Böhlscheiben

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Böhlscheiben
Koordinaten: 50° 40′ N, 11° 14′ OKoordinaten: 50° 40′ 28″ N, 11° 14′ 5″ O
Höhe: 478 (475–480) m
Einwohner: 75 (31. Dez. 2015)[1]
Eingemeindung: 19. Juni 1992
Postleitzahl: 07422
Vorwahl: 036741
Blick auf Böhlscheiben
Blick auf Böhlscheiben

Böhlscheiben ist seit 1992 ein Stadtteil von Bad Blankenburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen. Im Ort sind etwa 80 Einwohner beheimatet.

Geografie und Geologie

Der Ort liegt im Thüringer Schiefergebirge auf einer Höhe von 475 m ü. NN am linken Talrand der Schwarza, etwa drei Kilometer Luftlinie westsüdwestlich der Kernstadt Bad Blankenburg. Die Stadt Rudolstadt, Hauptort und Verwaltungszentrum der Region, befindet sich 8 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Böhlscheiben.

Die Betriebsanlagen der Böhlscheibener Schieferbrüche waren bis in die 1970er Jahre in Betrieb. Der hier anstehende „Phykodenschiefer“ wurde abgetragen und in Halden abgelagert, um an die darunterliegenden Schichten von Dachschiefer zu gelangen. Die Qualität des Böhlscheibener Dachschiefers war wegen Quarziteinlagerungen und schlechter Spaltbarkeit bei den Handwerkern nicht begehrt, man bevorzugte den Lehestener Dachschiefer. Das Material fand noch in der Dachpappen-Herstellung, als Zuschlagsstoff in der Chemischen Industrie und zur Herstellung von Gesarol, einem Schädlingsbekämpfungsmittel, industrielle Verwendung.[2]

Die Ortslage ist über den „Böhlscheibener Weg“, eine etwa 4 Kilometer lange Ortsverbindungsstraße, direkt mit Bad Blankenburg verbunden. Eine Alternative besteht vom Abzweig der Bundesstraße 88 in Quittelsdorf über die Kreisstraße K 128 mit den Etappenorten Fröbitz und Cordobang.

Geschichte

Der Weiler Böhlscheiben wurde 1361 in der Schreibweise „Belzibe“ erstmals urkundlich erwähnt, eine weitere Nennung erfolgte als „Belschiben“ im Jahr 1411.[3] Bis zum Jahr 1866 gehörte der Ort zum Amt Blankenburg, danach zum Landratsamt Rudolstadt. Im Jahr 1811 vernichtete ein Großfeuer die gesamte Ortslage, nur die Kirche, ein Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert, blieb verschont. Für die Bewohner bildete der Bergbau die Existenzgrundlage, in der Umgebung wurde Kupfererz, auch Kobalt- und Eisenerz abgebaut. Auch die Schiefergewinnung hatte für den Ort Bedeutung.[4] Bis 1918 gehörte der Ort zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt.

Sehenswürdigkeiten

  • Die zur Größe des Ortes passende Kirche von Böhlscheiben markiert die Ortsmitte. Das Gotteshaus wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Das Langhaus hat 7,6 m Länge und 5,5 m Breite. Der angefügte Chor misst 4,3 m Länge sowie 2,7 m Breite. Die Kirche wurde 1859 restauriert, das Dach wurde regional typisch mit Schiefer eingedeckt. Im Inneren befinden sich zwei Emporengeschosse. Die tonnenförmige Holzdecke wurde im flacheren Mittelteil mit dezenten Stuckelementen verziert.
  • In der historischen Ortslage ist ein alter Ziehbrunnen mit steinernem Trog und Stange zu besichtigen.
  • Der Ort gehört zum touristisch erschlossenen Schwarzatal und hat eine landwirtschaftliche Prägung bewahrt. Am nördlichen Ortsrand befindet sich ein Agarbetrieb, Grünlandflächen zur Rinderhaltung und aufgeforstete Gehölze säumen den Talrand und die Ortslage.
  • Vom Aussichtspunkt hat man eine Panoramaansicht der auf der gegenüberliegenden Talseite befindlichen Burg Greifenstein.
  • Die in der Region bekannte Umweltinformations- und Naturschutzstation „Dr. Helmut Steuer“ ist ein Umweltbildungszentrum und mit Naturschutzprojekten im Landkreis betraut. Die Naturschutzstation versteht sich als Schule im Grünen. Sie ist nach dem Entomologen Dr. Helmut Steuer benannt, der seltene Schmetterlingsarten in der Bergbaulandschaft um Bad Blankenburg und im Schwarzatal gefangen und erforscht hat.[5]
  • Die „Teufelstreppe“ ist ein bizarrer Schieferfelsen in der Flur. Eine Sage berichtet von einem Fischermädchen, das einst vor einem Fremden (dem Teufel) floh und den steilen Berghang hinauf hastete. Der aufdringliche Verfolger riss aber Steine aus dem Felsen und baute mit diesen eine Treppe, um dem Mädchen zu folgen. Bei der siebten Stufe, nur wenige Schritte vom Mädchen entfernt, traf ihn ein Blitz und schleuderte den Verfolger in die Tiefe.[2]

Literatur

  • B. Anemüller etal: Amtsgerichtsbezirk Rudolstadt. In: Paul Lehfeld, Georg Voss (Hrsg.): Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Heft XIX. Verlag Gustav Fischer, Jena 1894, Böhlscheiben, S. 15–16.

Weblinks

Commons: Böhlscheiben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Offizielle Webseite von Bad Blankenburg
  2. a b Rüdiger Spengler: Schwarzatal. In: Tourist-Wanderheft. Heft 71. VEB Tourist Verlag, Leipzig 1977, S. 31–35.
  3. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza. 2010. ISBN 978-3-86777-202-0, (Datum: 4. Juli 1361)
  4. Böhlscheiben auf der Webseite Stadt Bad Blankenburg Abgerufen am 5. März 2012
  5. Umweltinformations- und Naturschutzstation „Dr. Helmut Steuer“. Verein Naturschutzstation Dr. Helmut Steuer e.V., 2012, abgerufen am 17. April 2012.