Das goldene Vlies

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Das goldene Vlies (ursprüngliche Schreibweise: Das goldene Vließ) ist ein Drama in 3 Teilen (Trilogie) von Franz Grillparzer aus dem Jahr 1819.

Gedenktafel in Baden am Haus in der Rollettgasse, wo Grillparzer 1818 lebte

Dieses Werk ist das umfangreichste Grillparzers, als Vorlagen dienten das antike Argonautenepos von Apollonios von Rhodos und Medea von Euripides. Die Uraufführung erfolgte am 26. und 27. März 1821 in Wien.

1. Teil – Der Gastfreund

Daten
Originaltitel: Der Gastfreund
Gattung: Trauerspiel in einem Aufzug
Originalsprache: Deutsch
Autor: Franz Grillparzer
Erscheinungsjahr: 1821
Uraufführung: 1821
Ort der Uraufführung: Burgtheater, Wien
Personen
  • Aietes, König von Kolchis
  • Medea, seine Tochter
  • Gora, Medeens Amme
  • Peritta, eine ihrer Jungfrauen
  • Phryxus
  • Jungfrauen Medeens
  • Griechen in Phryxus' Gefolge
  • Kolcher

Der Griechische Herrschersohn Phryxus muss, auf hinterhältiges Wirken seiner Stiefmutter hin, aus seiner Heimat fliehen, um sein Erbe betrogen und ohne Heimat und Thronanspruch. Auf seiner Flucht erscheint ihm ein unbekannter Gott in Delphi, der mit den Worten "Nimm Sieg und Rache hin!" das goldene Vlies an ihn überreicht. Phryxus gelangt in das von Barbaren bewohnte Kolchis, wo er eine neue Existenz aufbauen will. In Kolchis entdeckt er eine Statue des ihm in Griechenland erschienenen Gottes, es ist Perronto, der Gott der dort ansässigen Barbaren und ihres Königs Aietes, doch dieser sieht in Phryxus einen gefährlichen Fremden und ermordet ihn und seine Gefährten hinterhältig, indem er seine Tochter Medea unwissentlich als Werkzeug nutzt. Diese erkennt beim Tod des Phryxus, dass der feige und habgierige Raubmord am Gastfreund nun auf dem Vlies lastet. Von düsteren Visionen getrieben, "entflieht" sie am Ende des ersten Teils aus der Gesellschaft der Barbaren und ihres Vaters Aietes.

2. Teil – Die Argonauten

Daten
Originaltitel: Die Argonauten
Gattung: Trauerspiel in vier Aufzügen
Originalsprache: Deutsch
Autor: Franz Grillparzer
Erscheinungsjahr: 1821
Uraufführung: 1821
Ort der Uraufführung: Burgtheater, Wien
Personen
  • Aietes, König von Kolchis
  • Medea und Absyrtus, seine Kinder
  • Gora, Medeens Amme
  • Peritta, eine ihrer Gespielen
  • Jason
  • Milo, sein Freund
  • Medeens Jungfrauen
  • Argonauten
  • Kolcher

Jason, Sohn des verstorbenen Königs Äson, fordert den ihm zustehenden Thron von seinem Onkel Pelias. Dieser bittet ihn listig, vor der Übergabe des Amtes das goldene Vlies aus Kolchis zu holen, da er selbst zu alt sei, Phryxus zu rächen. Mit dem Schiff Argo gelangt Jason nach Kolchis, ihm folgen auf seiner Reise die Argonauten, darunter sein enger Freund Milo. Aietes sucht mit seinem Sohn Absyrtus Medea in einem verlassenen Turm auf, wo sie mit ihren Jungfrauen als Gefolgschaft lebt. Er überredet sie, ihm abermals beim Vertreiben der Fremden zu helfen. Medea willigt widerwillig ein und trifft im Laufe der Handlung dreimal auf Jason, dabei kämpft sie gegen ihre Liebe zu diesem Fremden an, doch ist ihre Liebe größer als ihr Wille zur Loyalität mit Kolchis. Sie schützt Jason vor den Barbaren und stellt sich gegen ihre Familie, indem sie das goldene Vlies dem Feind zuführt und akzeptiert, dass Jason sie zur Frau nimmt. Am Ende des zweiten Teils ist Medea von ihrer Familie verstoßen, Absyrtus nimmt sich das Leben und Jason segelt mit dem goldenen Vlies sowie Medea und ihrer Amme Gora zurück nach Griechenland, um sein Thronerbe anzutreten.

3. Teil – Medea

Daten
Originaltitel: Medea
Gattung: Trauerspiel in fünf Aufzügen
Originalsprache: Deutsch
Autor: Franz Grillparzer
Erscheinungsjahr: 1821
Uraufführung: 1821
Ort der Uraufführung: Burgtheater, Wien
Personen
  • Kreon, König von Korinth
  • Kreusa, seine Tochter
  • Jason
  • Medea
  • Gora, Medeens Amme
  • Ein Herold der Amphiktyonen
  • Ein Landmann
  • Diener und Dienerinnen
  • Medeens Kinder
Relief „Medea“ von Rudolf Weyr am Grillparzer-Denkmal im Volksgarten Wien, 1889

Der dritte und letzte Teil der Trilogie „Das goldene Vlies“ erzählt von der Rückkehr des Argonautenführers Jason mit seiner Frau Medea, deren beiden Kindern und der Amme nach Korinth zu König Kreon, wo er um gastliche Aufnahme bittet. Dort trifft Jason auf seine ehemalige Geliebte, die Königstochter Kreusa, welche sich so herzlich um die beiden Kinder Jasons kümmert, dass Medea eifersüchtig wird, außerdem fühlt sie sich in Griechenland als Außenseiterin. Schließlich möchte Kreon Medea wieder fortschicken, Jason und die Kinder jedoch bei sich behalten. Medea wird schließlich vertrieben. Sie beauftragt die Amme mit der Tötung Kreusas und ermordet eigenhändig, wegen ihrer inneren Zerrissenheit, ihre beiden Kinder. Hernach, am Ende des Dramas, bringt Medea das goldene Vlies zum Heiligtum des Apollo nach Delphi.

