Dębogóra (Widuchowa)

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Dębogóra (deutsch Brusenfelde) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Es gehört zur Gmina Widuchowa (Gemeinde Fiddichow) im Powiat Gryfiński (Greifenhagener Kreis).

Dorfkirche, bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Brusenfelde (Aufnahme März 2013)

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kirchdorf liegt in Hinterpommern, drei Kilometer östlich des hier vielverzweigten Oder-Stroms im Tal einer Hügellandschaft, etwa zwölf Kilometer südsüdwestlich von Gryfino (Greifenhagen), sieben Kilometer südöstlich von Gartz (Oder), sechs Kilometer nordnordöstlich von Widuchowa (Fiddichow) und zwei Kilometer südöstlich von Marwice (Marwitz).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Gemarkung des Dorfs, im Brusenfelder Forst, waren Gräber aus der Vorzeit gefunden worden.[1]

Dorf und Gut Brusenfelde hatten früher zur Herrschaft Wildenbruch gehört.[2] Das Gut, das zuletzt eine Staatsdomäne gewesen war, wurde durch eine Kaufurkunde vom 7. November 1812 frei verfügbares Privateigentum des Ökonomen Karl Kranz. Mit einer in Potsdam am 29. April 1829 ausgefertigten Urkunde verlieh ihm König Friedrich Wilhelm III. die Patrimonialgerichtsbarkeit über den Gutsbezirk und erklärte das Allodial-Rittergut für ihn und seine ehelichen Abkömmlinge für kreistags- und landtagsfähig.[3]

Kranz legte im Jahr 1829 auf einem Teil seines Grundbesitzes die nach ihm benannte Siedlung Kranzfelde an,[4] etwa vier Kilometer nordnordöstlich des Dorfkerns von Brusenfelde und drei Kilometer nordöstlich von Marwitz. Als vorausschauender und begeisterter Landwirt drängte er bei staatlichen Stellen auf die akademische Ausbildung landwirtschaftlicher Fachkräfte und hatte wesentlichen Anteil an der Gründung der Königlichen Staats- und landwirtschaftlichen Akademie Eldena.[5] Er selbst veröffentlichte zwei Studien über Pommern betreffende volkswirtschaftliche Themen.[5]

Das Gut ließ Kranz seit 1830 von seinem Schwiegersohn Jean Louis Coste bewirtschaften. Nachdem Kranz 1835 verstorben war, verzichtete seine hinterbliebene Witwe zugunsten ihrer einzigen Tochter, die mit Coste drei Söhne hatte, auf das Erbe. Kranz’ Tochter verstarb wenige Wochen nach ihrem Vater. Aufgrund des ihm von seinen Mitständen entgegengebrachten Vertrauens wurde der Gutsbesitzer Jean Louis Coste 1866 zum Landrat des Kreises Greifenhagen gewählt.[3]

Bis 1945 bildete Brusenfelde eine Landgemeinde im Landkreis Greifenhagen der preußischen Provinz Pommern. Brusenfelde war Sitz des Amtsbezirks Brusenfelde.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Brusenfelde von der Roten Armee eingenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Brusenfelde, wie ganz Hinterpommern, an Polen. Brusenfelde erhielt den polnischen Ortsnamen „Dębogóra“. Die Bevölkerung wurde vertrieben.

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1772 40 Feuerstellen (Haushaltungen)[6]
1818 356 Dorf, Vorwerk und Wassermühle[7][8]
1852 ca. 400 [9]
1864 561 [3]
1867 571 am 3. Dezember, davon 431 im Dorf und 140 im Gutsbezirk[10]
1871 585 am 1. Dezember, davon 449 im Dorf (in 48 Wohngebäuden) und 136 im Gutsbezirk (in neun Wohngebäuden), sämtlich Evangelische[10]
1910 460 am 1. Dezember, davon 328 im Dorf und 132 auf dem Rittergut[11][12]
1925 450 in 99 Haushaltungen, davon 443 Evangelische, acht Katholiken und acht Personen unbekannter Konfession[13][14]
1933 392 [14]
1939 356 [14]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brusenfelde, Dorf und Rittergut, Kreis Greifenhagen, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Brusenfelde (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 80, Ziffer (17) (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 364–366 (Google Books).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dębogóra, West Pomeranian Voivodeship – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hermann Gloede: Heimathliche Bilder aus alter Zeit. Beiträge zur Heimathskunde und Kulturgeschachte der Odergegend an der märkische-pommerschen Grenze. Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 15–16 (Google Books).
  2. Heinrich Berghaus, 1868, ebenda, S. 180 (Google Books).
  3. a b c Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Bearbeitet von Heinrich Berghaus. Zweiten Teils dritter Band: Kreise Greifenhagen und Piritz. Anklam 1868, S. 364–366 (Google Books).
  4. Heinrich Berghaus, 1868, ebenda, S. 366 (Google Books).
  5. a b Friedrich Gottlob Schulze: Geschichtliche Mittheilungen über das akademische Studium und Leben auf dem landwirthschaftlichen Institute zu Jena in den Jahren 1826–1934 und 1839–1958, wie auch auf der k. pr. staats- und landwirthschaftlichen Akademie Eldena in den Jahren 1834–1839. Eine Festgabe zu der dreihundertjährigen Stiftungsfeier der Universität Jena. Jena 1858, insbesondere S. 59–60 (Google Books).
  6. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. Teil II, 1. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 80, Ziffer (17) (Google Books).
  7. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 1: A–F, Halle 1821, S. 190, Ziffer 5362 (Google Books).
  8. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin und Stettin 1827, S. 195, Ziffer 2 (Google Books).
  9. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 76 (Google Books).
  10. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 32–33, Ziffer 13 (Google Books), und S. 36–37, Ziffer 84 (Google Books).
  11. Brusenfelde, Dorf und Rittergut, Kreis Greifenhagen, Regierungsbezirk Stettin, Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Brusenfelde (meyersgaz.org).
  12. Landkreis Greifenhagen, in: Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 (U. Schubert, 17.09.2022).
  13. Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Die Gemeinde Brusenfelde im ehemaligen Kreis Greifenhagen in Pommern (2011).
  14. a b c Michael Rademacher: Kreis Greifenhagen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.