 1990 über Mindestvorschriften bezüglich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes bei der Arbeit an Bildschirmgeräten geschützt. In Deutschland wurden mehrere EG-Richtlinien, darunter die EG-Richtlinie 90/270/EWG[1] aufgrund der Ermächtigung nach § 19 Arbeitsschutzgesetz durch die Bundesregierung eine Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an Bildschirmgeräten (BildScharbV) vom 4. Dezember 1996 erlassen.

In Griechenland wurde 1989 eine Regelung eingeführt, wonach Beamten, die mehr als fünf Stunden pro Tag an einem Computer sitzen, alle zwei Monate ein Tag Sonderurlaub (also sechs Tage pro Jahr) zusteht. Minister Kyriakos Mitsotakis erklärte im September 2013, diese Regelung werde abgeschafft.[2]

Technische Entwicklung

Die rasante Entwicklung auf dem Gebiet der Informationstechnik zeigt sich besonders auch bei Bildschirmarbeitsplätzen: Bis zur Einführung von Personalcomputern (PC) konnten als Bildschirmarbeitsplatz nur spezielle, 'Terminal' genannte Geräte verwendet werden. Danach übernahmen die PCs mithilfe einer Emulationssoftware deren Funktion. Auf dezentralen Arbeitsplatzrechnern laufende Anwendungssoftware kann mit den Benutzern direkt über die im Rechnerbetriebssystem vorhandenen Schnittstellen kommunizieren. Internetanwendungen verwenden Webbrowser zum Handling der Bedieneroberfläche.

Optisch-Visuelle Faktoren

Bei der ergonomischen Gestaltung des Bildschirmarbeitsplatzes sollten relevante optisch-visuelle Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Verschiedene Leistungsfunktionen der Augen spielen eine Rolle, wie u.a. die Adaptation, Akkommodation, Konvergenz, Fixation, Sehschärfe, Wahrnehmungstiefe und -zeit.

Für gutes Sehen ohne Beschwerden bei Bildschirmarbeit kann eine individuell optimierte Brille erforderlich sein, insbesondere bei Alterssichtigkeit. Entsprechend der Brille und den individuellen Seheigenschaften lässt sich der Bildschirm relativ zum Auge ergonomisch positionieren.[3]

Bei Negativdarstellung (helle Zeichen auf dunklem Grund) entstehen zeitbehaftete und belastende Adaptionsvorgänge des Auges, wenn zwischen Bildschirm und gedruckter Information gewechselt wird. Daher ist die Positivdarstellung (dunkle Zeichen auf hellem Grund) zu bevorzugen.

Helle Bildschirmarbeitsplätze sind (abgesehen von Dunkelräumen) im Hinblick auf Blendung günstiger, da sich auf hellem Hintergrund Reflexionen oder Störlichtquellen weniger spiegeln. Mangelnde Zeichenschärfe im seitlichen Gesichtsfeld führt zu Kopfschmerzen, sowie tränenden und brennenden Augen. Die Bildfolgefrequenz sollte größer sein als die Flimmerverschmelzungsfrequenz (~50 Hz).

Unter dem Begriff Starrer Blick oder Office Eye Syndrome wird bei der Computerarbeit die konzentrierte Fixierung der Bildschirmdarstellung und -inhalte verstanden. Durch die Fixierung des Bildschirms „vergisst“ das Auge quasi den Lidschlag (der Lidschlag wird unbewusst unterdrückt). Der regelmäßige Lidschag ist essentiell wichtig für den Aufbau des Tränenfilms, denn bei jedem Lidschlag wird die für den Tränenfilm schützende Lipidschicht über den Tränenfilm erneut aufgetragen und stabilisiert. Die Lipidschicht verhindert die Verdunstung oder das Ablaufen des Tränenfilms vom Auge und verhindert somit die Entstehung des Trockenen Auges (Keratoconjunctivitis sicca).

Geräteeinstellung

Im Hinblick auf Reflexionsblendungen sind die matten Oberflächen vorteilhaft. Seitlicher Tageslichteinfall im Raum dient dazu, Blendwirkungen und Kontrastreduzierung zu vermeiden. Bei Farbbildschirmen mit maximal 5 Vordergrundfarben sollte auf im Grenzbereich liegende Spektralfarben wie Rot und Blau verzichtet werden, da das Auge hier am wenigsten empfindlich ist und diese Farben nicht gleichzeitig scharf gesehen werden können, so dass die Akkommodation zusätzlich gefordert ist (Akkomodationsdifferenzen aufgrund chromatischer Aberration).

