Ernst Wilhelm Eschmann

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Ernst Wilhelm Eschmann (Pseudonyme: Leopold Dingräve, Severus, Habrich, Fellmann) (* 16. August 1904 in Berlin; † 22. Februar 1987 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Soziologe und Philosoph.

Leben und Wirken

Eschmann absolvierte zunächst ein Studium der Rechte, der Nationalökonomie, Philosophie und Geschichte an der Universität Heidelberg und bekam dort eine Assistentenstelle bei dem Soziologen Alfred Weber. Als dessen Schüler promovierte Eschmann 1928 mit einer Arbeit über den faschistischen Staat in Italien.

1929 begann Eschmann, für die von Hans Zehrer geleitete politische Monatsschrift Die Tat zu arbeiten. Dadurch wurde er Mitglied des sogenannten Tat-Kreises, einem Zirkel junger Journalisten, dem neben Eschmann und Zehrer auch Giselher Wirsing, Ferdinand Fried und Friedrich Wilhelm von Oertzen angehörten, der in den frühen 1930er Jahren einen beachtlichen politischen Einfluss entfaltete und insbesondere dem mächtigen Reichswehrminister Kurt von Schleicher als Ideengeber diente.

Über das Scheitern des Tat-Kreises urteilte er später: „Wir hatten keine richtigen Prinzipien. Wir hielten alles für möglich. Die Idee des Naturrechts, der unveräußerlichen Rechte des Menschen, war uns fremd. Wir hingen ideenmäßig gänzlich in der Luft, ohne eine tragfähige Basis für unsere Konstruktionen zu besitzen.[1]

Im September 1933 musste Zehrer als Verantwortlicher der Zeitschrift zurücktreten. Ab 1939 wurde die Zeitschrift mit dem neuen Titel Das XX. Jahrhundert von Wirsing und Eschmann herausgegeben (auch 1938 firmierten sie schon als Hgg. der "Tat", zuvor Wirsing allein), wobei sich Eschmann hauptsächlich um den kulturellen Teil kümmerte. Von 1933 bis 1943 war Eschmann Soziologiedozent und Soziologieprofessor an der Universität Berlin. NSDAP-Mitglied wurde Eschmann am 1. April 1940 mit der Nummer 7617245, nachdem seinem Aufnahmeantrag 1937 aus formalen Gründen nicht entsprochen worden war, obwohl sich Wirsing, mittlerweile Schriftleiter des NS-Blattes Münchener Neueste Nachrichten, bei Reinhard Heydrich für ihn verwendet hatte.

Während des Zweiten Weltkrieges war Eschmann Direktor der Frankreichabteilung des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts. Hier wurden Dolmetscher, Verwaltungsbeamte und NS-Funktionsträger ausgebildet, das heißt die zukünftigen mit dem Ausland befassten Eliten. In den Jahrgängen 1941 – 1944 des vom SS-Führer Franz Six herausgegebenen Jahrbuches für Politik und Auslandskunde[2] war Eschmann für den Frankreich-Teil zuständig. In Paris hatte er Kontakt mit dem Kollaborateur Marcel Jouhandeau[3]. Eschmann war in Marseille Leiter der Zweigstelle Pariser Deutschen Instituts.[4]

Ab 1945 war Eschmann zunächst freier Schriftsteller. 1960 wurde er zum Professor für Philosophie, Soziologie und Geistesgeschichte an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster berufen. 1969 ging er in den Ruhestand.

Werke

  • Der faschistische Staat in Italien. Ferdinand Hirt, Breslau 1930, ²1933. Reihe: Jedermanns Bücherei; Abteilung Rechts- und Staatswissenschaft
  • Griechisches Tagebuch. 1936
  • Erdachte Briefe. 1938
  • als Severus: Frankreich und England. Reihe: Das Britische Reich in der Weltpolitik, 25. Schriften des Deutschen Instituts für Außenpolitische Forschung und des Hamburger Instituts für Auswärtige Politik, 40. Hg. in Gemeinschaft mit dem Deutschen Auslandswissenschaftlichen Institut. Junker & Dünnhaupt, Berlin 1940
  • Die Tanne. 1953
  • Die Kunst von Gandhara. Privatdruck Firma Karl Thomae. Biberach an der Riß 1975[5]

Literatur

  • Michael Frederik Plöger: Soziologie in totalitären Zeiten. Zu Leben und Werk von Ernst Wilhelm Eschmann (1904-1987).Lit, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0781-8. Rezension:[1]
  • Wolfgang Geiger: L'image de la France dans l'Allemagne nazie 1933-1945, Presses Universitaires de Rennes, Rennes 1999, ISBN 2-86847-374-1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Von Schleicher zu Springer, S. 63.
  2. Das Jahrbuch 1944 heißt "Jahrbuch der Weltpolitik". Verlag Junker & Dünnhaupt Berlin
  3. Gerhard Heller mit Jean Grand: In einem besetzten Land. Leutnant Heller und die Zensur in Frankreich 1940- 1944. Übers. Annette Lallemand-Rietkötter. Lübbe, Bergisch Gladbach 1985, ISBN 3-404-65066-2, S. 112
  4. Frank-Rutger Hausmann:"Auch im Krieg schweigen die Musen nicht". Die Deutschen Wissenschaftlichen Institute im Zweiten Weltkrieg. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001. ISBN 3-525-35357-X , S. 103
  5. 80 S. Die Pillenfirma verlegte auch mehrfach Ernst Jünger, die politischen Sympathien sind offensichtlich.