DDR-Forschung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. September 2016 um 12:57 Uhr durch Wheeke (Diskussion | Beiträge) (HC: Ergänze Kategorie:Regionalwissenschaften). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Logo der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, einer Institution der DDR-Forschung

Gegenstand der DDR-Forschung ist die Deutsche Demokratische Republik. Herrschaft, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, internationale Beziehungen, Kultur, Alltag und Geschichte dieses Staates stehen dabei im Zentrum. Sofern die Forschungstätigkeiten auf eine systematische Gegenüberstellung mit Verhältnissen in der Bundesrepublik abzielten, sprach man auch von der vergleichenden Deutschlandforschung. Bis 1990 lieferte die DDR-Forschung sowohl gegenwartsbezogene als auch historiografische Analysen. Nach der deutschen Wiedervereinigung gilt sie als Teil der Geschichtsschreibung zur deutschen und europäischen Zeitgeschichte.

Ursprüngliche Ziele und Ansätze

Forschungsergebnisse waren und sind Material für politisch-erzieherische Zwecke im Rahmen der Schul-, Universitäts- und Erwachsenenbildung. Bis 1990 stellten die Forscher zudem Grundlageninformation für Entscheidungen bundesdeutscher Parlamente, Regierungen und Behörden sowie für Massenmedien bereit.

Der normativ und von der Totalitarismustheorie geprägten Forschungsrichtung standen Vertreter des ab Mitte der 1960er-Jahre dominierenden systemimmanenten beziehungsweise kritisch-immanenten Ansatzes gegenüber, der die Verhältnisse in der DDR an den postulierten Maßstäben der SED maß und eine Trennung von Forschung und Werturteil (→ Wertfreiheit) befürwortete. In den 1980er-Jahren gewann die normativ orientierte Forschungsrichtung wieder an Bedeutung. Nach der Wiedervereinigung befassen sich viele geschichtswissenschaftliche Arbeiten mit der Frage nach den Ursachen und Bedingungen der Wende sowie mit dem Ministerium für Staatssicherheit.

Kritiker warfen der bundesdeutschen DDR-Forschung vor, sie hätte das Ende der DDR nicht vorhergesehen. Dieser Vorwurf richtete sich sowohl an linke und liberale als auch an konservative Wissenschaftler und Publizisten.

Außerhalb der Bundesrepublik wurden Forschungen zur DDR auch bei verschiedenen germanistischen und landeskundlichen Instituten im Ausland erstellt.[1] In den Vereinigten Staaten etwa spielte dabei das jährliche New Hampshire Symposium on the German Democratic Republic (1977–1997) eine wichtige Rolle. Die zugehörigen Tagungsbände wurden bis zu ihrer Emeritierung von Margy Gerber von der Bowling Green State University herausgegeben.[1]

Nach 1989

Eine zentrale Rolle bei der eher zivilgesellschaftlich orientierten Forschung wie der Forschungsförderung auf regionaler Ebene hat die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Literatur

Bücher
  • Rainer Eppelmann, Bernd Faulenbach, Ulrich Mählert (Hrsg.): Bilanz und Perspektiven der DDR-Forschung. Im Auftr. der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Schöningh, Paderborn / München / Wien 2003, ISBN 978-3-506-70110-7.
  • Jens Hacker: Deutsche Irrtümer. Schönfärber und Helfershelfer der SED-Diktatur im Westen, Ullstein, Berlin [u.a.] 1992, ISBN 3-550-07207-4.
  • Heinz Peter Hamacher: DDR-Forschung und Politikberatung 1949-1990. Ein Wissenschaftszweig zwischen Selbstbehauptung und Anpassungszwang, Wissenschaft und Politik (Bibliothek Wissenschaft und Politik, 46), Köln 1991, ISBN 3-8046-8768-7.
  • Jens Hüttmann: DDR-Geschichte und ihre Forscher. Akteure und Konjunkturen der bundesdeutschen DDR-Forschung, Metropol, Berlin 2008, ISBN 3-938690-83-6.
  • Eckhard Jesse: Die politikwissenschaftliche DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, in: Heiner Timmermann (Hrsg.): DDR-Forschung. Bilanz und Perspektiven (Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen, 76), Duncker und Humblot, Berlin 1995, S. 315–357, ISBN 3-428-08462-4 (Wiederabdruck in: Eckhard Jesse: Demokratie in Deutschland. Diagnosen und Analysen. Hrsg. und eingeleitet von Uwe Backes und Alexander Gallus, Böhlau, Köln [u.a.] 2008, S. 117–154, ISBN 978-3-412-20157-9).
  • Ulrich Mählert (Hrsg): Vademekum DDR-Forschung. Ein Leitfaden zu Archiven, Forschungsinstituten, Bibliotheken, Einrichtungen der politischen Bildung, Vereinen, Museen und Gedenkstätten. Eine Publikation der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Links, Berlin 2002, ISBN 3-8100-1972-0.
  • Heiner Timmermann (Hrsg.): DDR-Forschung. Bilanz und Perspektiven (Dokumente und Schriften der Europäischen Akademie Otzenhausen, 76), Duncker und Humblot, Berlin 1995, ISBN 3-428-08462-4.
Zeitschriften

Weblinks

  • Aufarbeitung Aktuell, Newsletter der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
  • Holger Kulick: Der Osten fällt hinten runter. Spiegel Online. 22. Januar 2002, abgerufen am 29. Januar 2012.
  • Ralph Jessen: Alles schon erforscht? Beobachtungen zur zeithistorischen DDR-Forschung der letzten 20 Jahre, in: Deutschland Archiv, 6/2010, S. 1052–1064.
  • Jens Hüttmann: „De-De-Errologie“ im Kreuzfeuer der Kritik. Die Kontroversen um die „alte“ bundesdeutsche DDR-Forschung vor und nach 1989; in: Deutschland Archiv, 4/2007, S. 671–681.
  • Klaus Schroeder, Jochen Staadt: Geschichtsbegradigung. Die „systemimmanente DDR-Forschung“ soll besser gewesen sein als ihr Ruf. Zu Jens Hüttmanns Eloge auf die „De-De-Errologie“; in: Deutschland Archiv, 5/2007, S. 890–899.

Einzelnachweise

  1. a b GDR and East German Studies in North America. In: www.calvin.edu. Abgerufen am 18. Oktober 2015.