Chuzestan (Region)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Januar 2016 um 19:58 Uhr durch Georg Hügler (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stierkapitell, Apadanahalle, Susa, Louvre

Chusistan (aus altpers. [h]Ūvjiya), deutsch früher auch Arabistan genannt, ist eine historische Landschaft, deren Kerngebiet heute die iranische Provinz Chuzestan mit der Hauptstadt Ahvaz bildet.

Das historische chusische Gebiet erstreckt sich ausgehend vom Zāgros-Gebirge im Iran bis an das Ostufer des Tigris im heutigen Irak. Im Süden reicht es bis in die Gegend um Schiras und im Norden bis in die iranische Provinz Ilam. Die heutige Bevölkerung Chusistans gehört überwiegend der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an und spricht Arabisch und verschiedene persische Dialekte (wie Bachtiarisch und Lurisch).

Im südiranischen Tiefland zwischen dem Zāgros-Gebirge und dem Persischen Golf überwiegen heute wüstenähnliche Steppe und an den Flussläufen Karun, Karche (Kercha) und Schatt al-Arab größere Sumpfgebiete. Wegen ergiebiger Erdöl- und Erdgas-Vorkommen ist Chusistan Mitte des 20. Jahrhunderts wieder zu einer weltwirtschaftlich und geopolitisch bedeutenden Region geworden.

Geschichte

Antike bis zum 20. Jahrhundert

Zu Zeiten der Elamiter, Babylonier und Meder war Chusistan durch hochentwickelte Bewässerungsanlagen erschlossen und galt bis zur Arabisierung im 7. Jahrhundert als Kornkammer Mesopotamiens und Persiens. Im Jahre 639 fiel Abū Mūsā al-Aschʿarī in diesem Gebiet ein und eroberte es für den Islam. In Mittelelamitischer Zeit waren die wichtigsten Städte in Chusistan Susa (Šušan), Tschoga Zanbil (Al Untasch-Napiriša) und Haft Tepe (vielleicht Kabnak).[1] Unter Schapur II. wurden viele Kriegsgefangene nach Chusistan verbracht, da dort eine schwungvolle Textilindustrie vorherrschte und weiter angekurbelt werden sollte.

Jüngere Geschichte

1924 lehnte sich Chaz'al al-Ka'bi erfolglos gegen die iranische Zentralregierung in Teheran auf. 1979, nach der islamischen Revolution, lehnten sich die Araber in Chusistan erneut auf. Dabei wurden sie vom irakischen Diktator Saddam Hussein unterstützt. Unter anderem war die Demokratische Revolutionäre Bewegung für die Befreiung Arabistans an diesem erfolglosen Aufstand beteiligt. Diese Organisation bekannte sich auch zu der Geiselnahme in der iranischen Botschaft in London 1980, bei der ein iranischer Botschaftsangehöriger ermordet wurde.

Von 1980 bis 1988 war das iranische Chusistan Ziel eines irakischen Eroberungskrieges. In diesem Krieg, der vom Irak begonnen worden war, verzeichnete der Irak bis 1982 Geländegewinne (fast ausschließlich in Chusistan). Dabei konnte die Stadt Susangerd erobert werden und die irakischen Truppen erreichten fast die Stadtgrenzen von Ahvaz und Dezful. Am 11. Januar 1981 war die Gegend um Susangerd Schauplatz der Panzerschlacht von Susangerd, der bis dato größten Panzerschlacht nach dem Jom-Kippur-Krieg, 1973. Etwas später, am 19. März 1981, fand in Dezful die Schlacht von Dezful statt. Weitere Schlachten auf dem Boden Chusistans waren: Die Belagerung von Abadan, die Schlacht von Chorramschahr (Eroberung durch den Irak), die Befreiung Chorramschahrs durch den Iran, die Schlacht von Dezful.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. D. T. Potts: Elamites and Kassites in the Persian Gulf. Journal of Near Eastern Studies 65/2, 2006, 111