Ernst Moritz Geyger

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Ernst Moritz Geyger auf Gedenktafel

Ernst Moritz Geyger (* 9. November 1861 in Rixdorf; † 29. Dezember 1941 in Marignolle bei Florenz, Italien) war ein deutscher Bildhauer, Medailleur,[1] Maler und Radierer. Er gilt als ein Vertreter der Berliner Bildhauerschule.

Leben

Die Familie Geyger verließ um 1824 ihre Heimat in Neufchatel und siedelte sich zum Teil in der Umgebung von Berlin, der damaligen Gemeinde Deutsch-Rixdorf, zum Teil im Raum Hannover an. Sein Vater Gustav Ernst Geyger heiratete 1858 Albertina Lisetta Ida Brückner. Geyger hatte zwei Geschwister.[2] Am 9. November 1861 wurde Ernst Moritz Geyger am heutigen Karl-Marx-Platz 16–18, der früheren Mühlenstraße 7, geboren. Eine Gedenktafel von Otto Drengwitz am Haus erinnert an den Rixdorfer Künstler.

Gedenktafel für Ernst Moritz Geyger

Ab 1877 begann Geyger im Alter von sechzehn Jahren eine künstlerische Ausbildung in der Malklasse der Kunstschule in Berlin und wechselte bis 1884 zur Kunstakademie Berlin. Hier führte er als Schüler von Paul Thumann, Otto Knille, Max Michael und Paul Meyerheim seine Ausbildung fort. Nach dem Abschluss an der akademischen Hochschule und dem vergeblichen Versuch, im Meisteratelier von Anton von Werner unterzukommen, war Geyger als freischaffender Maler tätig. Zusätzlich widmete er sich der Graphik, wechselte in seinen Werken ab 1886 jedoch in die Radierkunst und den Kupferstich. In dieser Zeit bekamen seine parodisierenden Tierdarstellungen viel Zuspruch, so zum Beispiel der Kranich als „Prediger in der Wüste“, „Der Elephant bei der Toilette“ und „Die große Affendisputation“. Da ihn die Malerei nicht mehr ausreichend befriedigte, wandte er sich ab 1886 auch bildhauerischen Arbeiten zu, ohne eine entsprechende Ausbildung gemacht zu haben.[3]

Bald bildete er sich künstlerisch weiter, in dem er Florenz und Berlin besuchte. 1893 erhielt Geyger eine Professur an der Dresdner Akademie als Leiter des Kupferstich-Meisterateliers.[2] Den akademischen Zwang nicht akzeptierend, verließ er Dresden bereits nach fünf Monaten.[3] Er orientierte sich nunmehr wieder auf das Studium ausländischer Kunst. Einen Aufenthalt in Paris nutzte er, um die Herstellung seiner Pergament-Drucke und Güsse kleinplastischer Silber- und Bronzearbeiten zu kontrollieren.

1895 ließ er sich bei Florenz nieder und richtete sich in der Mediceer-Villa Marignolle eine Werkstatt ein. Ein Schüleratelier unterhielt er in Florenz, ein zweites Atelier in Berlin.[2] 1902 entstand sein wohl bekanntestes Werk, das heute unter anderem am Dresden-Neustädter Elbufer und im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam zu sehen ist, der oft kopierte Bogenschütze.

Von 1900 bis 1904 hielt sich Geyger wieder in Berlin auf. Hier verklagte er 1903 den Künstler Max Klinger wegen Verleumdung, denn Klinger hatte in einem Zeitungsartikel behauptet, er habe Stiftungsgelder unterschlagen wollen. Geyger gewann diesen Prozess.

Nach einem Ruf im Jahr 1918 als Professor des Meisterateliers für Graphik an die Berliner Akademie blieb Geyger bis zum 31. März 1927 in dieser Funktion an der Hochschule. Danach wählte er Florenz als ständigen Wohnsitz.[4]

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erwarb Hitler einige von Geygers Bildern und verlieh ihm 1936 einen Ehrensold.[4] 1938/39 nahm Geyger an der zweiten deutschen Architekturausstellung im Münchner Haus der Deutschen Kunst mit dem Objekt Bogenschütze am Königsufer in Dresden teil.[4] Nur wenige Tage vor seinem Tod erhielt Geyger 1941 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft.[4]

Seine Asche wurde auf dem Ulmer Friedhof beigesetzt.

Werke (Auswahl)

Bogenschütze am Elbufer in Dresden
Bogenschütze auf dem Trammplatz in Hannover
  • 1883: Tierstudie (Bild), Lutherbild (Bild)
  • 1895: Der Riese
  • 1895: Bogenschütze (Kupfertreibarbeit ausgeführt 1901 von Gustav Lind), Park Sanssouci, Potsdam
  • 1901: Stier, im Volkspark Humboldthain, Berlin
  • 1902: Bogenschütze (Bronzefigur), Neuaufstellung 1936 im Staudengarten am Neustädter Elbufer in Dresden als politische Geste
  • 1903: Malayen-Bär (Bronzefigur), Archer (Bronzefigur)
  • Dornausziehender Affe, im Albertinum in Dresden vorhanden
  • 1912: Pecunia non olet (Bild)
  • 1915: Märchenbrunnen (früher: Deutscher Wald, auch Symbol des Waldesdomes, Brunnen mit Bronzefiguren), siehe Märchenbrunnen im Schulenburgpark

Postume Ehrungen

Gedenktafel
Karl-Marx-Platz 16–18, Berlin-Neukölln
Straßenbenennung
Geygerstraße zwischen Sonnenallee und Donaustraße, Berlin-Neukölln, Name vergeben am 27. März 1912 durch die Gemeindeverwaltung Rixdorf

Literatur

  • Peter Bloch, Sibylle Einholz und Jutta von Simson (Hrsg.): Ethos und Pathos – Die Berliner Bildhauerschule 1786−1914. Gebr. Mann: Berlin 1990, ISBN 3-7861-1599-0, S. 109 f.

Weblinks

Commons: Ernst Moritz Geyger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Künstler. Ernst Moritz Geyger. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V., abgerufen am 29. November 2014.
  2. a b c Martin H. Schmidt: Plastiken in Berlin: Der „Bogenschütze“ von Ernst Moritz Geyger. (PDF) Ein Berliner Bildhauer und sein populärstes Werk. Verein für die Geschichte Berlins, Februar 1992, S. 1-9, abgerufen am 3. Januar 2012.
  3. a b Kurzbiografie Geyger aus Meyers Lexikon 1905; auf zeno.org
  4. a b c d Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 182.