Edelrauthütte

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Edelrauthütte
Die neue Edelrauthütte 2017
Die neue Edelrauthütte 2017

Die neue Edelrauthütte 2017

Gebirgsgruppe Zillertaler Alpen
Geographische Lage: 46° 56′ 49,3″ N, 11° 44′ 20,7″ OKoordinaten: 46° 56′ 49,3″ N, 11° 44′ 20,7″ O
Höhenlage 2545 m s.l.m.
Edelrauthütte (Südtirol)
Edelrauthütte (Südtirol)
Besitzer Autonome Provinz Bozen – Südtirol
Erbaut 1908; Neubau: 2016
Bautyp Schutzhütte
Übliche Öffnungszeiten Anfang Juni bis Anfang Oktober
Beherbergung 60 Betten, 15 Lager
Winterraum 15 Lager
Weblink Edelrauthütte
Hüttenverzeichnis ÖAV DAV
p6

Die Edelrauthütte (auch Eisbruggjochhütte, italienisch Rifugio Passo Ponte di Ghiaccio genannt) ist eine Schutzhütte in Südtirol. Sie liegt auf 2545 m s.l.m. am Eisbruggjoch, einem Übergang zwischen dem Pfunderer und dem Lappacher Tal in den Pfunderer Bergen, einer Untergruppe der Zillertaler Alpen. Die Hütte wurde 1908 als Ausgangspunkt für Hochtouren in die Dreitausenderregion des nördlich gelegenen Zillertaler Hauptkamms eröffnet. 2016 wurde das ursprüngliche Gebäude durch einen kompletten Neubau ersetzt.

Namen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänglich wurde die Edelrautehütte nach ihrem Gründerverein, der Alpinen Gesellschaft Edelraute des Österreichischen Alpenklubs, benannt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol von Italien annektiert, das in der Folge alle deutschen und österreichischen Schutzhütten enteignete. Im Rahmen der anschließenden faschistischen Italianisierung wurde der Name Edelrautehütte, der auf die 1925/26 erbaute Edelrautehütte in den steiermärkischen Rottenmanner Tauern überging, durch das italienische Rifugio Passo Ponte di Ghiaccio ersetzt. Durch die wörtliche Übersetzung des italienischen Namens ins Deutsche entstand Eisbruggjochhütte, ein weiterer, vor allem im Volksmund gebräuchlicher Name. Obwohl sich im Grundbuch neben der italienischen Benennung immer noch die Form Edelrautehütte findet, ist Edelrauthütte heute der gebräuchlichste Name.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die alte Edelrauthütte 2006

Bereits 1895 plante der Hüttenausbau-Ausschuss der Sektion Berlin des DuOeAV am Eisbruggjoch eine Jubiläumshütte, die „den Besuch des Hochfeilers und noch einiger Gipfel im westlichen Theile des Zillerthaler Hauptkammes für die (…) Alpenreisenden wesentlich erleichtern“ sollte.

1906 erwarb die Alpine Gesellschaft Edelraute des Österreichischen Alpenklubs in Wien ein Baugrundstück am Joch und errichtete im folgenden Jahr die Edelrautehütte, die am 17. August 1908 im Beisein des kaiserlichen Ministerialrats und Alpinisten Josef Daimer feierlich eingeweiht wurde. Von Anfang an war der Gletscherstützpunkt gut besucht: Im Schlechtwettersommer 1910 wagten immerhin noch 95 frühe Pioniere den Anstieg.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Südtirol von Italien annektiert, das in der Folge alle auf dem Staatsgebiet liegenden deutschen und österreichischen Schutzhütten enteignete. Die Verwaltung des Rifugio, das damals bewirtschaftet wurde und gleichzeitig der italienischen Finanzwache als Stützpunkt diente, übernahm die Sektion Brixen des CAI.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schutzhaus stark verwahrlost und von Vandalen beschädigt worden. 1950 wurde es zwar wieder instand gesetzt und bewirtschaftet, 1964 aber, auf dem Höhepunkt der Unruhen wegen der unzureichenden Autonomie Südtirols, erneut militärisch besetzt. Erst seit 1972 ist die Edelrauthütte wieder für Bergsteiger geöffnet und touristischer Stützpunkt auf den bekannten Höhenwegen. Da sich an Spitzentagen bald Raumnot bemerkbar machte, erhielt sie 1976 einen Nebenbau mit Winterraum und Schlaflagern, kurz darauf ein Elektrizitätswerk. Bereits damals besorgte ein Armeehubschrauber den Materialtransport. Heute noch verfügt die Edelrauthütte über keine Zufahrt oder Materialseilbahn.