Aufführungen

2004 wurde das Drama am Wiener Burgtheater aufgeführt und für 4 Nestroy-Theaterpreise nominiert, Birgit Minichmayr und Stephan Kimmig konnten 2 davon, für Darstellung und Regie, gewinnen.

Am 5. Mai 2007 war die Premiere von "Medea" am Schauspiel Leipzig (Regie: Robert Schuster). Bei dieser Inszenierung wurden alle drei Teile vom "Goldenen Vlies" aufgeführt.

Sonstiges

Im Jahr 1958 wurde in Wien Favoriten (10. Bezirk) die Medeagasse mit Bezug auf die Dramentrilogie benannt.

Literatur

  • Tim ALBRECHT « Trusting Barbarians ?: Franz Grillparzers The Golden fleece and the challenge to the Mythography of Empire » in : Barbarism revisited. New Perspectives on an Old Concept herausgegeben von Maria Boletsi & Christian Moser, Leiden/Boston, Brill-Rodopi, 2015, S. 203-220.
  • Jean-Louis BANDET, « Mythologie et Ehedrama dans Das goldene Vließ »in: Études Germaniques, « Franz Grillparzer (1791-1872) », avril-juin 1992, 47e année, n° 2, S. 191-200.
  • Jeanine CHARUE-FERRUCCI, « La notion de barbarie dans la trilogie de Grillparzer La Toison d’Or (Das goldene Vließ) », in: Pierre Labaye (Hg.), L’Allemagne des Lumières à la Modernité. Mélanges offerts à Jean-Louis Bandet, Rennes, Presses Universitaires de Rennes, 1997, S. 133-143.
  • Viviane KOUA , Médée figure contemporaine de l’interculturalité, thèse de doctorat sous la direction de Bertrand Westphal et Gérard Lezou Dago, Université de Limoges, 2006.
  • Éric LEROY DU CARDONNOY , « Médée et les métamorphoses de l’hôte chez Franz Grillparzer », in: Boris Czerny et Anne-Marie Gresser (Hg.), L’Hôte étranger, stratégies de l’hospitalité, Caen, Presses Universitaires de Caen, 2010, S. 31-40.
  • —, « La trilogie de la Toison d’or de Franz Grillparzer : la tradition revisitée », in: Corona Schmiele & Éric Leroy du Cardonnoy (Hg.), Passages à l’acte : interprétation, traduction, (ré-)écriture, Paris, Éditions Indigo & Côté femmes, 2010, S. 132-148.
  • Lu MINGJUN, Wahnsinn der Medea. Eine Studie zu Grillparzers Trilogie Das goldene Vließ und Hans Henny Jahnns Drama Medea, Heidelberg, Mattes 2013.
  • TANG Chenxi « Die Tragödie der Zivilisation. Völkerrecht und Ästhetik des Tragischen im 19. Jahrhundert » in : Wissenskulturen des Vormärz herausgegeben von Gustav Frank und Madleen Podewski, FVF Forum Vormärz Forschung Jahrbuch 2011/ 17. Jahrgang, Bielefeld, Aisthesis Verlag, 2011, S. 87-136.
  • Bertrand WESTPHAL , « De l’hospitalité en Colchide. Das goldene Vließ de Franz Grillparzer », in: Alain Montandon (Hg.), L’hospitalité au théâtre, Clermont-Ferrand, Presses universitaires Blaise Pascal, 2003, S. 47-59.
  • Katja WIMMER , « Médée à Delphes. La fin de la trilogie La Toison d’Or de Franz Grillparzer » in: Cahiers d’Études Germaniques, n° 39, 2000, études réunies par Jacques Darmaun, S. 119-127.
  • —, « “Nach Frauenglut mißt Männerliebe nicht/Wer Liebe kennt und Leben, Mann und Frau!” Sapho et la trilogie de La Toison d’Or de Franz Grillparzer » in: Cahiers d’Études Germaniques, n° 45, 2003, « À propos d’amour. Les discours sur l’amour de Werther à Effi Briest », études réunies par Karl-Heinz Götze et Ingrid Haag, S. 199-207.
  • Markus WINKLER , « Von Iphigenie zu Medea : Zur Semantik des Barbarischen bei Racine, Goethe und Grillparzer », in: Volker C. Dörr et Helmut J. Schneider (Hg.), Die deutsche Tragödie. Neue Lektüren einer Gattung im europäischen Kontext, Bielefeld, Aisthesis Verlag, 2006, S. 17-37.
  • —, Von Iphigenie zu Medea : Semantik und Dramaturgie des Barbarischen bei Goethe und Grillparzer, Reihe « Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte », Bd. 133, Tübingen, Niemeyer, 2009.

Weblinks