Corvinusweg (Hannover)

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Corvinusweg mit Kreuzkirche

Der Corvinusweg in Hannover[1] verläuft im Zuge einer jahrhundertealten ehemaligen Gasse in der hannoverschen Altstadt. Der nach dem Reformator Anton Corvinus benannte Weg verbindet die Knochenhauerstraße in Höhe der Kreuzkirche mit der Schmiedestraße[2] im heutigen Stadtteil Mitte.[1]

Geschichte

Straßenschild mit Legendentafel zu „Anton Corvinus 1501–1553, Reformator des Fürstentums Calenberg, 1348 “Wrenschenhagen”“
Blick durch die Kaiserstraße zur Knochenhauerstraße, um 1907;
Ansichtskarte Nr. 806, Friedrich Astholz junior

Schon 1348 wurde die Wrenschenhagen[1] oder auch Vrenschenhagen genannte Straße urkundlich erwähnt, als Arnold von Lemgo seiner Ehefrau, der Witwe Dieterichs von Oesselse, vor dem Rat der Stadt unter anderem ein Haus im Wrenschenhaghen übertrug.[3] Die Straße war eine der mittelalterlichen schmalen Gassen, die als „lütteken straten“ die vier historischen Hauptstraßenzüge der Altstadt untereinander verbanden.[2] Der Wrenschenhagen wurde später auch als eine der „Gassen der Armut“ bezeichnet.[4] Am südlichen Ende der Gasse an der Ecke Schmiedestraße[2] war der Standort des ehemaligen später Leibnizhaus genannten Gebäudes, das ab 1456 im Besitz der Ratsfamilie von Sode war.[5] Das Gebäude zeigte mit einer Fachwerkseite zur kleinen Gasse.[2] Nach Jürgen Kaiser, „der daselbst seit 1652 ein Haus besaß“[1] (bis 1689),[2] wurde die Straße „gegen 1700“ in Kaiserstraße umbenannt.[1]

Ebenso wie alle ohnehin schmalen lütteken straten war auch die Kaiserstraße nach oben hin durch Vorkragungen der Fachwerk-Geschosse eingeengt. Daher bot sie im Stadtbild besonders malerische Anblicke und war für Maler und Fotografen ein beliebtes Motiv.[2] Heute besitzt beispielsweise das Historische Museum Hannover ein Kaiserstraße in Richtung Knochenhauerstraße betiteltes Foto[2] aus dem Nachlass des 1937 verstorbenen Fotografen Wilhelm Ackermann.[6]

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden im Zweiten Weltkrieg durch die Luftangriffe auf Hannover die Kaiserstraße und mit ihr das Leibnizhaus ab 1943 zum größten Teil durch Fliegerbomben zerstört.[5]

In der noch jungen Bundesrepublik Deutschland wurde ein zunächst geplanter Wiederaufbau des Leibnizhauses an seinem ursprünglichen Standort verworfen, unter anderem aufgrund des Fehlens der historischen Umgebungs-Bebauung. Stattdessen wurde dort etwa 1964 bis 1966 unter der neuen Adresse Schmiedestraße 13 eine Hochgarage errichtet.[5] 1965 datiert die als Kunst im öffentlichen Raum in der Gasse aufgestellte Skulptur „Stahlplastik 1965“ des Bildhauers Hans Uhlmann,[7] Jahre vor dem 1970 begonnenen städtischen Programm „Experiment Straßenkunst“.[8]

1973 erhielt die ehemalige Kaiserstraße ihren heutigen Namen.[1]

Literatur

Weblinks

Commons: Corvinusweg (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 52° 22′ 24,4″ N, 9° 44′ 2,4″ O

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Helmut Zimmermann: Corvinusweg (siehe Literatur)
  2. a b c d e f g Ulrich Fließ: Blick durch die Kaiserstraße zur Knochenhauerstraße, in: Ein hannoverscher Photograph ... (siehe Literatur)
  3. Carl Ludwig Grotefend (Hrsg.), Georg Friedrich Fiedeler: Urkundenbuch der Stadt Hannover, Teil 1: Vom Ursprunge bis 1369 (in Frakturschrift) ( = Urkundenbuch des Historischen Vereins für Niedersachsen, Heft 5), Hannover: Hahnsche Hofbuchhandlung, 1860, S. 254f.; online über Google-Bücher
  4. Erwin Volckmann: Die deutsche Stadt im Spiegel alter Gassennamen. Kultur- und Wortkundliches, 2. wesentlich vermehrte und verbesserte Auflage von "Strassennamen und Städtetum", Würzburg: Gebr. Memminger, 1926, S. 149 u.ö.; Vorschau über Google-Bücher
  5. a b c Helmut Knocke: Leibnizhaus, in: Stadtlexikon Hannover, S. 393f.
  6. Franz Rudolf Zankl: Wilhelm Ackermann als Photograph, in: Ein hannoverscher Photograph ... (siehe Literatur)
  7. Vergleiche die Dokumentation bei Commons (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
  8. Ines Katenhusen: Straßenkunstprogramm, in: Stadtlexikon Hannover, S. 608f.