Deutschordenskommende St. Ägid (Regensburg)

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Neues Deutsches Haus, heute Sitz der Regierung der Oberpfalz
ehemalige Deutschordenskirche St. Ägid, erbaut 1270/80
Ehemalige Deutschordenskomturei, heute kath. Altenheim St. Josef
Inschrifttafel im Eingangsbereich der Deutschordenskomturei
Skulptur am Portal der Deutschordenskomturei

Die Deutschordenskommende St. Ägid lag in der Innenstadt von Regensburg, der Hauptstadt des Bezirks Oberpfalz von Bayern. Diese Kommende wurde 1210 gegründet und 1809 aufgelöst.

Geschichte

1210 gründete Herzog Ludwig I. der Kelheimer zu Regensburg die Deutschordenskommende St. Ägid; dazu schenkte er dem Deutschen Ritterorden die Ägidienkirche zu Regensburg, eine nicht genau lokalisierbare Georgskirche, einen Weinberg bei Mariaort, eine Manse bei Regensburg, eine Kirche in Cham und die Mariä Himmelfahrt Kirche zu Aichach. Mit diesen Besitzungen waren Pfründe und Abgaben verbunden, welche die wirtschaftliche Grundlage für die Kommendengründung bildeten. Die auch St. Gilgen (abgeleitet von dem französischen Gilles für Ägidius) genannte Kommende war die erste Komturei der späteren Deutschordensballei Franken.

Der Deutsche Orden war im Zuge des dritten Kreuzzuges gegründet worden; an diesem hatte auch der Regensburger Bischof Konrad III. teilgenommen und so war eine Gründung in Regensburg naheliegend. Hinzu kam, dass mit dem Aussterben der Babonen, die auch das Amt der Burggrafen von Regensburg innehatten, 1185 die Ägidienkirche und 1204 die Mark Cham nach dem Aussterben der Markgrafen Cham-Vohburg deren Erbe an Herzog Ludwig gefallen war. Der Deutsche Orden konnte sich in den dadurch frei gewordenen Gebäuden der Burggrafen von Regensburg niederlassen.

1224 erscheint ein confrater dictus de Wildenouue als Verwalter der Ägidienkirche, 1237 ist als erster Komtur ein Chunradus Vuelacher urkundlich bezeugt. Die Stärke des Konvents schwankte im 13. Jahrhundert zwischen vier bis sieben Brüdern, 1368 kamen noch etwa acht Seelnonnen hinzu.

Papst Innozenz IV. erlaubte der Ägidiuskirche mit einem Privileg vom 17. Juni 1249 auch in Zeiten des Interdikts Gottesdienste abzuhalten. Die Kommende konnte 1253 das Kirchenpatronat über die Kapelle zu Brunnleiten und 1256 über die Pfarrkirche von Dingolfing erhalten. Zudem wurde durch Schenkungen und Zukäufe reichlich Grundbesitz um Regensburg erworben. 1305 erwarb der Deutsche Orden die Hofmark Pichsee im Landkreis Straubing-Bogen sowie 1389 und 1418 die Hofmark Graß. Hingegen erhielt die Mariä Himmelfahrt-Kirche zu Aichach durch Schenkungen des Bertold von Schildtberg um die Mitte des 13. Jahrhunderts so viel Besitz, dass sie zu der eigenständigen Deutschordenskommende Aichach erhoben wurde und aus dem Regensburger Verband ausscheiden konnte. 1419 erhielt die Regensburger Kommende durch Bischof Albert III. die regensburgischen Lehen zu Sarching, Ende des 17. Jahrhunderts die Hofmark Niederwinzer und 1718 die Hofmark Adlmannstein.

