Einheitsübersetzung

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Die Einheitsübersetzung (EÜ) ist eine deutsche Bibelübersetzung für den liturgischen Gebrauch im römisch-katholischen Gottesdienst. Die Bibel, die vom Katholischen Bibelwerk herausgegeben wird, wurde von 1962 bis 1980 von katholischen Theologen unter Beteiligung evangelischer Theologen erarbeitet. Gemeinsam verantwortet waren das Neue Testament und die Psalmen. Die evangelische Seite zog sich jedoch 2005 aus dem Projekt einer Revision der Einheitsübersetzung zurück.

Im April 2016 wurde eine zehnjährige Überarbeitung abgeschlossen. Berücksichtigt worden seien neue Erkenntnisse zu frühen Textzeugen, Änderungen im aktuellen Sprachgebrauch und eine engere Orientierung am Urtext. Im September 2016 wurde diese Fassung vorgestellt, ab dem 6. Dezember 2016 soll sie erhältlich sein.[1][2]

Anlass

Die Erarbeitung der Einheitsübersetzung ist eine Folge der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Das Zweite Vatikanum ließ neben dem Gebrauch der lateinischen Sprache auch den der jeweiligen Landessprache in der Liturgie zu. Dadurch wurde auch die Erarbeitung neuer Bibelübersetzungen für den liturgischen Gebrauch in den Landessprachen dringlich: „Darum bemüht sich die Kirche, daß brauchbare und genaue Bibelübersetzungen in die verschiedenen Sprachen erarbeitet werden.“ (Dei Verbum Nr. 22).

Name und Zielsetzung

Die Einheitsübersetzung sollte die einheitliche Bibel aller deutschsprachigen Bistümer werden. Der Name „Einheitsübersetzung“ spiegelt dieses Ziel wider. Entgegen einem verbreiteten Missverständnis bedeutet der Name nicht, dass eine gemeinsame Bibelübersetzung der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche erstellt werden sollte. Zwar waren evangelische Theologen seit Beginn an den Arbeiten beteiligt, aber eine Ablösung der in der evangelischen Kirche gebräuchlichen Lutherübersetzung wurde von dieser zu keinem Zeitpunkt angestrebt.

Sprachlich sollte auf eine gute Verständlichkeit, wie auf einen gehobenen Stil, geachtet werden. Um die umfassende Verwendbarkeit sicherzustellen, arbeiteten neben Theologen, auch Sprachwissenschaftler, Experten für Liturgik, Katechetik, Didaktik, Medienpädagogik und Kirchenmusik bei der Ausarbeitung mit.

Dem Ziel guter Verständlichkeit und breiter Einsatzmöglichkeiten dienen auch die ausführlichen Einleitungen zu den einzelnen biblischen Büchern, die auch Erträge der historisch-kritischen Bibelwissenschaft aufgreifen und zahlreiche Erklärungen, die dem Text als Fußnoten beigegeben sind.

Textgrundlage

Die Zielvorgabe des Zweiten Vatikanums, eine „brauchbare und genaue“ Übersetzung zu erstellen, beinhaltete eine Erarbeitung „mit Vorrang aus dem Urtext der Heiligen Bücher“ (Dei Verbum Nr. 22). Die bis dahin gültige Vorrangstellung der lateinischen Vulgata in der römisch-katholischen Kirche wurde damit aufgegeben. Das stellte die katholischen Theologen vor die Herausforderung, entgegen der bisher üblichen Praxis nicht mehr die lateinische Bibel ins Deutsche zu übertragen, sondern aus dem Hebräischen, Aramäischen und Griechischen ins Deutsche zu übersetzen. Die römisch-katholische Kirche verwirklichte damit eine Forderung der Reformation, die eine Rückkehr von der Vulgata zu den Quellen gefordert hatten.

Erprobung und Approbation

Die Übersetzungsarbeit dauerte von 1962 bis 1974. Anschließend wurde die Übersetzung in der Praxis erprobt und von 1975 bis 1978 erneut überarbeitet. 1978 approbierte die Deutsche Bischofskonferenz die endgültige Fassung. Seitdem hat sich die Einheitsübersetzung in ihrer Zielsetzung bewährt und ist zur einheitlichen Textgrundlage der liturgischen Bücher der deutschsprachigen Bistümer geworden.

Ökumenische Bedeutung und Revision

Von Anfang an hatten evangelische Theologen an der Einheitsübersetzung mitgewirkt, zunächst Michaelsbrüder aus der Berneuchener Bewegung. An der Übersetzung der Psalmen und des Neuen Testaments wirkte dann auf Bitten der Deutschen Bischofskonferenz die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) offiziell mit. 1970 schlossen die Bischofskonferenz und die EKD einen Vertrag über die gemeinsame Arbeit an der Einheitsübersetzung, die damit zu einem besonderen Zeichen der Ökumene in Deutschland wurde. Seit 1980 ist die Einheitsübersetzung auch für den Gebrauch in der evangelischen Kirche freigegeben und wird insbesondere in ökumenischen Veranstaltungen neben der Lutherbibel verwendet.

