Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste

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Der Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (oder kurz FaMI) ist seit dem 3. Juni 1998 in Deutschland ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf.

Allgemeines

Es existieren fünf Fachrichtungen:

Ein Merkmal der Ausübung des Berufes der „Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste“ liegt in deren Mittlerfunktion in der „Informationsgesellschaft“, die sorgfältigen und verantwortungsbewussten Umgang mit Medien und Informationen erfordert. Die Grundlage hierfür bildet die sichere Handhabung und Nutzung technologischer wie organisatorischer Hilfsmittel.[1]

Sie sind damit befähigt, auf der Basis von Fachkompetenz Aufgaben zu analysieren, Lösungswege aufzuzeigen und die Ergebnisse zu präsentieren. Der Herausbildung einer bürger-/kundenorientierten Kommunikationsfähigkeit ist hierbei besonderes Gewicht beizumessen.[1]

Arbeitsorte und Einsatzgebiete

Mögliche Arbeitsorte sind Medien- und Pressearchive, Rundfunk und Fernsehen, Stadt- und Staatsarchive, Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken, Unternehmensbibliotheken, Informationsvermittler, Informations- und Dokumentationsstellen, Fachinformationszentren und andere Datenbankanbieter, Bildagenturen, Bildstellen, Museen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens, pharmazeutische Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Berufsausbildung

Die Ausbildung erfolgt dual und dauert drei Jahre. Es bestehen unter bestimmten Voraussetzungen Möglichkeiten zur Verkürzung der Ausbildungsdauer auf zweieinhalb oder zwei Jahre. Je nach Ausbildungsbetrieb (öffentlicher Dienst oder Privatwirtschaft) bilden Einrichtungen des Bundes bzw. der Länder (z.B. in NRW die Bezirksregierung Köln) oder die Industrie- und Handelskammern die zuständige Stelle nach dem BBiG. Der Berufsschulunterricht findet aufgrund der insgesamt geringen Zahl der Auszubildenden an einigen zentralen Stellen statt, die auf die Bundesländer verteilt sind, in Bayern z.B. an der städtischen Berufsschule für Medienberufe in München,[2] in Baden-Württemberg an der Hermann-Gundert-Schule in Calw,[3] in NRW an vier verschiedenen Standorten, u.a. am Joseph-DuMont-Berufskolleg in Köln[4] oder am Karl-Schiller-Berufskolleg in Dortmund. Für Personen, die bereits eine andere Ausbildung absolviert haben, besteht die Möglichkeit einer betrieblichen oder überbetrieblichen Umschulung, die zwei Jahre dauert.

Struktur der Auszubildenden

Der ursprünglich für Schüler mit mittlerem Bildungsabschluss (Mittlere Reife, Fachoberschulreife, mittlerer Schulabschluss (MSA)) konzipierte Ausbildungsgang wird in zunehmendem Maße von Abiturienten, Studienabbrechern und sogar von Hochschulabsolventen belegt. Dies führt in der Berufsschulausbildung häufig zu auffälligen Leistungsunterschieden zwischen den einzelnen Schülern. Bei den Höherqualifizierten stellt sich aufgrund der Ausbildungsinhalte, die sich der Konzeption entsprechend auf einem mittleren Niveau bewegen, teilweise das Gefühl einer Unterforderung ein, verbunden mit der Frustration über ein vergleichbar geringes Gehalt [5](Eingangsentgelt nach der Berufsausbildung ist im öffentlichen Dienst i.d.R. die Entgeltgruppe 5, was für einen ledigen Berufsanfänger bei Vollzeitbeschäftigung etwa 1300 € netto monatlich bedeutet; bei Teilzeitverträgen liegt das Gehalt entsprechend zum Teil deutlich darunter).

Zusammensetzung nach Fachrichtungen

Die fünf Fachrichtungen sind in unterschiedlichem Maße an der Gesamtzahl der Auszubildenden beteiligt. Nach wie vor entsteht durch den Umstand, dass etwa 75 % der Auszubildenden aus den Bibliotheken kommen, eine gewisse "Bibliothekslastigkeit" der Ausbildung an den Berufsschulen. An zweiter Stelle folgt mit etwa 10 % die Fachrichtung Archiv, etwa 8 % stellt die Fachrichtung Information & Dokumentation, nur etwa 5 % kommen aus dem Bereich der Medizinischen Dokumentation und nur eine verschwindend geringe Zahl von Auszubildenden stammt aus dem Bereich Bildagentur.

