Chilenische Guave

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Chilenische Guave

Chilenische Guave (Ugni molinae)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
Familie: Myrtengewächse (Myrtaceae)
Gattung: Ugni
Art: Chilenische Guave
Wissenschaftlicher Name
Ugni molinae
Turcz.

Die Chilenische Guave (Ugni molinae, Syn.: Myrtus ugni Mol., Eugenia ugni (Mol.) Hooker & Arnott, Ugni poeppigii O. Berg, Ugni philippii O. Berg; Ugni ugni (Mol.) Macloskie, Ugni myrtus Macloskie) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae). In der Mapuche-Sprache wird sie Uñi und im Spanischen Murta oder Murtilla genannt. Sie ist nur entfernt mit den Guaven verwandt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chilenische Guave ist ein immergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 1 bis 2 Meter erreicht. Die kreuzgegenständig angeordneten, einfachen und kurz gestielten, spitzen oder bespitzten Laubblätter sind oberseits glänzend dunkelgrün, mit deutlich eingesunkener Mittelader. Sie sondern einen würzigen Geruch ab, wenn man sie zerreibt. Die dickledrige und ganzrandige, fast kahle, ei- bis lanzettförmig bis elliptische Blattspreite ist 1,4 bis 3,6 cm lang und 0,8 bis 2 cm breit. Der Blattrand ist oft knapp umgebogen. Der kurze, leicht rinnige und fast kahle Blattstiel ist bis 4 mm lang.[1] Die Nervatur ist gefiedert mit schwachen, undeutlichen Seitenadern.

Unter den Blüten stehen zwei kleine, schmale Hochblätter. Die Blüten erscheinen achselständig im Spätfrühling (in Chile Ende November). Die hängenden, zwittrigen, kleinen, vier- bis fünfzähligen und langstieligen Blüten sind mit doppelter Blütenhülle. Es ist ein becherförmiger, grünlicher bis rötlicher, fast kahler Blütenbecher ausgebildet. Die grünlichen bis rötlichen, freien und fast kahlen Kelchblätter sind zurückgelegten und schmal-dreieckig. Die weißen bis zart purpurfarbenen und dachigen, rundlichen, 5 bis 8 mm großen, freien Kronblätter sind glockenförmig angeordnet. Es sind 40 bis 60 kurze, 2 bis 4 mm lange Staubblätter vorhanden. Der konische Griffel mit kleiner, kopfiger Narbe ist 4 bis 5 mm lang, der dreikammerige Fruchtknoten ist unterständig. Es ist ein kahler Diskus vorhanden.

Die Fülle der Blüten und der Nektarreichtum locken große Mengen Bienen an, die als Hauptbestäuber fungieren.

Die kleinen, fast kugeligen und vielsamigen, glatten Beerenfrüchte (Scheinfrucht) weisen einen Durchmesser von 7 bis 15 mm auf und reifen Mitte des Sommers dunkelrot bis purpurfarben ab. Die Kelchblätter verbleiben an der nicht „ganz geschlossenen“ Fruchtspitze mit Diskusresten wie bei der Mispel. Die Samen haben einen Durchmesser von 1,5 bis 2 mm. Zur Überwindung der Dormanz müssen die Samen eine Nass-Kaltphase durchmachen (Stratifikation), die Keimung erfolgt epigäisch.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihr natürliches Vorkommen hat diese Art im südlichen Chile (VI bis X Region) und in angrenzenden argentinischen Gebieten. Sie wird als Obst- und Ziergehölz u. a. in Großbritannien, Australien (Tasmanien) und Neuseeland angepflanzt.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Früchte der Chilenischen Guave

Die kulinarische Verwendung der Früchte ist ursprünglich auf den Süden Chiles beschränkt. Dort werden die Früchte mit Aguardiente (einer Spirituose) aufgesetzt, zu Marmelade gekocht oder mit Quitten zu einem Dessert bereitet. Der Geschmack der Früchte erinnert mehr oder weniger an Quitte oder Walderdbeere.

Die Chilenische Guave wurde 1844 durch den Botaniker und Pflanzensammler William Lobb in England eingeführt und dort seitdem auch als Obst und Zierstrauch angepflanzt. Sie wird in Neuseeland und Tasmanien als Obst angebaut und als „New Zealand cranberry“ bzw. „Tazziberry“ vermarktet, was in Chile zur Besorgnis Anlass gibt, dass die Art patentrechtlich geschützt wird und es zur Biopiraterie seitens australischer und neuseeländischer Agrarkonzerne kommt. Es liegen aber wohl keine Patente vor, lediglich der Markenname Tazzyberry ist markenrechtlich geschützt.[3]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Proceedings of the California Academy of Sciences. 4th Series, Vol. 45, No. 12, 1987–88, S. 293–297, online auf biodiversitylibrary.org.
  • Sueli Rodrigues, Ebenezer de Oliveira Silva, Edy Sousa de Brito: Exotic Fruits Reference Guide. Academic Press, 2018, ISBN 978-0-12-803138-4, S. 129–139.
  • Flora Chilena (Memento vom 20. Juli 2011 im Internet Archive) (spanisch).
  • Informationen zur nur vier Arten zählenden Gattung bei Gehölze der Anden Ecuadors (spanisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ugni molinae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Flora Chilena (spanisch).
  2. Ugni molinae bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. La inigualable murtilla „agarra vuelo“ auf chilepotenciaalimentaria.cl, 28. Juli 2007 (Memento des Originals vom 24. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.chilepotenciaalimentaria.cl (spanisch).