Dentin-adhäsive Befestigung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine dentin-adhäsive Befestigung ist ein Behandlungsverfahren in der Zahnmedizin zur Befestigung von Füllungsmaterial oder Zahnersatz am Zahn. Dabei wird die Dentinoberfläche einer Kavität chemisch vorbehandelt, indem dünnflüssige Dentinhaftvermittler in die Oberflächenstrukturen eindringen können und nach chemischer Aushärtung einen mikromechanischen Verbund zwischen Dentin und der Kompositfüllung (Kunststofffüllung) eingehen. Dadurch kann auf makromechanische Retentionen verzichtet werden, die einen größeren Zahnsubstanzverlust nach sich ziehen.[1]

Durchführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die adhäsive Befestigung einer Restauration am Dentin erfolgt in vier Arbeitsschritten:[1]

Konditionierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dentinoberfläche wird mit 35%iger Phosphorsäure 15 Sekunden lang angeätzt. Bei Milchzähnen wird die Anätzdauer halbiert. Danach wird die Säure etwa 30 Sekunden lang mit dem Luft-Wasser-Spray abgespült, wodurch die gelöste Hartsubstanz und der sogenannte Smear layer (englisch Schmierschicht) entfernt wird. Zurück bleibt das von den Mineralstoffen befreite Dentin. Die verbleibenden Strukturen aus Kollagenfasern und die vom Smear layer gereinigten Poren der Dentintubuli bilden die Voraussetzung für den mikromechanischen Verbund.

Priming[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Auftragen eines Primers (englisch Grundierung) wird das Dentin und das Kollagenfasernetzwerk für die Aufnahme der hydrophoben Monomere vorbereitet. Ausreichend Oberflächenfeuchtigkeit des Dentins ist notwendig, damit das Kollagenfasernetzwerk nicht zusammenfällt und vom Monomer durchdrungen werden kann.

Säure-Ätztechnik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zum Dentin genügt beim Zahnschmelz der Ätzvorgang (Säure-Ätztechnik), um Mikroretentionen in der Schmelzstruktur zu schaffen. Durch das Aufbringen eines niedrig viskosen Kunststoffes (Bonding) entsteht eine gute mechanische Haftung, die die Randdichte einer Restauration garantiert.[2]

Aufbringen des Adhäsivs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Monomer wird aufgetragen und durchdringt das Kollagenfasernetzwerk bis in die Dentinkanälchen. Die entstandene Hybridschicht wird durch lichtinduzierte Polymerisation ausgehärtet. Diese Polymerschicht ist nun mikromechanisch über Tags (englisch Zapfen) in den Tubuli und im durchdrungenen Kollagenfasernetzwerk verankert.

Applikation des Komposits[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anschließend erfolgt die chemische Anbindung an die eigentliche Kunststofffüllung durch Auftragen einer maximal 1 mm dünnen Schicht Flow (englisch dünn fließendes Komposit), das die Hybridschicht verstärkt. Diese wird ebenfalls durch lichtinduzierte Polymerisation ausgehärtet.

Anwendungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dentin-Adhäsiv-Technik wird auch in der Prothetik zur Befestigung von Kronen aus Lava-Zirkon, Empress-Keramik oder anderen Keramiken, z. B. Cerec eingesetzt.[3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Peter Gängler, Thomas Hoffmann, Brita Willershausen: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Georg Thieme Verlag, 2010, ISBN 978-3-13-154073-7, S. 188– (google.de).
  2. Klaus M. Lehmann, Elmar Hellwig, Hans-Jürgen Wenz: Zahnärztliche Propädeutik: Einführung in die Zahnheilkunde; mit 32 Tabellen. Deutscher Ärzteverlag, 2012, ISBN 978-3-7691-3434-6, S. 42– (google.de).
  3. Ästhetische Zahnmedizin Josef Schmidseder Band 15 der Farbatlanten der Zahnmedizin 2009 (2., vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage), erschienen im Thieme Verlag Stuttgart – New York: S. 103 ff. und S. 194. ISBN 3-13-100452-5.