De Mellis

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Wappen de Mellis

de Mellis, auch Mele, de Mellis Caratello bzw. Caratelli, ist der Name eines italienischen Adelsgeschlechts, das aus Lazium bei Rom stammt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem Bericht des montefortinischen Historikers und Literaten Stefano Serangeli (1654–1730) aus dem Jahre 1708 findet sich erstmals eine vollständige Würdigung der Familie de Mellis. In seinem „Selva Genealogica“ (1708) führt er die Familie wie folgt ein:

„Fra le piu antiche Famiglie di Montefortino ho ritrovato, che questa de Meli non cede a nesun' altra, massime' per la ricchezza, che uno di essi ha goduto, come al suo luogo si dirà, e per le parentele hauute con famiglie cosricue”. „Unter den ältesten Familien Montefortinos, welche ich zurückverfolgt habe, wird jene der Meli von keiner anderen übertroffen, vor allem wegen des Reichtums, den einer von ihnen genoss [...] und wegen der Verbindungen mit ähnlichen Familien hohen Standes“.[1]

Eine erste urkundliche Erwähnung datiert in das Jahr 1486 nennt die beiden Söhnen des Mastro Nicola de Mellis aus Montefortino (heute Artena), welcher Mitte des 15. Jahrhunderts die ununterbrochene Stammreihe begründete.[1] Die Mele zählen zu einer der ältesten Familien Montefortinos, welche noch vor den späteren, mehrfachen Zerstörungen der Stadt in den Kriegen mit dem Kirchenstaat erwähnt wurde. 1475 überfielen die Truppen von Karl VIII die Stadt auf ihrem Weg nach Neapel, woraufhin es zu einem Machtwechsel kam, bei dem die Grafen von Segni die Stadt an die Familie Colonna abtreten mussten. Die Treue der Montefortiner zur antipäpstlichen Familie Colonna hatte drei größere Zerstörungen der Stadt zur Folge, 1526 (Clemens VII.), 1543 (Paul III.) und 1557 unter Paul IV. Die beiden Söhne des Mastro Nicola de Mellis begründeten zu jener Zeit jeweils zwei Linien der Familie, Giacobuzio de Mellis jene Linie, die bis heute als Zweig Mele fortbesteht und Giovanni Tartaglia de Mellis jene Linie, die seit Giovanni Battista (* um 1630) den Zusatz Caratello[2] führte und sich bis heute als Zweig Caratelli ununterbrochen erhalten hat.[1]

Historische Altstadt von Artena (Montefortino)

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts zählten die Mele zur wichtigsten und einflussreichsten Familie des historischen Montefortino und erlangten mit Claudio de Mellis (Kanoniker und Mäzen, † um 1605)[3] großen Reichtum. Zu den Besitztümern der Mele gehörte Landwirtschaft und Weinberge von etwa 10 Hektar Land[4] sowie mehrere Häuser, welche zu Hochzeiten von 24 Dienern unterhalten wurde, darüber hinaus pachtete Claudio de Mellis bis zu seinem Tod die Abtei von Grottaferrata unter der Gunst von Kardinal Odoardo Farnese.[5] Die Familie Mele genoss daneben gute Beziehungen zur Familie Colonna, R.D. Giovanni Antonio Mele († um 1620) aus der Linie Giovanni Tartaglia fungierte als Camerario (Schatzmeister) des Prinzen Carlo Massimo.[6][7]

Über Claudio de Mellis hält Chronist Stefano Serangeli 1708 fest:

Huomo il più facultoso che sia stato nella patria […]. Tenne in affitto I’Abbazia di Grottaferrata pagando annualmente circa dodicimila scudi, oltre le spese de Garzoni, in numero 24. per l’abitazione de‘ quali possedeva la casa […] quale era la maggiore di tutte le altre di detta Terra” – („der reichste Mann, der je im Lande lebte […] er mietete die Abtei von Grottaferrata und zahlte dafür jährlich circa zwöltausend scudi, hinzu kamen die Aufwendungen für Diener, 24 an der Zahl, für sein Haus […] welches das größte im ganzen Lande war).[5]

Ende des 16. Jahrhunderts haben die Mele verschiedene Kirchenaltare- und Dekorationen in den Kirchen von Montefortino gestiftet, ausgeführt von Orazio Zecca († 1622) und Orazio Guerra, welche teilweise im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Erhalten hat sich bis heute die 1590 gestiftete, kunstvolle Kapelle in der Kirche Santissimo Rosario (Artena) sowie der Familienaltar der Familie Mele.[5] Die Stuckarbeiten am Fuß des Altars stellen Blüten und Bienen dar, eine klare Anspielung auf den Familiennamen des Stifters, der sich vom Wortstamm „Honig“ (ital. Miele) ableitet.[5] Claudio de Mellis hinterließ keine männlichen Nachkommen, seine Töchter verheiratete er mit Edelleuten aus den angrenzenden Landen, eine davon mit dem montefortinischen Statthalter des Prinzen Marcantonio Borghese (1601–1658).[9] Die ehemaligen Besitztümer sind seit dem 17. und 18. Jahrhundert verstreut. In späterer Zeit baute der Zweig der Caratelli in Montefortino einen Handel mit Holzwaren auf, der sich bis zum Zweiten Weltkrieg erhalten hat und ließ sich danach in Deutschland nieder.[10] Aus der Pluralisierung des Namenszusatzes leitet sich die heutige Namensform der Caratelli ab.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erhalten im Insignia nobilium urbis Romae (1550–1555): „Di rosso, all’albero al naturale movente dalla punta ed accostato da due stelle di otto taggi d’oro” (“auf rot, ein Baum und anbeigestellt zwei Sterne mit je acht Spitzen in gold“).[11]