Seit einigen Jahren bemüht sich die Bischofskonferenz um eine Revision der Übersetzung. Auch sie sollte ursprünglich ein gemeinsames Projekt mit der evangelischen Kirche sein. Im Zuge der Revisionsarbeiten kam es aber zu einem Konflikt zwischen der römisch-katholischen und der evangelischen Seite, in dessen Folge die EKD den 1970 geschlossenen Vertrag aufkündigte (2005), weil die römisch-katholische Kirche auf eine stärkere Gewichtung der kirchlichen Traditionen gegenüber dem Urtext drängte[3] und das bis dahin praktizierte Konsensprinzip nicht mehr gelten sollte, nach dem bei strittigen Fragen eine Gemeinsamkeit zwischen den Konfessionen erreicht werden musste. Zudem soll die Revision nach ihrem Abschluss einer päpstlichen Approbation unterzogen werden, was die EKD ebenfalls ablehnte. Der aktuelle Stand der Neufassung (Februar 2010) bevorzugt geschlechtsneutrale Formulierungen und verzichtet konsequent auf die Wiedergabe des Gottesnamens JHWH als „Jahwe“.[4]

Die Reaktionen auf das Scheitern der gemeinsamen Übersetzung waren unterschiedlich. Die katholische Kirche reagierte mit Unverständnis. Der damalige Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, sprach von einer „erheblichen Belastung“[5] für die Ökumene und warf den EKD-Vertretern einen zu plötzlichen Rückzug ohne Klärungsversuch vor. Auch der Rat der EKD bedauerte die Entwicklung, erklärte aber, er habe „alle erdenklichen Anstrengungen unternommen, um das jetzt eingetretene Ergebnis zu vermeiden.“[6]

Nach Informationen von Februar 2010 war die Revisionsarbeit am Neuen Testament zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen und die Arbeit am Alten Testament war soweit fortgeschritten, dass ein Abschluss der Arbeiten im Jahre 2011 erwartet wurde. Danach müssen die Texte allerdings noch von den entsprechenden Gremien der deutschsprachigen Bischofskonferenzen und des Vatikans genehmigt werden. Die Dauer des Genehmigungsprozesses war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen, weshalb ein Erscheinungsdatum noch nicht angegeben werden konnte. [7] Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2012 wurde eine Approbationsvorlage des Neuen Testamentes vorgelegt und angenommen.[8] Ein Jahr später nahm die Vollversammlung die revidierten Approbationsvorlagen für das Neue und das Alte Testament an.[9] Im April 2016 kündigte Kardinal Reinhard Marx an, dass die revidierte Fassung im Herbst 2016 erscheinen werde.[10]

Siehe auch

Zur allgemeinen Geschichte der Übersetzung der Bibel siehe den Hauptartikel: Geschichte der Bibelübersetzung

Weblinks

Online-Texte
Ausstieg der evangelischen Kirche

Einzelnachweise

  1. Deutschland: Katholiken veröffentlichen im Herbst neue Bibel-Einheitsübersetzung | ZEIT ONLINE. Website Zeit Online. Abgerufen am 26. April 2016.
  2. Bericht Bischofskonferenz in Fulda. Abgerufen am 7. Oktober 2016.
  3. Deutsche Übersetzung der Instruktion Liturgiam authenticam
  4. Josef Wallner: Die neue Bibelübersetzung. Im Gespräch. In: „Kirchenzeitung – Diözese Linz“. 25. Februar 2010, abgerufen am 18. März 2011: „Der Linzer Bibelwissenschafter Johannes Marböck gehört dem Leitungsgremium der Revision an und gibt – exklusiv für die KirchenZeitung – Einblick in den Stand der Arbeit. […] In der neuen Fassung wird das griechische Wort ‚Adelphoi‘ (Brüder) dort, wo es sachlich richtig ist, mit ‚Brüder und Schwestern‘ übersetzt. Als ein Beispiel erwähne ich den ersten Korintherbrief, wo Paulus über die Auferstehung Jesu spricht: ‚Ich erinnere euch, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe‘ (1 Kor 15,1). An anderen Stellen werden geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet. In der Bergpredigt (Mt 5,9) wird es anstatt ‚Söhne Gottes‘ ‚Kinder Gottes‘ heißen. Und aus dem Apostel Junias (Röm 16,7) wird eine Junia werden. So ist das vorgesehen, wir haben aber nicht das letzte Wort, muss ich einschränkend sagen, das haben die Bischofskonferenzen und Rom.“
  5. Evangelischer Pressedienst: EKD zieht sich aus ökumenischem Bibel-Projekt zurück. Kardinal Lehmann reagiert mit Bedauern (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive); Meldung vom 8. September 2005.
  6. Christof Vetter: Evangelische Beteiligung an der „Einheitsübersetzung“ der Bibel nicht mehr möglich. Rat der EKD bedauert Entwicklung; Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland vom 8. September 2005.
  7. Josef Wallner: Die neue Bibelübersetzung. Im Gespräch. In: „Kirchenzeitung – Diözese Linz“. 25. Februar 2010, abgerufen am 8. August 2011.
  8. P. Dr. Hans Langendörfer SJ (Hrsg.): Revision der Einheitsübersetzung des Neuen Testamentes. (PDF; 52 kB) In: Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, anlässlich der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg am 1. März 2012. 1. März 2012, abgerufen am 22. März 2012.
  9. P. Dr. Hans Langendörfer SJ (Hrsg.): Revidierte Einheitsübersetzung der Bibel. (PDF; 54 kB) In: Pressebericht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, anlässlich der Pressekonferenz zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Trier am 21. Februar 2013. 21. Februar 2013, abgerufen am 22. August 2013.
  10. P. Dr. Hans Langendörfer SJ (Hrsg.): Neue Einheitsübersetzung der Bibel erscheint im Herbst. Kardinal Marx: „Zehnjährige Arbeit erfolgreich abgeschlossen“. In: „Pressemeldung 26.04.2016 – Nr. 072“. 26. April 2016, abgerufen am 24. Juni 2016.