Böhlau Verlag

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Erinnerungstafel an Hermann Böhlau und seinen Verlag am heutigen Stadtarchiv Weimar, dem einstigen Verlagshaus (Kleine Teichgasse 6)

Der Böhlau Verlag ist ein wissenschaftlicher Buchverlag und Zeitschriftenverlag mit Sitz in Wien (Böhlau Verlag GmbH & Co. KG) und Köln (Böhlau Verlag GmbH & Cie.) sowie einer Niederlassung in Weimar. Der Schwerpunkt seines Programms liegt nach eigenen Angaben auf Titeln „aus den historisch ausgerichteten Geisteswissenschaften“. Im September 2016 wurde bekannt, dass der Verlag Anfang 2017 von Vandenhoeck & Ruprecht übernommen werden soll. Die Marke Böhlau soll erhalten bleiben.[1][2]

Geschichte

Das Unternehmen geht auf eine bereits am Hof der Weimarer Fürsten bestehende Druckerei zurück. Sie wurde 1624 auf Anordnung des Herzogs Johann Ernst I. eingerichtet, der 1618 dem Drucker Johann Weidner in Jena und Weimar das Druckrecht gewährt hatte. 1659 wurde die Druckerei in privaten Besitz überführt.

1853 erwarb sie der aus Halle (Saale) stammende Buchhändler Hermann Böhlau (1826–1900) und gründete den Verlag, der durch seine rechts- und sprachwissenschaftlichen sowie literaturhistorischen Werke internationalen Ruf erlangte. Unter anderem brachte er Goethes gesammelte Werke in 143 Bänden, die sogenannte Weimarer oder „Sophienausgabe“, benannt nach der Schirmherrin Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar-Eisenach (der Ehefrau des Großherzogs Carl Alexander), heraus, eine Ausgabe der Werke Martin Luthers sowie die Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft (heute Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte).

In der Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre übernahm einer der Autoren des Verlags, der Rechtswissenschaftler Professor Karl Rauch, 1924 zunächst die Zeitschrift für Rechtsgeschichte, dann den kompletten Verlag. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gründete Rauch jedoch 1947 zunächst in Graz den neuen Böhlau Verlag, der später nach Wien verlegt wurde. 1951 folgte in Köln der westdeutsche Zweig des Böhlau Verlages.

Das Stammhaus in Weimar blieb trotz der Teilung Deutschlands und Gründung der DDR zunächst weiter als privat geführter Verlag bestehen. Mit dem Böhlau Verlag im Westen bestanden im Rahmen des politisch Machbaren weiterhin Kontakte. Da ein privates Unternehmen in dem sozialistischen Land jedoch mit der Zeit immer weniger zu halten war, stimmte die Familie Rauch 1979 der Übernahme des Weimarer Verlages durch die Akademie der Wissenschaften zu. Er firmierte fortan als Hermann Böhlaus Nachfolger.

Nach dem Ende der DDR gelang es dem Böhlau Verlag (West) nicht, diesen Verkauf rückgängig zu machen. Er wurde 1998 vom Verlag J.B. Metzler übernommen, der zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck gehört. Am 30. Juni 2002 wurde der Verlagssitz von Hermann Böhlaus Nachfolger in Weimar aufgelöst.[3] Er existiert seither nur noch als Imprint bei J.B. Metzler; dieser Verlag wurde 2015 von Springer Nature übernommen.

Der Böhlau Verlag Köln und Wien eröffnete 1990 eine Niederlassung in Weimar.

Programm

Das heutige Programm des Böhlau Verlages umfasst vor allem Publikationen aus dem Bereich der Geschichtswissenschaften (inklusive Kultur-, Kunst- und Rechtsgeschichte) sowie der Literatur- und Sprachwissenschaften. Beispiele für Reihenwerke sind Rheinisches Archiv, Forum Ibero-Americanum, Beiträge zur historischen Bildungsforschung, Osteuropa-Handbücher, Anglistische Studien sowie mehrere Dissertationsreihen. Dazu kommen Zeitschriften wie Archiv für Diplomatik, Archiv für Kulturgeschichte, Internationale Zeitschrift für Kommunikationsforschung und Deutsches Dante-Jahrbuch. Seit 2001 ist Böhlau einer der Gesellschafterverlage des wissenschaftlichen Uni-Taschenbücher-Verlages (UTB).

Literatur (Auswahl)

  • Konrad Marwinski: Von der Hofbuchdruckerei zum Verlag Böhlau. Geschichte der Hofbuchdruckerei in Weimar von den Anfängen bis 1853, 130 Seiten, hrsg. zum 350jährigen Betriebsjubiläum des Verlages, Weimar: Böhlau, 1974

Weblinks

Einzelnachweise

  1. orf.at - Böhlau geht an deutsche Verlagsgruppe. Artikel vom 19. September 2016, abgerufen am 19. September 2016.
  2. derStandard.at - Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht übernimmt Böhlau Verlag. Artikel vom 19. September 2016, abgerufen am 19. September 2016.
  3. Ein Kommen und Gehen: Der Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger verschwindet aus Weimar. In: Berliner Zeitung, 13. Februar 2002.