Raumbeleuchtung und Abstand

Ein Absolutwert für eine gute Beleuchtung kann nicht angegeben werden. Bei der Gestaltung guter Beleuchtungsverhältnisse sollten folgende Punkte Berücksichtigung finden:

  • angemessene Beleuchtungsstärke
  • Gleichmäßigkeit der Beleuchtung (harmonische Leuchtdichteverteilung)
  • Begrenzung der Blendung
  • Kontrast
  • Lichtrichtung
  • Schatten
  • Lichtfarbe
  • Farbwiedergabe
  • Interferenz

Eine große Bedeutung für die Beurteilung der Beleuchtung hat die Beleuchtungsstärke (Beleuchtungsstärke E=Lichtstrom/Fläche). Die Beleuchtungsstärke sollte umso höher sein, je schwieriger die Sehaufgabe ist. Um Kontraste richtig wiederzugeben, muss im Arbeitsbereich eine möglichst gleichmäßige Beleuchtungsstärke herrschen. In der DIN 5035 sind die für bestimmte Sehaufgaben erforderlichen Nennbeleuchtungsstärken festgelegt. Die Nennbeleuchtungsstärke ist dabei als der empfohlene örtliche und zeitliche Mittelwert der Beleuchtungsstärke definiert und bezieht sich auf den mittleren Alterungszustand der Beleuchtungsanlage.

Für allgemeine Beleuchtungszwecke sollte die Lichtrichtung parallel zur Blickrichtung verlaufen. Die Innenraumbeleuchtung mit Tageslicht erfolgt durch Fenster. Diese haben neben der Beleuchtung noch die wichtige Aufgabe, eine Sichtverbindung zwischen Arbeitsplatz und Außenwelt herzustellen. Da das Tageslicht großen tages- und jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist, hat man zur Beurteilung von Tageslicht den sog. Tageslichtquotienten eingeführt. Das Tageslicht fällt insbesondere in tiefen Räumen zur Raumtiefe steil ab.

Für die Künstliche Beleuchtung wird oftmals auf sogenannte Bildschirm-Arbeitsplatz-Leuchten (BAP-Leuchten) zurückgegriffen. Diese Leuchten müssen eine Blendbewertung (UGR-Wert) ≤ 19 besitzen, um offiziell als BAP-Leuchte ausgewiesen zu werden.

Die räumliche Anordnung soll die maximale Entlastung des Akkomodationsapparates gewährleisten. Der empfohlene Abstand des Bildschirms wäre demnach etwa 50 cm, bei Menschen ab 50 Jahren circa 70 – 80 cm. Der Abstand der Tastatur zur Tischkante sollte im Idealfall eine halbe Elle betragen, so dass die Handballen bequem aufliegen können.

Flimmernde Lichtquellen (auch oberhalb der Grenze der Flimmerverschmelzungsfrequenz) führen nachweislich zu schnellerer Ermüdung der Augen[4]. Bisher wenig beachtet ist die Tatsache, dass die Kombination flimmernder Beleuchtungsquellen wie Leuchtstofflampen in Verbindung mit der Nutzung flimmernder CRT-Bildschirme zu Augenbeschwerden führen kann.[5] Vermutlich verstärkt die Überlagerung unterschiedlicher Flimmerfrequenzen Ermüdungserscheinungen der Augen.

Es sollte beachtet werden, dass nicht nur CRT-Bildschirme sondern auch Leuchtstofflampen mit konventionellen Vorschaltgeräten flimmern, was ebenso zu schnellerer Ermüdung führt. Durch den Einsatz elektronischer Vorschaltgeräte lässt sich dies vermeiden.

Einzelnachweise

  1. Richtlinie 90/270/EWG des Rates vom 29. Mai 1990 [1]
  2. faz.net: Griechenland schafft Sonderurlaub für Arbeit am Computer ab
  3. W. Jaschinski und M. König: Besser sehen und arbeiten am Computer: Ein Internet-Beratungstool. Dortmund 2015: Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der Technischen Universität Dortmund. Nachgeschlagen am 7. September 2015
  4. IAW Uni Bremen: Ergo-T.I.M.E. Online Version vom 23. September 2007
  5. E. Lawrence Bickford: Computers and Eyestrain. Revised 19. Januar 1996