Buch Rut
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Geschichtsbücher des Alten Testaments |
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Namen nach dem ÖVBE |
Das Buch Rut oder Ruth ist ein Buch des jüdischen Tanach bzw. des christlichen Alten Testaments. Seit dem Mittelalter wird es in vier Kapitel unterteilt. Das Buch Rut umfasst als eine Novelle in der hebräischen Bibel insgesamt 85 Verse. Hier steht das Buch unter den „fünf Festrollen“ (Rut, Hoheslied, Kohelet, Klagelieder, Ester). In der griech.-latein. Überlieferung wird es als Anhang des Buches der Richter betrachtet und demzufolge vor den Büchern Samuels eingeordnet. Das „Fremdvölkermotiv“ (Rut, die Moabiterin) lässt jedoch viele Ausleger eine Abfassungszeit in nachexilischer Zeit vermuten (nicht vor der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr.). Im Judentum zählt das Buch Rut zu den fünf Megillot, den Festrollen, und wird in der Festtagsliturgie des jüdischen Wochenfestes gelesen. Das Buch handelt um ca 1000 v. Chr., zur Zeit der Richter in Israel. Obed, der Sohn Ruts, ist der Großvater Davids.
Inhalt
Das Buch Rut erzählt vom Schicksal einer jüdischen Familie, die einer Hungersnot wegen aus Bethlehem in Juda ins benachbarte Moab auswandern muss. Noomi (eine der Hauptgestalten der Novelle) und Elimelech ziehen mit ihren beiden Söhnen Machlon und Kiljon in die Fremde, wo bald danach Elimelech stirbt. Die Söhne heiraten zwei moabitische Frauen, Rut und Orpa (Rut 1,4 EU), bleiben aber kinderlos. Nachdem auch die Söhne gestorben sind, bleibt Noomi als verwitwete Frau mit ihren nun ebenfalls verwitweten Schwiegertöchtern allein zurück (Rut 1,5 EU).
Orpa bleibt daraufhin in Moab, Rut jedoch besteht darauf, mit ihrer Schwiegermutter nach Israel zu ziehen, obwohl sie dort als Moabiterin mit Zurückweisung zu rechnen hat. Rut antwortete: „Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun - nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (Rut 1,16-17 EU)
In Israel arbeitet Rut als Ährenleserin bei Boas, einem Verwandten von Noomi. Boas bemerkt Rut, erkennt ihr außergewöhnliches Engagement für ihre Familie an (2,11ff.) und begünstigt sie. Daraufhin bekommt Rut von Noomi den Rat, sich nachts nach der Feldarbeit zu Boas zu legen. Boas verspricht Rut, sie zu heiraten. Es gibt jedoch noch einen anderen Verwandten, der gemäß dem Leviratsgesetz ebenfalls das Recht und die Pflicht hat, Rut zu heiraten. Da dieser ablehnt, löst Boas Rut aus und nimmt sie zur Frau. Rut gebiert ihm einen Sohn, den Obed, den Vater Isais und Großvater Davids. Rut ist somit auch mit Jesus verwandt (vgl. Stammbaum Jesu bei Matthäus 1,5 EU und Lukas 3,32 EU)
Personen
- Noomi („die Liebliche“), später Mara („die Bittere“, „die Verbitterte“)
- Rut („die Freundin“)
- Boas („der Kräftige“)
- Elimelech („Mein Gott ist König“)
- Machlon („der Kränkliche“)
- Kiljon („der Schwächliche“)
- Orpa („die sich abkehrende“)
- Obed („der Diener“, „der Knecht“)
- David („der Liebling“) ist Urenkel von Rut und Boas
Gedenktag der Hauptperson Rut
- evangelisch: 16. Juli im Kalender der Lutherischen Kirche - Missouri-Synode
- katholisch: 1. September
- orthodox: vorletzter Sonntag im Advent
Zitate
- „Rut antwortete: Dränge mich nicht, dich zu verlassen und umzukehren. Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, da will ich begraben sein. Der Herr soll mir dies und das antun - nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (Rut 1,16-17 EU)
Trivia
- Rut 1,16b EU (siehe oben) wird häufig als Trauspruch, auch für zwei Lesben[1], gewählt. Aus dem biblischen Kontext versteht sich dieser Vers jedoch nicht als eheliche Zusage, sondern als Versprechen einer Frau an ihre Schwiegermutter.
- Im Stammbaum Jesu nach Mt 1,1ff EU ist Rut (Vers 5b) eine von fünf Frauen, die erwähnt werden. Neben ihr stehen: Tamar (Vers 3a), Rahab (Vers 5a), Bathseba (Vers 6b) und Maria (Vers 16).
Literatur
- Irmtraud Fischer: Rut. Freiburg 2001.
- Gerhard Fröhlich: Das Mädchen Ruth, die Moabiterin. Eine Familiengeschichte aus dem Land der Bibel. Schardt, Oldenburg 2008, ISBN 978-3-89841-424-1.
- Siegfried Kreuzer: Ruth. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1111–1115 .
- Francine Rivers: Eine Frau der Liebe - Ruth. Johannis-Verlag, 2002.
- Mona West: The Book of Ruth: An Example of Procreative Strategies for Queers, Our Families, Our Values: Snapshots of Queer Kinship, Robert E. Goss and Amy Adams Squire Strongheart, eds., The Harrington Park Press, Binghamton, New York, 1997
- Hans-Georg Wünch: Rut. Die Ausländerin Gottes. Stuttgart 1998
- Yair Zakovitch: Das Buch Rut: Ein jüdischer Kommentar. Stuttgart 1999, ISBN 3-460-04771-2.
- Erich Zenger, Das Buch Ruth. (= Zürcher Bibelkommentare: AT; 8), Zürich 1986, 2. durchges. u. erg. Aufl. 1992, ISBN 3-290-14740-1.
Weblinks
- Das Buch Rut (Rut 1 EU) in verschiedenen Übersetzungen lesen und vergleichen auf Bibleserver.com (z. B. Einheitsübersetzung, Luther 1984, Rev. Elberfelder und Neue Genfer Übersetzung), auch andere Sprachen.
- Irmtraud Fischer: Rut / Rutbuch. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Artikel in: M. Rösel, Bibelkunde des AT, 2007ff.
Anmerkungen
- ↑ Diese Bibelstelle findet sich in mehreren Liturgien für die Segnung homosexueller, lesbischer Paare, z.B.
Segnung von Paaren in eingetragener Lebenspartnerschaft. Materialien für den Gottesdienst (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck), Kassel 2013, ISBN 978-3-89477-884-2, Seite 16;
Die Feier der Partnerschaftssegnung im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland, Für den gottesdienstlichen Gebrauch erarbeitet durch die Liturgische Kommission und herausgegeben von Bischof und Synodalvertretung, Alt-Katholischer Bistumsverlag, Bonn 2014, ISBN 9783934610-91-0, Seite 18;
jüdische Segnungs-Liturgie: B'rit Ahavah. Seder kiddushin l'zuggot chad-miniyyim/Covenant of Love. Service of Commitment for Same-Sex Couples, Reihe "liberal judaism", London 2005, Seite 21.