Feind hört mit

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Abb. 1: Schild „Vorsicht bei Gesprächen! Feind hört mit!“
Abb. 2: Reste eines Warnplakats 1945/46
Abb. 3: Kampagne des United States Office of War Information (OWI)
Abb. 4: Poster des OWI aus der Zeit 1941–1945
Abb. 5: Warnhinweis auf Funkstation der Schweizer Armee (Gerätemitte)

Feind hört mit! war eine innenpolitische Kampagne im Deutschen Reich vom 1. September 1939 bis Ende des Zweiten Weltkrieges zur Abwehr von Spionage und Sabotage und psychologische Kriegsführung gegen die Kommunikation in der Bevölkerung.

Vergleichbare Kampagnen wurden während des Krieges aber auch in den Vereinigten Staaten (siehe nebenstehende Abb. 4), der Sowjetunion und Großbritannien geführt.

Kampagne

Die zugehörige Propaganda suggerierte der Bevölkerung eine latente Bedrohungssituation und bot Lösungen an, wie damit umzugehen sei. Es gab dazu während des Krieges eine bekannte Plakat-Reihe mit dem „Feind hört mit-Schattenmann“, die wesentlich zu seiner Verbreitung beitrug. Darauf waren jeweils eine kleine Personengruppe zu sehen und im Hintergrund ein schräger schwarzer Schatten, der sie belauscht. Eine andere Abbildung stellt eine schnatternde Gans im Arbeitsanzug mit dem Titel „Schäm Dich, Schwätzer!“ dar. Zahlreiche Schilder an öffentlichen Fernsprechern warnten mit „Vorsicht bei Gesprächen! Feind hört mit!“.

Die Kampagne wurde über Printmedien wie Der Stürmer sowie über Kurzfilme und Wochenschauen, die als Vorfilm in Kinos gezeigt wurden, verbreitet. Hierbei wurden kurz skizzierte Situationen vorgestellt, in denen oft „deutsche Bürger“ (Identifikationsfiguren) mit als merkwürdig dargestellten Personen konfrontiert werden, die im Verlauf des Geschehens als „gefährlich“ oder „volksschädlich“ gebrandmarkt sind. Meist treten die Protagonisten diesen merkwürdigen Personen beherzt entgegen und es gelingt ihnen, sie aufzuhalten oder an ihren vermeintlich gefährlichen Absichten zu hindern. Einige der Produktionen sind so beschaffen, dass die Protagonisten als Geschädigte zurückbleiben. Aus ihrem Schaden sollte der Zuschauer lernen.

Literatur

Die Parole war aus dem Ersten Weltkrieg übernommen worden. 1930 veröffentlichte Hans Henning Grote den Sammelband „Vorsicht! Feind hört mit! Eine Geschichte der Weltkriegs- und Nachkriegsspionage“[1], der Band enthielt „über 150 photographische Aufnahmen auf Tafeln“ und wurde in den Folgejahren wiederholt aufgelegt, so 1937 im 38. Tausend, 1941 in einer durchgesehenen Auflage und 1943 in einer auf 80 Seiten verkürzten Ausgabe des Luftwaffenführungsstabs.

Film

Der Film „Achtung! Feind hört mit!“ wurde 1940 von der Terra Film von Arthur Maria Rabenalt gedreht, die Musik dazu kam von Franz Grothe, Rudi Schuricke sang „Schenk mir dein Lächeln, Maria“. Darsteller waren René Deltgen, Kirsten Heiberg, Lotte Koch, Michael Bohnen, Elsa Wagner, Josef Sieber, Claire Reigbert, Rudolf Schündler, Ernst Waldow, Karl Dannemann, Rolf Weih, Lola Müthel, fliegerisch tätig war Beate Uhse. Das Drehbuch kam von Kurt Heuser nach einer Idee von Georg C. Klaren.[2]

Funkamateure

Um die Übermittlung strategisch relevanter Informationen an den Gegner zu verhindern, wurden von der NS-Regierung im September 1939 neben der Warnkampagne auch private Funksender verboten: Alle Lizenzen der Deutschen Reichspost wurden für ungültig erklärt, die vorhandenen Geräte deutscher Funkamateure wurden ohne Entschädigung enteignet und eingezogen oder mussten beim Zustellpostamt abgeliefert werden. Von den 250 Ländern, die seinerzeit einen Amateurfunkdienst unterhielten, gingen 120 zur gleichen Zeit off air, einschließlich Großbritannien und Kanada. Die Vereinigten Staaten folgten im Juni 1940.

Subversive alliierte Funksende-Aktivitäten bestanden während des Krieges dennoch, durchgeführt von den geheimen Organisationen Office of the Coordinator of Information, Special Operations Executive und der Military Intelligence Division, die besonders in Frankreich, Norwegen, Italien, den Niederlanden, Jugoslawien, Algerien, Griechenland, Polen, Tschechoslowakei und der Ostmark aktiv waren, selten jedoch im „Altreich“. Für die Spionageabwehr solcher Aktivitäten war die Abwehr zuständig.

Literatur

  • Andreas Fleischer, „Feind hört mit!“ Propagandakampagnen des Zweiten Weltkrieges im Vergleich (= Imaginarium. Bd. 2). Lit, Münster u. a. 1994, ISBN 3-8258-2023-8.

Weblinks

Commons: Feind hört mit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Henning Freiherr Grote (Hrsg.): Vorsicht! Feind hört mit! Eine Geschichte der Weltkriegs- und Nachkriegsspionage. Neufeld & Henius, Berlin 1930.
  2. Achtung! Feind hört mit! bei IMDb