Entführung der Schlecker-Kinder

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Lars Schlecker (* 1971) und seine jüngere Schwester Meike Schlecker (* 1973), die Kinder des Drogerie-Unternehmers Anton Schlecker, wurden 1987 im Alter von 16 und 14 Jahren von Herbert Franz Jacoby, Wilhelm Hudelmaier und Dieter Hudelmaier entführt. Am nächsten Tag kamen sie wieder frei. Die Entführer, die 9,6 Millionen D-Mark Lösegeld erpresst hatten, wurden 1999 zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.

Entführung

Am 23. Dezember 1987 wurden die Kinder von Christa und Anton Schlecker vor der Villa der Familie im baden-württembergischen Ehingen verschleppt. Die drei maskierten Männer überfielen die Mutter, Christa Schlecker, und die Kinder. Die Täter nahmen daraufhin Sohn und Tochter als Geiseln. Zunächst forderten die Entführer 18 Millionen D-Mark Lösegeld. Die Geschwister wurden derweil gefesselt in einer nur fünf Kilometer entfernten Fischerhütte bei Griesingen festgehalten.

Es begann ein Nervenkrieg mit stundenlangen Verhandlungen. Der Vater, Anton Schlecker, handelte die Forderungen auf 9,6 Millionen D-Mark herunter, die Summe, über die Schlecker versichert war. Am 24. Dezember 1987, dem Tag nach der Tat, machte sich ein Prokurist Schleckers mit der vereinbarten Summe von Ulm aus auf den Weg nach Ehingen, wo das Geld übergeben wurde. Die Erpresser verschwanden mit dem Auto des Mitarbeiters und blieben unentdeckt. Lars und Meike Schlecker konnten sich derweil selbst von den Handschellen befreien und aus der Fischerhütte fliehen.

Der Fall wurde in der Sendung Aktenzeichen XY … ungelöst vom 4. November 1988 filmisch rekonstruiert.

Im Sommer 1998 wurden die Geiselnehmer zwei Wochen nach ihrem letzten Bankraub in Ehingen festgenommen. Am 22. März 1999 wurden die beiden Hauptangeklagten, Herbert Franz Jacoby im Alter von 60 Jahren und Wilhelm Hudelmaier (64), vor dem Landgericht Ulm wegen räuberischer Erpressung und erpresserischen Menschenraubes zu jeweils dreizehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Der dritte Angeklagte, Dieter Hudelmaier (57), erhielt für seine Beteiligung an zwei der Taten siebeneinhalb Jahre Gefängnis. In sieben weiteren Fällen hatten die Verbrecher insgesamt knapp 16 Millionen D-Mark erbeutet.

Literatur

  • Roland May: Die Schlecker-Entführer. In: Helfried Spitra (Hrsg.): Die großen Kriminalfälle. Band 2: Der St. Pauli-Killer, der Ausbrecherkönig und neun weitere berühmte Verbrechen (= Piper 4477). Piper Verlag GmbH, München u. a. 2005, ISBN 3-492-24477-7, S. 164–179.