Brauerstern

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Brauerstern ✡

Der Brauerstern (auch: Bierstern, Bierzeiger, Braustern, in der Oberpfalz auch Bierzoigl und Zoiglstern) ist ein Sechsstern (Hexagramm), das als Zunftzeichen der Brauer und Mälzer genutzt wird, sowie als Symbol für die Ausgabestelle des Haustrunks einer Brauerei.

Geschichte

herttel pyrprew aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung von 1425

Der sechszackige Zoiglstern, der aus zwei ineinandergesteckten gleichseitigen Dreiecken gebildet wird, symbolisiert die drei am Brauen beteiligten Elemente Feuer, Wasser und Luft und andererseits die im Mittelalter bekannten Zutaten Wasser, Malz und Hopfen. Die Bedeutung der Hefe bei der Gärung war damals nicht bekannt, sie wurde allgemein nur als Zeug bezeichnet. Im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung ist aus dem Jahr 1425 ein Bierbrauer namens Hertel an einem Sudkessel mit Brauerstern abgebildet.

Zur Herkunft des Brauersterns gibt es (bisher) verschiedene Hypothesen.

  • Zum einen war das Hexagramm ein Zeichen der Alchemie und symbolisierte die Elemente. Es ist möglich, dass der Brauerstern die zum Bierbrauen notwendigen Stoffe (Feuer und Wasser) darstellte.
  • Zum anderen war das Hexagramm ein Schutzsymbol gegen Feuer und Dämonen. Die Brandgefahr war eine der größten Bedrohungen der mittelalterlichen Städte und es kam beim Bierbrauen immer wieder zu Unfällen. So ist es möglich, dass der Brauerstern Feuerunheil vom Brauhaus abwenden sollte.
  • Eine weitere Theorie, die sich aus der erstgenannten ableitet, geht davon aus, dass der Brauerstern einmal die für das Brauen wichtigen drei Elemente (Feuer, Wasser und Luft) symbolisiert und zum anderen die im Mittelalter bekannten Zutaten (Wasser, Malz und Hopfen) bezeichnet (die Hefe als Brauzusatz fehlte damals noch), so dass sich insgesamt die sechs Zacken des Brauersterns damit erklären.[1]

Verbreitung

Brauerstern an einer Zoiglstube in Tirschenreuth, Bayern

Der Brauerstern ist vor allem in Süddeutschland verbreitet. Als Element in Wirtshausschildern (Gaststättenausleger) findet sich noch vielfach in Baden, Franken und der Oberpfalz, und in anderen Regionen Deutschlands. Oft war das Zeichen mit der Braugerechtigkeit (auch: „Braugerechtsame“) verbunden, das heißt, mit dem Recht, Bier zu brauen. Als Schankzeichen wurde er aufgehängt, wenn frisches Bier ausgeschenkt wurde. Der Stern diente im Mittelalter einer Bevölkerung, die nicht lesen und schreiben konnte, als Wegweiser zum Bier. Ein roter Stern verkündete den Ausschank von dunklem Bier, ein heller Stern versprach helles Bier.

Der Brauerstern wird im Logo einiger Brauereien verwendet, darunter die Stuttgarter Brauerei Wulle sowie das Würzburger Hofbräu.

Literatur

  • Günther Thömmes: Der Bierzauberer. 2. Auflage. Gmeiner, 2008, ISBN 978-3-89977-746-8 (Historischer Roman, in dem es um die Entstehung des Brauersterns geht).
  • Peter Freimark: Davidschild und Brauerstern. Zur Synonomie eines Symbols. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte und Bibliographie des Brauwesens 1990.
  • Martin Hürlimann: Das Bier und die Sterne. Jahrbuch der Gesellschaft für Geschichte des Brauwesens e.V., Berlin 1976.
  • Matthias Trum: Historische Darstellungen, Zunftzeichen und Symbole des Brauer- und Mälzerhandwerks. Weihenstephan 2002 (Diplomarbeit, TU München)
  • Matthias Trum: "Das Kahls Siegel siehet einem Bierzeichen nicht ungleich." Der Davidstern und die Zunftzeichen des Brauer- und Mälzerhandwerks. In: Lilian Harlander, Bernhard Purin (Hrsg.): Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten. Volk Verlag, München 2016, ISBN 978-3-86222-211-7, S. 33–51.

Weblinks

Commons: Brauerstern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. fairkehr, Magazin des VCD, Heft 4, 2006, Seite 42.