Ausbildungsschwerpunkte

Allgemeine Ausbildungsinhalte Nach Fachrichtung verschiedene Inhalte
  • Übernahme von Schriftgut und anderen Informationsträgern
  • Erschließung und „Benutzbarmachung“ von Informationsträgern
  • Erstellen von Findmitteln
  • Dokumentation
  • Technische Bearbeitung und Aufbewahrung
  • Erwerbung
  • Bearbeitung von Medien, Bestandspflege bzw. Bestandserhaltung
  • Benutzungsdienst und Informationsvermittlung
  • Verwaltung und Pflege von Datenspeichern
  • Informationsvermittlung und Informationsdienstleistungen
  • Bildvermittlung
  • Marketing
  • Strukturierung medizinischer Informationen
  • Statistik und Informationsdienstleistungen

Siehe auch: Archivar, Bibliothekar, Dokumentar

Weiterbildungsmöglichkeiten

Seit 2012 besteht nach abgeschlossener Ausbildung die Möglichkeit der Aufstiegsfortbildung zur/zum Fachwirt/-in für Informationsdienste. In NRW wird diese berufsbegleitende Fortbildung zum Geprüften Fachwirt [6] vom ZBIW – Zentrum für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung – der Fachhochschule Köln organisiert und durchgeführt. Die Fortbildungsprüfungen werden landesweit von einem Prüfungsausschuss der Bezirksregierung Köln abgenommen. Ebenso kommen Fachhochschulstudiengänge in Bibliothekswesen oder Informationswissenschaft zur beruflichen Weiterentwicklung in Frage. In Bayern ist mit Abitur und erfolgreichem Bestehen der Prüfung durch den LPA (Landespersonalausschuss) eine Ausbildung zum Diplombibliothekar möglich.

Arbeitsmarkt

Entgegen der (verbreiteten) Befürchtung (beispielsweise bei den Arbeitsagenturen), dass für die Absolventen kaum Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, sind die Aussichten, nach der Berufsausbildung einen festen Arbeitsplatz zu erlangen, gut bis sehr gut. Zwar gibt es in absoluten Zahlen tatsächlich wenig freie Stellen, die Anzahl der jährlichen Ausbildungsabschlüsse ist mit bundesweit etwa 500 allerdings ebenfalls gering, so dass ein relativ gutes Verhältnis entsteht. Etwa die Hälfte der Ausbildungsabsolventen werden von der Ausbildungseinrichtung übernommen (z.T. befristet), etwa ein Drittel wechselt zu einem anderen Arbeitgeber derselben Branche, das restliche Fünftel strebt eine fachfremde Tätigkeit, eine weitere Berufsausbildung oder ein Studium an.

Positive Effekte auf den Arbeitsmarkt haben aus der Sicht von Berufseinsteigern oder Arbeitsplatzwechslern u.a. folgende Faktoren:

  • Die Altersstruktur in Bibliotheken und Archiven ist nach der Professionalisierungwelle der 1960er/1970er Jahre so aufgebaut, dass relativ viele Fachkräfte aus Altersgründen aus dem Berufsleben ausscheiden und entsprechend Arbeitsplätze frei machen.
  • FaMIs verursachen für den Arbeitgeber deutlich weniger Personalausgaben als z.B. Archivare oder Bibliothekare. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen werden, trotz der geringeren beruflichen Qualifikation, z.T. aus finanziellen Gründen FaMIs gegenüber akademisch ausgebildetem Fachpersonal bevorzugt.
  • Besonders im Bibliotheksbereich ist der Anteil der weiblichen Beschäftigten mit etwa 80 % sehr hoch. Damit ist auch der Anteil der Beschäftigten, die zeitweilig oder dauerhaft vor Erreichen der Altersgrenze aus dem Beruf ausscheiden (z.B. in Zusammenhang mit der Kindererziehung) höher als in Berufen mit überwiegend männlichen Beschäftigten.

Ähnliche Ausbildungsgänge

Bibliothekssekretär, -inspektor, -referendar

In Schleswig-Holstein gibt es die Ausbildung zum Bibliothekssekretär. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und erfolgt im mittleren Bibliotheksdienst im Beamtenverhältnis auf Widerruf als Bibliothekssekretäranwärter/in. In Bayern führen Beamte je nach Qualifikationsebene die Bezeichnungen Bibliothekssekretär, Bibliotheksinspektor oder Bibliotheksreferendar.[7]

Im Rahmen der theoretischen Ausbildung besucht der Auszubildende jeweils einen bzw. zwei Monate zentrale Lehrgänge in einer entsprechenden Fachschule. Die praktische Ausbildung erfolgt in einer Bibliothek. Praxisbegleitender Unterricht sowie Praktika in anderen Bibliotheken runden die Ausbildung ab.