Den Aufbau der Kommende kann man auch an der durch sie eingeleiteten Bautätigkeit nachweisen: So wurden in der Ägidienkirche 1250/60 ein einschiffiges Langhaus angefügt. Im 14. Jahrhundert wurden dann zwei ungleiche Seitenschiffe angebaut und die Kirche um ein Joch nach Westen verlängert. Der noch heute existierende Chor wurde unter dem Komtur Marquard Zollner von Rotenstein Ende des 14. Jahrhunderts errichtet. 1368 wurde von Willibald von Parkstein, Bruder des Komturs Heinrich von Parkstein, ein Seelhaus für acht Seelnonnen gestiftet. Durch diese Stiftung sollten Arme und Notleidende gespeist, Kranke gepflegt und für die Seelen der Verstorbenen gebetet werden; dazu mussten die Seelfrauen alle Samstage nachts auf den Friedhof gehen und dort für die Verstorbenen beten. Die sich an die Kirche anschließenden Komturgebäude wurden 1683 errichtet. Zwischen 1720 und 1726 wurde östlich der Kirche das Neue Deutsche Haus unter Mitwirkung des Ordensbaumeisters Franz Keller und mit Stuckdekor des Peter Appiani errichtet.

Die Zeit der Reformation scheint die Regensburger Kommende ohne großen Schaden überstanden zu haben. Allerdings ergaben sich in dieser Zeit Auseinandersetzungen mit der Stadt Regensburg über die Nutzung des St. Gilgen Platzes, auf dem die Stadt einen Viehmarkt abhielt und 1652 ein Ballhaus eröffnen wollte. Erst 1770 konnte dieser Streit mit einem conclusum caesareum beendet werden, bei dem die Stadt siegreich blieb.

Der Kommende oblag seit dem späten 18. Jahrhundert die Seelsorge des 1233 gegründeten Dominikanerinnenklosters.

Bei dem Reichsdeputationshauptschluss wurde 1803 die geistlichen Fürstentümer zwar aufgelöst, der Malteser- und der Deutschritterorden aus Rücksicht für die Kriegsdienste ihrer Glieder davon ausgenommen. Allerdings hob 1806 Napoleon die Ritterorden in den Rheinbundstaaten auf, damit war auch das Ende für diese Institutionen gekommen. Regensburg bildete aber eine gewisse Ausnahme, da es mit allen Klöstern und Abteien dem Dalbergschen Kurerzkanzlerstaat zugeschlagen wurde. Die Komturei wurde 1809 aufgelöst. Der Kurerzkanzlerstaat hatte auch nicht lange Bestand, denn schon 1810 übergab Napoleon Dalbergs Fürstentum Regensburg an das Königreich Bayern.

1809 hatte Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg das Neue Deutsche Haus (mit Seelhaus und Zubehör) an den Freiherrn von Lilien verkauft. Um 1830 ging dieses dann an die Bleistiftfabrik des Johann Jakob Rehbach über und dann Ende des 20. Jahrhunderts in öffentlichen Besitz; nach umfangreichen Sanierungsarbeiten befindet sich hier ein Amtsgebäude der Regierung der Oberpfalz.

Die um die Ägidienkirche liegenden Komtureigebäude wurden 1810 dem letzten Fürstabt von St. Emmeram Coelestin Steiglehner übergeben. Dieser musste dafür seine Antikensammlung (Münzen, Gemmen, Figuren) hergeben, konnte hier aber bis zu seinem Tod am 21. Februar 1819 wohnen. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass viele Epitaphe der Deutschordensritter in der Kirche St. Ägid aufgestellt wurden. Danach wurde das Gebäude von der Stadt Regensburg erworben und als Schulhaus verwendet. 1837 wurde es von dem Domkapitel erworben, das hier bis 1921 ein Krankenhaus betrieb. Es befand sich hier unter einem Dach mit dem Evangelischen Krankenhaus, welches 1882 an den Emmeramsplatz verlegt wurde[1] Danach wurde das Gebäude zu dem Altersheim St. Josef[2] umgewandelt. Gegenwärtiger Träger dieses Heimes sind seit 1978 die Marianer des Deutschen Ordens bzw. der eigenständige Verein „Deutschordenshaus Regensburg e.V.“.

Literatur

  • Paul Mai (Hrsg.): 800 Jahre Deutschordenskommende St. Ägid in Regensburg 1210 - 2010 . Ausstellung in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, St. Petersweg 11 - 13, 19. Juni bis 26. September 2010. Regensburg, Schnell & Steiner, 2010, ISBN 978-3-7954-2421-3.

Einzelnachweise

  1. Homepage des Evangelischen Krankenhauses Regensburg
  2. Homepage Altersheim St. Josef Regensburg

Weblinks

Koordinaten: 49° 0′ 59,9″ N, 12° 5′ 24,3″ O