Docetaxel

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Strukturformel
Struktur von Docetaxel
Allgemeines
Freiname Docetaxel
Andere Namen
  • (2R,3S)-4-Acetoxy-2α-benzyloxy-13-[3-(N-tert-butoxycarbonyl)amino-2-hydroxy-3-phenyl]propionyl-5β,20-epoxy-1,7β,10β-trihydroxy-9-oxotax-11-en-13α-ylester (IUPAC)
  • (2R,3S)-N-(tert-Butoxycarbonyl)-2-hydroxy-3-phenyl-β-alanin-(4-acetoxy-2α-benzoyloxy-5β,20-epoxy-1,7β,10β-trihydroxy-9-oxo-11-taxen-13α-ylester)
Summenformel C43H53NO14
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 114977-28-5
EG-Nummer (Listennummer) 601-339-2
ECHA-InfoCard 100.129.246
PubChem 148124
ChemSpider 130581
DrugBank DB01248
Wikidata Q420436
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01CD02

Wirkstoffklasse

Zytostatikum

Wirkmechanismus

Mikrotubuli-Arretierung

Eigenschaften
Molare Masse 807,88 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

232 °C[2]

Löslichkeit

nahezu unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​341​‐​360FD​‐​362​‐​372
P: 202​‐​260​‐​263​‐​302+352​‐​305+351+338​‐​308+313[1]
Toxikologische Daten

156 mg·kg−1 (LD50Mausi.v.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Docetaxel (Handelsname Taxotere®, Hersteller: Sanofi-Aventis, sowie viele Generika[3]) ist ein Zytostatikum aus der Gruppe der Taxane. Docetaxel ist strukturell ein Abkömmling des Paclitaxels und wird halbsynthetisch aus in der Europäischen Eibe vorkommenden Vorläuferstoffen hergestellt.

Synthese[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Taxan Paclitaxel (Taxol) wurde aus der Rinde der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) isoliert. Da diese Baumart jedoch zu den am langsamsten wachsenden Bäumen der Welt gehört, gab es Bemühungen, aus anderen Pflanzen Grundstoffe für die Taxan-Synthese zu gewinnen. Es gelang, aus der in wesentlich größeren Mengen verfügbaren Europäischen Eibe (Taxus baccata) die Substanz 10-Deacetyl-Baccatin III (10-DAB-III) zu isolieren, die nach Veresterung das halbsynthetische Taxan Docetaxel ergibt.

Mechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Docetaxel fördert die Stabilisierung von Mikrotubuli, indem es den Zusammenbau von Mikrotubuli-Dimeren zu Mikrotubuli fördert und die Depolymerisation verhindert, wodurch Zellen im G2- und M-Stadium blockiert und die Mitose und Proliferation von Krebszellen gehemmt wird.

Seine pharmakologischen Wirkungen sind stärker als die von Paclitaxel, mit der dreifachen intrazellulären Konzentration und langen Verweildauer in der Zelle sowie der doppelten Mikrotubuli-Affinität; Als Mikrotubuli-Stabilisator und Assemblierungsförderer ist seine Aktivität doppelt so hoch wie die von Paclitaxel; Als Inhibitor der Mikrotubuli-Depolymerisation ist seine Aktivität ebenfalls doppelt so hoch wie die von Paclitaxel.

Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zytostatische Wirkung von Docetaxel beruht auf seiner Bindung an den Mikrotubuli-Apparat. Dadurch kommt es zur Stabilisierung der Mikrotubuli und zur Blockierung der Mitose der Zelle. Docetaxel wird hepatisch metabolisiert (über die Leber verstoffwechselt).

Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Docetaxel findet Anwendung bei der Behandlung von Brustkrebs (Mammakarzinom), nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen (Lungenkrebs), Prostatakarzinomen, Ovarialkarzinomen (Eierstockkrebs), Magenkarzinomen und Kopf-Hals-Tumoren.

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptnebenwirkungen sind Neuropathie, Blutbildungsstörungen (Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie) bzw. Leberfunktionsstörungen. Nachdem die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) vermehrt Meldungen über neutropenische Enterokolitis unter Behandlung mit Docetaxel bekommen hatte, hat der Ausschuss für Pharmakovigilanz die Sicherheit des Medikaments neu bewertet. Diese Nebenwirkung, bei der es zu einer schwerwiegenden Entzündungsreaktion im Darm kommt, ist bereits als «selten» in der Fach- und Gebrauchsinformation eingestuft, das heißt, sie tritt bei weniger als 1 von 1000 behandelten Patienten auf. Abschließend kam der Ausschuss zu dem Ergebnis, dass es keine Neueinstufung geben wird.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke: Repetitorium allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Elsevier Urban & Fischer, 2009

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Datenblatt Docetaxel bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 29. Mai 2022 (PDF).
  2. a b Eintrag zu Docetaxel in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  3. Honecker et al. (Hrsg.): Taschenbuch Onkologie 2020/21, Zuckschwerdt-Verlag, München 2020
  4. PRAC concludes there is no evidence of a change in known risk of neutropenic enterocolitis with docetaxel, PM EMA vom 6. Juni 2017, abgerufen am 5. Juli 2017.