Elisabeth Gerdts-Rupp

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Elisabeth Gerdts-Rupp, geb. Elisabeth Rupp, (* 23. November 1888 in Ravensburg; † 18. März 1972 in Radolfzell) war eine deutsche Juristin, Lyrikerin und Ethnologin.

Leben

Der Vater von Elisabeth Gerdts-Rupp war der Generalstaatsanwalt und Ministerialdirigent Erwin Rupp (1855–1916), ihre Mutter Marie, geb. Volz (1866–1945). Sie hatte zwei Geschwister: die Bildhauerin Maria (1891–1956) und den Bundesverfassungsrichter Hans Georg (1907–1989). Elisabeth Rupp machte 1906 ihr Abitur am Privaten Mädchengymnasium in Stuttgart, das zweite Mädchengymnasium Deutschlands, in dem Mädchen ab 1904 ihr Abitur machen konnten. Anschließend studierte sie auf Wunsch der Eltern an den Universitäten in Straßburg, Leipzig und Berlin Jura. Sie promovierte 1913 in Straßburg über „Das Recht auf den Tod“, angeregt durch den angekündigten Suizid eines Freundes. Neben dem Jurastudium interessierte sich Elisabeth Rupp für Kunst, Musik und Literatur.

Nach einem Aufenthalt in Berlin, wo sie in einem Verein für Sozialarbeit arbeitete, zog sie 1916 in das Haus der Großeltern in Reutlingen und veröffentlichte ihren ersten Gedichtband „Wiesenlieder“, 1918 folgte der zweite „Wolke, Wiese, Welt“. Sie lernte Hermann Hesse kennen, mit dem sie eine kurze Affäre hatte. Beide interessierten sich für die indische Philosophie. 1921 erschien ihr autobiografischer Entwicklungsroman „Im Zweige – Roman meiner Jugend“.

1922 ging sie für ein Jahr als Hauslehrerin mit einer deutschen großbürgerlichen Familie nach Argentinien. Die Überfahrt unternahm sie mit dem Luxusdampfer Cap Polonio. Die Eindrücke dieses Auslandsaufenthalts verarbeitete sie in „Mariquina – Aufzeichnungen aus der grünen Wüste“. Auf der Rückreise 1923 lernte sie den Seeoffizier Johannes Gerdts (1885–1945) kennen, den sie nach der Ankunft des Schiffes in Hamburg heiratete. Gerdts übernahm im Oktober 1943 das Kommando auf der Cap Arcona (Schiff, 1927). Er nahm sich im April 1945 an Bord der Cap Arcona das Leben.

1925 begann sie ein Zweitstudium der Völkerkunde und Geografie, das sie 1934 an der Tübinger Eberhard-Karls-Universität mit einer zweiten Promotion abschloss. Anschließend unternahm sie Studienreisen nach Nordafrika, Südamerika und Vorderasien. Ab 1939 arbeitete sie zunächst als ehrenamtliche Assistentin am Völkerkundlichen Institut der Tübinger Universität Tübingen und hielt dort ab 1943 und in der unmittelbaren Nachkriegszeit den Lehrbetrieb aufrecht. Sie ist mitverantwortlich für die geografische Ausrichtung der Völkerkunde in Tübingen und den Erhalt der völkerkundlichen Sammlung.

Ihren Lebensabend verbrachte Elisabeth Gerdts-Rupp ab 1960 am Bodensee, wo sie sich im Naturschutz engagierte. 1968 veröffentlichte sie den Gedichtband „Tier und Landschaft“.[1]

Werke

  • Das Recht auf den Tod. Stuttgart 1913
  • Wolke, Wiese, Welt. Neue Gedichte. Stuttgart 1918
  • Magische Vorstellungen und Bräuche der Araukaner im Spiegel spanischer Quellen seit der Conquista. Hamburg 1937
  • Mariquina – Aufzeichnungen aus der grünen Wüste. Tübingen 1950
  • Tier und Landschaft. Gedichte aus fünf Jahrzehnten. Tübingen 1968
  • Im Zweige. Erlebnis einer Jugend (hrsg. von Hermann Bausinger), Eggingen 2005, ISBN 3-86142-318-9

Literatur

Hermann Bausinger: Elisabeth Gerdts-Rupp zu Gedächtnis, in: Attempto, Heft. 43/44, 1972, S. 86-88 Hermann Bausinger: Elisabeth Gerdts-Rupp (1888-1972) - Ich wollte leben, rasend leben, in: Birgit Knorr/Rosemarie Wehling (Hg.): Frauen im deutschen Südwesten, Stuttgart 1993, S. 263-268, ISBN 9783170120891 Bettina Beer: Frauen in der deutschsprachigen Ethnologie. Ein Handbuch. Köln 2007, S.59 - 66, ISBN 9783412112066 Rosemarie Kullik: Frauen "gehen fremd". Eine Wissenschaftsgeschichte der Wegbereiterinnen der deutschen Ethnologie, Bonn 1990, ISBN 3926216395

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hermann Bausinger: Elisabeth Gerdts-Rupp. Ich wollte leben, rasend leben. In: Birgit Knorr und Rosemarie Wehling (Hrsg.): Frauen im deutschen Südwesten. Stuttgart 1993, S. 263–268