Assistent/in an Bibliotheken

Der Ausbildungsberuf des Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste löste am 3. Juni 1998 (Änderungsverordnung vom 15. März 2000) den zweijährigen Ausbildungsberuf Assistent/in an Bibliotheken ab.

im Ausland

Literatur

  • Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.): Erläuterungen zur Verordnung über die Berufsausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste / zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Archiv, in der Fachrichtung Bibliothek, in der Fachrichtung Information und Dokumentation, in der Fachrichtung Bildagentur, in der Fachrichtung Medizinische Dokumentation. 2., erw. Auflage. Bildung und Wissen, Nürnberg 2001, ISBN 3-8214-7123-9 (Erl. und Red.: Sabine Kahn u. a.; Berufsbildungsserie).
  • Gabriele Freudenberg: Berufsbild Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste. Aktueller Stand, praktische Umsetzung der Verordnung und theoretische Ausbildung. In: Georg Ruppelt (Hrsg.); Bundesvereinigung Dt. Bibliotheksverbände (Veranst.); Dt. Ges. für Informationswissenschaft und Informationspraxis (Veranst.): Information und Öffentlichkeit (90. Dt. Bibliothekartag in Leipzig, 20.-23. März 2000). Dinges & Frick, Wiesbaden 2000, ISBN 3-934997-03-1, S. 353–357
  • Claudia Hartmann; Sandra Schütte; Wiltraut Zick: Leitfaden FaMI-Ausbildung: die Planung und Durchführung der betrieblichen Ausbildung von Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Bibliothek. Bad Honnef: Bock+Herchen, 2011, ISBN 978-3-88347-273-7
  • Karin Holste-Flinspach: Anderthalb Jahre Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Eine Zwischenbilanz. Die Fachangestelltenausbildung in den einzelnen Bundesländern. In: BuB – Buch und Bibliothek. Band 52/2000, Nr. 2, S. 137–140.
  • Karin Holste-Flinspach, Hartmut Müller: "Fachrichtung Information und Dokumentation". Zum Ausbildungsberuf des/der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. DGI, Bielefeld 1999, ISBN 3-7639-2822-7 (Blätter zur Berufskunde).
  • Barbara Müller-Heiden: Fachangestellter / Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste. In: Information in Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft. DGI, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-925474-60-6, S. 301–310.
  • Sandra Schütte (Hrsg.) unter Mitarbeit von Wiltraut Zick: 10 Jahre FaMi – Ein Beruf emanzipiert sich!? Eine Festschrift. Bock + Herchen Verlag, Bad Honnef 2009, ISBN 978-3-88347-263-8 (Zahlreiche Autoren berichten aus unterschiedlichen Perspektiven über die Anfänge, Entwicklungen und Potenziale des Berufes.).
  • Reimann, Norbert; Nimz, Brigitta; Bockhorst, Wolfgang: Praktische Archivkunde. Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste Fachrichtung Archiv. Ardey Verlag, Münster 2004, ISBN 3-87023-255-2 (Lehrbuch und Begleiter für die Ausbildung im Fachbereich Archiv.).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Fachangestellter/Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 27. März 1998 i.d.F. vom 10. Dezember 1999), S. 6 auf kmk.org, (PDF; 54 kB)
  2. http://www.bsmedien.musin.de/index.php/berufe.html
  3. http://www.hgs-calw.de/index.php?page=bs-medien
  4. http://www.jdbk.de/index.php/berufsschule-besuchen/fa-medien-informationsdienste.html
  5. Hans-Jürgen Höötmann und Norbert Reimann: Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in der Fachrichtung Archiv in: Ausbildungsfibel – Archiv : Fachangestellt für Medien- und Informationsdienste. Greifswald 2005.
  6. Informationen zur berufsbegleitenden Fortbildung auf fh-koeln.de, (PDF; 259 kB), abgerufen am 16. Mai 2012.
  7. bzw. „-anwärter“ im Beamtenverhältnis auf Widerruf (§ 3 FachV-Bibl; PDF, 475 KB)