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Neffe des berühmten römischen Komponisten Gregorio Allegri (Miserere), Carlo Antonio Allegri[12] (Organist und Musiker) gelang durch Heirat mit der Enkeltochter von Claudio de Mellis – Margherita Fonti – Mitte des 17. Jahrhunderts in den Besitz des Palazzo de Mellis. Margherita Fonti war eine der reichsten Damen Montefortinos, dank des Erbes ihrer Mutter Girolama Mele und ihres Vaters Dott. Antonio Fonti. Noch heute ist das Familienwappen der Fonti über dem Eingangsportal des Palazzos sichtbar. Carlo Antonio Allegris einzige Tochter Giovanna Allegri (*31.10.1659 in Rom) übernahm nicht nur den Palazzo ihrer Eltern sowie den geerbten Grundbesitz des Claudio de Mellis, ihr fiel auch das gesamte Vermögen ihres bereits 1652 verstorbenen Onkels Gregorio zu, der sein Erbe testamentarisch einzig den weiblichen Nachkommen seines Neffen Carlo Antonio vermachte.[13] Am 9. Januar 1679 heiratete Giovanna Allegri den Notar Stefano Serangeli, dessen Namen der Palazzo bis heute trägt (Palazzo Serangeli).[8]

Namensträger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Stefano Serangeli: Selva Genealogica. ms. Archivio di San Francesco a Ripa in Roma, Rom 1708, S. 11–18.
  2. a b Vgl. S. Serangeli: Selva, S. 14 „Da Serafino 2° naque Gio: Batt. Mele alias Carratello“
  3. Nach Calenne (S. 58): "Non si conosce l'esatta data di morte die Claudio Mele, ma deve essere avvenuta poco prima del 15 gennaio 1612, quando le sue figlie Felice e Girolama istituirono Giovanni Vincenzo Iacobelli [...] per la compilazione dell'inventario `per mortem dici quondam Domini Claudii`".
  4. Vgl. A. Serangeli, S. 36, das Erbe von Claudio de Mellis fiel u. a. an seine Tochter Girolama "Il patrimonio che Giovanna portò in dote a Stefano ammontava a ben 1206 scudi, cifra rilevantissima per Montefortino, di cui 956 scudi in beni immobili.Comunque solo in terreni, tra arativi e vignati, erano circa otto ettari, cioè la gran parte die quella che sarà la ricchezza fondiara della famiglia e che, anche in seguito, non supererà mai i 10 ettari."
  5. a b c d Luca Calenne: Prime ricerche su Orazio Zecca da Montefortino (oggi Artena). Gangemi Editore, 2011, ISBN 978-88-492-1966-1, S. 58–59.
  6. vgl. A. Serangeli, S. 42: „[…] una congregazione nella chiesa di S. Stefano […] in rappresentanza del principe Carlo Massimo, [..] mentre il Camerario, ossia il tesoriere […] Giovanni Antonio Mele“.
  7. Alfredo Serangeli: La confraternita dell’Orazione e Morte di Montefortino (oggi Artena) ed il suo oratorio nella chiesa di S. Stefano Protomartire,. La Ricerca Folklorica, No. 52, La devozione dei laici: Confraternite di Roma e del Lazio dal Medioevo ad oggi, 2005, ISSN 0391-9099, S. 42.
  8. a b Alfredo Serangeli: Della Terra di Montefortino feudo dell Ecc.ma Casa Borghese. Comune di Artena, Artena Juli 2000, S. 36–38.
  9. Bertrand Forclaz: La famille Borghese et ses fiefs : l’autorité négociée dans l’État pontifical d’Ancien Régime. École Française de Rome, Rom 2006, ISBN 978-2-7283-0550-6, S. 310.
  10. Guida Monaci. G. Borelli, Rom 1879, S. 1117.
  11. Insignia nobilium urbis romae. Manuskript, Bayerische Staatsbibliothek, cod.icon. 268 1555 („Die 15-teilige systematisch-hierarchisch, geographisch-politisch und im Detail chronologisch gegliederte Wappensammlung stellt italienische und mit der Geschichte Italiens verbundene (darunter auch bereits erloschene) Adelshäuser dar“ BSB).
  12. Sohn des Domenico Allegri, jener war wie sein berühmter Bruder Gregorio ebenfalls Kirchenmusiker in Rom. Um 1660 herum übersiedelte Carlo Antonio Allegri nach Montefortino, wo seine wohlhabende Frau Margherita Fonti, Enkelin von Claudio de Mellis, gebürtig stammte. 1666 ist er als Komponist an der Kathedrale von Segni nachgewiesen (vgl. A. Serangeli, S. 66). Unter der Erbmasse an seine Tochter findet sich u. a. ein "cimbalo a due registri, con suoi piedi" im Wert von beachtlichen 10 scudi (Archivio Notarile di Montefortino, Despos. Prot. I, 1672-1690, f. 111), darüber hinaus vererbt Carlo Antonio das Vermögen seines Onkels Gregorio Allegri, der testamentarisch verfügte, dass dieses einzig an die weiblichen Nachkommen Carlo Antonios übergehen soll (Not. Capitolino Valentini, 3. Jannuar 1652, zit. bei S. Serangeli, Selva, f. 148).
  13. Vgl. A. Serangeli, S. 36, im Testament des Gregorio Allegri verfügt dieser, das "...istitutì eredi de luoghi de Monti e denari le figlie femine, nate, e da nascare da Carlo Allegri Suo nipote", zit. nach Stefano Serangeli, Selva, 1708.