Zusammen mit 24 weiteren vom Staat enteigneten Schutzhütten ging die Edelrauthütte 1999 in das Eigentum der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol über; mit Jahresende 2010 lief die Konzession zu deren Führung durch den CAI aus.[1][2] Seit 2015 wird das Land Südtirol bei der Verwaltung der Hütte (Vergabe an Pächter, Überwachung der Führung, Sanierungsmaßnahmen) durch eine paritätische Kommission unterstützt, in der neben der öffentlichen Hand auch der AVS und der CAI vertreten sind.[3] Nachdem bereits 2011 die Landesregierung aufgrund des schlechten baulichen Zustandes die Neuerrichtung der Hütte beschlossen hatte,[4] wurde 2015 und 2016 das Projekt des Brixner Architekturbüros MoDus Architects verwirklicht.[5] Die Kosten der Bauarbeiten, bei denen zunächst der Neubau errichtet und anschließend die unmittelbar danebenstehende alte Hütte abgerissen wurde, betrugen rund 2,9 Millionen Euro.[6]

Zustieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Edelrauthütte ist über drei Hauptzustiege erreichbar:

  • vom Neves-Stausee im hinteren Lappacher Tal in etwa 2½ Stunden,
  • vom Weiler Dun in Pfunders in 3 Stunden,
  • von der Hochfeilerhütte über die Niedere Weißzintscharte in 5–6 Stunden. ACHTUNG: Weg gesperrt seit 2. August 2023, Details siehe unter Übergänge
Der Eisbruggsee vom Eisbruggjoch aus gesehen

Höhenwege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hütte ist ein wichtiger Stützpunkt an bestimmten Höhenwegen:

Gipfel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von der Edelrauthütte aus erreicht man unter anderem folgende Gipfel:

Übergänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Neveser Sattel – Furtschaglhaus (5 – 6 Stunden, ernsthafte[7] Hochtour)
  • Hochfeilerhütte – Pfitscher JochSchlegeisspeicher (7 Stunden) - ACHTUNG: Route seit 2. August 2022 bis auf Weiteres gesperrt wegen schwer überwindbarer Randkluft und instabilem Moränengelände im Bereich Gliderferner, bis zur unteren Weißzintscharte begehbar. Daher größerer Umweg zur Hochfeilerhütte über Gliderscharte und Unterberghütten erforderlich (Weg 8a über den Gliderbach zwischen Gliderscharte und Hochfeilerhütte wegen Brückenschaden seit 7. September 2023 ebenfalls gesperrt), dies führt zu einer Verlängerung der Gehzeit zur Hochfeilerhütte auf etwa 10 Stunden, unter Auslassung der Hochfeilerhütte zum Pfitscher-Joch-Haus auf etwa 12 Stunden, Zwischenübernachtung während der Almsaison nach Vorreservierung möglich auf Oberer Engbergalm und im Brenninger Biwak.

Karten und Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Topografische Wanderkarte Tabacco-Verlag, Udine, Blatt 37, 1:25.000, Hochfeiler, Pfunderer Berge
  • Kompass Wanderkarte, Blatt 082, 1:25.000 Ahrntaler Berge
  • Kompass Wanderkarte, Blatt 081 1:25.000, Pfunderer Berge
  • Anton Weissteiner, Monika Leitner: 100 Jahre Edelrauthütte. Geschichte, Geschichten und Tourenvorschläge rund um ein uriges Südtiroler Schutzhaus. Club Alpino Italiano, Brixen 2008
  • Alberto Winterle u. a.: Edelrauthütte. In: Turrisbabel 91: Schutzhüttenwettbewerbe, Fachzeitschrift der Architekturstiftung Südtirol, Oktober 2012, S. 4–50. ISSN 2281-3292

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Edelrauthütte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Übergang der Schutzhütten: Basis für Führungskörperschaft gelegt. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilungen, 2. Oktober 2009, abgerufen am 30. Januar 2012.
  2. Schutzhütten. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Abteilung Vermögensverwaltung, abgerufen am 30. Januar 2012.
  3. Schutzhütten: Abkommen zwischen Land, CAI und AVS unterzeichnet. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilungen, 8. Juli 2015, abgerufen am 8. Juli 2015.
  4. Schutzhütten: Landesregierung gibt Projekte für Neubau in Auftrag. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilungen, 4. April 2011, abgerufen am 30. Januar 2012.
  5. Edelrauthütte schließt nach 107 Jahren im Herbst – Neubau ab nächster Woche. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilungen, 26. Juni 2015, abgerufen am 1. Dezember 2015.
  6. Neu erbaute Edelrauthütte eingeweiht. Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Pressemitteilungen, 8. September 2016, abgerufen am 5. Oktober 2016.
  7. Übergang Edelrauthütte – Neveser Sattel – Furtschaglhaus (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (PDF; 190 kB), Wegbeschreibung auf der Website der Edelrauthütte