Caecilius Statius

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Caecilius Statius (* um 220 v. Chr.; † 168 v. Chr.) war ein römischer Komödiendichter.

Leben

Caecilius, wohl 220 v. Chr. geboren, war Kelte vom Stamm der Insubrer aus der Poebene. Als die Römer während der zahlreichen Kämpfe gegen die oberitalischen Kelten 223 und 222 v. Chr. die Städte Mediolanum und Comum eroberten, geriet Caecilius in Gefangenschaft, kam nach Rom und wurde Sklave mit dem Namen Statius. Bei seiner Freilassung nahm er den Gentilnamen seines Patrons an und nannte sich Caecilius Statius.[1] Auf dem Aventin in Rom war Caecilius Hausgenosse (contubernalis) des Ennius. Seine Komödien gefielen dem Publikum anfangs gar nicht, Caecilius dachte schon daran, die Dichtkunst aufzugeben. Erst die sicher nicht ganz uneigennützige Förderung durch den berühmten Schauspieldirektor Ambivius Turpio brachte Caecilius die Erfolge.[2] Nach der Chronik des Hieronymus starb Caecilius 168 v. Chr. Sein Grab soll sich auf einem der Gräberfelder am Ianiculum befunden haben.

Werke

Von den Komödien des Caecilius sind 42 Titel bekannt, häufiger griechische als lateinische (Auflistung bei Schanz-Hosius). Erhalten sind weniger als 300 Verse oder Versfragmente. Das Stück Plocium (das Halsband) ist uns durch Aulus Gellius[3] sehr gut bekannt: hier beklagt sich ein alter Ehemann über seine reiche und häßliche Gattin, die ihn gezwungen hat, eine charmante Dienerin zu entlassen.

Quellen/Vorbilder

Menander, der angesehene Dichter den Neuen Komödie in Athen, war das große Vorbild des Caecilius, wie schon die Titel der Komödien erkennen lassen. Daneben schöpfte Caecilius aus den Werken des Philemon und Poseidippos. Die Neue Komödie spielt in der bürgerlichen Sphäre der Polis und hat eine fiktive, in sich geschlossene Handlung. Auch auf Dichter der Mittleren Komödie, Antiphanes und Alexis, greift Caecilius zurück.

Überlieferung

Cicero überliefert 15 Fragmente aus den Synephebi, Nonius 106 Fragmente; weitere Zeugen sind Marcus Verrius Flaccus, Aulus Gellius, Charisius, Diomedes, Aelius Donatus, Servius, Priscian aus Caesarea, Isidor von Sevilla u.a.

Fortwirken

Volcacius Sedigitus hielt Caecilius Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. in seinem Kanon der zehn römischen Komiker (bei Gellius 15,24) für den besten Komödiendichter (Caecilio palmam Statio mimico do) wegen der Derbheit und Lustigkeit seiner Komik. Varro schätzt an Caecilius die Fähigkeit, Gefühle und Leidenschaften zu erregen und das tragische Pathos in der lateinischen Sprache so zum Ausdruck zu bringen wie es Menander in seinen Stücken in den Reden des Charisios, Polemon, Demeas u.a. vorgemacht hatte. Cicero tadelt das Latein des Caecilius (Brutus 258), spricht ihm Autorität in Fragen der lateinischen Sprache ab (Atticus 7,3,10), womit auf seine altertümliche Sprache und die Eigentümlichkeiten in Wortform und Wortgebrauch hingewiesen wird. Dass Caecilius aber trotzdem ein großer Komiker ist, schließt Cicero nicht ganz aus (De optimo genere oratorum 2). Bei Horaz findet sich die verbreitete Meinung, Caecilius stehe allen an ausdrucksvoller Kraft des Wortes (gravitas) voran (Epistel 2,1,59), er sei mit Plautus zu den Wortschöpfern zu rechnen (Ars poetica 45-55). Beide Angaben lassen erkennen, warum die Komödien des Caecilius in Vergessenheit geraten konnten: „die lateinische Literatursprache und ihre Stilideale haben sich anders entwickelt. Urbanität, Reinheit und Feinheit lösten Fülle, Kraft und Farbigkeit ab, ganz besonders in der Komödie“ (Michael von Albrecht).

Zeitlos sind die geschliffenen lateinischen Sentenzen aus den Komödien des Caecilius: „Lebe, wie du kannst, da du nicht kannst, wie du willst“ (vivas ut potis, quando non quis ut velis, Ribbek 142); „Wolle nur; du wirst es vollbringen“ (fac velis, perficies, Ribbek 290); „Der Mensch ist dem Menschen ein Gott, wenn er seine Pflicht kennt“ (homo homini deus est, si suum officium sciat, Ribbek 264). In späterer Zeit wurde Caecilius weniger geschätzt und weniger gelesen.

Bedeutung

Die lateinische Komödie im griechischen Gewande, die palliata, hatten Naevius und Plautus bereits begründet. Caecilius hat die Komik handgreiflicher gemacht, unmittelbar verständlich und sogar vulgärer. „Caecilius verbindet geschickte Regie und sentenziöse Formulierung der Gedanken mit einer eher derben Charakterzeichnung und einer bunten Sprache“ (Albrecht). Seine Arbeit beweist Kunstverstand und theoretisches Gedankengut: die von ihm geforderten Regeln der Fabula palliata sind die Annäherung an die Handlungsführung der Vorlage, das Kontaminationsverbot und die Forderung, ein Stück müsse neu sein. Damit hat Caecilius die Arbeit des Terenz vorbereitet.

Textausgaben

  • Comicorum Romanorum praeter Plautum et Terentium Fragmenta, hrsg. Otto Ribbeck, 3. Auflage, Leipzig 1898 (Nachdruck 1962)
  • Eric Herbert Warmington: Remains of Old Latin, Bd. 1, London 1935, S. 467 ff.
  • Alfonso Traina: Comoedia. Padova 1960, S. 87 ff. (Auswahl mit Kommentar)

Literatur

  • Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken. Band 1. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-026525-5, S. 177–183
  • Jürgen Blänsdorf: Caecilius Statius. In: Werner Suerbaum (Hrsg.): Die archaische Literatur. Von den Anfängen bis Sullas Tod (= Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Band 1). C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-48134-5, S. 229–231
  • F. Skutsch: Caecilius (25), In: RE.
  • Manfred Fuhrmann (Hg.): Römische Literatur. Frankfurt 1974

Anmerkungen

  1. Gellius IV 20,12 f.
  2. Terenz, 2. Prolog der Hecyra.
  3. Noctes Atticae 2,23,9 ff.